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Der letzte der Ungerechten
Filmdaten | |
---|---|
Deutscher Titel | Der letzte der Ungerechten |
Originaltitel | 'Le Dernier des injustes |
Produktionsland | Frankreich |
Originalsprache | Französisch |
Erscheinungsjahr | 2013 |
Länge | 220 min Minuten |
Stab | |
Regie | Claude Lanzmann |
Drehbuch | Claude Lanzmann |
Produktion | Thibault Mattei, Iris Wegscheider |
Kamera | Caroline Champetier |
Der letzte der Ungerechten (französischer Originaltitel: Le Dernier des injustes) ist ein 2013 von Claude Lanzmann fertiggestellter knapp vierstündiger Dokumentarfilm über die Person des Rabbiners Benjamin Murmelstein.
Murmelstein war einer der wichtigsten Funktionäre der Israelitischen Kultusgemeinde bzw. des als Zwangsorgan dann von den Nationalsozialisten eingerichteten Judenrats in Wien, der im Mai 1938 unter dem ähnlich klingenden Namen errichteten „Jüdische Gemeinde Wien“.
Er wurde auch der letzte der von den Nazis so genannten Judenältesten, nachdem er am 29. Januar 1943 ins deutsche Konzentrationslager Theresienstadt (meist unter dem beschönigenden Namen Theresienstädter Ghetto bekannt) deportiert worden war. Der Filmtitel geht auf Murmelstein zurück, der sich selbstironisch als "Der letzte der Ungerechten" bezeichnete.[1] Als Interviewpartner/Darsteller sind nur Benjamin Murmelstein und Claude Lanzmann zu sehen.
Grundlage dieser Dokumentation ist ein 1975 von Lanzmann mit Murmelstein in Rom geführtes Interview (über elf Stunden Dauer). Das dabei entstandene Filmmaterial verwendete Lanzmann jedoch nicht für seinen 1985 erschienenen Dokumentarfim „Shoah“.[2] Lanzmann möchte mit diesem Film den Ruf der umstrittenen Person Murmelsteins wieder herstellen, da bis heute unklar ist, inwiefern Murmelstein mit den Nationalsozialisten kollaborierte oder kooperieren musste. Murmelstein berichtet in dem Interview über seine Zeit und Wirken als Funktionär der Israelitischen Kultusgemeinde Wien und Judenältester im Ghetto Thereienstadt während der NS-Zeit. Dabei erzählt er von seinen erzwungenen Kontakten zum SS-Obersturmbannführer Eichmann.[3] „Claude Lanzmann ist ein gnadenlos präziser Interviewer, der keine leichten Erklärungen durchgehen lässt. Murmelstein hingegen ist ein rhetorisch brillanter Erzähler, der die Vorgeschichte der Judenvernichtung durch die Nazis mit vernebelnden Propagandacoups wie dem Plan der Ausreise der polnischen Juden nach Madagaskar ausbreitet und auch mit der Legende vom schlichten Bürokraten Eichmann aufräumt“.[4] Eichmann war zu dieser Zeit Leiter der beschönigend Auswanderungszentrale genannten NS-Institution, die vor allem das Eigentum der Ausreisewilligen konfiszierte und die Deportation der noch im Lande lebenden jüdischen Österreicher vorbereitete.
Zu den bereits 1975 aufgenommenen Interview-Sequenzen mit Murmelstein wurden zwischen Juli und November 2012 weitere Aufnahmen u. a. im heutigen Ghetto-Museum in Terezín gedreht, in denen Lanzmann auf die dort seinerzeit herrschenden inhumanen Lebensbedingungen und verübten Gräuel eingeht.[5]
2013 wurde der fast vierstündige Dokumentarfilm beim 66. Festival von Cannes außer Konkurrenz, d. h. nicht als Teil eines Wettbewerbs, gezeigt. Er steht vor dem Start in den Kinos.
Der Film wurde gefördert durch: Filminstitut, Filmfonds Wien, Centre national du cinéma et de l’image animée, Région Île de France unter der Fernsehbeteiligung von ORF (Film/Fernseh-Abkommen), Canal Plus, France Television, France 3 Cinéma, Cine +. Drehorte waren Wien, Tschechien, Polen und Israel. Der Dreh des neuen Materials fand von Juli bis November 2012 statt und die Dokumentation wurde im Frühjahr 2013 fertiggestellt[6]
Literatur
- Ronny Loewy, Katharina Rauschenberger (beide Herausgeber): "Der Letzte der Ungerechten": Der Judenälteste Benjamin Murmelstein in Filmen 1942-1975. Wissenschaftliche Reihe des Fritz Bauer Instituts, Campus Verlag, F/M, 2011, 208 Seiten. ISBN 978-3593394916 (Das Buch behandelt nicht diese Filmfassung Lanzmanns)
Weblinks
- Le dernier des injustes (2013) in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Murmelstein, Dr. Benjamin Das Theresienstadt-Lexikon
- Ausschnitte aus dem 11stündigen Interview Lanzmanns mit Murmelstein von 1975 über seine Funktion 1938-45 bei USHMM.
- Dokumente zu Benjamin Murmelstein in den Sammlungen des Jüdischen Museums in Prag.
Rezensionen
- Jacques Mandelbaum: Rezension in Le Monde vom 21.5. (frz)
- Josef Schnelle: Der letzte Judenälteste von Theresienstadt "Der letzte der Ungerechten" von Claude Lanzmann bei den Filmfestspielen in Cannes. Für dradio.de, 22. 5. 13
- Alexandra Seibel: Standing Ovations für Claude Lanzmann. In kurier.at vom 22. 05. 2013
- Rüdiger Suchsland: Überleben ist alles. In Jüdische Allgemeine vom 23. 05. 2013
Einzelnachweise
- ↑ Josef Schnelle: Der letzte Judenälteste von Theresienstadt "Der letzte der Ungerechten" von Claude Lanzmann bei den Filmfestspielen in Cannes. auf dradio.de, 22. Mai 2013
- ↑ Der letzte der Ungerechten – Benjamin Murmelstein, gefilmt von Claude Lanzmann (pdf; 95 kB)
- ↑ Rehabilitation Murmelstein. Claude Lanzmanns "Der letzte der Ungerechten" auf http://www.3sat.de
- ↑ Zitiert bei: Josef Schnelle: Der letzte Judenälteste von Theresienstadt "Der letzte der Ungerechten" von Claude Lanzmann bei den Filmfestspielen in Cannes. auf dradio.de, 22. Mai 2013
- ↑ Josef Schnelle: Der letzte Judenälteste von Theresienstadt "Der letzte der Ungerechten" von Claude Lanzmann bei den Filmfestspielen in Cannes. auf dradio.de, 22. Mai 2013
- ↑ filminstitut.at, eingesehen 22. Mai 2013
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Der letzte der Ungerechten aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |