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Fememord

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Als Fememorde bezeichnet man eine Reihe von politisch motivierten Morden, die von Vertretern der extremen Rechten in den ersten Jahren der Weimarer Republik an ihren Gegnern verübt wurden.

Begriffsabgrenzung

Die Bezeichnung leitet sich ab von Feme, einem mittelniederdeutschen Begriff für Bestrafung, und stammt aus dem internen Sprachgebrauch deutschnationaler Untergrundbewegungen, die so die Beseitigung von „Verrätern“ bezeichneten. Darunter wurden Personen verstanden, die – als Gruppenmitglieder oder als Außenstehende – von Waffenlagern oder anderen Geheimnissen wussten und diese angezeigt hatten bzw. damit drohten.

Im allgemeinen Sprachgebrauch wurden jedoch nicht nur verratsbezogene, sondern auch die weitaus prominenteren Morde an politischen Gegnern als Fememorde bezeichnet. Die bekanntesten Fälle waren die Ermordung von Matthias Erzberger (1921), Karl Gareis (1921) und Walther Rathenau (1922) sowie das gescheiterte Attentat auf Philipp Scheidemann (1922) durch Mitglieder der Organisation Consul.

Eine zeitgenössische, einheitliche Definition des Terminus existierte jedoch nicht. Im Gegensatz zu obigem Sprachgebrauch grenzte ein Reichstagsausschuss „Feme-Organisationen und Fememorde“ im Jahre 1926 Fememorde klar von den „Politischen Morden“ ab und verstand darunter einen Mord, den eine Organisation oder einzelne ihrer Mitglieder beschlossen hatten, weil die getötete Person Geheimnisse dieser Organisation oder einzelner Mitglieder verraten hatte oder hatte verraten wollen. Diese Definition bezog ausdrücklich Femeverbrechen aller politischen Richtungen mit ein, auch die von linksextremistischen Gruppierungen begangenen Taten.

Opferzahlen

Von 1920 bis 1923 wurden in Oberschlesien, Ostpreußen, Brandenburg, Pommern, Mecklenburg und Bayern mindestens 23 Menschen von Angehörigen rechtsextremer Gruppen ermordet bzw. mit Tötungsabsicht überfallen. Allein in Bayern wurden in dieser Zeit sechs derartige Taten begangen. Nahezu alle Fememorde ereigneten sich in den unruhigen Anfangsjahren der Weimarer Republik, die 1923 ihren Höhepunkt erreichten, als galoppierende Inflation, Ruhrkampf, Hitlerputsch und separatistische Bestrebungen in einzelnen Teilen des Reiches das Land erschütterten.

Insgesamt fielen bis 1924 mehr als 400 politische Gegner rechtsradikalen Attentaten zum Opfer.

Vergleiche auch: Liste von Opfern von Fememorden

Reaktion

Der erste, der versuchte, das Phänomen systematisch und für ganz Deutschland zu erforschen, war der Statistiker Emil Julius Gumbel, der 1922 nach akribischer Recherche die Schrift Vier Jahre politischer Mord vorlegte (später fortgeschrieben unter dem Titel: Vom Fememord zur Reichskanzlei). Gumbel war wegen dieser Studie schweren Drohungen ausgesetzt.

Die polizeilichen und gerichtlichen Untersuchungen der Femeverbrechen verliefen schleppend.

Die Fememorde beschäftigten während der Weimarer Zeit zwei Parlamente: 1920 setzte der Bayerische Landtag einen eigenen Untersuchungsausschuss ein, um das Femeverbrechen an dem Reichswehrsoldaten Hans Dobner zu untersuchen. Der Reichstag wollte in einem eigenen Reichstagsfemeausschuss 1926 diese Verbrechen und ihr Umfeld aufklären.

Literatur

  • Emil Julius Gumbel: Vom Fememord zur Reichskanzlei. Mit einem Vorwort von Walter Fabian, Heidelberg, Lambert Schneider 1962
  • Ulrike Claudia Hofmann: „Verräter verfallen der Feme!“ Fememorde in Bayern in den zwanziger Jahren. Böhlau, Köln u. a. 2000, ISBN 3-412-15299-4 (Zugleich: Bamberg, Univ., Diss., 1998/99).
  • Irmela Nagel: Fememorde und Femeprozesse in der Weimarer Republik. Böhlau, Köln u. a. 1991, ISBN 3-412-06290-1 (Kölner historische Abhandlungen 36), (Zugleich: Köln, Univ., Diss., 1989).
  • Bernhard Sauer: Schwarze Reichswehr und Fememorde. Eine Milieustudie zum Rechtsradikalismus in der Weimarer Republik. Berlin, Metropol 2004, ISBN 3-936411-06-9 (Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin – Reihe Dokumente, Texte, Materialien 50).

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Fememord aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.