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Erna Lauenburger

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Erna Lauenburger, genannt Unku (geb. 4. März 1920 in Berlin-Reinickendorf; gest. 2. Juli 1943 im Zigeunerlager Auschwitz) war eine deutsche Sintezza, die als Vorbild für die Unku in Alex Weddings Buch Ede und Unku diente.

Leben, Familie, Tod im KZ Auschwitz

In Berlin war Erna Lauenburger Ende der 20er Jahre mit Grete Weiskopf befreundet.[1] Weiskopf verfasste mit dieser Freundschaft im Hintergrund den 1931 im Malik-Verlag erschienenen Roman: Ede und Unku.[2] Die Fotos zum Buch, die die reale Familie Erna Lauenburger zeigen, stammen von John Heartfield.[3] Teile der im Roman verarbeiteten Erlebnisse, etwa das Verstecken eines streikenden Arbeiters bei Lauenburgers Familie vor der Polizei, geben reale Ereignisse wieder.[4]

1932 wird Erna Lauenburger von der evangelischen Stadtmission in Berlin getauft.[5]

Mit ihrer Familie zog Erna Lauenburger in den 1930er Jahren nach Magdeburg um. Aus der Magdeburger Zeit lassen sich aufgrund erhaltener Akten die zunehmende rassistische Repression und ihre Deportation mit einigen Details belegen.

Sie war nicht-standesamtlich verheiratet mit Otto Schmidt, geboren am 13. Februar 1918 in Luckenwalde.[6] Ihr Mann, mit dem sie zusammen im Zigeunerlager Magdeburg Holzweg lebte, wurde am 13. Juni 1938 im Rahmen der Inhaftierungswelle der Aktion "Arbeitsscheu Reich" verhaftet und ins KZ Buchenwald deportiert. Die "Anordnung der polizeilichen Vorbeugehaft" vom 13. Juni 1938 ist in seiner Magdeburger "Zigeunerpersonalakte" ZP 232 erhalten.[7] In dem Lager lebten weitere enge Verwandte von Erna, so ihre Mutter und Großmutter.[8]

Beider Tochter Marie wurde am 25. August 1938 geboren. Am 12. April 1939 wurde die 19-jährige Mutter von der Kriminalpolizei vorgeladen, vernommen und erkennungsdienstlich registriert.[9]

Otto Schmidt wurde am 20. November 1942 im KZ nach Fleckfieberversuchen des Robert Koch-Instituts vom Lagerarzt Waldemar Hoven durch eine Injektion getötet.[10] Otto Schmidt gehörte zur unbehandelten, infizierten Kontrollgruppe und hatte als einer von vier Häftlingen die Infektion überlebt.[11]

Nachdem ein Festsetzungserlass vom 17. Oktober 1939 vorsah, „Sammellager für Zigeuner“ zur Vorbereitung der Abtransporte in Konzentrationslager einzurichten, wurde Erna Lauenburger neben vielen anderen Sinti genötigt, ein Schriftstück zu unterschreiben, mit dem ihr verboten wurde, den Wohnort zu verlassen. Bei einem Verstoß gegen die Auflage drohte die Einweisung in ein Konzentrationslager. Eine Robert Ritters Unterschrift tragende "Gutachterliche Äußerung", die sie als "Zigeuner-Mischling (+)" einstuft, ist auf den 14. Juli 1941 datiert. [12]

Das zweite Kind, Bärbel Lauenburger, wurde am 24. September 1942 geboren.

Die im sogenannten Zigeunerlager Magdeburg Holzweg lebenden 160 Sinti, darunter 125 Kinder, wurden am 1. März 1943 festgenommen und in das "Zigeunerlager Auschwitz" deportiert. Erna Lauenburger erhält die Häftlingsnummer Z 633, ihre Töchter Marie Z 635 und Bärbel Z 634.[13] Ihre Mutter und Großmutter tragen die zeitnah vergebenen Häftlingsnummern Z 623 und Z 622,[14] was dafür spricht, dass sie auch aus dem Magdeburger Lager deportiert wurden. Wenige Tage vor der Deportation besuchten Ritter und Eva Justin das Lager um die Deportationsunterlagen zu ergänzen.[15]

Aufgrund des Todes der Tochter Marie verschlechterte sich Erna Lauenburgers Zustand derart, dass man sie in den Krankenblock brachte. Dort starb sie am 2. Juli 1943, nachdem der SS-Arzt Josef Mengele ihr eine tödlich wirkende Spritze geben ließ.[16]

Die Geschehnisse dokumentierte Reimar Gilsenbach nach Gesprächen mit Überlebenden in einigen seiner Veröffentlichungen. Im 2009 entstandenen Film Was mit Unku geschah - Das kurze Leben der Erna Lauenburger wird die Lebensgeschichte der hinter Unku stehenden Frau thematisiert.

Ehrung

Am 27. Januar 2011 wurde in Berlin-Friedrichshain ein Weg als Ede-und-Unku-Weg zur Erinnerung an Erna Lauenburger und Grete Weiskopf alias Alex Wedding benannt.[17]

Hinweise

  • Erna Lauenburger wird auch in Frida Zeller-Plinzner: Jesus im Zigeunerlager. Neumünster 1934 genannt.[18]
  • Erna Lauenburgers Magdeburger "Zigeunerpersonalakte" ZP 420 ist erhalten.[19]

Literatur

  • Gabriele Wittstock: Unku - Das Schicksal einer jungen Sintezza in: Unerwünscht verfolgt ermordet. Ausgrenzung und Terror während der nationalsozialistischen Diktatur in Magdeburg 1933 - 1945 Magdeburg 2008 ISBN 3930030934
  • Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau in Zusammenarbeit mit dem Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma, Heidelberg: Gedenkbuch: Die Sinti und Roma im Konzentrationslager Auschwitz Birkenau. Saur-Verlag, München u.a. 1993, ISBN 3-598-11162-2.

Film

  • Was mit Unku geschah – Das kurze Leben der Erna Lauenburger. Jugendforschungsprojekt, Leitung: Jana Müller, Deutschland 2009, 35 min

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Reimar Gilsenbach: Django, Oh sing deinen Zorn. Berlin 1993, S. 178
  2. Gedenken an „Ede und Unku“ von Alex Wedding und den sinto-deutschen Boxmeister Johann Rukeli Trollmann. Pressemitteilung der Stadt Berlin Nr. 3/2011 vom 6. Januar 2011
  3. Reimar Gilsenbach, Wolfgang Ayaß, Ursula Körber, Klaus Scherer u.a.: Feinderklärung und Prävention. Kriminalbiologie, Zigeunerforschung und Asozialenpolitik. (Beiträge zur nationalsozialistischen Gesundheits- und Sozialpolitik, Bd. 6), Rotbuch, Westberlin 1988 ISBN 3-88022-955-4 S. 110
  4. Reimar Gilsenbach: Django, Oh sing deinen Zorn. Berlin 1993, S. 178
  5. Susanne Blumesberger, Ernst Seibert (2007): Alex Wedding (1905-1966) und die proletarische Kinder- und Jugendliteratur. Praesens Verlag Sniplet
  6. Reimar Gilsenbach: Django, Oh sing deinen Zorn. Berlin 1993, S. 186, 189.
  7. Reimar Gilsenbach: Django, Oh sing deinen Zorn. Berlin 1993, S. 189 Foto des Dokumentes, auch Otto Schmidt war nicht vorbestraft.
  8. Neben den zeitnah vergebenen Häftlingsnummern des Zigeunerlagers Auschwitz (siehe Gedenkbuch, Hauptbuch Frauen S. 41), die eine gleichzeitige Deportation belegen, spricht hierfür, dass ihre Mutter in Erna Lauenburgers Magdeburger Polizeiakte im Erfassungsbogen vom 9. Mai 1939 als Zeugin für die Identifikation angegeben wird (siehe: Reimar Gilsenbach: Django, Oh sing deinen Zorn. Berlin 1993. S. 187, 195.) Gilsenbach nennt die Verwandtschaftsverhältnisse.
  9. Reimar Gilsenbach: Django, Oh sing deinen Zorn. Berlin 1993. Bei Gilsenbach abgebildet: Erfassungsbogen vom 9. Mai 1939, mit Vermerk einer "Zigeunerbescheinigung v. Berlin" und Eintrag des "Zigeunerlager in Magdeburg, Holzweg" als Wohnort S.186f., Gutachliche Äußerung Nr. 2543 vom 14. Juli 1941 S. 188.
  10. Reimar Gilsenbach: Django, Oh sing deinen Zorn. Berlin 1993, S. 192 Foto der Todesmeldung (Telegramm des KZ Buchenwald an Magdeburger Polizei) mit falscher Todesursache und der Mitteilung, dass Almar Schmidt, die Mutter des Toten, die ebenfalls im Magdeburger Zigeunerlager lebte, die Asche binnen 4 Wochen abholen könne. Blatt 54 seiner Magdeburger Akte ZP 232
  11. Annette Hinz-Wessels 2011, S. 13
  12. Reimar Gilsenbach: Django, Oh sing deinen Zorn. Berlin 1993. S. 188.
  13. Gedenkbuch, Hauptbuch Frauen S. 41, bei keiner ist ein Todesdatum im Hauptbuch vermerkt.
  14. Gedenkbuch, Hauptbuch Frauen S. 41, Reimar Gilsenbach: Django, Oh sing deinen Zorn. Berlin 1993. S. 195. Gilsenbach nennt die Verwandtschaftsverhältnisse.
  15. Reimar Gilsenbach, Wolfgang Ayaß, Ursula Körber, Klaus Scherer u.a.: Feinderklärung und Prävention. Kriminalbiologie, Zigeunerforschung und Asozialenpolitik. (Beiträge zur nationalsozialistischen Gesundheits- und Sozialpolitik, Bd. 6), Rotbuch, Westberlin 1988 ISBN 3-88022-955-4 S. 110
  16. Gespräch von Kaula mit Gilsenbach. Kaula überlebte als einzige der 12 in "Ede und Unku" genannten Sinti. Reimar Gilsenbach: Django, Oh sing deinen Zorn. Berlin 1993, S. 179
  17. Gedenken an „Ede und Unku“ von Alex Wedding und den sinto-deutschen Boxmeister Johann Rukeli Trollmann. Pressemitteilung der Stadt Berlin Nr. 3/2011 vom 6. Januar 2011
  18. Reimar Gilsenbach: Django, Oh sing deinen Zorn. Berlin 1993, S. 172
  19. Reimar Gilsenbach: Django, Oh sing deinen Zorn. Berlin 1993. Bei Gilsenbach abgebildet: Deckblatt: S. 180, ED-Foto: S. 181, Foto: S. 182, Foto von Otto Schmidt: S. 181, Fingerabdrücke: S. 184, Strafregisterauzug (nicht vorbestraft): S. 185, Erfassungsbogen vom 9. Mai 1939, mit Vermerk einer "Zigeunerbescheinigung v. Berlin" und Eintrag des "Zigeunerlager in Magdeburg, Holzweg" als Wohnort S.186f., Gutachterliche Äußerung Nr. 2543 vom 14. Juli 1941 S. 188.
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