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Gertruda Bablinska

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Gertruda Bablinska (poln. Gertruda Babilińska; geb. 1902 in Preußisch Stargard; gest. 1995 in Israel) war ein polnisches Kindermädchen, das einem verwaisten jüdischen Jungen das Leben rettete. 1963 wurde Gertruda Bablinska als Gerechte unter den Völkern ausgezeichnet.

Leben

Gertruda Bablinska war das älteste von acht Kindern einer katholischen Familie, ihr Vater arbeitete bei der Post. Als Neunzehnjährige ging sie nach Warschau und arbeitete als Kindermädchen für eine jüdische Familie, die später nach Palästina auswanderte und ihrem Kindermädchen anbot mitzukommen. Sie entschied sich dafür, in Polen zu bleiben.

Warschau

Sie arbeitete weiterhin in Warschau als Kindermädchen, nun für die Familie von Jacob Stołowicki. Er war der einzige Sohn von Moshe Stołowicki, der durch den Handel mit Stahl, den er an die russische Eisenbahn lieferte, zu einem beträchtlichen Vermögen gekommen war.

Gertruda Bablinska beaufsichtigte die erstgeborene Tochter von Jacob Stolowicki und dessen Frau Lidia. Das Mädchen starb früh, Gertruda Bablinska betreute fortan Lidia Stołowicka, die unter dem Tod ihres Kindes litt und kränkelte. 1936 wurde der Sohn Michał Stołowicki geboren; Gertruda Bablinska übernahm seine Erziehung. Als 1939 der Polenfeldzug begann, hielt sich Jacob Stołowicki aus geschäftlichen Gründen in Paris auf. Er konnte nicht nach Polen zurückkehren und wurde später im KZ Auschwitz ermordet.

Wilna

Lidia Stołowicka und Gertruda Bablinska hofften mit Michał in Wilna Zuflucht zu finden und machten sich mit Emil, dem Chauffeur der Familie, auf den Weg. Emil raubte sie unterwegs aus und warf sie aus dem Fahrzeug. Ihr Ziel erreichten sie schließlich mit einem Pferdefuhrwerk. In Wilna sorgte Gertruda Bablinska, die Deutsch sprach, mit Übersetzungen für das Lebensnotwendigste. Lidia Stołowicka litt unter Depressionen, 1941 erlitt sie einen Schlaganfall. Sie gab Gertruda Bablinska ihren Ehering, bat sie, ihren Sohn als Jude zu erziehen und ihn nach Israel zu bringen, wo sie entfernte Verwandte hatte. Lidia Stołowicka starb im April 1941 und wurde in Wilna auf dem Jüdischen Friedhof beigesetzt. Gertruda Bablinska erzog Michał Stołowicki wie einen eigenen Sohn. Er fragte sie, ob er sie mit Mutter anreden solle. Sie wollte, dass er die Erinnerung an seine leibliche Mutter nicht verlieren sollte. Michał Stołowicki nannte sie fortan „Mamusia“ (dt. Mutti).[1]

Nachdem Wilna im September 1941 von deutschen Truppen besetzt worden war und das Ghetto Vilnius eingerichtet wurde, beschloss Gertruda Bablinska, mit Michał Stołowicki in ihrer kleinen Wohnung zu bleiben. Sie beschaffte gefälschte Papiere und eine Taufbescheinigung für das Kind und ließ es als ihren Neffen registrieren. Daneben half sie mit ihren Deutschkenntnissen anderen Flüchtlingen.

1944 wurden Gertruda Bablinska, die großgewachen und blond war, und der damals sieben Jahre alte Michał Stołowicki auf der Straße von deutschen Soldaten angehalten. Zwei von ihnen griffen den Jungen und wollten ihm die Hose herunterziehen. Gertruda Bablinska sagte auf Deutsch: „Was machen Sie? Mein Sohn ist kein Jude!“[2] Der SS-Offizier Karl Rink griff ein und sagte: „Lasst ihn in Ruhe, er ist kein Jude.“[2] Später erfuhren Gertruda Bablinska und Michał Stołowicki, dass Karl Rink mit einer Jüdin verheiratet gewesen war, die ermordet wurde, seine Tochter Helga-Elisheva nach Palästina geschmuggelt worden war[1] und er auch weiteren Juden geholfen hatte.[2]

Rückkehr nach Polen

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kehrte Gertruda Bablinska mit Michał Stołowicki nach Polen zurück. Sie lebten bei Gertruda Bablinskas Familie in Starogard. Um Lidia Stołowicka Wunsch zu erfüllen, wollte sie Michał Stołowicki nach Israel bringen, wovon ihre Familie sie abzuhalten versuchte. Sie schlossen sich jüdischen Flüchtlingen an und lebten zeitweilig in einem Lager für Displaced Persons. Mitglieder der Hagana sicherten Gertruda Bablinska zu, Michał Stołowicki nach Israel zu bringen und sich um ihn zu kümmern. Sie bestand darauf, bei ihm zu bleiben.

Israel

1947 gingen Gertruda Bablinska und Michał Stołowicki in Frankreich an Bord der Exodus. Nachdem das Schiff nach Hamburg gebracht worden war, kamen Gertruda Bablinska und Michael Stolowicki erneut in ein Lager für Displaced Persons.

1948 erreichten beide schließlich Israel. Sie lebten in Jaffa, wo Gertruda Bablinskas als Putzfrau arbeitete und für die Erziehung und Schulbildung Michał Stołowickis sorgte. Er zog später nach New York, schrieb seinen Namen in den USA Stolowitzky, heiratete zweimal und bekam einen Sohn. Gertruda Bablinska blieb in Israel. Am 4. Juni 1963 wurde sie als Gerechte unter den Völkern ausgezeichnet. Michael Stolowitzky flog nach Möglichkeit jeden Monat nach Israel, um sie zu besuchen. Ihre letzten Lebensjahre verbrachte sie in Naharija in Beit Luckner, einem Heim für Gerechte unter den Völkern.[3] Michael Stolowicki war bei ihr, als sie 1995 starb.

Nachwirkung

Barbra Streisand produzierte[4] über sie den Fernsehfilm „Rescuers – Die Geschichte der Helden“ (1997, auch „Rescuers: Stories of Courage: Two Women“) unter der Regie von Peter Bogdanovich, in dem Elizabeth Perkins die Rolle von Gertruda Bablinska übernahm.[5]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Amia Lieblich: A promise kept. In: Haaretz online vom 13. September 2007 (englisch)
  2. 2,0 2,1 2,2 My nanny saved me from the Nazis In: New York Post vom 25. November 2009 (englisch)
  3. Na'ama Lanski: 'Tell my daughter her father was not a murderer' . In: Haaretz online vom 19. Juli 2007 (englisch)
  4. Barbra Streisand bei IMdB
  5. Rescuers – Die Geschichte der Helden in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Gertruda Bablinska aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.