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Florian Teichtmeister

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Florian Teichtmeister, 2015

Florian Teichtmeister (* 4. November 1979 in Wien)[1] ist ein österreichischer Schauspieler.

Leben

Ausbildung und Theater

Florian Teichtmeister absolvierte nach seiner Matura das Max Reinhardt Seminar in Wien, wo er unter anderen mit Karlheinz Hackl, Klaus Maria Brandauer, Artak Grigorjan und Samy Molcho arbeitete.[2] Bis zu seinem Abschluss 2004 hatte Teichtmeister bereits Bühnenauftritte, unter anderem als Ferdinand in Kabale und Liebe und als Achilles in Penthesileia am Wiener Volkstheater.

2002 erhielt er den Karl-Skraup-Preis als bester Nachwuchsschauspieler für die österreichische Erstaufführung von norway.today des Regisseurs Igor Bauersima, und 2005 bekam er für seine Darstellung des Mozart in Peter Shaffers Amadeus den Publikumspreis der Bad Hersfelder Festspiele verliehen. Ab 2005 war Teichtmeister festes Ensemblemitglied des Theaters in der Josefstadt. Von 2007 bis 2013 unterrichtete er als Assistent von Artak Grigorjan am Max Reinhardt Seminar; von 2012 bis 2019 hatte er dort einen Lehrauftrag für Rollengestaltung.

Im Sommer 2010 spielte er die Titelrolle des Hamlet nach William Shakespeare bei den Sommerspielen Perchtoldsdorf. 2010 drehte er unter der Regie von Andreas Prochaska den zweiteiligen Fernsehfilm Vermisst. 2013 verkörperte Teichtmeister im Rahmen der Salzburger Festspiele und am Wiener Burgtheater den Leim in Johann Nestroys Lumpazivagabundus (Regie: Matthias Hartmann).

Der sterbende Fürchtegott Lehmann in Niemand, 2016

Am 1. September 2016 spielte er im Theater an der Josefstadt den „Krüppel“ Fürchtegott Lehmann in der Uraufführung von Horváths Niemand unter der Regie von Herbert Föttinger. Von 2019 bis 2023 war er Ensemblemitglied am Wiener Burgtheater.[3]

Film und Fernsehen

Ab 2001 stand Teichtmeister regelmäßig in Film- und Fernsehproduktionen vor der Kamera. Sein Debüt gab er als Kasdas Bursche in Götz Spielmanns Spiel im Morgengrauen nach der Novelle von Arthur Schnitzler an der Seite von Fritz Karl. Danach spielte er unter anderem in der ARD-Krankenhausserie In aller Freundschaft, wirkte in zwei Tatort-Folgen und mehreren Film- und Fernsehproduktionen wie Mutig in die neuen Zeiten (2006; Regie: Harald Sicheritz) und Krankheit der Jugend (2006; Leitung: Michael Haneke) mit. 2004 wurde er für den Film- und Fernsehpreis „Romy“ nominiert.

Von 2013 bis 2016 spielte Teichtmeister die feste Serienrolle des Staatsanwalts Dr. Viktor Huber in der ZDF-Krimiserie Die Chefin. In der Literaturverfilmung Das Tagebuch der Anne Frank, die im März 2016 in die Kinos kam, verkörperte er den SS-Oberscharführer Karl Josef Silberbauer, der die im Hinterhaus untergetauchten Juden verhaftete. Von 2016 bis 2023 spielte er die Hauptrolle des auf einen Rollstuhl angewiesenen Grazer Majors Peter Palfinger in der österreichischen Krimireihe Die Toten von Salzburg.[4] 2018 übernahm er unter der Regie von Nils Willbrandt in dem ZDF-Krimi Kommissarin Lucas – Das Urteil an der Seite von Ulrike Kriener in einer Episodenhauptrolle die Rolle des wegen Mordes verurteilten Psychologiedozenten und Familienvaters Bernd Stach, dem nach einem Suizidversuch die Flucht aus dem Gefängnis gelingt. Regisseurin Marie Kreutzer besetzte Teichtmeister 2022 als Kaiser Franz Joseph an der Seite von Vicky Krieps in der Rolle der Kaiserin Elisabeth in dem Historiendrama Corsage.

