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Didache
Die Didache (griechisch Διδαχὴ τῶν δώδεκα ἀποστόλων Didachē` tôn dṓdeka apostólōn „Lehre der zwölf Apostel“, lateinisch Doctrina duodecim apostolorum) – auch Die Lehre des Herrn durch die zwölf Apostel für die Heiden genannt – ist eine frühchristliche Schrift (ca. 150-180, nach anderen Angaben 80-100 n. Chr.), die von verschiedenen unbekannten Autoren wahrscheinlich in Syrien verfasst wurde. Die beiden Titel der Schrift dürften spätere Hinzufügungen sein. Es ist die wohl früheste Kirchenordnung der Christenheit. Lange Zeit wurde sie unter die kanonischen Schriften gezählt – erst Eusebius von Caesarea zählte sie unter die unechten Schriften. Sie wurde erst 1873 von Philotheos Bryennios in einer Klosterbibliothek in Konstantinopel (Istanbul) im Codex Hierosolymitanus, einer im 11. Jahrhundert niedergeschriebenen Sammelhandschrift echter und unechter altchristlicher Texte, wiederentdeckt und hat seither große Bedeutung für die theologische Forschung erlangt. Bis heute sind keine weiteren Handschriften der Didache bekannt geworden, so dass die Authentizität des uns heute vorliegenden Textes nur aufgrund innerer Kriterien beurteilt werden kann. Die im Text aufscheinenden sehr primitiven Gemeindeverhältnisse und der fehlende Bezug zu späteren theologischen Streitfragen gelten allgemein als Beleg dafür, dass der Text in der Handschrift im Wesentlichen unverändert vorliegt.
Als Didache bezeichnet man allgemein auch die Belehrung der Gläubigen nach der Taufe, im Gegensatz zum Kerygma, der Belehrung der Katechumenen vor der Taufe.
Gliederung
Das Werk ist in 16 Kapitel mit jeweils drei Teilen und einer conclusio aufgeteilt.
- Kapitel 1-6: Überblick über christliche Sittenlehre in zwei Wegen: Weg des Lebens und des Todes
- Kapitel 7-10: Sakramentenliturgie (Taufe, Eucharistie, Fasten, Beten, Salbungen)
- Kapitel 11-15: disziplinäre Anweisungen, Kirchenordnung (Wanderlehrer, Propheten, Gottesdienst, Gemeindewahlen)
- Kapitel 16: Schlusskapitel: Eschatologie
Einige Wissenschaftler halten das plötzliche Abbrechen des letzten Kapitels ohne Schlussformel für ein Zeichen, dass der echte Schluss der Schrift verlorenging; diese Auffassung wird aber nicht allgemein vertreten.
Inhalt
Das Werk ist eine kurze Zusammenfassung der katholischen Lehre mit liturgischen und disziplinären Anweisungen. Es enthält vor allem das, was die Katechumenen vor der Taufe wissen mussten. In kurzen Aussagen wird nach Art einer Gemeindeordnung das richtige katholische (= allgemein gültige, richtige) Verhalten dargelegt. Systematisch werden einzelne Themengebiete behandelt, die vielfach auch heute noch für unterschiedliche Diskussionen Relevanz besitzen.
Textbeispiele
Beispielsweise zur Abtreibung:
- Kapitel 2.1: Du sollst nicht töten, du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht Knaben schänden, du sollst nicht huren, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht Zauberei treiben, du sollst nicht Gift mischen, du sollst nicht ein Kind durch Abtreibung morden, und du sollst das Neugeborene nicht töten.
Hinsichtlich des Sündenbekentnisses und der Eucharistie:
- Kapitel 9.5: Niemand aber soll essen und auch nicht trinken von eurer Eucharistie als die, die getauft worden sind auf den Namen des Herrn. Denn auch darüber hat der Herr gesprochen: Gebt nicht das Heilige den Hunden.
- Kapitel 14.1: An jedem Herrentage, wenn ihr zusammenkommt, brecht das Brot und sagt Dank, nachdem ihr zuvor eure Verfehlungen bekannt habt, damit euer Opfer rein sei.
Auffallend ist, dass der Verfasser in der Belehrung über die rechte Eucharistiefeier dreimal das Wort Opfer zur Umschreibung für den gewöhnlichen Begriff Eucharistie benutzt:
Am Tage des Herrn versammelt euch, brechet das Brot und saget Dank, nachdem ihr zuvor eure Sünden bekannt habet, damit euer Opfer rein sei. Jeder aber, der mit seinem Freunde einen Streit hat, soll sich nicht bei euch einfinden, bis sie versöhnt sind, damit euer Opfer nicht entweiht werde. Denn so lautet der Ausspruch des Herrn: „An jedem Ort und zu jeder Zeit soll man mir darbringen ein reines Opfer, weil ich ein großer König bin, spricht der Herr, und mein Name wunderbar ist bei den Völkern.“ (14, 1-3)
Bis heute wird die Feier der Eucharistie in der römisch-katholischen Kirche als das Messopfer verstanden.
Es wird sich mehrfach (8,2; 11,3; 15,3.4) auf „das Evangelium“ berufen, ohne Hinweis auf einen Autor. Dabei handelt es sich vermutlich um das Matthäus-Evangelium[1].
Anmerkungen
- ↑ Klaus Wengst: Didache(Apostellehre), Barnabasbrief, Zweiter Klemensbrief, Schrift an Diogent, SUCII, Darmstadt Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1984, 25ff.
Ausgaben
- Didache oder die Apostellehre. Übersetzt von Franz Zeller; in: Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Bd. 35. München 1918 Online-Ausgabe
- Didache (Apostellehre). Übersetzt von Klaus Wengst; in: Schriften des Urchristentums. Kösel, München 1984, ISBN 3-466-20252-3
- Didache/Zwölf-Apostel-Lehre (Fontes Christiani Bd. 1). Griechisch und deutsch, übersetzt von Georg Schöllgen. Herder, Freiburg im Breisgau 1991, ISBN 3-451-22101-2
Literatur
- Adolf Jülicher: Didache. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band V,1, Stuttgart 1903, Sp. 392–394.
- André Tuilier: Didache. In: Theologische Realenzyklopädie 8 (1981), S. 731-736
- Kurt Niederwimmer: Die Didache. KAV 1. Göttingen 1993 ISBN 3-525-51677-0
- Robert A. Kraft: The Apostolic Fathers, Bd. 3, Barnabas and the Didache, hg. Robert Grant, New York: Thomas Nelson and Sons 1965, aktualisierte Onlineausgabe
- Ferdinand R. Prostmeier: Unterscheidendes Handeln. Fasten und Taufen gemäß Did 7,4 und 8,1. In: ΦΙΛΟΦΡΟΝΗΣΙΣ. Grazer Theologische Studien, Bd. 19, hrsg. v. Johannes B. Bauer. Verlag des Instituts für Ökumenische Theologie und Patrologie an der Universität Graz: Graz 1995, 55–75.
Weblinks
- Kurze Einleitung
- Deutscher Text
- Griechischer Text
- Vertonung
- Huub van de Sandt: Die Didache. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart 2006 ff.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Didache aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |