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Diskussion:Don Francisco (Fernsehmoderator)
tachles 21.9.2015:
Abschied von Don Francisco
Am Samstag strahlte der US-Sender «Univision» zum letzten Mal «Sábado Gigante» aus, die erfolgreichste Variety-Show der Fernsehgeschichte. Moderator Don Francisco heisst eigentlich Mario Kreutzberger und ist der Sohn deutsch-jüdische Nazi-Flüchtlinge in Chile.
Präsident Barack Obama und seine Frau Michelle erwiesen Don Francisco per Video ebenso die Ehre, wie Hillary Clinton und zahlreiche Stars der lateinamerikanischen Musik von Gloria Estefan über Enrique Iglesias bis Shakira: Am Samstagabend ging nach 53 Jahren zum letzten Mal «Sábado Gigante» über die Bildschirme in den USA, Lateinamerika, aber auch Spanien.
«Sábado Gigante» knüpfte an die Varieté-Tradition des frühen 20. Jahrhunderts an und zog bis zu 100 Millionen Zuschauer in 42 Ländern an. Seit dem Start in Chile 1962 fungiert Mario Kreutzberger unter dem Künstlernamen «Don Francisco» als Showmaster. Er hat in all diesen Jahren nur eine einzige Woche freigenommen. Das war 1974, nach dem Tod seiner Mutter Anna Blumenfeld. Die Sendung wurde seit 1986 von dem Sender Univision in Miami produziert.
Als Don Franciscos hatte der Entertainer stets ein Augenzwinkern bereit und wirkte wie ein Dynamo, der besonders in der Nähe weiblicher Gäste zu Hochform auflief. «Sábado Gigante» bediente chauvinistische Klischees als Teil einer quirligen Mixtur aus Gags, Musikeinlagen, Quiz-Elementen und akrobatischen Kunststückchen. Zuletzt war der Show ihr Alter anzusehen und allmählich alterte auch das Publikum. Dies machte den Quotenhit zunehmend uninteressant für die Werbewirtschaft, was schliesslich zu dem Ende von «Sábado Gigante» führte.
Kreutzberger wurde im Dezember 1940 im chilenischen Talca geboren. Sein Vater Erich war Schneider und von den Nazis in einem Konzentrationslager misshandelt worden. Seine Mutter war Opernsängerin und durfte in Deutschland nicht auftreten. Anna Blumenfeld gab ihre Liebe zur Bühne und zur Musik an ihren Sohn weiter.
Neben dem Drängen der Mutter, die ihn erfolglos jedes Instrument unter der Sonne versuchen liess, zog es den jungen Kreutzberger auch von selbst auf die Bühne. Mit 19 ging er jedoch auf Wunsch des Vaters nach New York, um das Textilgeschäft zu erlernen.
Dort hatte der einsame Teenager sein Eureka-Erlebnis: In einem winzigen Hotelzimmer verfiel er den Variety-Shows, die das US-Fernsehen damals dominierten: Als Zeremonienmeister unterhielten Ed Sullivan oder Milton Berle ein Millionenpublikum mit Musik und Humor in bunten Nummernrevues, die überquollen vor Menschen, Tieren und familientauglichen Sensationen jeder Art.
Zurück in Chile entwickelte Kreutzberger mit minimalem Budget eine spanischsprachige Variante dieses Konzeptes. Von der Premiere im April 1962 wurde «Sábado Gigante» ein phänomenaler Erfolg.
Zu seiner Identität hat Kreutzberger einmal erklärt: «Ich bin jüdisch, weil das eine Tradition ist, eine Lebensweise. Wir begehen Simchat Torah und Pessach. Unsere Hochzeitsfeiern sind jüdisch, wir unterstützen jüdische Zwecke und werden einmal auf einem jüdischen Friedhof begraben werden. Aber ich lebe in einer spanisch sprachigen Welt».