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Diskussion:Rod Serling
tachles-Newsletter vom 13. Dezember 2019 schreibt:
Zeitlos - aber Kult
Dieses Jahr jährt sich zum 60. Mal das Debüt der «Twilight Zone» – der Kultserie des amerikanischen Fernsehpioniers Rod Serling.
Mit seiner Mischung aus Horror und Science-Fiction traf Rod Serling den damaligen Zeitgeist und beeinflusste Generationen von Filmemachern. Um das Jubiläum gebührend zu feiern, organisierte der israelische Illustrator Koren Shadmi, der eine Graphic Novel über Serling veröffentlicht hat, in der New Yorker School of Visual Arts eine Konferenz über «Twilight Zone», auf der auch Popkultur-Historiker Arlen Schumer referierte; tachles sprach mit beiden Experten über die auch heute noch sehr beliebte Kultserie.
tachles: Beschreiben Sie bitte für jemanden, der noch nie von der Serie gehört hat, was «Twilight Zone» ist.
Koren Shadmi: «Twilight Zone» ist eine Anthologie-Fernsehsendung, die erstmals in den späten 1950er Jahren in den USA ausgestrahlt wurde. Das Konzept stammte von Rod Serling, der die Show kreierte, schrieb, produzierte und auch moderierte.
Arlen Schumer: «Twilight Zone» war eine Fernsehserie über die Dimension der Vorstellungskraft. Das bedeutet, dass sie sich mit Geschichten und Problemen über alles befasste, was der Verstand sich vorstellen konnte. Es ging nicht nur um Science-Fiction, Fantasy und Horror, sondern es war wirklich Surrealismus im Fernsehen: Serling und seine Kollegen kreierten 23-minütige Meditationen über ein breites Spektrum philosophischer Belange als auch politische und metaphysische Themen. «Twilight Zone» wird von vielen als die grossartigste amerikanische Fernsehserie angesehen, die jemals geschaffen wurde.
Herr Schumer, Sie wuchsen mit «Twilight Zone» auf. Erinnern Sie sich an die erste Episode, die Sie als Kind gesehen haben?
Arlen Schumer: Auch wenn ich mich nicht erinnere, welche Episode ich zuerst sah, so habe ich eine starke Kindheitserinnerung an die Serie. Ich war viereinhalb Jahre alt, als im Januar 1963 die vierte Staffel von «Twilight Zone» ausgestrahlt wurde. Ich sah die Sendung damals mit meinen Eltern und erinnere mich sehr klar an den berühmten visuellen Anfang der Serie: ein im Weltraum schwebender Augapfel! Das ist das allererste Bild, an das ich mich aus meiner Kindheit erinnern kann. Es hat mich damals sehr beeindruckt und eventuell auch beeinflusst, Künstler zu werden. Als ich Jahre später das einzig existierende Kunstbuch über die Serie publizierte, setzte ich auf dessen Titelblatt genau diesen Augapfel.
Herr Shadmi, Sie haben vor kurzem eine Graphic Novel über den «Twilight Zone»-Erfinder Rod Serling publiziert. Was motivierte Sie dazu?
Koren Shadmi: Ich bin in Israel aufgewachsen, wo die Show nie ausgestrahlt wurde, daher habe ich «Twilight Zone» erst sehr spät im Leben entdeckt, als sie zum ersten Mal auf Netflix gestreamt werden konnte. Als ich mir die Folgen ansah, fühlte ich eine starke Verbindung zu den Themen, aber auch zu der visuellen Repräsentation. Keine Frage, die Serie war ihrer Zeit weit voraus. Ich war auch neugierig auf den rätselhaften Moderator und Schöpfer der Show, der die Sendung manchmal mit einer ewig brennenden Zigarette in der Hand vorstellte. Also fing ich an, Serlings Leben zu recherchieren, und mir wurde sofort klar: Hier steckt viel Potenzial drin.
Können Sie uns mehr zum jüdischen Erfinder von «Twilight Zone» erzählen?
Koren Shadmi: Beide Eltern von Serling waren Juden, aber ich glaube nicht, dass er sehr religiös aufgewachsen ist. Er konvertierte später zum Christentum, um seine Frau heiraten zu können. Trotz seiner Konversion scheint mir seine Arbeit jüdische Untertöne zu haben. Die existenzielle Angst, die Moralgeschichten und der allgemeine Sinn für Humanismus sowie die Bedeutung zwischenmenschlicher Beziehungen sind alle in «Twilight Zone» und in vielen seiner anderen Werke zu finden.
Arlen Schumer: Laut seiner Tochter Anne Serling war er zutiefst stolz auf seine jüdische Herkunft. Sie beschreibt das in ihrer 2013 erschienenen Biografie «As I Knew Him: My Dad, Rod Serling». Seine Frau Carol war Unitarierin, also Mitglied einer freichristlichen Bewegung, die im 16. Jahrhundert begann. Unitarier glauben an einen einzigen Gott, jedoch nicht an die Göttlichkeit von Jesus. Serling gefiel das freie Denken des Unitarismus, doch sein alttestamentliches jüdisches Gefühl für Moral und kosmische Gerechtigkeit für die Unterdrückten kommt in seinen Schriften klar zum Ausdruck, insbesondere in seinen «Twilight Zone»-Episoden. In einem seiner grössten Werke, «The Obsolete Man», liest die Hauptfigur, ein Bibliothekar, der zum Tode verurteilt wurde, seine vom Staat verbotene Bibel in seinen letzten Lebensminuten laut vor. Sowohl seine Bilder als auch die Dialoge von «Twilight Zone» spiegeln ohne Frage die Ethik und Werte des Judentums wider.
Da alle Episoden nun auf Netflix zu finden sind, meine letzte Frage an Sie: Welches ist Ihre Lieblingsepisode?
Koren Shadmi: Meine Lieblingsfolge ist wahrscheinlich «Eye of the Beholder» («Das Auge des Betrachters»), eine der bekanntesten Folgen der Serie. Nicht nur wegen der beeindruckenden Bildsprache, sondern auch aufgrund des Themas. Es ist eine gezielte Kritik an der Rassentrennung.
Arlen Schumer: Mich nach meiner Lieblingsepisode zu fragen ist, als würde man Eltern fragen, welches ihrer Kinder sie am meisten lieben. Doch mit Vorbehalt muss ich sagen, dass es schon immer «Eye of the Beholder» war und wahrscheinlich auch immer sein wird. In dieser absolut einzigartigen Episode unterzieht sich die Hauptfigur einer plastischen Operation, um ihr deformiertes Gesicht zu richten. Diese Episode ist eine künstlerische «Tour de Force», die wie ein Ballett choreografiert ist und wie ein deutscher expressionistischer Film mit Licht und Schatten spielt. Wenn man das makabre Ende einmal gesehen hat, wird man es nie vergessen können.