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Die Vogelhochzeit
Das Lied Die Vogelhochzeit gehört zu den bekanntesten deutschen Volksliedern. Es handelt von der Vermählung einer männlichen Drossel mit einer weiblichen Amsel.
Überlieferungsgeschichte
Der Text der Vogelhochzeit ist bereits im Wienhäuser Liederbuch überliefert, dessen Entstehungszeit auf etwa 1470 datiert wird. Ein um 1530 in Nürnberg gedrucktes „fliegendes Blatt“ sowie ein weiterer, 1613 vermutlich in Basel hergestellter Druck zeugen von der Verbreitung des Liedes in der Frühen Neuzeit. Seit Anfang des 17. Jahrhunderts bis ins 19. Jahrhundert hinein war das Lied auf verschiedene Melodien verbreitet.[1] Die heute übliche Melodie wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Schlesien in der Gegend von Bunzlau und Haynau aufgezeichnet.[2]
In seiner 1778 erschienenen Sammlung (die heute unter dem Titel Stimmen der Völker in Liedern bekannt ist) gibt Johann Gottfried Herder das „wendisches Spottlied“ Die lustige Hochzeit wieder, das von Goethe wörtlich in seinem 1789 verfassten Singspiel Die Fischerin übernommen wird.[3]
Melodie
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Zum Text
Der Liedtext mag im Widerspruch zur biologischen Systematik stehen, in der die Amsel zur Familie der Drosseln gezählt wird. Es kann allerdings davon ausgegangen werden, dass mit „Drossel“ in diesem Lied ein Vogel gemeint ist, der „Drossel“ als Bestandteil seines Namens, z. B. „Spottdrossel“, „Singdrossel“, „Misteldrossel“ usw. trägt.[4] Hier kommt freilich nur die Singdrossel in Frage. Einer Hochzeit zwischen Amsel und Drossel stünde somit nichts im Wege. Fraglich bleibt allerdings weiterhin, wer das „Drosselein“ ist, das die Braut ins Kämmerlein führt. Nach der derzeit herrschenden Meinung[5] dürfte es sich um den jüngeren Bruder der Braut handeln. Die kurzen Strophen beschreiben das Verhalten der Hochzeitsgäste, von denen jeder einer anderen Vogelart angehört. Auch die den Feierlichkeiten folgende Hochzeitsnacht wird in einigen Versionen des Textes angedeutet.
Form und Inhalt des Liedes laden in ihrer Einfachheit dazu ein, selbst neue Strophen zu bilden. Dazu trägt nicht zuletzt auch das unorthodoxe Verständnis der Reimkunst bei, das sich in allen Versionen des überlieferten Textes findet: Damit sie sich auf „Musikanten“ reimen, werden zum Beispiel die „Enten“ mundartlich als „Anten“ benannt. Typisch für derartige Neuschöpfungen unter Kindern, die regional unterschiedlich relativ stark verbreitet sind, ist oftmals eine derbe, leicht vulgäre Sprache. Neuschöpfungen wie Die Eule, die Eule, die hat am Arsch 'ne Beule. gehören dabei noch zu den harmloseren Varianten.
Der Text:
Ein Vogel wollte Hochzeit machen
in dem grünen Walde.
Refrain:
Fidirallala, fidirallala,
fidirallalalala.
Die Drossel war der Bräutigam,
die Amsel war die Braute.
Der Sperber, der Sperber,
der war der Hochzeitswerber.
Der Stare, der Stare,
der flocht der Braut die Haare.
Die Gänse und die Anten,
die war’n die Musikanten.
Der Spatz, der kocht das Hochzeitsmahl,
verzehrt die schönsten Bissen all.
Der Uhu, der Uhu,
der bringt der Braut die Hochzeitsschuh’.
Der Kuckuck schreit, der Kuckuck schreit,
er bringt der Braut das Hochzeitskleid.
Der Seidenschwanz, der Seidenschwanz,
der bracht’ der Braut den Hochzeitskranz.
Der Sperling, der Sperling,
der bringt der Braut den Trauring.
Die Taube, die Taube,
die bringt der Braut die Haube.
Der Wiedehopf, der Wiedehopf,
der bringt der Braut nen Blumentopf.
Die Lerche, die Lerche,
die führt die Braut zur Kerche.
Brautmutter war die Eule,
nahm Abschied mit Geheule.
Der Auerhahn, der Auerhahn,
der war der stolze Herr Kaplan.
Die Meise, die Meise,
die singt das Kyrie eleise.
Die Puten, die Puten,
die machten breite Schnuten.
Der Pfau mit seinem bunten Schwanz
macht mit der Braut den ersten Tanz.
Die Schnepfe, die Schnepfe,
setzt auf den Tisch die Näpfe.
Die Finken, die Finken,
die gaben der Braut zu trinken.
Der lange Specht, der lange Specht,
der macht der Braut das Bett zurecht.
Das Drosselein, das Drosselein,
das führt die Braut ins Kämmerlein.
Der Uhu, der Uhu
der macht die Fensterläden zu
Der Hahn, der krähet: „Gute Nacht“,
nun wird die Kammer zugemacht.
Die Vogelhochzeit ist nun aus,
die Vögel fliegen all’ nach Haus.
Das Käuzchen bläst die Lichter aus
und alle ziehn vergnügt nach Haus.
Bearbeitungen
Verschiedene Komponisten haben das Volkslied als Ausgangsmaterial für Bearbeitungen benutzt: Dieter Wellmann, Helge Schneider u. a. So hat etwa Wellmann 24 „Chorvariationen für gemischten Chor in musikgeschichtlicher Stilfolge“ – à la Buxtehude, Bach, Mozart, Beethoven, Silcher, Schubert, Johann Strauss, Brahms, Wagner, Distler, Orff, Schönberg u. a. – komponiert.
Den gleichen Titel wie das Volkslied trägt ein 1977 entstandenes und 1990 im Fernsehen uraufgeführtes Singspiel des Sängers Rolf Zuckowski.
Siehe auch
- Vogelhochzeit (Fest)
Literatur
- Ludwig Erk, Franz Magnus Böhme (Hrsg.): Deutscher Liederhort. 1. Band. Breitkopf und Härtel, Leipzig 1893, S. 510–517 (Digitalisat).
Weblinks
- Die Vogelhochzeit in MP3 – Strophenauswahl und ein Bewegungsrefrain.
- Ein Vogel wollte Hochzeit machen im Liederprojekt von Carus-Verlag und SWR2
- Hoffmann von Fallersleben - Die Vogelhochzeit – Noten und Liedtext; aus: Alojado Lieder-Archiv (abgerufen: 5. Januar 2015)
- Dieter Wellmann: Die Vogelhochzeit (für gemischten Chor). Chorvariationen in musikgeschichtlicher Stilfolge nach der bekannten Vogelhochzeit-Volksweise
- Vogelhochzeit - Produktionen von Rolf Zuckowski
Einzelnachweise
- ↑ Ludwig Erk, Franz Magnus Böhme (Hrsg.): Deutscher Liederhort. 1. Band. Breitkopf und Härtel, Leipzig 1893, S. 510–517 (Digitalisat).
- ↑ August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, Ernst Heinrich Leopold Richter: Schlesische Volkslieder mit Melodien. Aus dem Munde des Volks gesammelt. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1842, S. 72 f. (Digitalisat).
- ↑ Alle Angaben zur Überlieferungsgeschichte nach Ingeborg Weber-Kellermann: Das Buch der Kinderlieder, Atlantis-Schott, Mainz 1997, ISBN 3-254-08370-9, S. 102 f.
- ↑ Hugo Suolahti: Die deutschen Vogelnamen. Eine wortgeschichtliche Untersuchung. Straßburg 1909, S. 51–68.
- ↑ Hugo Suolahti, S. 72.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Die Vogelhochzeit aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |