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Endemit
Als Endemiten (von altgriechisch ἔνδημος éndēmos ‚einheimisch‘;[1] ungenau oft auch Endemismen im Plural) werden in der Biologie Pflanzen oder Tiere bezeichnet, die nur in einer bestimmten, räumlich klar abgegrenzten Umgebung vorkommen. Diese sind in diesem Gebiet endemisch.
Dabei kann es sich um Arten, Gattungen oder Familien von Lebewesen handeln, die ausschließlich auf bestimmten Inseln oder Inselgruppen, Gebirgen, in einzelnen Tälern oder Gewässersystemen heimisch sind. Beispiel: Die Darwinfinken sind auf den Galapagosinseln endemisch, da sie weltweit nirgendwo sonst vorkommen.
Eine Festlegung, bis zu welcher Flächengröße dieser Begriff verwendet wird, gibt es nicht. Für einen ganzen Kontinent endemische Arten, aber auch höhere taxonomische Einheiten, finden sich etwa für Amerika („Neuwelt“-Species) oder Australien. Kontinentübergreifende Vorkommen finden sich dann beispielsweise in der Pflanzenfamilie der Bromeliengewächse, ursprünglich in Amerika, und sonst nur in einer Region Westafrikas.
Einteilung
Vor allem in der Botanik ist die Unterscheidung in „Paläoendemiten“ (auch: Reliktendemiten) und „Neoendemiten“ (auch: Entstehungsendemismus) üblich.
Paläoendemiten sind Arten mit ursprünglich vermutlich weiterer Verbreitung, die durch Änderung der Lebensbedingungen oder neue Konkurrenten in ein Reliktareal, meist eine Insel oder ein Gebirge, abgedrängt worden sind. Ein Beispiel wäre der Wurzelnde Kettenfarn (Woodwardia radicans), der heute in den Lorbeerwäldern der Kanarischen Inseln und in eng begrenzten Gebieten (meist auf den Inseln) am Mittelmeer mit ähnlich niederschlagsreichem Lokalklima vorkommt. Man nimmt an, dass es sich um das Reliktareal einer im Tertiär unter wärmeren und feuchteren Lebensbedingungen weiter verbreiten Art handelt.
Neoendemiten sind Arten, die sich erst vor (erdgeschichtlich) kurzer Zeit aus weit verbreiteten Pflanzentaxa unter besonderen Standortbedingungen entwickelt haben. Dies nimmt man zum Beispiel für die zahlreichen Arten der Nelkengattung Dianthus auf Berggipfeln im Mittelmeerraum oder für die zahlreichen Tragant- (Astragalus) Arten in abgegrenzten Regionen Zentralanatoliens an. Als Kuriosum kommen sogar sogenannte heimatlose Arten vor. Dies sind neophytische Neo-Endemiten, die sich (meist durch Hybridisierung) erst seit wenigen hundert Jahren in ihrer neuen Heimat aus ursprünglich vom Menschen aus anderen Erdteilen eingeführten Arten entwickelt haben. Bekannt ist dies etwa von Kleinarten der Nachtkerzen (Oenothera) aus dem biennis-Artkomplex.
Bedrohung
Je kleiner der zur Verfügung stehende Lebensraum ist, desto größer ist meist die Gefährdung der endemischen Taxa. Schon geringe Veränderungen im Habitat können zum Aussterben des gesamten Taxons führen.
Die Anwendung des Begriffs „Endemit“ auf politische Grenzen ist nur im Rahmen der Roten Liste gefährdeter Arten üblich.
Inselendemiten
Als Inselendemiten bezeichnet man Arten, welche sich an den Lebensraum einer bestimmten Insel angepasst haben. Als ein Inselendemit ist ein Tier/Pflanze zu bezeichnen welches an eine Insel (meist weiter vom Festland entfernt) antreibt und sich aufgrund von bestimmten Begebenheiten der selbigen verändert und infolgedessen nur auf dieser heimisch ist. Interessant unter diesen ist unter anderem auch, dass sich bei einigen Arten gezielt Unterarten gebildet haben, um verschiedene Lebensräume der Insel für sich zu gewinnen. Die meisten dieser Unterarten gehen allerdings auf eine Art zurück, welche die Insel erreichte. Interessante Beispiele hierfür sind unter anderem auch die Anolis-Echsen auf den Westindischen Inseln, die Finken auf einigen Pazifikinseln (Galapagos, Hawaii) oder die Riesenschildkröten auf den Galapagosinseln. Eine weitere Besonderheit unter Inselendemiten ist der langsame Fortpflanzungszyklus, eine Art Bevölkerungsregulierung der Evolution, um zu verhindern, dass die Heimatinsel zu viele Vertreter der Art aufweist. So können viele endemische Vögel nur ein Ei pro Jahr legen.
Hier einige Beispiele für Inselendemiten:
- die Hawaiianischen Kleidervögel
- die Darwinfinken der Galapagosinseln
- die Kiwis auf Neuseeland
- die Anolis Kubas
Inselgigantismus und Inselverzwergung
Bei einigen Endemiten ist es aufgrund des Nichtvorhandenseins von Raubtieren oder anderen Bedrohungen zum Inselgigantismus gekommen. Inselgigantismus tritt auf, wenn eine bestimmte Art auf eine Insel gelangt, auf der für dieselbige kaum Gefahr oder ein idealer Lebensraum besteht. Infolgedessen sind auf einigen Inseln zum Teil riesige Arten entstanden.
Hier einige Beispiele:
- die Moas auf Neuseeland (ausgestorben)
- die Galápagos-Riesenschildkröten
- die Dodos auf La Réunion und Mauritius (ausgestorben)
- die Seychellen-Riesenschildkröten
- der St.-Helena-Riesenohrwurm (ausgestorben)
- die Elefantenvögel auf Madagaskar (ausgestorben).
Inselverzwergung jedoch tritt auf, wenn es für die Art aufgrund eines geringeren Nahrungsangebotes oder des Einflusses von Raubtieren vorteilhafter ist, kleiner zu werden. Hier einige Beispiele:
- der Homo floresiensis auf der Insel Flores (ausgestorben)
- der Insel-Graufuchs auf den kalifornischen Kanalinseln
- Madagassische Flusspferde (ausgestorben)
- das Zwergfaultier auf der Insel Isla escudo de veraguas vor Panama.
Beispiele endemitenreicher Regionen
- Hawaii-Emperor-Inselkette
- Galapagosinseln
- Sokotra (Insel)
- der Malaiische Archipel
- Madagaskar
- das Hochland von Abessinien
- der Fiordland-Nationalpark in Neuseeland
Beispiele endemischer Arten in Deutschland
- Die Rhönquellschnecke (Bythinella compressa) kommt nur in der Rhön und im Vogelsberg (Hessen) vor.
- Der Badische Riesenregenwurm (Lumbricus badensis) ist die größte Lumbricus-Art Europas und bewohnt ein kleines Areal im Südschwarzwald.
- Das Bayerische Löffelkraut (Cochlearia bavarica) ist ein nur im südlichen Teil Bayerns endemisch vorkommender Angehöriger der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae).
- Das Violette Galmei-Stiefmütterchen (Viola guestphalica) kommt weltweit ausschließlich an einem Wuchsort im Grenzgebiet der Kreise Paderborn, Höxter und Hochsauerlandkreis vor.
- Der Ammersee-Kilch (Coregonus bavaricus) ist eine seltene Fischart aus der Gattung Coregonus. Er ist im bayerischen Ammersee entlang der Ortschaften Dießen, Utting und Schondorf endemisch.
Siehe auch
Literatur
- Lexikon der Biologie. Band 5, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2004, ISBN 3-8274-0330-8.
Weblinks
- Westfalen regional – Endemiten in Westfalen
Einzelnachweise
- ↑ Wilhelm Gemoll: Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch. G. Freytag Verlag/Hölder-Pichler-Tempsky, München/Wien 1965.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Endemit aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |