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Deutsches Altstädter Gymnasium

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Deutsches Altstädter Gymnasium
Prague Palace Kinsky PC.jpg
Schulform Realgymnasium (1872–1879, 1911–1918), Gymnasium (1879–1911)
Gründung 1872
Ort Prag, Königreich Böhmen, Österreichisch-Ungarische Monarchie
Leitung Anton Frank (bis etwa 1911), Hugo Ostermann (um 1911–um 1918)

Das Deutsche Altstädter Gymnasium (offiziell Staats-Gymnasium in Prag Altstadt mit deutscher Unterrichtssprache, und ähnlich) war von 1872 bis 1919 ein Gymnasium in der Prager Altstadt.

Geschichte

1872 wurde das Deutsche Staats-Realgymnasium in Prag Kleinseite gegründet. Im ersten Schuljahr wurden 69 Schüler zugelassen, so dass zwei Parallelklassen gebildet werden mussten.[1] 1874 erfolgte der Umzug in die Räume des Lehrerinnenseminars in der Altstadt. 1879 wurde es in ein Gymnasium umgewandelt. 1883 befand es sich am Franzensquai/Františkovo nábřeží 8,[2] seit den frühen 1890er Jahren im Hinterhaus des Kinsky-Palais am Altstädter Markt, in den beiden oberen Stockwerken. 1911 wurde es wieder zu einem Realgymnasium herabgestuft (ohne obligatorische alte Sprachen Latein und Griechisch).[3]

Nach der Gründung der Tschechoslowakei wurde es um 1919 offenbar geschlossen.[4]

Strukturen

Franz Kafka, um 1898

Die Unterrichtssprache war deutsch. Die meisten Schüler kamen aus deutschsprachigen Familien, oft von Beamten oder mittleren Selbstständigen, die überwiegende Mehrheit Juden (1893 30 von 39).[5][6] Das Gymnasium war aber offiziell österreichisch-monarchistisch ausgerichtet. Die Unterrichtsfächer waren katholische, evangelische oder jüdische Religion, deutsche, lateinische und griechische Sprachen, Geographie und Geschichte, Mathematik, Physik, Naturgeschichte und Philosophie. Wahlfächer waren Gesang, Zeichnen, Turnen, sowie tschechische und französische Sprache.[7]

Das Altstädter Gymnasium galt als strengstes der deutschsprachigen Gymnasien in Prag.[8] Der Unterricht stellte hohe Anforderungen an die Schüler, die bei Franz Kafka als starker psychischer Druck mit kontinuierlichen Unvollkommenheitsängsten empfunden wurde und in den Gerichtsszenen mehrerer seiner Werke einen intensiven literarischen Ausdruck fanden.[9]

Persönlichkeiten

Schüler

Der bekannteste Schüler war Franz Kafka (1893–1901), in seiner Klasse waren Hugo Bergmann, Oskar Pollak, Paul Kisch (der Bruder von Egon Erwin Kisch), Emil Utitz und Ewald Felix Příbram, in einer anderen zu dieser Zeit Felix Weltsch.[10] Aus deren Schulzeit gibt es einige detaillierte Erinnerungen. Weitere Schüler waren Ernst Deutsch (?), František R. Kraus und Wolfgang Josef Pauli.

Lehrer

Der Klassenlehrer (Ordinarius) von Kafka war Dr. phil. Emil Gschwindt, der mit seinem Philosophieunterricht Einfluss auf das Weltbild seiner Schüler nahm.[11]

Literatur

  • Ingrid Stöhr: Zweisprachigkeit in Böhmen. Deutsche Volksschulen und Gymnasien im Prag der Kafka-Zeit. Böhlau, Köln/Weimar/Wien 2010. S. 257f., mit Geschichte bis 1900
  • Jahresberichte des Staats-Gymnasiums, 1873–1918 Digitalisate 1873–1879, 1897–1911, 1912–1915
  • Hof- und Staatshandbuch der Österreich-Ungarischen Monarchie, 1881–1918 (Königreich Böhmen, Gymnasien), mit allen Lehrern

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Stöhr, S. 257f., nach Erster Jahresbericht für das K. K. Deutsche Staats-Realgymnasium in Prag, 1873, S. 5
  2. Adresář hlavního města Prahy, 1884, III, s. 248, mit Adresse und Lehrern
  3. Hof- und Staatshandbuch der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, 1918, S. 849, letzter Eintrag zu den Prager Gymnasien in der k.k.-Zeit
  4. Adresář hlávniho města Prahy, 1924, s. 122f., ohne Erwähnung, auch nicht mehr in späteren Ausgaben
  5. Peter-André Alt: Franz Kafka. Der ewige Sohn. Eine Biographie. 2002, S. 74; zum sozialen Umfeld des Gymnasiums; vgl. auch S. 74–98 über Franz Kafkas Schulzeit
  6. Das Gymnasium Franz Kafkas Prag to go, mit einigen Details zu dieser Zeit, (und Angabe 30 von 39)
  7. Ingrid Stöhr, Zweisprachigkeit in Böhmen, S. 392, gibt an, dass in den 1890er Jahren auch von den wenigen tschechischen Schülern nur einzelne den Tschechischunterricht besuchten (1891/92 2 von 9)
  8. Stöhr, S. 257; nach einem Zitat von Max Brod
  9. Peter André Alt: Franz Kafka, 2005, S. 75; vgl. auch die folgenden Seiten
  10. Peter-André Alt: Franz Kafka, 2005, S. 89, mit Klassenfoto
  11. Alt, Kafka, S. 95, u. ö.
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