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Gopher
Gopher | |
---|---|
Familie: | Internetprotokollfamilie |
Einsatzgebiet: | Datenübertragung u. a. |
Port: | 70/TCP |
Standards: | RFC 1436 (1993) Gopher+ (1993) |
Gopher (engl. für Taschenratte) ist ein Informationsdienst, der über das Internet mit Hilfe eines Gopherclients abgerufen werden kann.
Wortherkunft
Für die Wahl des Namens gibt es mehrere Theorien:
- Taschenratte, welche als Maskottchen der Universität von Minnesota dient.
- „gopher“ steht lautmalerisch für „Go for it“ oder „Go-For“ (umgangssprachlich auch „Go-Fer“, zu deutsch etwa „Laufbursche“).
Geschichte
Gopher ähnelt dem frühen World Wide Web (WWW) und wurde 1991 unter der Leitung von Mark P. McCahill an der Universität von Minnesota entwickelt. Die Standardportnummer ist 70.
Die Überlegung, die zu Gopher führte, war die umständliche Handhabung von FTP (file transfer protocol), bei dem man sich einloggen und über Konsolenbefehle in Verzeichnisse wechseln musste, um die gewünschte Datei finden und herunterladen zu können. Zudem wollte man ein einfach zu administrierendes Informationssystem schaffen, das wenig Ressourcen benötigt.
Mitte der 1990er Jahre hatten manche Organisationen, die über einen Internetzugang verfügten, zum Beispiel Universitäten oder Regierungen, einen Gopherserver und stellten der Allgemeinheit darauf Informationen aus allen Bereichen zur Verfügung.
Mit dem Aufschwung des WWW und den inzwischen wesentlich komfortableren FTP-Programmen ging jedoch die Zeit des Gopherspace zu Ende. Ursächlich für den Niedergang war auch die Entscheidung der Universität von Minnesota, die das Urheberrecht an Gopher hält, für die kommerzielle Nutzung des Dienstes Gebühren zu verlangen.
Heute gibt es nur noch sehr wenige Gopherserver.
Funktionsweise
Gopher baut auf dem Gopherprotokoll auf, welches in RFC 1436 definiert wird.
Gopher bietet im Gegensatz zu HTML-Seiten ein automatisch generiertes Menü an, das aus den im aktuellen Verzeichnis befindlichen Dateien generiert wird. Der Gopherserver erkennt dabei, ob es sich um Verzeichnisse oder Dateien handelt, und zeigt dies durch entsprechende Symbole an (vgl. Abbildung).
Zusätzlich bieten Gopherserver auch Konfigurationsdateien an, die es dem Betreiber erlauben, Verweise auf externe Gopherserver zu generieren.
Für den Gopherserver gopherd, der zum Beispiel bei der Linux-Distribution Debian mitgeliefert wird, sieht diese Datei im Aufbau folgendermaßen aus:
Name=Web Server on Athene Type=h Path=GET / Host=athene.dnsalias.org Port=80 # Name=NCT Gopher Server Type=1 Port=70 Path=/ Host=gopher.nct.de
In dieser Datei wird zum einen ein Verweis auf einen Webserver, aber auch ein Verweis auf einen anderen Gopherserver definiert.
Abgespeichert wird diese Datei in einem Verzeichnis des Gopherservers unter dem Namen .Links (man beachte den Punkt vor dem Dateinamen).
Im Gegensatz zu Webseiten sind Gopherseiten reine Textdateien ohne Formatierung oder eingebettete Grafiken.
Clients
Für Gopher gibt es eigene Clients, die jedoch nicht allen Betriebssystem-Distributionen beigelegt werden.
Eine Möglichkeit, den Gopherspace zu erforschen, boten einige Webbrowser:
- Ab der Version 4 des Mozilla Firefox und der Version 2.1 von SeaMonkey wurde die Gopher-Unterstützung in diesen Browsern entfernt.[1][2]
- Der Windows Internet Explorer beherrscht das Gopherprotokoll seit Version 6.0 Service Pack 1 (September 2002) nicht mehr, die Funktion wurde wegen Sicherheitslücken im Programm deaktiviert; man hielt Gopher für nicht wichtig genug, um den Fehler zu beheben.
- Neue, WebKit-basierte Browser wie Chrome oder Apple Safari haben einen Gopherclient gar nicht erst eingebaut.
Mit dem Projekt Overbite des Kaliforniers Cameron Kaiser werden Add-ons für aktuelle Browser und Mobilgeräte bereitgestellt, die eine verbesserte Unterstützung von Gopher bieten bzw. sie erst ermöglichen.[3]
Im WWW findet man Webseiten, die eine Schnittstelle vom Gopherspace in das WWW bereitstellen. Solch eine Schnittstelle stellt z. B. der Proxy Squid zur Verfügung.
Suchmaschinen
Aufgrund der Tatsache, dass es sich bei Gopher um ein eigenständiges, etwa von HTTP oder FTP, unabhängiges Protokoll handelt, werden zur Suche nach Gopher-Inhalten im Internet auch eigene Suchmaschinen benötigt. Eine der ältesten, aber trotzdem nach wie vor noch aktiven ist Veronica. Zudem gibt es einige Weiterentwicklungen wie Veronica-2.[4]
Trivia
Unter dem Namen Gopherpedia gibt es eine Gopher-Schnittstelle zur englischsprachigen Wikipedia.[5]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Firefox 4 ohne Gopher-Support. In: heise online. 20. Oktober 2010. Abgerufen am 20. Oktober 2010.
- ↑ https://bugzilla.mozilla.org/show_bug.cgi?id=388195
- ↑ Uralt-Werkzeug Gopher für mobile Geräte. In: heise online. 6. Juli 2010. Abgerufen am 6. Juli 2010.
- ↑ Veronica-2
- ↑ Gopherpedia. 5. März 2015. Abgerufen am 5. März 2015.
Weblinks
- Public Gopher Proxy (zum Surfen im Gopherspace ohne Gopherclient)
- Security Bulletin zur Lücke im Internet Explorer
- Gopher Server
- [1] beim Open Directory Project
- [2] beim The Gopher Archive
- gopher://gopher.floodgap.com/1/new – Weitere aktuelle Liste
- gopher://gopherspace.de – HTML/PHP Gopher
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Gopher aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |