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Edmund Landau
Edmund Georg Hermann Landau (geb. 14. Februar 1877 in Berlin; gest. 19. Februar 1938 ebenda) war ein deutscher Mathematiker, der sich um die analytische Zahlentheorie verdient gemacht hat.
Leben
Landau stammte aus einer großbürgerlichen assimilierten deutsch-jüdischen Familie. Sein Vater Leopold Landau war Gynäkologe und verstand sich sowohl als deutscher Patriot als auch als Zionist. Diese Anschauungen übertrug er auch auf seinen Sohn. Landau besuchte in Berlin das Französische Gymnasium. Schon zu Schulzeiten fiel seine außerordentliche mathematische Begabung auf. Er studierte an der Friedrich-Wilhelms-Universität (der heutigen Humboldt-Universität zu Berlin), wo er 1899 bei Ferdinand Georg Frobenius über ein zahlentheoretisches Thema promovierte. 1905 heiratete er Marianne Ehrlich, die Tochter des Nobelpreisträgers Paul Ehrlich. 1901 habilitierte er sich und lehrte bis 1908 als Privatdozent an der Berliner Universität.
1909 nahm er einen Ruf nach Göttingen an, um die Nachfolge von Hermann Minkowski anzutreten. Dort wirkte er gleichberechtigt neben den hochrangigen Fachkollegen David Hilbert und Felix Klein. 1912 hielt er einen Plenarvortrag auf dem Internationalen Mathematikerkongress in Cambridge (Gelöste und ungelöste Probleme aus der Theorie der Primzahlverteilung und der Riemannschen Zetafunktion).
1921 war er Präsident der Deutschen Mathematiker-Vereinigung. 1924 wurde er Ehrenmitglied der London Mathematical Society.
1933 wurde er von nationalsozialistischen Studenten boykottiert und 1934 in Folge des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Bis zu seinem Tod lehrte er nur noch sporadisch in Brüssel und Cambridge. Landau engagierte sich sehr für die Gründung und Ausstattung der Hebräischen Universität in Jerusalem und vermachte dieser in seinem Nachlass seine umfangreiche Bibliothek.
Zu Landaus Schülern gehörten Harald Bohr, Dunham Jackson, Paul Bernays, Detlef Cauer, Werner Schmeidler, Adolf Hammerstein, Alexander Ostrowski, Carl Ludwig Siegel, Gustav Doetsch, Erich Kamke, Werner Rogosinski, Arnold Walfisz und Hans Heilbronn.
Persönlichkeit und wissenschaftliches Werk
Landau galt als sehr engagierter und guter Lehrer. Er war bekannt dafür, die höchsten Ansprüche an sich selbst und seine Studenten zu stellen. Seine Bücher waren in einem trockenen lakonischen Stil verfasst („Landau-Stil“), der jedoch nicht des Humors entbehrte. Landau war die Personifikation eines „reinen“ Mathematikers, der jede angewandte Mathematik naserümpfend von sich wies. Selbst die Geometrie galt ihm als zu sehr der Anwendung verhaftet, so dass er sie aus seinem Arbeitsbereich ausklammerte. Sein Hauptarbeitsgebiet war die analytische Zahlentheorie. Unter anderem gelang ihm eine Vereinfachung der vorliegenden Beweise des Primzahlsatzes und seine Verallgemeinerung auf algebraische Zahlkörper. Landaus Vorlesungen und Veröffentlichungen waren Kunstwerke der mathematisch knappen und exakten Beweisführung (in der Art „Satz: … Beweis: …, Satz: … Beweis: …“), die jede Form der Erklärung und Erläuterung zur Motivation ausließen. Dies galt vor allem für seine Grundlagen der Analysis. Das machte seinen Hörern und Lesern das Verständnis jedoch nicht gerade leicht. Als Hilbert 1938 vom Tod Landaus erfuhr, soll er in Hinblick auf diese Strenge und Exaktheit gesagt haben: „Er war der Pflichttreueste von uns allen“.
Als ein Vertreter der „reinen Mathematik“ war Landau in der Göttinger Fakultät jedoch zunehmend isoliert, nachdem sich seine Kollegen (insbesondere Hilbert, Courant, Born) immer stärker für die mathematischen Probleme in der Theoretischen Physik, insbesondere in der Quantentheorie und Relativitätstheorie zu interessieren begannen.
Landau galt als nicht einfache Persönlichkeit. Sein erhebliches Selbstbewusstsein wurde von anderen häufig als Arroganz empfunden. Nachdem er einmal Doktorarbeiten aus dem Institut von Ludwig Prandtl, immerhin eines weltberühmten Strömungsmechanikers und Aerodynamikers, in die Hand bekommen hatte, bezeichnete er fortan derartige Arbeiten, die sich mit Fragen der Anwendung befassten, nur noch ironisch-despektierlich als „Schmieröl“ und die zugehörige Wissenschaft als „Schmieröl-Mathematik“.[1]
Zu der Doktorarbeit von Maria-Pia Geppert, die 1932 in der Mathematischen Zeitschrift erschien,[2] schrieb er im Folgejahr einen kritischen Artikel,[3] der aus mehr als zwanzig Anmerkungen zu ihrer Arbeit besteht. Andererseits lobte Landau nicht-strenge Beweisversuche anderer Mathematiker und entwickelte sie weiter, so zum Beispiel die Arbeiten von Ernst Pfeiffer und Adolf Piltz.
Siehe auch: Landau-Symbole
Schriften
- Neuer Beweis der Gleichung , Berlin 1899 (Inaugural-Dissertation; μ ist die Möbiusfunktion; mit lateinischem Lebenslauf bis 1899; beim GDZ; im Internet-Archiv)
- Handbuch der Lehre von der Verteilung der Primzahlen (2 Bände), B. G. Teubner, Leipzig 1909 (mit historischer Übersicht; bei der Universität Michigan: Band 1, 2; im Internet-Archiv: Band 1, 2, 2)
- Darstellung und Begründung einiger neuerer Ergebnisse der Funktionentheorie, Julius Springer, Berlin 1916 (im Internet-Archiv)
- Einführung in die elementare und analytische Theorie der algebraischen Zahlen und der Ideale, B. G. Teubner, Leipzig 1918 (im Internet-Archiv)
- Vorlesungen über Zahlentheorie (3 Bände), S. Hirzel, Leipzig 1927 (englische Rezension)
- Grundlagen der Analysis. (Das Rechnen mit ganzen, rationalen, irrationalen, komplexen Zahlen), Akademische Verlagsgesellschaft, Leipzig 1930 (bei Scribd)
- Über einige neuere Fortschritte der additiven Zahlentheorie, Cambridge University Press, London 1937 (englische Rezension)
Literatur
- G. H. Hardy, H. Heilbronn: Edmund Landau, Journal of the London Mathematical Society 13, Oktober 1938, S. 302–310 (englisch; Nachruf)
- Konrad Knopp: Edmund Landau, Jahresbericht der DMV 54, 1951, S. 55–62 (Nachruf)
- Helmut Rechenberg: Landau. Edmund. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 13, Duncker & Humblot, Berlin 1982, S. 479 f.
- Norbert Schappacher: Das Mathematische Institut der Universität Göttingen 1929–1950 (PDF-Datei, 4,4 MB) in Heinrich Becker, Hans-Joachim Dahms, Cornelia Wegeler (Hrsg.): Die Universität Göttingen unter dem Nationalsozialismus (2., erweiterte Ausgabe), K. G. Saur, München 1998, ISBN 3-598-10853-2, S. 523–551
- Edmund Landau: The master rigorist (PDF-Datei, 273 kB) in Eli Maor: Trigonometric delights, Princeton University Press, 1998, ISBN 0-691-05754-0, S. 192–197 (englisch)
- Edmund Landau in Sanford L. Segal: Mathematicians under the Nazis, Princeton University Press, 2003, ISBN 0-691-00451-X, S. 454–455 (englisch)
Weblinks
- Literatur von und über Edmund Landau im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Edmund Landau. In: MacTutor History of Mathematics archive (englisch)
- Historische Persönlichkeiten Göttingens in der Mathematik. Edmund Landau – Kurzbiographie an der Georg-August-Universität Göttingen
- The Edmund Landau Minerva Center for Research in Mathematical Analysis and Related Areas – biographische Informationen an der Hebräischen Universität Jerusalem, mit Edmund Landau (1877–1938) und Edmund Landau and the Hebrew University, 2004 (englisch; mit Bildern)
Einzelnachweise
- ↑ Constance Reid: Richard Courant 1888–1972. Der Mathematiker als Zeitgenosse. Springer-Verlag, Berlin 1979, ISBN 0-387-09177-7, S. 33
- ↑ Maria-Pia Geppert: Approximative Darstellungen analytischer Funktionen, die durch Dirichletsche Reihen gegeben sind (1. April 1931), Mathematische Zeitschrift 35, 1932, S. 190–211
- ↑ Edmund Landau: Bemerkungen zu der M.-P. Geppertschen Abhandlung „Approximative Darstellungen analytischer Funktionen, die durch Dirichletsche Reihen gegeben sind“ im Bd. 35 dieser Zeitschrift, S. 190–211 (13. Januar 1933), Mathematische Zeitschrift 37, 1933, S. 314–320
Personendaten | |
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NAME | Landau, Edmund |
ALTERNATIVNAMEN | Landau, Edmund Georg Hermann |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Mathematiker |
GEBURTSDATUM | 14. Februar 1877 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 19. Februar 1938 |
STERBEORT | Berlin |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Edmund Landau aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |