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Ernst Marcus
Ernst Moses Marcus (geb. 3. September 1856 in Kamen, Westfalen; gest. 30. Oktober 1928 in Essen, Ruhr) war ein deutscher Jurist und Philosoph.
Leben
Ernst Marcus war der älteste Sohn von Robert Marcus und Berta Marx. Er besuchte das Archigymnasium in Soest und studierte danach Rechtswissenschaft an den Universitäten in Bonn (ein Jahr) und Berlin. 1885 erfolgte die Ernennung zum Gerichtsassessor. 1885–90 war er als Assessor und Richter tätig in Kamen, Unna, Hörde, Hagen und Gelsenkirchen. 1890 wurde er Amtsrichter in Essen. Ab 1889 beschäftigte er sich mit philosophischen Fragestellungen. 1893 heiratete er Berta Auerbach (* 15. August 1869 in Vreden, † 28. Oktober 1918). Das Ehepaar bekam drei Kinder; Debora, genannt Dore, Eva und Robert.
Ab 1899 hatte er Kontakt mit dem 1871 geborenen Schriftsteller und Philosophen Salomo Friedlaender, der jährlich einige Wochen im Haus des Essener Rabbiners Salomon Samuel, seines Schwagers, verbrachte. Von Friedlaender wurde der Essener Philosoph als „Krupp der Logik“ apostrophiert und verehrt, ja sogar als Figur in seinen unter „Mynona“ publizierten Prosastücken „verwendet“, und zwar als "Sucram". 1916 wurde Ernst Marcus mit dem Titel „Geheimer Justizrat“ ausgezeichnet. Der als Grundbuchrichter Tätige lehnte aber eine weiter gehende berufliche „Beförderung“ ab, um den nötigen Freiraum für seine philosophischen Schriften zu behalten.
Marcus’ Bücher wurden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft makuliert. Neuherausgabe „Ausgewählte Schriften“ durch Gottfried Martin und Gerd Hergen Lübben[2][3][4].
Werke
- Ausgewählte Schriften. 2 Bände; herausgegeben von Gottfried Martin und Gerd Hergen Lübben. — Bd.I (Bonn 1969; ISBN 3-416-00642-9. Darin: „Kants Weltgebäude“; „Aus den Tiefen des Erkennens“) u. Bd.II (Bonn 1981; ISBN 3-416-01385-9. Darin: „Logik“; „Der kategorische Imperativ“; „Die Zeit- und Raumlehre Kants“; „Nachwort des Herausgebers“ [Sonderdruck: Bonn 1981]).
- Die exakte Aufdeckung des Fundaments der Sittlichkeit und Religion und Die Konstruktion der Welt aus den Elementen des Kant. Eine Erhebung der Kritik der reinen und der praktischen Vernunft zum Range der Naturwissenschaft. Leipzig 1899
- Das Erkenntnisproblem oder wie man mit der »Radiernadel« philosophiert. Eine philosophische Trilogie mit einem Vorspiel. Herford 1905.
- Logik. Die Elementarlehre zur allgemeinen und die Grundzüge der transzendentalen Logik. Eine Einführung in Kants Kategorienlehre (Herford 1906; 2. Auflage 1911)
- Das Gesetz der Vernunft und die ethischen Strömungen der Gegenwart. Herford 1907.
- Kants Weltgebäude. Eine gemeinverständliche Darstellung in Vorträgen. München 1917.
- Das Problem der exzentrischen Empfindung und seine Lösung. Berlin 1918.
- Erkenntnistheoretischer Idealismus oder transzendentaler Realismus? In: »Kantstudien«, Band 24 (1919/20).
- Der kategorische Imperativ. Eine gemeinverständliche Einführung in Kants Sittenlehre (München 1921)
- Zur Relativitätstheorie. In:»Frankfurter Zeitung und Handelsblatt« vom 13. April 1922.
- Theorie einer natürlichen Magie. Gegründet auf Kants Weltlehre München 1924. (Ital. Übers.: Bari 1938 von Giuseppe Rensi)
- Aus den Tiefen des Erkennens. Kants Lehre von der Apperzeption (dem Selbstbewusstsein), der Kategorialverbindung und den Verstandesgrundsätzen in neuer verständlicher Darstellung. Ein Kommentar zur transzendentalen Logik (Kritik der reinen Vernunft, Teil II). München 1925.
- Kritik des Aufbaus (Syllogismus) der speziellen Relativitätstheorie und Kritik der herrschenden Hypothese der Lichtausbreitung. Berlin 1926.
- Die Zeit- und Raumlehre Kants (Transzendentale Aesthetik) in Anwendung auf Mathematik und Naturwissenschaft. München 1927.
- Revolutionäre Kräfte in der Philosophie in: März. Halbmonatsschrift für deutsche Kultur 1, Febr. 1907, S. 282–286
- Aus dem Nachlass: Das Rätsel der Sittlichkeit und seine Lösung: Mit besonderer Berücksichtigung des Sexualproblems (sog. Revolution d. Jugend) München: Reinhardt 1931/1932 (Bearb. von S. Friedlaender)
Literatur
- Klaus-Werner Segreff, Horst Lüdtke: Marcus, Ernst Moses. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 16, Duncker & Humblot, Berlin 1990, S. 135 f. (Onlinefassung).
- Salomo Friedlaender, Der Philosoph Ernst Marcus als Nachfolger Kants. Leben und Lehre. Ein Mahnruf. Essen 1930.
- Gerd Hergen Lübben, Nachwort in Ernst Marcus: Ausgewählte Schriften, Band II (Bonn 1981)
- Gerd Hergen Lübben: Auf schmalem Grat. Für ein Lernen und Wachsen aus dem Geist der Wahrheit, der Kunst und der Menschlichkeit. Annäherungen an den Pädagogen Artur Jacobs – auch mit Blick auf den Philosophen Ernst Marcus und die Bewegungsbildnerin Dore Jacobs, geborene Marcus. (PDF; 534 kB) in: „DIE BRÜCKE – Forum für antirassistische Politik und Kultur“ (Saarbrücken 2008, Heft 147–149).
- Horst Lüdtke: Ernst Marcus als Kantinterpret. Hildesheim 1989
- Detlef Thiel: "Philosophie ist keineswegs harmlos". Zum 150. Geburtstag in: Kalonymos. Beiträge zur deutsch-jüdischen Geschichte aus dem Salomon Ludwig Steinheim-Institut Duisburg. Heft 4 / 2006, S. 1–4 insb. über M. als Kant-Interpret und über die Rolle Friedlaenders. ISSN 1436-1213 (online)
Einzelnachweise
- ↑ Ernst Marcus, Ausgewählte Schriften; hrsg. v. Gottfried Martin u. Gerd Hergen Lübben mit e. Nachw.; Band II; 1981; ISBN 3-416-01385-9.
- ↑ Wolfram Steinbeck, Ernst Marcus: Ausgewählte Schriften II. Herausgegeben von Gottfried Martin (†) und Gerd Hergen Lübben, Bouvier Verlag Herbert Grundmann, Bonn 1981, 600 Seiten. In: Kant-Studien. Philosophische Zeitschrift der Kant-Gesellschaft, 76. Jahrgang, Heft 1, 1985, Seiten 116–118.
- ↑ Thomas Rother, Kant-Philosoph vor Vergessen bewahren. Hanna Marcus (Israel) traf Herausgeber Lübben in Essen; in: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 18. Juni 1983.
- ↑ Wolf Schneider, Essen. Abenteuer einer Stadt, Düsseldorf/Wien/New York 1991, Seiten 326 f.
Weblinks
- Literatur von und über Ernst Marcus im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Ausführliche Zeittafel zu Leben und Werk von Ernst Moses Marcus (1856 - 1928)
- Informationen in "Jüdische Schriftstellerinnen und Schriftsteller in Westfalen"
- Findbuch Nachlass Marcus, Ernst im Kalliope-Verbund
Personendaten | |
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NAME | Marcus, Ernst |
ALTERNATIVNAMEN | Marcus, Ernst Moses (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Jurist und Philosoph |
GEBURTSDATUM | 3. September 1856 |
GEBURTSORT | Kamen, Westfalen |
STERBEDATUM | 30. Oktober 1928 |
STERBEORT | Essen, Ruhr |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Ernst Marcus aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |