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Gabriele Rosenthal

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Gabriele Rosenthal (* 19. April 1954 in Schwenningen am Neckar) ist eine deutsche Soziologin und Professorin für Qualitative Methoden der Sozialwissenschaften an der Georg-August-Universität Göttingen.

Leben

Gabriele Rosenthal studierte Soziologie, Politikwissenschaften und Psychologie an der Universität Konstanz und absolvierte parallel eine Ausbildung zur Erziehungs- und Familienberaterin. 1986 wurde sie an der Universität Bielefeld promoviert. Ihre venia legendi erhielt sie 1983 mit ihrer Habilitation an der Gesamthochschule Kassel bei Fritz Schütze und Regine Gildemeister.

Gabriele Rosenthal arbeitete als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der FU Berlin, der Universität Bielefeld und an der Gesamthochschule Kassel sowie als Gastdozentin an der Ben-Gurion-Universität des Negev in Be’er Scheva.

Nach Gast- und Vertretungsprofessuren an der Universität Wien, der Universität zu Köln und der Gesamthochschule Kassel mit dort anschließender Erteilung einer außerplanmäßigen Professur folgte Gabriele Rosenthal 2002 dem Ruf auf die C3-Professur für Qualitative Methoden der Sozialwissenschaften an der Georg-August-Universität Göttingen, die am Methodenzentrum Sozialwissenschaften (MZS) angesiedelt ist. Von 2009 bis 2011 war sie Dekanin der Sozialwissenschaftlichen Fakultät.

Forschungsschwerpunkte

Gabriele Rosenthal ist besonders im Bereich der Biographie- und Generationenforschung in der qualitativen Sozialforschung ausgewiesen. Dabei arbeitet sie auf Basis von international vergleichenden Fallrekonstruktionen (Fallebenen: Biographie, Familie oder Milieu) insbesondere in den Themenbereichen Migration, ethnische Zugehörigkeit und intergenerationelle Tradierung. Methodologisch für die Biographieforschung einflussreich ist ihre Habilitationsschrift „Erlebte und Erzählte Lebensgeschichte.“ (1995). In dieser befasst sie sich mit der Gestalt und Struktur biographischer Selbstbeschreibungen. Dabei bezieht sie sich u.a. auf die gestalttheoretischen Überlegungen von Aron Gurwitsch und Kurt Koffka, um das dialektische Verhältnis zwischen Erleben, Erinnern und Erzählen zu erklären. Neben anderen Biographieforscher_innen wie Peter Alheit, Wolfram Fischer und Martin Kohli entwickelte und verstand sie Biographie als ein Konzept, „das einen Weg aus der dualistischen Sackgasse von Subjekt und Gesellschaft weist“ (S. 12). Wichtige Beiträge zur Weiterentwicklung des Forschungsansatzes leisten u.a. Bettina Dausien, Roswitha Breckner und Bettina Völter. Bekanntheit erlangte auch das Projekt ‚Der Holocaust im Leben von drei Generationen‘. In diesem wurden die Folgen der Erfahrungen von Holocaust-Überlebenden ebenso wie die von Nazi-Tätern auf die diesen jeweils nachfolgenden zweiten und dritten Generationen untersucht. Die Analysen einer intergenerationalen Weitergabe der Vergangenheit basieren auf Theorien von Karl Mannheim, Alfred Schütz sowie Peter Berger und Thomas Luckmann. Darüber hinaus nimmt das Werk von Norbert Elias einen wichtigen Stellenwert in ihrer Herangehensweise ein. Die geographischen Schwerpunkte ihrer Forschungstätigkeiten liegen in Israel, Palästina, Florida, der Ukraine, Kasachstan, Ghana, Uganda und den spanischen Exklaven. Charakteristisch ist ihre transnationale Herangehensweise an gegenwärtige soziale Problemlagen, wie den Folgen von Gewalt, Krieg und Flucht.

Mitgliedschaften

Zwischen 1999 bis 2003 war Gabriele Rosenthal Sprecherin der Sektion Biographieforschung in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS). Von 2002 bis 2010 hatte sie das Amt der Präsidentin des Research Committees „Biography and Society“ der International Sociological Association (ISA) inne. Zwischen 2005 und 2012 war sie Mitglied des Konzils der Deutschen Gesellschaft für Soziologie.

Forschungsprojekte (Auswahl)

  • The social construction of border zones: a comparison of two geopolitical cases (2014–2017)
  • Außenseiter und Etablierte zugleich: Palästinenser und Israelis in unterschiedlichen Figurationen (2010–2015)
  • Bürgerkriegsopfer in Norduganda (insbesondere West Nile)
  • Kollektive Mythen und ihre transgenerationellen Folgen. Zum Selbst- und Fremdbild der Deutschen in und aus der GUS (2007–2011)
  • Biographische Fallstudien von Jugendlichen in berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen (2004–2005)
  • Biographische Wandlungsprozesse ethnischer und kollektiver Zugehörigkeitskonstruktionen im Kontext von Migration (2006–2009)
  • Der Holocaust im Leben von drei Generationen. Familienbiographien in Deutschland und in Israel (1992–1996)

Werke (Auswahl)

  • Rosenthal, G. / Stephan, V. / Radenbach, N. (2011): Brüchige Zugehörigkeiten. Wie sich Familien von "Russlanddeutschen" ihre Geschichte erzählen. Frankfurt a. M.: Campus.
  • Rosenthal, G. (2011): Interpretative Sozialforschung. In der Reihe: Grundlagentexte Soziologie. Hg. von Klaus Hurrelmann. Weinheim und München: Juventa; aktualisierte und ergänzte 3. Auflage.
  • Rosenthal, G. / Bogner, A. (Ed.) (2009): Ethnicity, Belonging and Biography. Ethnographical and Biographical Perspectives. Münster: LIT Verlag / New Brunswick: Transaction.
  • Rosenthal, G. (Ed.) (2009): The Holocaust in Three-Generations. Families of Victims and Perpetrators of the Nazi-Regime. Opladen: Barbara Budrich.
  • Rosenthal, G. (Hg.) (1997): Der Holocaust im Leben von drei Generationen. Familien von Überlebenden der Shoah und von Nazi-Tätern. Gießen: Psychosozial Verlag.
  • Rosenthal, G. (1995): Erlebte und erzählte Lebensgeschichte. Gestalt und Struktur biographischer Selbstbeschreibungen. Frankfurt a. M.: Campus.
  • Rosenthal, G. (Hg.) (1990): ”Als der Krieg kam, hatte ich mit Hitler nichts mehr zu tun”. Zur Gegenwärtigkeit des ”Dritten Reiches” in erzählten Lebensgeschichten. Opladen: Leske & Budrich.

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Gabriele Rosenthal aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.