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Deutsches Martyrologium des 20. Jahrhunderts
Das Deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts wird von Helmut Moll im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz herausgegeben. Es ist ein Verzeichnis von Märtyrern, die während der Diktaturen des 20. Jahrhunderts im Bekenntnis für den Glauben ihr Leben verloren. Seit der 6. erweiterten und neu strukturierten Auflage 2015 umfasst das zweibändige Werk 876 Personen, deren Lebensbilder von 160 verschiedenen Fachleuten erarbeitet wurden.
Geschichtliche Entwicklung
Im Jahr 1994 schrieb Papst Johannes Paul II. im Apostolischen Schreiben Tertio millennio adveniente zur Vorbereitung auf die Feier des großen Jubiläums im Jahr 2000:
„In unserem Jahrhundert sind die Märtyrer zurückgekehrt, häufig unbekannt, gleichsam ‚unbekannte Soldaten‘ der großen Sache Gottes. Soweit als möglich dürfen ihre Zeugnisse in der Kirche nicht verloren gehen. Wie beim Konsistorium empfohlen wurde, muß von den Ortskirchen alles unternommen werden, um durch das Anlegen der notwendigen Dokumentation nicht die Erinnerung zu verlieren an diejenigen, die das Martyrium erlitten haben. (Nr. 37)“
Die Deutsche Bischofskonferenz betraute mit dieser Aufgabe den Kölner Diözesanpriester und Historiker Helmut Moll, der durch seine Arbeit als Konsultor für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse mit der Materie vertraut war. Kardinal Joachim Meisner, Vorsitzender der Liturgiekommission der Deutschen Bischofskonferenz, veranlasste die Bereitstellung eines Verantwortlichen für diesen Projekt aus jedem deutschen Bistum. Moll gewann dazu Verantwortliche aus Ordensgemeinschaften, katholischen Verbänden und anderen Bewegungen; insgesamt trugen 160 Fachleute mit der Erstellung der Lebensbilder zu dem Gesamtwerk bei. Moll oblag vor allem die Koordination und wissenschaftliche Prüfung der Beiträge, die von Historikern geleistet wurde. Im Jahr 1999 wurde das Werk in seiner ersten Auflage durch Kardinal Lehmann als Vorsitzendem der Deutschen Bischofskonferenz und Prälat Moll in Rom im Rahmen einer Audienz Papst Johannes Paul II. übergeben. Johannes Paul II. würdigte die Märtyrer des 20. Jahrhunderts und ihre Bedeutung für die Kirche in einer ökumenischen Feier, die am 7. Mai 2000 im Kolosseum stattfand.
Aufnahmekriterien
Die Lehre der katholischen Kirche hat im Laufe ihrer Geschichte die Kriterien entwickelt und definiert, nach denen eine Person als Märtyrer in das Verzeichnis aufgenommen werden kann. Der Bezugspunkt des Martyriums ist Jesus Christus selbst, der „treue Zeuge“, der „uns durch sein Blut von unseren Sünden erlöst hat“ (Offb 1,5 EU). Auf der Grundlage der Heiligen Schrift und des kirchlichen Lehramtes sind die drei Kriterien verbindlich, die Papst Benedikt XIV. (1740–1758) zusammengestellt hat und das Martyrium bestimmen:
- die Tatsache des gewaltsamen Todes (martyrium materialiter)
- das Motiv des Glaubens- und Kirchenhasses bei den Verfolgern (martyrium formaliter ex parte tyranni)
- die bewusste innere Annahme des Willens Gottes trotz Lebensbedrohung (martyrium formaliter ex parte victimae)
Die Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse hat diese Kriterien bis in die Gegenwart zum Maßstab der erforderlichen Prüfungen erhoben. Die Erfüllung aller drei Kriterien wurde bei jeder Person gewissenhaft geprüft. Selbst die Zweifelhaftigkeit eines Kriteriums bei gleichzeitiger Erfüllung der anderen beiden Merkmale führten zur Nichtaufnahme der Person. Im Laufe der Arbeiten zeigte sich, dass das Vorliegen der Kriterien sich nie formal, beispielsweise in der Formulierung von Anklagepunkten fand, sondern sich immer im Gesamtzusammenhang des Lebens und der Lebensmotive des Einzelnen erschloss. Die Lebensbilder des Martyrologiums haben zum Ziel, das Leben der Zeugen im Licht dieser drei Kriterien erscheinen zu lassen.
Gliederung des Martyrologiums
Die Lebensbilder der Glaubenszeugen wurden in vier Bereiche gegliedert:
- Glaubenszeugen aus der Zeit des Nationalsozialismus (411 Märtyrer – gegliedert nach Bistümern, Jurisdiktionsgebieten der Visitatoren und Ordensgemeinschaften)
- Glaubenszeugen aus der Zeit des Kommunismus (169 Märtyrer – regional gegliedert)
- Reinheitsmartyrien (113 Märtyrer – Ordensfrauen, Jungfrauen, heilige Frauen und deren Beschützer)
- Glaubenszeugen aus den Missionsgebieten (183 Märtyrer – in chronologischer Folge)
Ökumenische Dimension
Papst Johannes Paul II. weist in seinem Apostolischen Schreiben Novo millennio adveniente ausdrücklich auf die ökumenische Dimension der Märtyrer hin (Nr. 37):
„Das Zeugnis für Christus bis hin zum Blutvergießen ist zum gemeinsamen Erbe von Katholiken, Orthodoxen, Anglikanern und Protestanten geworden, wie schon Paul VI. in der Homilie bei der Heiligsprechung der Märtyrer von Uganda betonte. […] Wie beim Konsistorium empfohlen wurde, muß von den Ortskirchen alles unternommen werden, um durch das Anlegen der notwendigen Dokumentation nicht die Erinnerung zu verlieren an diejenigen, die das Martyrium erlitten haben. Dies sollte auch einen ökumenischen Zug haben. Der Ökumenismus der Heiligen, der Märtyrer, ist vielleicht am überzeugendsten. Die communio sanctorum, Gemeinschaft der Heiligen, spricht mit lauterer Stimme als die Urheber von Spaltungen.“
So hat das deutsche Martyrologium auch die Personen gewürdigt, die in ökumenischen Widerstandsgruppen eingebunden oder in Freundschaft miteinander verbunden waren.
Weblinks
- Pressemeldung der dbk: Deutsches Martyrologium in sechster Auflage erschienen abgerufen am 24. März 2015
Fußnoten
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Deutsches Martyrologium des 20. Jahrhunderts aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |