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Günther von Heyman
Günther von Heymann (* 2. März 1899 in Bremen; † nach 1970) war ein deutscher Mediziner, Rassenhygieniker, NS-Aktivist und Mitglied der Kampfgemeinschaft Revolutionärer Nationalsozialisten (KGRNS).
Leben
Heyman wurde in Bremen als Sohn des Kaufmanns Anton Günther von Heyman und dessen Ehefrau Lisbeth Clara Greffrath geboren. Sein Vater starb als er drei Jahre alt war. Sein Abitur legte als Notreifeprüfung 1917 am Alten Gymnasium in Bremen ab. Er wurde sofort eingezogen und verblieb im Rang eines Leutnants bis 1919 im Deutschen Heer. Bis 1921 schloss er sich verschiedenen Freikorps an.[1]
Von 1919-1923 studierte an den Universitäten in Göttingen und Gießen Medizin und wurde in Jena bei dem Gynäkologen und NSDAP-Mitglied Max Henkel promoviert und 1923 approbiert.[1]
Von Heyman war fasziniert von den deutschen Burschenschaftenen, agitierte im Hörsaal, verteilte antisemitische Flugblätter, die jüdische Soldaten verunglimpften.
1923 nahm von Heyman seine Tätigkeit als praktischer Arzt und Geburtshelfer in Bremervörde auf. Er heiratete die Kunstmalerin Elfriede Brackmann, Tochter des Allgemeinmediziners Karl Brackmann, Mitglied der konservativ-föderalistischen Deutsch-Hannoverschen Partei. Elfriede Brackmann pflegte enge Kontakte nach Worpswede, u.a.zu Will Spanier und Fritz Uphoff. [1] Eine Tochter des Paares, Engel von Heyman, starb 1929 mit 3 Jahren in Bremen.[2] Gegen eine weitere Tochter, Gudila von Heyman, klagte er 1953/54 wegen Aufhebung der regelmäßigen Unterhaltspflicht erwachsener Kinder. [3]
1927 gründete von Heyman zusammen mit Initiator der Ortsgruppe der NSDAP in Bremervörde Wilhelm Sievers eine Gruppe des Vereins für das Deutschtum im Ausland (VDA)[4].[1]
Neben vielen weiteren Tätigkeiten im Dienste der nationalsozialistischen Ideologie und der antisemitischen Agitation wurde er Referent des Rassen-Hygienischen Ausschusses der NSDAP und „inszenierte sich als als als fundamentalen Ideologen“.[1] Er postulierte „Die Ausmerzung alles Fremden und Minderwertigen. Fremd ist vor allem der Jude...“[1]. Müller sieht von Heyman als einen der frühesten Verfechter der Eugenikvorstellungen der NS-Bewegung.[1]
Ein weiteres Betätigungsfeld seiner nationalsozialistischen Agitation sah er im Bereich der Kultur. Er wurde Leiter der Kulturabteilung der NSDAP im Gau Ost-Hannover und organisierte propagandistische Kulturfilmabende, die ihn auch in den Ruch eigener finanzieller Bereicherung brachten.[1]
1932 richtete er in Bremervörde ein Treffen für 100 nationalsozialistische Ärzte aus ganz Deutschland und plädierte für eine „wirkliche Volkshygiene“ und „Beseitigung der Untermenschen“.[1]
Kurz darauf kam die Abkehr von Heymans von der NSDAP wegen der Position von SA-Chef Ernst Röhm, dessen Homosexualität er mit den sittlichen Werten der Partei und des gesunden Volkskörpers als nicht vereinbar ansah und öffentlich zuspitzte auf „Herr Hauptmann Röhm ist ein Schwein!“.[1] Darauf hin wurde von Heyman aus der Partei ausgeschlossen. Er schloss sich umgehend der Kampfgemeinschaft Revolutionärer Nationalsozialisten (KGRNS) unter der Führung Otto Straßers an. Dem Nationalsozialismus selbst schwor er damit keineswegs ab, sondern wollte ihm ein Leben lang treu bleiben und sah nun in der Schwarzen Front seine Agitationsfläche. Er gründete und gab u.a. das Kampfblatt der Schwarzen Front Nordwestdeutschland Revolution[5] heraus.[6] Mit der Machtübernahme der NSDAP verstärkten sich die Repressalien gegen von Heyman die sogar zu einem Boykott seiner Praxis aufriefen. Von Heyman selbst tat alles, um gegen Hitler und die NSDAP zu opponieren, was zu weiterer Verfolgung führte bis hin zur Anklage wegen Hoch- und Landesverrats, von der er jedoch freigesprochen wurde. [1]
Nach 1945 verteidigte sich von Heymann damit vor dem Entnazifizierungsausschuss, wenngleich seine Verstrickung in die Verbreitung der nationalsozialistischen Ideologie wie auch seine rassenhygienischen Grundsätze unbestritten blieben. Es fanden sich mehrere Fürsprecherinnen und Fürsprecher, so dass er als entlastet eingestuft wurde. Er selbst gab sogar Leumundszeugnis für andere nominelle Nazi-Unterstützer ab. Politisch trat er nicht wieder öffentlich in Erscheinung. 1970 gab er seine mittlerweile „Homöopathisch-biologische Privatklinik Bremervörde-Landhaus an der Oste“ auf. [1]
Publikationen
- Ein Fall von Acardiacus acephalus. Dissertation, Thüringische Landesuniversität Jena, 1922 [7]
Literatur
- Henning K. Müller: Der Fall von Heymann und seine Bedeutung für die NSDAP. In: ders., Die Völkische Bewegung und der Aufstieg des Nationalsozialismus im Elbe-Weser-Raum (1918–1933) : Organisationen, Netzwerke, Biografien und Aktivitäten der Wegbereiter des „Dritten Reichs“. Landschaftsverband Stade, Stade 2024 (Schriftenreihe des Landschaftsverbandes der ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden ; 60 ), ISBN 978-3-931879-81-5, S. 1240–1272
Nachweise
- ↑ 1,00 1,01 1,02 1,03 1,04 1,05 1,06 1,07 1,08 1,09 1,10 1,11 Müller 2024, S. 1240–1272
- ↑ Urkunde Nr. 3142 In: Staatsarchiv Bremen
- ↑ Verfahren des praktischen Arztes Dr. Günter von Heyman zu Bremervörde gegen seine erwachsene Tochter Gudila von Heyman zu Hamburg wegen Aufhebung der regelmäßigen Unterhaltspflicht. (NLA ST Rep. 72/172 Bremervörde Nr. 28) In: Staatsarchiv Bremen
- ↑ Henning K. Müller, Wilhelm Johann August Sievers, in: Heike Schlichting (Hrsg.): Lebensläufe zwischen Elbe und Weser. Ein biographisches Lexikon, Bd. III, Landschaftsverband der Ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden, Stade 2018, ISBN 978-3-931879-73-0, S.295–302.
- ↑ Am 27. November 1932 erschien die Erstausgabe
- ↑ Die nordostniedersächsische Tagespresse, Seite 132, 1994, ISBN 9783980191951
- ↑ Ein Fall von Acardiacus acephalus / vorgelegt von Günther v. Heyman aus Bremen. In: GVK
Personendaten | |
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NAME | Heyman, Günther von |
ALTERNATIVNAMEN | Heymann, Günther von (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Mediziner, Rassenhygieniker und NS-Aktivist |
GEBURTSDATUM | 2. März 1899 |
GEBURTSORT | Bremen |
STERBEDATUM | nach 1970 |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Günther von Heyman aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |