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Das Email oder die Emaille [eˈmaj] (von altfränkisch Smalt, auch Schmalt, „Schmelz“; daraus französisch émail; auch als Schmelzglas[1] oder Schmelzwerk[2] zu finden) bezeichnet eine Masse anorganischer Zusammensetzung, meist aus Silikaten und Oxiden bestehend, die durch Schmelzen oder Fritten, was einen kurz vor der Vollendung abgebrochenen Schmelzvorgang bedeutet, in meist glasig erstarrter Form hergestellt wird. Diese Masse wird, manchmal mit Zusätzen, in der Regel in einer oder mehreren Schichten auf ein Trägermaterial aufgebracht und bei hohen Temperaturen und kurzer Brenndauer geschmolzen, wobei meist ein Überzug des Trägermaterials angestrebt wird. Email kommt auf Metall oder Glas als Trägermaterial zum Einsatz.
Als Synonym für Emaille wird auch Glasfluss gebraucht. Zur Abgrenzung ähnlicher Produkte im Warenverkehr wird die vom RAL-Institut herausgegebene Spezifikation für „Emaille“ herangezogen. In der RAL-RG 529 A3 sind die gültigen „Begriffsbestimmungen für Email(le)“ niedergelegt. Alle nicht dieser Definition entsprechenden Techniken und Materialien wie Keramikglasuren werden danach nicht als „Emaille“ bezeichnet. Zulässig sind jedoch Wortverbindungen wie „Emaillelack“ oder „Emaillierpaste“. Diese Materialien haben allerdings nichts mit dem Email im Sinne dieses Artikels zu tun. Ergänzend zu den technisch-warenrechtlichen Definitionen des RAL-Instituts ist zum Sprachgebrauch von Email/Emaille noch anzumerken: Die kunstgeschichtliche und kunsthandwerkliche Fachsprache bevorzugt den Begriff Email, womit sowohl Material und Technik als auch ein (kleines) emailliertes Objekt oder ein emailliertes Teilstück bezeichnet wird.
Geschichte
Die Schutzfunktion von Emaille an Alltagsgeräten ist erst eine Neuerung des 19. Jahrhunderts. Ältere Emailarbeiten haben durchweg Schmuckcharakter. Die erste bekannte Emailarbeit ist 3500 Jahre alt und ist als Grabbeigabe in mykenischen Gräbern auf Zypern gefunden worden. Auch die alten Ägypter kannten Emailarbeiten, sowohl auf Gold als auch auf Eisen. Einen weiteren Höhepunkt der Emailtechnik erreichten die Kelten 500 v. Chr. mit der Blutemail.
Im Mittelalter wurde Email im Rahmen der Goldschmiedekunst eingesetzt. Eine erste Blüte erlebte die Emailkunst um das Jahr 1000 (Zellenschmelz, Cloisonné), möglicherweise befördert durch die aus Byzanz stammende Kaiserin Theophanu (vergleiche dazu den Einbanddeckel des Codex aureus Epternacensis). Dabei wurden zarte biegsame Goldbänder so auf eine Metallplatte aufgelötet, dass sie die Umrisse der gewünschten Figur ergaben. Die so entstandenen Zellen (cloisons) wurden mit verschiedenfarbigen Schmelzpulvern gefüllt und bis zum Anschmelzen der Masse erhitzt. Dies wurde solange wiederholt, bis die nötige Höhe des Emails erreicht war. Eine zentrale Werkstatt für diese Technik war wahrscheinlich in Trier beheimatet. Ein wichtiges Beispiel dieser Kunst ist die Pala d'Oro in Venedig. Schon in der Frühzeit wurden gern transluzide Glasflüsse verwendet, die den goldenen Metallgrund glänzend durchscheinen ließen.
Das Maasland trat im 11. Jahrhundert mit Arbeiten nach dem Grubenschmelz-Verfahren (émail champlevé) hervor, deren Blütezeit im 12. Jahrhundert im Kölner Raum lag. Hierbei wurden opake Schmelzfarben bevorzugt, deren Flächen nicht mehr durch Stege getrennt waren, sondern Vertiefungen ausfüllten, die mit dem Stichel aus dem Metall ausgehoben waren. Später gewannen die blauen Arbeiten aus Limoges (Limosiner Email) bis ins 13. Jahrhundert an Bedeutung und waren in weiten Teilen Europas verbreitet. Im 14. Jahrhundert kehrte das durchsichtige Email, jetzt auf reliefartig gerasterte Silbergründe aufgebracht, zurück. In kleine Platten wurde die meist figürliche Zeichnung so graviert oder geschnitten, dass sie ein sehr flaches, aber scharf umrissenes Relief bildete, und dann die ganze Fläche mit verschiedenfarbiger durchsichtiger Schmelzmasse überzogen. Wo die Schicht dünner wurde, glänzte das Silber durch und gab die lichten Stellen, während an den dickeren Schichten Schatten vorherrschte. Dies führte zu einer äußerst zarten Wirkung der Emailarbeit.
