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Große Sphinx von Gizeh

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Die Große Sphinx von Gizeh, im Hintergrund die Pyramide des Cheops

Die (auch der) Große Sphinx von Gizeh in Ägypten ist die mit Abstand berühmteste und größte Sphinx. Sie stellt einen liegenden Löwen mit einem Menschenkopf dar und wurde vermutlich in der 4. Dynastie während der Herrschaft von Chephren (um 2520 bis 2494 v. Chr.[1], nach anderen Angaben 2570 bis 2530 v. Chr.[2]) errichtet.

Merkmale

Die Sphinx unausgegraben, im Hintergrund die Cheops-Pyramide (1858)
Frontansicht der Sphinx mit Chephren-Pyramide
früheste ägyptische Sphinx, Königin Hetepheres II., Tochter des Cheops und Ehefrau des Radjedef aus der 4. Dynastie (Kairo Museum).
Fragment des geflochtenen Bartes (British Museum, London)

Die Sphinx ragt seit mehr als vier Jahrtausenden aus dem Sand der ägyptischen Wüste, wobei sie die meiste Zeit bis auf den Kopf von Sand bedeckt war, was zu ihrer Erhaltung beitrug.

Die Sphinx ist in Ost-West-Achse orientiert und besteht aus einem Menschenkopf auf einem Löwenkörper, wobei der Menschenkopf in Relation zum Löwenkörper zu klein geraten ist. Der Grund für diese Disproportion ist unbekannt. Einige Forscher vermuten, dass die Sphinx ursprünglich einen größeren Kopf hatte und der heutige Kopf eine spätere Veränderung darstellt. Als Beleg dient u.a. die Sphinx der Königin Hetepheres II. aus Abu Roasch, die als Tochter des Cheops der gleichen Zeit entstammt. Eindeutig beweisen konnten sie diese These jedoch nicht.

Der Kopf der Sphinx ist von einem Nemes-Kopftuch bedeckt. Die Nase ist, wie auch der Kinnbart abgebrochen. Stücke des Bartes befinden sich heute im British Museum in London. Der Löwenkörper besteht aus Rumpf, Vorder- und Hinterbeinen sowie einem Schwanz, der sich um den Oberschenkel des rechten Hinterbeins windet. Heute ist die Sphinx etwa 73,5 m lang und ca. 20 m hoch.[3]

Die Sphinx wurde aus dem Rest eines Kalksteinhügels gehauen, der als Steinbruch für die Cheops-Pyramide diente. Sie befindet sich dadurch in einer Mulde, die im Laufe der Zeit immer wieder von Flugsand aufgefüllt wurde, wodurch sie jahrhundertelang oft nur mit dem Kopf über den Sand ragte. Farbreste am Ohr lassen darauf schließen, dass die Figur ursprünglich farbig bemalt war, ihr Körper war dabei mit rötlicher Ockerfarbe überzogen. Neben der Sphinx wurde ein Tempel aus demselben Stein errichtet, der mit dem Taltempel der Chephren-Pyramide fast exakt in einer Linie liegt und über einen ähnlichen Aufbau verfügt. Untersuchungen des Geologen Thomas Aigner legen nahe, dass auch die Steinblöcke des Chephren Taltempels aus demselben Gestein bestehen. Somit wären beide Tempel zur gleichen Zeit wie die Sphinx entstanden.

Die Sphinx wurde mehrfach restauriert. Nach ihrer Entstehung in der 4. Dynastie wurde sie von der 18. Dynastie erneut restauriert. Als Datierung geht man von 1515 bzw. 1415 v. Chr. aus, was der Regierungszeit von Amenophis I., wahrscheinlicher aber Amenophis II., dem Sohn des Thutmosis III. entsprechen würde. Möglicherweise ist der disproportionale Kopf in dieser Zeit nachgearbeitet worden. Daneben wurden nachweislich Teile der Pranken restauriert.

Thutmosis IV. errichtete zwischen den Pranken der Sphinx die sogenannte Traumstele, deren Inschriften aus seinem Leben und von seiner Berufung zum Pharao berichten. Eine weitere Restauration lässt sich in die griechisch-römische Zeit datieren und betrifft wiederum die Pranken der Sphinx. Sie könnten aus der Zeit der Ptolemäer stammen und lässt sich ebenfalls durch Ziegelsteine jener Zeit nachweisen. Auch die römischen Kaiser Marcus Aurelius und Septimius Severus ließen die Sphinx vom Sand befreien und säubern. 1818 wurde die Sphinx durch Caviglia erneut freigelegt. Er fand auch Fragmente des abgebrochenen Bartes. Ihm folgten Émile Baraize und später auch der Engländer Perring, der auf der Suche nach geheimen Kammern in der unmittelbaren Umgebung des Sphinx auch diverse Bohrungen vornahm. Vier Schächte zeugen noch heute von den Versuchen hinter das Geheimnis der Sphinx zu kommen. Einer der Schächte befindet sich hinter der Traumstele, ein zweiter auf dem Rücken der Sphinx. Zwei weitere führen von der Seite unter die Sphinx. Alle Schächte verlaufen ins Leere.

Die vorletzte Restauration der Sphinx entstand zur Zeit von Auguste Mariette und Gaston Maspero. Dabei wurde der Hals mit Mörtel verstärkt, da der Kopf abzubrechen drohte. Ein weiterer Riss zog sich durch den Körper, der mit Stein aufgefüllt und mit Mörtel verschlossen wurde. Obwohl die Nutzung von Mörtel und Beton stark kritisiert wurde, hat sie uns dennoch die Sphinx in ihrer heutigen Form erhalten. Des Weiteren ließ er eine Statue des Chephren vom unteren Taltempel in das von ihm neu gegründete Ägyptische Museum in Kairo abtransportieren, wo sie den Ägyptern erstmals ihre großartige Vergangenheit vor Augen führte. Die letzte Restaurierung fand 1998 unter Leitung von Zahi Hawass statt und endete am 25. Mai 1998 mit der feierlichen Einweihung der rundum erneuerten Sphinx.

Der stärker als der Kopf verwitterte Zustand des Rumpfes ist bedingt durch Feuchteschäden infolge des früher deutlich regenreicheren Klima Ägyptens. Außerdem war die Sphinx – wie schon Thutmosis IV. auf seiner Traumstele festhält – immer wieder längere Zeit von Sand bedeckt, nur der Kopf schaute heraus.

Maße

Die Länge der Sphinx beträgt rund 73,5 m, wovon 15 m auf die ausgestreckten Vorderbeine entfallen. Das Gesicht der Sphinx ist 4 m breit, der Kopf mit Kopftuch 6 m. Die Höhe der Sphinx beträgt 20,2 m.[3][4]

Funktion

Wozu die Sphinx diente, ist bis heute unbekannt. Möglicherweise sollte sie das Plateau von Gizeh bewachen. Der deutsche Ägyptologe Herbert Ricke meint, dass die Statue zum Sonnenkult gehörte und Harmachis darstellt, eine lokale Form des Sonnengottes Horus. Vielleicht ist die Statue aber auch ein Bild des als Horus dargestellten Pharaos Chephren oder auch ein Abbild des Cheops. Mark Lehner, der von 1979 bis 1983 an der Sphinx geforscht hat, vermutet wie andere Chephren als Erbauer. Der deutsche Ägyptologe Rainer Stadelmann bevorzugt dagegen den König Cheops. Mit modernsten Methoden wurden in den vergangenen Jahren andere Abbildungen und Statuen dieser beiden Pharaonen mit dem Kopf der Sphinx verglichen. Eine eindeutige und zweifelsfreie Zuordnung war jedoch bisher nicht möglich.

Aufbau

Dass der Kopf der Sphinx erst später auf den Löwenkörper gesetzt worden sei, ist wissenschaftlich widerlegt. Die deutlichen Farbunterschiede rühren von den verschiedenen Gesteinsschichten her. Der Geologe Thomas Aigner identifizierte die Steine, die für den Sphinx-Tempel verwendet wurden, mit einer Lage, die sich in Brusthöhe des Kolosses befindet. Für den Taltempel des Chephren verwendete man Blöcke, die aus dem oberen Teil der Sphinx stammen. Nach Meinung der Forscher wurde der Kopf im Laufe der Zeit mehrmals überarbeitet.

Untergrund

Durch Suchbohrungen in dem Gesteinsuntergrund der Sphinx wurde auch der Vermutung nachgegangen, es gäbe unter der Statue bisher unentdeckte, von Menschen angelegte Anlagen. Dabei konnten jedoch keinerlei künstlich erschaffene Hohlräume entdeckt werden. Da bei einer dieser meißelnden Erkundungsbohrungen die Sphinx erheblich beschädigt zu werden drohte, wurden weitere Aktivitäten dieser Art von der ägyptischen Altertumsbehörde (SCA) untersagt.

Ausgrabung

Im Laufe der Zeit wurde die Sphinx mehrmals von Sand befreit. So von Thutmosis IV., der daraufhin die sogenannte Traumstele zwischen den vorderen Pranken aufstellen ließ. Weitere Säuberungen erfolgten unter den römischen Kaisern Marcus Aurelius (161–180) und Septimius Severus (193–211).

In der Neuzeit war Giovanni Battista Caviglia der erste, der die Sphinx 1816–1818 weitgehend freigelegt hatte, als er nach einem Eingang suchte. Dabei fand er unter anderem Fragmente des Bartes, die heute im British Museum ausgestellt sind. Ihm folgte der französische Ingenieur Émile Baraize, der die Sphinx in den Jahren 1925 bis 1926 bis zum Steinsockel freilegte und verwitterte Teile mit Kalkstein und Mörtel sicherte. Weitere Ausgrabungen erfolgten durch den Engländer John Perring,[5] der auf der Suche nach geheimen Kammern in der Umgebung diverse Bohrungen vornahm. Ein Jahrzehnt nach Emile Baraize grub der ägyptische Archäologe Selim Hassan eine die Sphinx umgebende Lehmmauer aus und fand einen Ziegel mit der Aufschrift „Thutmosis IV.“.[6]

Abgeschlagene Nase

Sphinxkopf im Profil

In arabischer Zeit bekam die Sphinx den Namen Abu Hol, was so viel wie „Vater des Schreckens“ bedeutet (arabisch أبو الهول, DMG Abu l-Hūl). In einem seiner Bücher berichtet der arabische Historiker Al-Maqrīzī (1364–1442), dass der strenggläubige Scheich eines Kairoer Sufi-Klosters, Mohammed Saim el-Dar (Muhammad Şā’im ad-Dahr, deutsch: „Jemand, der die ganze Zeit fastet“), als fanatischer Bilderstürmer die Nase der Sphinx 1378 abschlug und danach von der aufgebrachten Menge umgebracht wurde.[7] Der aus Bagdad stammende arabische Historiker und Mediziner Abd al-Latif al-Baghdadi (1161–1231) bestätigte durch seine Beschreibung der Großen Sphinx und ihrer prächtigen Nase im 13. Jahrhundert indirekt diese Angaben. Im Mittelalter wurde die Sphinx von Teilen der Bevölkerung noch immer als Gott verehrt, strenggläubige Moslems verabscheuten diesen Kult.

Der dänische Künstler Frederick Ludewick Norden (1708–1742) fertigte 1738 auf Befehl seines Königs Christian VI. Kupferstiche verschiedener ägyptischer Bauten an. Darunter befand sich einer mit der verschütteten Sphinx (Tête colossale du Sphinx), der ebenfalls den Kopf ohne Nase zeigt (1755 in französischer Sprache veröffentlicht). Das Gerücht, dass Soldaten von Napoleon Bonaparte oder türkische Truppen bei Artillerieübungen die Nase zerstört haben sollen, ist damit als falsch erwiesen. Napoleon war ein Enthusiast Ägyptens, der dieses Land als die „Wiege der Wissenschaften und Künste der gesamten Menschheit“ bezeichnete (l'Égypte – le berceau de la science et des arts de toute l’humanité). Seine mit ins Land gekommenen Wissenschaftler zeichneten die Sphinx schon damals ohne Nase.

Trivia

Es existieren verschiedene Parodien über die Begebenheit der fehlenden Nase. Wohl eine der bekanntesten findet sich im Band Asterix und Kleopatra aus der Asterix-Reihe, in dem Obelix auf die Sphinx steigt und die Nase unter seinem Gewicht abbricht.

In Las Vegas (Nevada, USA) gibt es vor dem Luxor Hotel/Casino einen Nachbau der Sphinx.

Literatur

  • Michael Haase: Im Zeichen des Re. Herbig, München 2000, ISBN 3-7766-2082-X.
  • Selim Hassan: Excavations at Gîza VIII. 1936–1937. The Great Sphinx and its Secrets. Historical Studies in the Light of Recent Excavations. Government Press, Kairo 1953 (PDF; 81,6 MB).
  • Selim Hassan: The Sphinx. Its History in the Light of Recent Excavations. Government Press, Kairo 1949 (PDF; 22,1 MB).
  • Zahi Hawass: The Great Sphinx at Giza. Date and Function. In: Gian Maria Zaccone, Tomaso Ricardi di Netro (Hrsg.): Sesto Congresso Internazionale di Egittologia. Atti. Band II, Turin 1993, S. 177–195 (PDF; 9,9 MB).
  • Zahi Hawass: The Secrets of the Sphinx. American University in Cairo Press, Kairo 1998, ISBN 977-424-492-3. (PDF; 44,6 MB).
  • Peter Lacovara: The Pyramids, the Sphinx: Tombs and Temples of Giza. Bunker Hill Publishing, Boston 2004, ISBN 978-1-59373-022-2.
  • Mark Lehner: Unfinished business reveals the human hand - The Great Sphinx: Why it is most probable that Khafre created the Great Sphinx. In: AERAGram - Newsletter of ancient Egypt Research Associates. Band 5, Nr. 2, Frühjahr 2002, S. 10−14 ([Volltext als PDF-Datei]).
  • Mark Lehner: Geheimnis der Pyramiden. Bassermann, München 2004, ISBN 3-8094-1722-X.
  • Rainer Stadelmann: Die ägyptischen Pyramiden. von Zabern, Mainz 1997, ISBN 3-8053-1142-7.
  • Christiane Zivie-Coche: Sphinx. Primus, Darmstadt 2004, ISBN 3-89678-250-9.

Weblinks

 Commons: Große Sphinx von Gizeh – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. The Sphinx Project: Puzzles come in pieces. Auf aeraweb.org, abgerufen am 7. August 2015.
  2. so nach Thomas Schneider: Lexikon der Pharaonen. Albatros, Düsseldorf 2002, ISBN 3-491-96053-3, S. 102–103.
  3. 3,0 3,1 Sphinx facts
  4. Emporis Sphinx
  5. Pyramidenbau.info Sphinx von Gizeh
  6. ancient-cultures.com
  7. Joyce Tyldesley: Mythos Ägypten. Die Geschichte einer Wiederentdeckung. Reclam, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-15-010598-6, S. 46.
29.97527777777831.1375
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