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Die Tante Jolesch
Die Tante Jolesch oder 'Der Untergang des Abendlandes in Anekdoten' ist ein 1975 veröffentlichtes Buch des österreichischen Schriftstellers Friedrich Torberg.
Das Buch ist eine Sammlung von zum großen Teil selbst erlebten Anekdoten aus dem jüdischen Leben der Zwischenkriegszeit in Wien, Prag, oder anderen Gefilden der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie. Es treten bekannte Persönlichkeiten wie Ferenc Molnár, Anton Kuh, Egon Erwin Kisch, Leo Perutz, Alfred Polgar, Alfred Adler und Otto Soyka auf, aber auch Friseure, Kellner, der skurrile Rechtsanwalt Hugo Sperber, die Redakteure des Prager Tagblatts und eine Reihe Verwandter und Bekannter des Autors – darunter vor allem die namensgebende Tante Jolesch.
Es ist, wie Torberg im Geleitwort schreibt, „… ein Buch der Wehmut. Es schöpft aus dem Erinnerungsbrunnen, den ich noch gekannt habe“. Bei aller Wehmut zeigt es dem Leser die Welt des jüdischen Bürgertums in sehr humorvoller Weise und mit viel Sprachwitz. Die Geschichten und Anekdoten gipfeln oft in einer Pointe, manchmal beleuchten sie auch bloß die Lebensweise der Handelnden anhand von Aphorismen und Lebensweisheiten.
Zu den meist zitierten Sätzen zählen die Aussagen der Tante Jolesch selbst. Schon auf den ersten Seiten wird sie vorgestellt, indem Torberg von ihrem Neffen Franz erzählt, der einen Bericht über einen zuvor erlebten Autounfall mit den Worten „Noch ein Glück, daß ich mit dem Wagen nicht auf die Gegenfahrbahn gerutscht bin, sondern ans Brückengeländer“ beendet hatte. Die Tante Jolesch kommentiert das, wie stets mit wenigen aber umso prägnanteren Worten: „Gott soll einen hüten vor allem, was noch ein Glück ist“. Eine andere sehr bekannte Weisheit der Tante Jolesch ist: „Was ein Mann schöner is wie ein Aff, is ein Luxus.“ Wieder eine andere, dem beim Kartenspiel geneppten Neffen zugedachte: „Du sollst nicht spielen Karten mit einem der spielt Karten mit einem wie Dir.“
Der Titel des ersten Buchs bezieht sich ironisch auf Oswald Spenglers kulturphilosophisches Werk Der Untergang des Abendlandes. Ein Nachfolgeband, Die Erben der Tante Jolesch, erschien 1978. Den von Torberg bereits „angedachten“ dritten Band schuf er nicht mehr selbst, doch schrieb sein langjähriger Freund Georg Markus etwas Adäquates (→ Literatur).
Literatur
- Friedrich Torberg: Die Tante Jolesch oder Der Untergang des Abendlandes in Anekdoten. (Ersterscheinung: 1975). Dtv, München 2004, ISBN 3-423-01266-8
- Friedrich Torberg: Die Tante Jolesch oder Der Untergang des Abendlandes in Anekdoten. Ein Hörbuch. Langen Müller Audio Books 2004, ISBN 3-7844-4040-1 (2 CDs)
- Friedrich Torberg: Die Erben der Tante Jolesch (Ersterscheinung: 1978). Dtv, München 1996. ISBN 3-7844-1693-4
- Georg Markus: Die Enkel der Tante Jolesch. Amalthea 2001. ISBN 3-423-20837-6
Weblinks
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Die Tante Jolesch aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |