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Eichelentzündung

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Klassifikation nach ICD-10
N48.1 Balanitis
ICD-10 online (WHO-Version 2013)
Entzündung der Schleimhaut der Eichel und der Vorhaut

Bei der Eichelentzündung (latinisiertes Griechisch Balanitis (Mz. Balanitiden), umgangssprachlich Eicheltripper) ist die Eichel (altgriech. balanos) des Gliedes entzündet.[1] Dabei kann es zu eitriger Absonderung kommen, die um den Hals der geschwollenen Eichel des Penis herum entsteht. Ist die Penisvorhaut (griech. pósthe) ebenfalls betroffen, so spricht man von einer Balanoposthitis (Eichel-Vorhautentzündung).

Die Eichelentzündung kommt sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen vor, meist infolge von Unreinlichkeit und Sekretanhäufung unter der Vorhaut des Penis. Wechselseitige Infektionen der Sexualpartner sind dabei recht häufig („Ping-Pong-Infektion“).

Ursachen

Akute infektiöse Balanitis: Ursachen sind meist eine unzureichende Genitalhygiene, die von einer Phimose und/oder von gleichzeitig bestehendem Diabetes mellitus begünstigt werden kann. Auch Enddarmkeime, die entweder durch sexuelle Aktivitäten oder Krankheitsprozesse in die Vorhaut verschleppt werden, können Grund für eine akute infektiöse Balanitis sein. Idealer Nährboden für infektiöse Erreger ist Smegma, das sich unter der Vorhaut sammelt, so z. B. für Bakterien wie Staphylokokken, Mykobakterien und Gardnerella vaginalis, aber auch für Pilze (Candida), die zum Teil sexuell übertragen werden. Diabetiker sind dabei besonders gefährdet.

Nicht infektiöse (chronische) Balanitis: Oft entsteht sie durch übermäßiges Reinigen (Reinlichkeitsbalanitis), welches die Eichelhaut entfettet und stark beschädigt. Die Reinlichkeitsbalanitis begünstigt oft eine Phimose, da sich durch das viele Waschen die Vorhaut verhärten kann. Eine weitere Ursache für eine nicht infektiöse Balanitis (Kontaktbalanitis) sind Chemikalien, die in spermienabtötenden Kondomen oder Gels vorkommen.

Bei langwierigen Fällen von Präputialverklebung (Vorhautverklebung) kann es nach Geschlechtsverkehr zu einer, meistens randständigen, Balanitis bzw. Balanoposthitis (s.o.) im Bereich der Verklebungen kommen; Auslöser hierfür ist vermutlich unter die verklebte Vorhaut gelangtes Vaginal-Transsudat. Durch die Entzündung kann sich die Verklebung, zumindest teilweise, lösen.

Lichen sclerosus: die chronische Form der nicht infektiösen Balanitis. Die Vorhaut ist dabei weißlich und narbig, schrumpft, wird dünner, verengt sich und es bilden sich Narben. Auch die Harnröhre kann von der Verengung betroffen sein.

Morbus Reiter: an verschiedenen Stellen des Körpers treten Entzündungen auf, die auch die Geschlechtsteile betreffen können. Ein Symptom für diese Autoimmunerkrankung kann ein kreisförmig geröteter und entzündeter Penis sein. Gleichzeitige Entzündungen von anderen Körperstellen sind dabei keine Seltenheit.[2]

Bei Tieren können eine Reihe von Deckseuchen eine Balanitis oder Balanoposthitis auslösen.

Symptome

Eine Eichelentzündung zeigt sich in Rötung, Schwellung, Schmerz und Juckreiz der Eichel. Auch eitriger Ausfluss und fleckiger Ausschlag können auftreten.

Diagnose und Therapie

Zum Nachweis einer infektiösen Balanitis kommen der Anamnese und vor allem mikrobiologische Untersuchungen entscheidende Bedeutung zu: Urinuntersuchungen und ein Abstrich von der Eichel sind richtungsweisend. Bei wiederkehrenden Balanitiden sollte ein Diabetes ausgeschlossen werden.

Für die diagnostischen Verfahren und die Behandlung liegt eine aktualisierte europäische Leitlinie vor.[3] Bei einer Infektion kommt primär eine lokale Therapie, je nach Erreger, mit antibiotikhaltiger Salbe oder fungizider (pilztötender) Cremes zur Anwendung. Es sollte sich auch immer der Geschlechtspartner des Patienten untersuchen und behandeln lassen. Bei einer nicht infektiösen Balanitis kommen kortisonhaltige Salben zur Anwendung. Bei rezidivierenden Entzündungen kann eine Beschneidung angebracht sein. Dadurch können nicht nur weitere Balanitiden, sondern auch sekundäre Vorhautverengungen verhindert werden. Dabei ist jedoch zu beachten, dass eine Beschneidung insbesondere bei Kindern unter drei Jahren das Entzündungsrisiko signifikant zu erhöhen scheint.[4] Bei unklaren Befunden sollte zur Abgrenzung von Krebsvorstufen eine Probenentnahme und histologische Untersuchung angestrebt werden.

Quellenangaben

  1. Roche Lexikon Medizin. 4. Auflage. München 1999, S. 155.
  2. Martina Sticker: Balanitis. In: Arne Schäffler (Hrsg.): Gesundheit Heute. Krankheit - Diagnose - Therapie. München 2007, S. 822.
  3. S. Edwards, C. Bunker u. a.: 2013 European guideline for the management of balanoposthitis. In: International Journal of STD & AIDS. 25, 2014, S. 615, doi:10.1177/0956462414533099.
  4. Robert S. Van Howe: Neonatal Circumcision and Penile Inflammation in Young Boys. In: Clinical Pediatrics. Band 46(4), 2007, S. 329–333.

Weblinks

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