Strafverfahren

Am 13. Jänner 2023 wurde bekannt, dass Teichtmeister wegen Besitzes pornografischer Darstellungen von Minderjährigen angeklagt wurde. Rund 76.000 Dateien sind verfahrensgegenständlich. Davon beziehen sich rund 47.000 auf Darstellungen von unmündigen Minderjährigen (Kinder unter 14 Jahren), der Rest auf mündige Minderjährige (Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren). Die Ermittler fanden keine Hinweise, dass Teichtmeister Daten weitergegeben habe, er soll jedoch selbst Fotos von Minderjährigen gemacht und zu Collagen mit pornografischen Sprechblasen arrangiert haben, etwa bei Dreharbeiten. Insgesamt habe er 34.696 Dateien verändert und etwa Diashows und Videosequenzen angefertigt, was rechtlich als Herstellung zu bewerten sein könnte.[5][6]

Das Burgtheater entließ Teichtmeister am 13. Jänner 2023 mit sofortiger Wirkung.[7] Auch der ORF stellte die Ausstrahlung von Filmen mit ihm ein.[8][9][10][11][12]

Österreichische Medien, darunter die Kronen Zeitung und Der Standard, berichteten bereits im September 2021 über den Fall, ohne Teichtmeister namentlich zu nennen. Seine damalige Lebensgefährtin, gegen die Teichtmeister gewalttätig gewesen sein soll, hatte ihn bei der Polizei angezeigt. Teichtmeister soll sich daraufhin in Therapie begeben haben.[13][14] Anfang Oktober 2021 wurde Dieter Pochlatko, der Produzent von Serviam – Ich will dienen, von der Anwältin der Eltern einer minderjährigen Darstellerin über ein Foto informiert, das Teichtmeister gemacht habe, und aufgefordert zu veranlassen, dass sich Teichtmeister der Schauspielerin nicht mehr nähere.[15] Ungeachtet der im Raum stehenden Vorwürfe wurden Hauptrollen weiterhin mit Teichtmeister besetzt, er war einer der meistbeschäftigten Schauspieler am Burgtheater.[16] Martin Kušej, zu dieser Zeit dessen Direktor, erklärte am 14. Jänner 2023 gegenüber dem Standard, dass es schon nach den Berichten 2021 Gespräche mit Teichtmeister gegeben habe, der aber alle Vorwürfe als haltlos bestritten habe. Der Direktion sei unbekannt gewesen, dass Teichtmeister geständig und in Behandlung gewesen sei, weshalb keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen möglich gewesen seien.[17] Diese Darstellung wurde von Arbeitsrechtsexperten relativiert: Das Burgtheater hätte sich bei Teichtmeister nach dem Stand der Ermittlungen erkundigen und sich von ihm entsprechende Unterlagen vorzeigen lassen können, anstatt lediglich auf seine Aussage zu vertrauen.[18][19] Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer kündigte am 14. Jänner 2023 eine Untersuchung der Abläufe in der Bundestheater-Holding an (Ergebnis siehe unten).[20] Teichtmeisters letzte Rolle am Burgtheater war im Stück Nebenan die eines berühmten Schauspielers namens Florian, der sein Geld im Internet für Online-Sex verschwendet.[21] Die Inszenierung wurde komplett abgesetzt.[22]

Laut Falter soll Teichtmeister sich durch Geständnis, Kooperation und Therapie erhofft haben, ein öffentliches Gerichtsverfahren abzuwenden. Die Verfahren wegen häuslicher Gewalt und des Besitzes von rund 100 Gramm Kokain[23][24] wurden eingestellt, nicht aber jenes des Hauptvergehens. Seine Anwälte stellten im Dezember 2022 einen Antrag auf Diversion und eine nichtöffentliche „Enderledigung“. Die Taten seien auf eine Persönlichkeitsstörung in Folge einer Kokainsucht und der Auswirkungen der Corona-Lockdowns zurückzuführen und stünden „mit seinem sonstigen Verhalten in auffallendem Widerspruch“. Zudem habe trotz der vor Gericht zu erwartenden nur bedingten Freiheitsstrafe eine soziale Ächtung in der Öffentlichkeit gedroht. Die Bemühungen der Anwälte schlugen fehl, eine Diversion bei Sexualstraftaten mit Datenmengen dieses Umfangs findet aus generalpräventiven Gründen nicht statt.[25]

Am 16. Jänner 2023 erklärte der ORF, dass die Vorwürfe intern länger bekannt gewesen seien und deswegen seine Rolle des Majors Palfinger aus der Folge Die Toten von Salzburg – Schattenspiel vorsichtshalber aus dem Drehbuch herausgeschrieben worden sei. In der Serie wurde die Abwesenheit der Figur Palfinger mit einer Kur zur „digitalen Entgiftung“ erklärt.[26] Am 13. Februar 2023 wurde das Gutachten des Kulturministeriums veröffentlicht. Dem Burgtheater seien demnach keine „Pflichtverletzungen“ nachzuweisen, jedoch hätten „weitere Schritte gesetzt werden […] können“. Das Burgtheater habe Teichtmeister zudem weniger prominente Rollen angeboten, wogegen er sich gewehrt und mit einer Verleumdungsklage gegen seine ehemalige Lebensgefährtin gedroht habe.[27] Durch das Bekanntwerden der Anklage gegen Teichtmeister wurden Vorwürfe gegen einen weiteren Darsteller von Corsage öffentlich, dem mehrere Frauen Übergriffe vorwerfen.[28][29]

Die österreichische Bundesregierung nahm den Fall zum Anlass, um die Strafen für Beschaffung, Besitz und die Weitergabe beziehungsweise den Handel mit Missbrauchsdarstellungen von Kindern und Jugendlichen zu verschärfen. Da eine Rückwirkung von Strafgesetzen verboten ist, ist der Schauspieler davon nicht mehr betroffen.[30] Nachdem im Juli 2023 Boulevardzeitungen, darunter Österreich und Krone, über einen „Tempel“ auf dem Privatgrundstück der Familie Teichtmeister in Niederösterreich berichtet hatten, wurden sowohl der Tempel als auch das Wohnhaus der Mutter des Schauspielers beschädigt. Mit roter Farbe wurden Kinderhände gezeichnet und der Satz „Wir wissen, was du getan hast“ aufgemalt. Zudem wurden Kinderpuppen aufgehängt. Fotos der Vandalismusaktion wurden via Social Media von Accounts aus dem Umfeld der Querdenker-Bewegung verbreitet.[31][32][33] Wenige Tage vor Prozessbeginn kam es in der Nähe des Hauses von Teichtmeisters Mutter zu einer Demonstration unter dem Motto „Teichtmeister wir kommen!“, die vom ehemaligen Politiker und Corona-Maßnahmen-Gegner Martin Rutter organisiert wurde. Bei der Demonstration wurde ein Galgen mitgeführt und von einzelnen Teilnehmern die Todesstrafe für Teichtmeister gefordert.[34][35]

Am 5. September 2023 fand der Prozess vor dem Landesgericht für Strafsachen in Wien vor einem Schöffengericht statt. Teichtmeister hatte sich wegen des Besitzes und der Herstellung – die von ihm vorgenommenen Veränderungen von Bildern, etwa die Erstellung von Collagen, wird rechtlich als Herstellung gewertet[36] – von pornografischen Darstellungen Minderjähriger zu verantworten.[35] Er wurde schuldig gesprochen und zu zwei Jahren bedingter Freiheitsstrafe und einer bedingten Einweisung in einen Maßregelvollzug verurteilt. Er muss sich weiterhin in Therapie begeben und engmaschige Kontrollen über Alkohol- und Drogenkonsum absolvieren. Teichtmeister akzeptierte das Urteil und sah von Rechtsmitteln ab. Er hatte sich vor Gericht reumütig gezeigt und schuldig bekannt, was der Richter neben seiner Unbescholtenheit als mildernden Umstand ansah. Teichtmeister sagte, er sei sexuell pädophil veranlagt und habe darüber hinaus ein Gefühl der Machtlosigkeit gehabt, das aus seiner Kindheit herrühre. Dieses habe er durch das Machtgefühl beim Konsum von kinderpornographischem Material kompensieren wollen. Hinzu sei ein massiver Drogenmissbrauch gekommen, was zur Eskalation seiner Gewaltfantasien geführt habe. Er habe es als Erleichterung empfunden, endlich erwischt zu werden.[37][38]

Filmografie (Auswahl)

Theater (Auswahl)

Auszeichnungen

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Florian Teichtmeister – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Daniel Hadler: Florian Teichtmeister: „Die wahren Helden sind die Zuschauer“. In: kleinezeitung.at. 1. August 2020, abgerufen am 13. Januar 2023.
  2. Absolvent_innen 1998–2018. In: maxreinhardtseminar.at. Abgerufen am 13. Januar 2023.
  3. Profil auf der Website des Burgtheaters, abgerufen am 18. Januar 2023.
  4. Christian Ude: ORF führt Krimireihe „Die Toten von Salzburg“ ohne Teichtmeister fort. In: Kleine Zeitung. 16. Januar 2023, abgerufen am 18. Januar 2023.
  5. Teichtmeister wird angeklagt. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14. Januar 2023.
  6. Teichtmeister droht Maßnahmenvollzug, orf.at, 11. Juli 2023, abgerufen am 12. Juli 2023.
  7. Erste Konsequenzen für Teichtmeister. orf.at, 13. Januar 2023.
  8. ORF sendet keine Produktionen mehr. In: derstandard.at, 13. Jänner 2023, abgerufen am 14. Jänner 2023.
  9. Anklage wegen Besitz von Kinderpornografie: Burgtheater trennt sich von Schauspieler Teichtmeister. Abgerufen am 13. Januar 2023 (österreichisches Deutsch).
  10. Ö1 Mittagsjournal vom 13. Jänner 2023. In: oe1.orf.at, 13. Januar 2023, abgerufen am 14. Januar 2023.
  11. Teichtmeister muss vor Gericht. In: orf.at. 13. Januar 2023, abgerufen am 13. Januar 2023.
  12. Kinderpornografie: Schauspieler Florian Teichtmeister muss vor Gericht. In: diepresse.com. 13. Januar 2023, abgerufen am 13. Januar 2023.
  13. Schwere Vorwürfe gegen prominenten Schauspieler. In: derstandard.at. 13. September 2021, abgerufen am 13. Januar 2023.
  14. Prügel- und Porno-Affäre rund um TV-Schauspieler. krone.at, 10. September 2022, abgerufen am 13. Januar 2023.
  15. Der Umgang mit Teichtmeisters Collagen, derstandard.at, 17. Januar 2023, abgerufen am 21. Januar 2023
  16. Florian Teichtmeister – Tatbestand: 58.000 Dateien In: profil.at, 13. Januar 2023, abgerufen am 14. Januar 2023.
  17. Burgtheaterchef Kušej über den Fall Teichtmeister: „Wir hatten keine Indizien“. Abgerufen am 14. Januar 2023 (österreichisches Deutsch).
  18. Arbeitsrechtsexperten zu Fall Teichtmeister: Burgtheater hätte früher handeln können, derstandard.at, 16. Januar 2023, abgerufen am 16. Januar 2023
  19. „Viel zu späte Reaktion“ des Burgtheaters, orf.at, 16. Januar 2023, abgerufen am 17. Januar 2023
  20. ORF at/Agenturen red: Fall Teichtmeister: Mayer kündigt Prüfung an. 14. Januar 2023, abgerufen am 14. Januar 2023 (österreichisches Deutsch).
  21. Im Säuferparadies, Wiener Zeitung am 17. Oktober 2022
  22. Causa Teichtmeister: Burgtheater setzt „Nebenan“ ab, die Presse am 16. Jänner 2023
  23. 110 Gramm Kokain, aber keine Drogen-Anklage gegen Teichtmeister. 20. Januar 2023, abgerufen am 4. Februar 2023.
  24. Was bisher geschah: Die Sexualstraftat des Florian Teichtmeister. Abgerufen am 4. Februar 2023.
  25. Die Akte Teichtmeister, der Falter am 18. Jänner 2023
  26. Teichtmeister spielte vor Auffliegen Sketch in „Willkommen Österreich“, Kurier am 17. Jänner 2023
  27. Fall Teichtmeister: Gutachten entlastet Burg, orf.at, 13. Februar 2023, abgerufen am 13. Februar 2023
  28. MeToo: Vorwürfe gegen weiteren "Corsage"-Darsteller, derstandard.at, 16. Januar 2023, abgerufen am 5. September 2023.
  29. #MeToo in der heimischen Filmbranche: „Diese Schweine stellen“, profil.at, 2. Juli 2022, abgerufen am 16. Januar 2023
  30. Prozess gegen Teichtmeister gestartet, orf.at, 5. September 2023, abgerufen am 5. September 2023.
  31. „Blutflecken“ auf Teichtmeister-Tempel entdeckt, krone.at, 16. Juli 2023, abgerufen am 16. Juli 2023.
  32. Anschlag auf Teichtmeisters "Menschenliebe"-Tempel, oe24.at, 16. Juli 2023, abgerufen am 16. Juli 2023.
  33. Auch Anschlag auf Teichtmeister-Haus, oe24.at, 16. Juli 2023, abgerufen am 17. Juli 2023.
  34. Demonstranten fordern Todesstrafe, oe24.at, 4. September 2023, abgerufen am 4. September 2023.(e-paper)
  35. 35,0 35,1 Letzter Vorhang für Teichtmeister, derstandard.at, 4. September 2023, abgerufen am 5. September 2023.
  36. Caecilia Smekal, Lukas Krummholz, beide ORF.at: Schuldspruch: Zwei Jahre bedingt für Teichtmeister. 5. September 2023, abgerufen am 5. September 2023.
  37. Teichtmeister umfassend geständig, orf.at, 5. September 2023, abgerufen am 5. September 2023.
  38. Zwei Jahre bedingt Teichtmeister, orf.at, 5. September 2023, abgerufen am 5. September 2023.
  39. Nestroys: Wuttke und Orth sind „Beste Schauspieler“. In: kleinezeitung.at, 2. November 2015, abgerufen am 2. November 2015.
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