Eine für die frühe Neuzeit typische Art der Emailbearbeitung ist das Maleremail, das im 16. Jahrhundert in Limoges entstand. Die Farbflächen sind hier nicht mehr durch Stege oder Metallpartien getrennt, sondern ineinander übergehende, mit dem Pinsel aufgebrachte Farben ermöglichen miniaturhaft feine, bildliche Darstellungen. Um Verspannungen des Trägermaterials (und damit Sprünge im Email) zu vermeiden, wurde auch die Rückseite der Hauptdarstellung mit Email überzogen (contreémail), das ebenfalls dekoriert sein konnte. Wichtige Künstler sind Pierre Reymond, Jean Courtais und Léonard Limousin. Im 17. Jahrhundert wurde diese Technik von der Emailmalerei abgelöst. Bei ihr werden nur noch die Metalloxyde malerisch auf den weißen Emailgrund gebracht und aufgebrannt. Das Verfahren wurde insbesondere in Frankreich und der Schweiz, auch in Deutschland angewendet. Uhrendeckel und Tabaksdosen waren typische Anwendungen dieser Dekorationskunst. Nach dem Rückgang der Emailkunst in der Mitte des 18. Jahrhunderts brachte erst ein Jahrhundert später eine Rückbesinnung im Bereich der kirchlichen Goldschmiedearbeiten ein Aufleben der alten Emailkunst. Diese belebte die mittelalterlichen Techniken, im späteren 19. Jahrhundert erinnerte man sich auch die dekorativen Möglichkeiten der Renaissance und imitierte (nicht selten in Fälschungsabsicht) die Vorbilder des 16. Jahrhunderts. Wichtige Stätten waren dabei Aachen, Köln, Wien, Mechelen, Brüssel, Lyon und Paris. Im 20. Jahrhundert wurde im Sinne der zeitgenössischen Strömungen (Expressionismus, Neue Sachlichkeit) auch die Emailkunst in den Werkkunstschulen neu belebt.
Durch die Nachfrage angeregt, begannen auch Japaner, Chinesen und Inder die Emailkunst wieder aufzunehmen und zu vervollkommnen.
Zusammensetzung
Chemisch betrachtet handelt es sich bei Email um ein Schmelzgemisch. Glasbildende Oxide sind hierbei SiO2, B2O3, Na2O, K2O und Al2O3. Als Trübungsmittel dienen die Oxide von Ti, Zr und Mo. Damit Email fest auf metallischem Untergrund haftet, enthält es weiterhin Cobalt- oder Nickel-oxid. Die zumeist eingesetzten keramischen Pigmente sind Eisenoxide, Chromoxide und Spinelle.[3][4]
Eigenschaften
Man unterscheidet transparente und opake Emails mit fließenden Übergängen. In der industriellen Anwendung dient das Email als Schutzüberzug, beispielsweise von Gebrauchsgegenständen oder verfahrenstechnischen Apparaten. Das Metall wird hierbei durch die Emailschicht vor Korrosion geschützt. Man spricht von „technischem Email“. Email dient oft zur Dekoration der Trägermaterialien, beispielsweise durch Zugabe von farbigen Oxiden. Emails, die für kunstgewerbliche Arbeiten in Gebrauch sind, nennt man Kunst- oder Tombak-Email. Schmuckemail ist Email für die Kupfer- und Edelmetallemaillierung.
Da die Emailschicht spröder als das darunter liegende Metall ist, kann sie bei unsachgemäßer Behandlung brechen oder abplatzen. Die Eigenschaften des Emails sind auf das Untergrundträgermaterial und den Verwendungszweck abzustimmen. Faktoren wie Farbe, Haftvermögen, Wärmeausdehnung, chemisches Reaktionsvermögen, Toxizität, Verarbeitbarkeit und auch der Preis werden bei der Auswahl berücksichtigt. Email muss einen deutlich niedrigeren Schmelzpunkt besitzen als das Trägermaterial und die Farbpigmente dürfen sich durch die notwendige Hitzeentwicklung nicht zersetzen.
Herstellung
Email besteht aus glasbildenden Oxiden und solchen, die die Haftfähigkeit auf dem Trägermetall sicherstellen oder die Farbe geben. Ein Grundemail besteht z.B. aus 34 % Borax, 28 % Feldspat, 5 % Fluorid, 20 % Quarz, 6 % Soda, 5 % Natriumnitrat und je 0,5 bis 1,5 % Cobalt-, Mangan- und Nickeloxid. Die Zusammensetzung von Deckemail weicht hiervon etwas ab: 23 % Borax, 52 % Feldspat, 5 % Fluorid, 5 % Quarz, 5 % Soda, 2,5 % Natriumnitrat, je 0,5 bis 1,5 % Cobalt-, Mangan- und Nickeloxid und 6,5 % Kryolith. Diesem werden später im Herstellungsprozess noch 6 bis 10 % Trübungsmittel (Zinnoxid, Titansilikate) und Farboxide beigegeben. Die genannten Stoffe werden fein gemahlen und geschmolzen. Die Schmelze wird in Wasser gegossen, abgeschreckt und die entstehende körnige glasartige Fritte wieder fein gemahlen. Beim Mahlen werden 30 % bis 40 % Wasser, Ton und Quarzmehl zugesetzt. Je nach Art des Emails kommen noch die erwähnten Trübungsstoffe und Farboxide hinzu. Der entstehende Emailschlicker muss zur besseren Mischung einige Tage ruhen, bevor er weiterverwendet werden kann.
Die zu emaillierenden Gegenstände werden ausgeglüht, in Säure geätzt, mit Laugen neutralisiert und gewaschen. Der Grundemailschlicker wird durch Tauchen oder Spritzen aufgebracht und bei 850 bis 900 °C eingebrannt. Die Emailschicht schmilzt zu einem Glasüberzug und die Gegenstände können anschließend mit einer oder mehreren Deckemailschichten überzogen werden. Diese werden jede einzeln bei 800 bis 850 °C gebrannt. Einfache Emaillierungen, sogenannte Einschichtemails, werden in einem Arbeitsschritt aufgebracht. Dünnschichtemails gehören zu dieser Gattung.
Technisches Email
Emaillierte Druckbehälter und verfahrenstechnische Apparate
Technische Emails werden in technischen Anwendungen eingesetzt, beispielsweise beim Bau von hoch säurebeständigen Druckbehältern, die in der chemischen und pharmazeutischen Verfahrenstechnik eingesetzt werden. Typische Apparate sind Rührbehälter, Lagertanks und Vorlagen (Behälter zum Auffangen eines Destillats), Kolonnen, Rohrleitungen und Rohrleitungsteile sowie eine Vielzahl von emaillierten Komponenten, die zur Komplettierung dieser Apparate erforderlich sind.
Bei diesen Apparaten, die bis zu Volumina von 120.000 Litern hergestellt werden, wird die gesamte produktberührte Innenoberfläche in mehreren Bränden mit einer Emailleschichtdicke von 1,4 bis 2 Millimeter beschichtet. Qualitätsmerkmale technischer Emails sind in DIN EN 15159-01:2006 (ehemals DIN 28063) genormt. Üblicherweise werden die Apparate „porenfrei“ ausgeführt, das heißt, dass die mehrere Quadratmeter großen Behälterinnenflächen völlig frei von Defekten in der Emailleschicht sein sollten. „Technische Emails“ sind hochqualitative Gläser, die im Hinblick auf Thermoschockfestigkeit, Schlagfestigkeit und vor allem Korrosionsbeständigkeit für ein breites pH-Spektrum optimiert sind. Wie alle Gläser sind technische Emails im sauren Bereich extrem widerstandsfähig. Weniger beständig sind sie auf Grund der chemischen Eigenschaften der Silikate im alkalischen Bereich.
Eine technische Emaillierung besteht immer aus einer bis zwei Schichten Grundemail und bis zu fünf Schichten Deckemails. Letztere geben dem Email die chemische Beständigkeit und die geforderten Betriebseigenschaften. Als Grundwerkstoff kommt Feinkornbaustahl (wie P275 NH, P265 GH) zum Einsatz, der im Kohlenstoffgehalt und im Mangangehalt eingeschränkt ist. Die geforderte Qualität, Schichtdicke und Fehlerfreiheit der Emailleschicht soll aus wirtschaftlichen Gründen mit einer geringen Anzahl von Deckemailschichten erreicht werden. In Deutschland gibt es zwei namhafte Hersteller technisch emaillierter Apparate. Die Firma Pfaudler-Werke GmbH in Schwetzingen baut in Deutschland seit 100 Jahren emaillierte Apparate. 170 Jahre Tradition der Emaillierung hat die Firma THALETEC GmbH in Thale am Harz, die aus dem ehemaligen Eisenhüttenwerk Thale (EHW Thale) hervorgegangen ist.
Der prinzipielle Fertigungsablauf emaillierter Apparate ist in nebenstehendem Flussdiagramm dargestellt. Ebenfalls enthalten sind die bei der Herstellung eingefügten Qualitätssicherungsschritte.
Zubehör für emaillierte Apparate
Dazu zählen zum Beispiel:
- Stromstörer
- Wärmeübertrager
- Tauchrohre
- Rührer
- Mannlochdeckel
- Mannlochschutzringe
- Bodenauslaufventile mit dynamischer Abdichtung des Ventilstößels durch Well- oder Faltenbalg
- Emaillierte Pumpen
Emaillierte Lagertanks
Aus Einzelpaneelen (emaillierte Bleche mit Abmessungen bis zu 2000 x 2000 mm) werden großvolumige Tanks für das Lagern von Gülle, Wasser und anderen festen und flüssigen Stoffen gebaut. Diese Behälter sind keine Druckbehälter.
Emaillierte Rohrleitungen
Emaillierte Rohre und Rohrleitungen werden in der chemischen und pharmazeutischen Industrie und in der Trinkwasserversorgung eingesetzt. In der chemischen und pharmazeutischen Industrie werden Rohrleitungen bis zu einem Nenndurchmesser von 200 Millimeter im Innern mehrschichtig mit Email beschichtet, um eine ausreichende und chemisch beständige Korrosionsschutzschicht zu erhalten. Der Werkstoff der Rohrleitungen ist üblicherweise ein Kohlenstoffstahl wie P 235 G1 TH (St35.8). Für die Trinkwasserversorgung werden Rohrleitungen aus Gusseisen verwendet, die im Innern mit nur einer Schicht Emaille überzogen sind.
Reemaillierung
Re-Emaillierung ist die Erneuerung eines Emailauftrags.
Spezielle technische Emails
Emails für Prozesse in der Pharmaindustrie
Emails für Prozesse in der Pharmaindustrie haben zumeist eine weiße oder hellblaue Farbe, da hiermit das Beobachten der Vorgänge während der Reaktion vereinfacht und das Inspizieren der gereinigten Apparate erleichtert wird (Beispiele siehe Abbildung im Artikel).
Antibakteriell wirkende Emails
Eine spezielle Entwicklung sind antibakteriell wirksame Emails, die geringe Mengen von Silberpartikeln enthalten. Die Wirkung von Silber als bakterienabtötender Stoff steht als hochwertige Oberflächen-Emailbeschichtung für spezielle Anwendungen in der Biotechnologie und für anderen Bereiche zur Verfügung, bei denen Kontaminationsrisiken durch Viren und Mikroorganismen verringert werden sollen.
Abrasionsbeständige Emails
Insbesondere in Rührbehältern, in denen Feststoffsuspensionen gerührt werden, kann es zu abrasivem Verschleiß (Hydroabrasion) kommen. Dabei verschleißt das Email auf Grund von Gleit- oder Prallverschleiß-Vorgängen, bei denen das Email fortschreitend abgetragen wird. Spezielle Emailrezepturen können die Verschleißfestigkeit gegenüber üblichen Emails zum Teil deutlich verbessern:
- Bei „teilkristallinen Emails“ verbessern kristallisierende Ausscheidungen in der Glasmatrix die Verschleißfestigkeit gegenüber konventionellen Emails.
- Emails, die mit nanoskaligen karbidartigen Hartstoffen unter sauerstofffreier Atmosphäre gebrannt werden, erzielen eine drastische Verbesserung des Verschleißverhaltens, weil die eingebetteten Hartstoffe (zum Beispiel Karbide) dem Verschleiß einen deutlich höheren Widerstand entgegensetzen als die amorphe Glasmatrix. Die Glasmatrix dient dabei nur noch als Träger für die eingebetteten Stoffe. Der Abrasionswiderstand einer solchen Emaillierung ist dann besonders hoch, wenn die Größe der abrasiv wirkenden Partikel größer ist als die Schichtdicke der (weicheren) amorphen Glasmatrix.
Elektrisch leitfähige Emails
Email ist ein elektrischer Isolator, kann jedoch durch Zusatz von Metallen elektrisch leitfähig gemacht werden. Dazu werden chemisch beständige Metalle wie Platin, Silber oder Gold verwendet, die in der Glasmatrix verteilt sind.
Emails für Polymerisationsprozesse
Da technisches Email besonders gut zu reinigen ist und außerdem Antihafteigenschaften besitzt, kommt es schon seit Jahrzehnten bei der Herstellung von Polymeren, beispielsweise von Polyvinylchlorid (PVC), zum Einsatz. Entsprechende Rührbehälter sind dazu mit einer speziellen „Poly-Emaillierung“ beschichtet. Da Polymerisationen üblicherweise exotherm verlaufen, kommt es bei solchen Polymerisationsapparaten besonders darauf an, dass die exotherme Reaktionswärme effektiv abgeführt werden kann. Daher wird die Emaillierung solcher Apparate üblicherweise „dünn“, d.h. im Bereich von einer Dicke von max. 1,1 Millimeter, ausgeführt. Damit wird der Wärmeleitwiderstand der Behälterwand aufgrund der Emaillierung minimiert. Polymerisationen sind auch selten korrosiv, so dass die reduzierte Schichtdicke keinen Einfluss auf die Lebensdauer des Apparats hat.
Um die Wärmeübertragung speziell beim Abkühlen der Polymerisate (exotherme Reaktion) sicherzustellen, werden oft emaillierte Wärmeaustauscher eingesetzt, die als Stromstörer in den emaillierten Apparat eingebaut sind und die Wärmeübertragungsleistung bis zu einem Faktor von 3 und mehr gegenüber der konventionellen Mantelkühlung verbessern können.
Emails für biokorrosive Prozesse
Spezielle Emails sind besonders beständig gegen biokorrosive Angriffe, wie sie durch Pilze, Schwämme oder Bakterien auftreten können. Das als „Biofouling“ bekannte Phänomen ist bei Oberflächen, die mit speziellen biokorrosionsbeständigen Emails emailliert sind, gegenüber der Emaillierung unbedenklich. Entsprechende Emails für biokorrosive Prozesse können zudem so zusammengesetzt werden, dass diese zusätzlich antibakteriell und keimtötend wirken (siehe oben unter „antibakteriell wirkende Emails“).
Emails für Rauchgaswärmetauscher oder Luftvorwärmer
In den Abgasströmen von konventionellen fossilen Kraftwerken (siehe Economiser), in Kohlekraftwerken, oder in Anlagen zur Müllverbrennung treten korrosive Abgase auf. Diese Abgase werden in emaillierten Wärmetauschern so weit abgekühlt (unter den Taupunkt), dass korrosive Flüssigkeiten wie Schwefelsäure entstehen. Spezielle Emails sind so modifiziert, dass sie insbesondere gegen schwefelsaure Beanspruchung besonders beständig sind. Gegenüber üblichen Chemie-Emails sind solche speziell für schwefelsaure Anwendungen konzipierten Emails um bis zu 30 % bis 40 % beständiger, d.h. sie weisen eine entsprechend geringere Korrosionsrate auf. Gleichartige Emails sind auch für den Bau von emaillierten Apparaten verfügbar und werden für Anlagen für die Aufbereitung von Schwefelsäure eingesetzt.
Weitere technische Anwendungen
Architektur-Emaillierung
Emaillierte Tafeln werden in der Architektur zum Verkleiden von Wänden verwendet. Emaillierte Paneele lassen sich gut reinigen und sehen hochwertig aus. In der Regel verwendet man architektonische Emaillierungen auf Blechen mit einer Dicke von 1 bis 2 Millimeter oder auf Floatglas. Das Email kann durch Siebdruck, Digitaldruck, Rollercoating oder andere Verfahren aufgetragen werden. Eine weitere Möglichkeit besteht im Auftragen des Emailschlickers mittels Sprühpistole oder Pinsel. Anschließend wird das Bauteil gebrannt. Eine Anwendung ist die Verkleidung von Straßentunnel-Wänden mit emaillierten Tafeln, wobei die einfache Reinigung sowie die Unbrennbarkeit des Werkstoffs den Anwendungsnutzen bilden.
Emaillierung von „weißer Ware“
Unter „weißer Ware“ versteht man Produkte für den Haushalt wie Abdeckblenden von Herden, Sichtflächen von Waschmaschinen oder Kühlschränken, aber auch Sanitärartikel wie Badewannen und Duschtassen. Die Bezeichnung rührt daher, dass Weiß die klassische Farbe für solche Produkte ist. Der Werkstoff Email wird zur Beschichtung von Oberflächen aus hygienischen, haptischen und optischen Gesichtspunkten sowie wegen der leichten Reinigung eingesetzt.
Emaillierung von Haushaltsartikeln
Bekannt aus „Omas Küche“ sind die emaillierten Töpfe, Pfannen und andere Gegenstände des täglichen Gebrauchs im Haushalt. Solche Gegenstände wurden in der Vergangenheit mangels anderer korrosionsbeständiger Werkstoffe nahezu überall eingesetzt. Erst durch das Aufkommen von Edelstahl und insbesondere Kunststoffen wurden emaillierte Haushaltsgegenstände seltener. Da Qualitätsemaillierungen von Töpfen und Pfannen gut für Allergiker geeignet sind, ziehen emaillierte Kochgeschirre mittlerweile wieder in die moderne Küche ein. Gusseiserne Töpfe, Bräter und Pfannen wurden traditionell nur mit einer dünnen, schwarzen Mattemaillierung gegen Korrosion geschützt. Die guten Brat- und Kocheigenschaften sind aber auch bei den farbigen Gussemaillierungen vorhanden.
Abplatzungen an emaillierten Haushaltsartikeln - Unbedenklichkeit
Charakteristisch für emailliertes Geschirr ist es, dass diese Teile im Laufe der Verwendung Schäden, sogenannte Abplatzungen, erleiden können. Diese Abplatzungen können beispielsweise dadurch entstehen, dass ein Schlag oder Stoß auf das emaillierte Teil eingewirkt hat. Bei Dünnblech-Emaillierungen, wie dies bei Geschirr der Fall ist, ist bei einem Schlagschaden üblicherweise das Email bis auf den Stahl abgeplatzt, so dass der nunmehr nicht gegen Korrosion geschützte Stahl frei liegt. Da emailliertes Geschirr üblicherweise aus einem nicht korrosionsbeständigen Kohlenstoffstahl besteht, beginnt das Geschirrteil an der beschädigten Stelle zu rosten. Durch die beim Emaileinbrand erzeugte Verbundschicht zwischen Email und Stahl kann Rost aber die neben dem Schaden liegende, noch intakte Emailschicht nicht unterwandern und zu einem fortschreitenden Abplatzen des Emails führen. Dennoch ist es nicht zu empfehlen, emailliertes Geschirr weiter zu verwenden, sofern die Abplatzung(en) in dem von Speisen berührten Bereichen (etwa im Innern eines Topfes) liegen. Dagegen sind Abplatzungen auf der Außenseite eines Topfes oder einer Pfanne völlig unbedenklich, aber optisch unschön. Grundsätzlich sind Abplatzer bei den modernen Qualitätsemaillierungen nur noch bei grober Gewalteinwirkung möglich. Heutzutage ist die Emailschicht wesentlich dünner als im letzten Jahrhundert und diese Schichten sind wesentlich flexibler (Vergleich: ein Glasstab bricht - eine Glasfaser ist biegsam). Es sind auch Abplatzungen durch fehlerhaftes Einbrennen der Email zu befürchten. Solche Schäden werden durch Ausgasen von Wasserstoff aus dem Metall hervorgerufen und sehen einer Fischschuppe ähnlich. Diese Fischschuppen sind auch als Wasserstoffschäden in der Produktion bekannt und können zu jedem Zeitpunkt nach der Produktion auftreten.
Schilderemaillierung
Bei der Schilderemaillierung werden Dünnblech-Emails verwendet. Auf ein Stahlblech mit einer Dicke von 2 bis 3 Millimeter wird Email aufgetragen und gebrannt. Die Schrift entsteht üblicherweise mittels Siebdruck oder mit Abziehbildern, die aus Emailpuder, also feinst gemahlener Emailfritte, hergestellt sind. Mittlerweile ist es zudem technisch möglich, Emailschlicker (in Wasser und Stellmitteln suspendierte, fein gemahlene Emailfritte) mittels Tintenstrahldrucker-Technologie auf ein Abziehbild aufzudrucken. Nach dem Aufbringen der Beschriftung erfolgt ein abschließender Einbrand.
Schmuckemail
Bei der Herstellung von Schmuckemail gibt es verschiedene weitere Techniken: etwa Drahtemail oder der Rostower Finift.
Zellenschmelz
Beim Zellenschmelz (franz. émail cloisonné, übersetzt etwa: Email mit abgegrenzten Flächen) werden auf einer Grundplatte aus Edelmetall Stege in Form von flachgewalzten Drähten in Form gebogen, hochkant aufgelegt und verlötet. Die hierdurch entstehenden Zellen werden mit Email aufgefüllt. Mit Variationen sind sehr unterschiedliche Effekte bis hin zur Darstellung von Bildern möglich. Bei den Stegen als Konturen kann das Email als malerische Komponente zur Geltung kommen. Die Stege bleiben nach dem Brennen entweder erhaben stehen oder werden anschließend bis auf die Höhe des Emails abgeschliffen und poliert. Auf die Rückseite der Grundplatte muss beim Zellenschmelz ebenfalls eine Emailschicht, das sogenannte Konteremail, aufgetragen werden, damit die Platte sich nicht durch die unterschiedlich starke Wärmeausdehnung der Materialien beim Abkühlen des Glasflusses verzieht.
Fensteremail
Beim Fensteremail (franz. émail à jour, übersetzt etwa: offenes Email) werden entweder ebenfalls Stege miteinander verlötet oder aus einer Edelmetallplatte wird das gewünschte Motiv ausgesägt, so dass ein Gerüst entsteht. Diese Arbeit wird dann auf Kupferfolie oder Glimmer gelegt, das als Halt für das Email dient, welches in die Zwischenräume der Stege eingefüllt und gebrannt wird. Anschließend werden die Folie oder der Glimmer wieder entfernt, so dass das Email nur seitlich durch die Stege gehalten wird. Die Rückseite der Arbeit wird anschließend glattgeschliffen und poliert. Das so entstandene Schmuckemail ist je nach verwendeter Emailart mehr oder weniger lichtdurchlässig und ähnelt im Effekt farbigen Glasfenstern.
Grubenschmelz
Beim Grubenschmelz (franz. émail champlevé, übersetzt etwa: Email mit erhöhter Platte) werden entweder zwei Edelmetallplatten aufeinandergelötet, in deren oberer ein Motiv oder Muster ausgesägt wurde, oder aber in eine dicke Platte werden durch Gravieren, Ätzen, Schaben oder andere Verfahren flächige oder lineare Vertiefungen eingelassen, die mit dem Email aufgefüllt werden. Durch die größere Stärke der verwendeten Metallplatte ist beim Brand des Grubenschmelzes kein Konteremail erforderlich. Die Trägerplatte liegt hier nicht wie beim Zellenschmelz unter dem Email, sondern auf einer Höhe mit dem Email (daher der französische Begriff), das von den in diese Platte eingetieften Gruben aufgenommen wird.
Grubenrelief
Das Grubenrelief (franz. émail en basse taille, d.h. übersetzt "Flachschnitt-Email") wird ähnlich wie der Grubenschmelz hergestellt, jedoch wird in den flachen Boden der Grube, meist mit einem Stichel, ein Bildrelief eingeschnitten. Die Grube wird schließlich mit transparentem Email (sog. transluzides Email) aufgefüllt, so dass das eingravierte Bildmotiv nach dem Brand sichtbar bleibt. An den tiefen Stellen erscheint es durch die entstehende dickere Emailschicht dunkler, an den erhabenen Stellen hingegen je nach Art des verwendeten Emails zarter oder heller, so dass auch auf diese Weise Bilder dargestellt werden können. Auch hier ist ein Konteremail aufgrund der Dicke der verwendeten Grundplatte entbehrlich.
Senkschmelz
Beim Senkschmelz (franz. émail mixté) werden mit Hilfe von Flachpunzen Vertiefungen in die sehr dünne Grundplatte getrieben. Dann werden wie beim Zellenschmelz diese Vertiefungen mit Stegen versehen und die entstandenen Zellen mit Email aufgefüllt und gebrannt.
Freie Emailmalerei
Bei dieser Technik wird außer einem äußeren Rahmen auf Zwischenstege zur Trennung der Emailfarben verzichtet. Ansonsten gleicht der Aufbau der Arbeit dem Zellenschmelz, die Emailfarben werden frei aufgetragen, so dass sie je nach Art des verwendeten Materials mehr oder weniger stark ineinander verlaufen können. Die Grundplatte wird durch ein Konteremail stabilisiert. In einer Variante der Emailmalerei wird die Grundplatte zunächst mit einer hellen, in der Regel weißen Schicht opaken Emails überzogen, auf die mit Metalloxidfarbe ein Motiv aufgemalt und gebrannt wird. Zum Schluss wird die Arbeit mit einer farblosen Emailschicht überzogen.
Körperemail
Für das Körperemail (franz. émail en ronde bosse) wird zunächst eine vollplastische Figur aus dünnem Blech getrieben. Diese wird innen mit einer Schicht Konteremail überzogen und außen mit einer weiteren Emailschicht verziert, die vor dem Brand wie bei der Emailmalerei farbig gestaltet werden kann.
Ausbildung
Eine Ausbildung zum Emaillierer bietet unter anderem die Goldschmiedeschule mit Uhrmacherschule Pforzheim an. Weitere regelmäßige Seminare und Weiterbildungsveranstaltungen bietet der Deutsche Emailverband über das Informations- und Bildungszentrum Email e.V. an.
Literatur
- Erhard Brepohl: Werkstattbuch Emaillieren, August, Augsburg 1992, ISBN 3-8043-0154-1.
- Erwin W. Huppert: Emaillieren leicht gemacht, Vollmer, München 1980, ISBN 3-87876-339-5.
- Jochem Wolters: Der Gold- und Silberschmied, Band 1, Werkstoffe und Materialien, 9. Auflage, Rühle-Diebener, Stuttgart 2000 (ohne ISBN).
- Angelika Simon-Rößler: Farbe aus dem Feuer. Faszination Email. Mit einer historischen Einführung von Bruno-Wilhelm Thiele, Rühle-Diebener, Stuttgart [1998], ohne ISBN.
- Gert Lindner: Das große Mosaikbuch vom Werken, Mosaik-Verlag, München 1979, ISBN 3-570-06469-7.
- Leo Lugmayr, Josef Hofmarcher, Friedrich Riess: Email - Werkstoff der Könige. Vom Rohmaterial zum Fertigprodukt [Ausstellungsdokumentation], Riess / Ferrum, Schmiedezentrum, Ybbsitz 2010, ISBN 3-901819-55-X (online: PDF, 5 MB, 90 Seiten)
- Georg Kaspar Nagler: Die Monogrammisten und diejenigen bekannten und unbekannten Künstler aller Schulen, welche sich zur Bezeichnung ihrer Werke eines figürlichen Zeichens, der Initialen des Namens, der Abbreviatur desselben &c. bedient haben. Mit Berücksichtigung von Buchdruckerzeichen, der Stempel von Kunstsammlern, der Stempel der alten Gold- und Silberschmiede, der Majolicafabriken, Porcellan-Manufacturen u.s.w. Nachrichten über Maler, Zeichner, Bildhauer, Architekten, Kupferstecher, Formschneider, Briefmaler, Lithographen, Stempelschneider, Emailleure, Goldschmiede, Niello-, Metall- und Elfenbein-Arbeiter, Graveure, Waffenschmiede u.s.w. Mit den rasonirenden Verzeichnissen der Werke anonymer Meister, deren Zeichen gegeben sind, und der Hinweisung auf die mit Monogrammen oder Initialen bezeichneten Produkte bekannter Künstler ... auch Ergänzung ... des Neuen allgemeinen Künstler-Lexicons, und Supplement zu den bekannten Werken von A. Bartsch, Robert-Dumesnil, C. le Blanc, F. Brulliot, J. Heller u.s.w., 5 Bände zzgl. Generalindex, Georg Franz, München 1858–1863 (Band 4 und 5 postum). Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
Weblinks
- Deutscher Email-Verband
- Österreichischer Email-Verband
- Fachveröffentlichung zum Thema Technisches Email des DEV (PDF; 1,9 MB)
Einzelnachweise
- ↑ http://www.zeno.org/Brockhaus-1911/A/Schmelzglas?hl=schmelzglas
- ↑ http://www.zeno.org/Pierer-1857/A/Schmelzwerk?hl=schmelzwerk
- ↑ Ind. Ceram. 765, 759-762 (1982)
- ↑ Römpp, 9. Aufl, Bd. 2, 1147-1148
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