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Flohpelz
Ein Flohpelz oder Flohpelzchen, aus dem Italienischen auch Zibellino („Zobelchen“), war ein kleiner Pelz aus Hermelinfell, Zobelfell, Iltisfell oder Marderfell mit ausgearbeitetem Kopf, Schwanz und Pfoten, häufig mit edlen Steinen verziert, der im Spätmittelalter und insbesondere in der Renaissance in Mode kam. Sie wurden über die Schulter gehängt getragen oder gelegentlich auch an einem Kettchen am Gürtel.
Die edelsten Exemplare wurden aus ganzen Fellen in Tierform über der Kleidung getragen, oft mit zusätzlichem Schmuck versehen. Bereits 1476 wird der Flohpelz im Inventar von Karl dem Kühnen von Burgund erwähnt.[1] Ein Gemälde von Parmigianino zeigt eine italienische Patrizierin um 1540 mit einem Zibellino über der Schulter; insgesamt sind über dreißig Abbildungen bekannt, davon keine von einem Mann mit Flohpelz.[2] Die Herzogin von Ferrara besaß einen Zobel mit goldenem Kopf mit 12 Rubinen, 3 Diamanten, 3 Smaragden und 4 Perlen. Im Nachlass der Katharina von Polen befand sich ein ähnlicher Pelz, dessen Wert auf 750 Taler geschätzt wurde. Philippine Welser besaß eine Garnitur, die aus einem goldenen Zobelkopf mitsamt den vier Tatzen bestand, daran 5 Rubine und 5 Smaragde, die Augen waren Granaten, im Maul befand sich eine Perle, an den Tatzen Rubine und Smaragde.[1]
Die Mode der sogenannten „Pelzkolliers“ mit ausgearbeiteten Köpfen und am Fell belassenen Pfoten und Schwänzen war ohne den Hintergedanken an den Flohfang im neunzehnten Jahrhunderts sehr stark verbreitet und wird seitdem immer wieder aufgegriffen. Bis in die 1960er Jahre war für einfellige Kolliers noch der Begriff Würger im Gebrauch.[3]
Angeblich sollte die Funktion des Flohpelzes sein, lästige Insekten wie zum Beispiel Flöhe anzuziehen und vom Körper des Trägers abzulenken. Da die Flöhe auf Körperwärme und nicht auf Haare reagieren, spricht einiges dafür, dass dem vornehmlich in der Hand zu tragenden Pelz die Wirkung als Flohfalle erst nachträglich zugesprochen wurde.[4]
Eine andere Deutung ist ein Zusammenhang des Gebrauchs der Flohfelle mit der griechischen Mythologie.[4] Ikonographisch wurde dies der schwierigen Geburt des Herkules als illegitimem Sohnes des Zeus zugeordnet. Die Magd der Alkmene, Galanthis, hatte mit einer Lüge entgegen dem Willen der Hera die Wehen der Mutter des Helden verkürzt. Sie wurde deswegen von Eileithyia in ein Wiesel verwandelt und dazu verdammt, ihre Kinder aus dem Mund zu gebären und im Ohr zu empfangen. Die Darstellungen von Frauen mit Flohfellen sind dementsprechend oft mit der Geburt eines Kindes von hohem Rang verbunden[4] und entbehren nicht einer gewissen Koketterie mit weiblicher Macht und Unabhängigkeit.[5]
Gräfin Livia da Porto (Paolo Veronese)
Literatur
- Ingrid Loschek: Accessoires. Symbolik und Geschichte. Bruckmann, München 1993, ISBN 3-7654-2629-6, S. 20f.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Ohne Autorenangabe: Das „Flohpelzchen“. In: Der Rauchwarenmarkt, Leipzig 3. Dezember 1937, S. 3.
- ↑ Francis Weiss: Der Flohpelz – eine kitzlige Sache. In: Pelz International. 32. Jg., April 1979, ISSN 0171-533X, S. 178, 180, 182.
- ↑ Alexander Tuma: Pelz-Lexikon. Pelz- und Rauhwarenkunde. Band 21: Rauhwarenhandel – Zyperkatze. Verlag Alexander Tuma, Wien 1951, Suchwort: Würger.
- ↑ 4,0 4,1 4,2 Tawny Sherrill: Fleas, Fur, and Fashion: „Zibellini“ as Luxury Accessories of the Renaissance. In: Robin Netherton, Gale R. Owen-Crocker (Hrsg.): Medieval clothing and textiles. Band 2. Boydell Press, Woodbridge u. a. 2006, ISBN 1-84383-203-8, S. 121–150 (englisch).
- ↑ Julia V. Emberley: Venus and furs. The cultural politics of fur. I. B. Tauris, London 1998, ISBN 1-86064-230-6.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Flohpelz aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |