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Gustav Kiepenheuer Verlag
Der Gustav Kiepenheuer Verlag wurde von dem Buchhändler Gustav Kiepenheuer, einem Mitschüler von Ernst Rowohlt und Kurt Wolff, 1909 in Weimar gegründet. Das Archiv des Gustav Kiepenheuer Verlags in Leipzig und des Leipziger Teils der Dieterich´schen Verlagsbuchhandlung steht als National wertvolles Archiv unter Kulturgutschutz.
Geschichte
Kiepenheuer übernahm die Hof-, Buch-, Kunst- und Musikhandlung von Ludwig Thelemann, der gleichzeitig einen Verlag unter seinen Namen gründete. Die ersten Verlagstitel knüpften an die Weimarer Klassik an, so etwa Damals in Weimar und Das Leben in Alt-Weimar von Wilhelm Bode, oder das zweibändige Werk Das nachklassische Weimar von Adelheid von Schorn, unter Mitarbeit von Adolf Bartels (nach eigenen Angaben von Bartels im Jahr 1937). Durch die bibliophile Buchreihe Liebhaber-Bibliothek erlangte der Verleger Ansehen unter Buchfreunden. In den folgenden Jahren wurden Werke und Zeitschriften über die Bildende Kunst herausgegeben und die Reihe Deutsche Orientbücherei ins Leben gerufen.
1917 erschien erstmals die Zeitschrift Das Kunstblatt. 1919 zog der Verlag für die nächsten zehn Jahre nach Potsdam um. Als Autoren stießen u. a. André Gide, Bert Brecht, George Bernard Shaw, Lion Feuchtwanger, Hans Henny Jahnn, Arnold Zweig und Anna Seghers zum Verlag, die für ein linksbürgerliches Programm standen. Zweigs Streit um den Sergeanten Grisha (1927) war das erfolgreichste Buch in der frühen Verlagsgeschichte. Hermann Kesten wurde 1928 Verlagslektor und Hausautor.
Nach dem erneuten Umzug nach Berlin 1929 konnten auch Gottfried Benn, Marieluise Fleißer und Joseph Roth gewonnen werden; man könnte sagen, ein Großteil der belletristischen Schriftsteller-Elite zwischen den Weltkriegen veröffentlichte ihre Werke bei Kiepenheuer.
Als die Nationalsozialisten 1933 die Macht übernahmen, wurden 75 % der Verlagsproduktion in Deutschland verboten, Kesten und der Mitinhaber und Geschäftsführer Fritz Helmut Landshoff führten die Verlagsarbeit in den Amsterdamer Exilverlagen Allert de Lange und Querido fort. 1936 entstand die Sammlung Kiepenheuer Bücherei, die Reiseschilderungen, philosophische Texte sowie Briefe und Äußerungen von alten als auch modernen Dichtern enthielt. Später begründete der Kiepenheuer Verlag in Leipzig die Reihe neu. Das Berliner Stammhaus wurde 1944 auf Anordnung der Reichsschrifttumskammer vollständig geschlossen.
Ein Jahr nach Kriegsende kam es in Weimar zur Neuetablierung des Verlags, Joseph Caspar Witsch wurde 1948 Mitgesellschafter und Geschäftsführer. 1949 starb Gustav Kiepenheuer nach langer Krankheit, seine Witwe Noa Kiepenheuer führte den Verlag zunächst fort. 1951 kam es nach Änderung der Mehrheitsverhältnisse zur Spaltung: Im Westen gründete Witsch den Kiepenheuer & Witsch-Verlag, ansässig zunächst in Hagen, später in Köln. 1969 erwarb der Verleger Reinhold Neven Du Mont das Unternehmen.
Im Osten wurde der Kiepenheuer Verlag bis zu ihrem Tod (1971) von Noa Kiepenheuer, dann von Friedemann Berger in Weimar weitergeführt. 1977 wurde er im Auftrag der SED an den Kinderbuchverlag verkauft. Es folgte ein Zusammenschluss mit dem Insel Verlag Leipzig, der Dieterich’schen Verlagsbuchhandlung und dem Paul List Verlag zur Verlagsgruppe Kiepenheuer mit Sitz in Leipzig. Die editorische Tätigkeit bewegte sich fast ausschließlich im Bereich der klassischen Weltliteratur, der Kulturgeschichte, der europäischen Avantgarde des Jahrhundertbeginns sowie der orientalischen Philosophie und Literatur.
Die Wende von 1989 führte nach einem längeren Hin und Her dazu, dass der Verlag 1994 in die Berliner Aufbau-Verlagsgruppe eingegliedert wurde. Der Verlagssitz blieb vorerst noch in Leipzig, wurde aber bis Ende 2003 sukzessive nach Berlin überführt. Programmschwerpunkt war zunächst (wieder) die Gegenwartsliteratur; heute ist der Verlag vorwiegend in den Sparten Unterhaltungsliteratur, populäres Sachbuch und Geschenkbuch positioniert.
Kulturgutschutz
Das Archiv des Gustav Kiepenheuer Verlags in Leipzig und des Leipziger Teils der Dieterich´schen Verlagsbuchhandlung, bestehend aus: „Geschäftsberichte; Sitzungsprotokolle; Autorenkorrespondenz unter anderem mit Lion Feuchtwanger, Hermann Hesse, Victor Klemperer, Oskar Kokoschka, Joachim Ringelnatz, Carl Zuckmayer, Stefan Heym; Lektoratsgutachten; Verlagsverträge; Verlagsgeschichte; Familienunterlagen Kiepenheuer; Fotos“, wurde als National wertvolles Archiv unter Kulturgutschutz im Sinne der 1954 verabschiedeten Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten gestellt.[1] Das Archivgut befindet sich seit 1996 als Depositum im Sächsischen Staatsarchiv – Staatsarchiv Leipzig.
Literatur
- Noa Kiepenheuer (Hrsg.): Vierzig Jahre Kiepenheuer 1910–1950. Ein Almanach, Gustav Kiepenheuer Verlag, Weimar 1951
- Thema – Stil – Gestalt. 1917–1932. 15 Jahre Literatur und Kunst im Spiegel eines Verlages. Katalog zur Ausstellung anlässlich des 75jährigen Bestehens des Gustav Kiepenheuer Verlages, Gustav Kiepenheuer Verlag, Leipzig und Weimar 1984
- Cornelia C. Funke: Im Verleger verkörpert sich das Gesicht seiner Zeit. Unternehmensführung und Programmgestaltung im Gustav Kiepenheuer Verlag 1909 bis 1944, Harrassowitz (Veröffentlichungen des Leipziger Arbeitskreises zur Geschichte des Buchwesens 11), Wiesbaden 1999, ISBN 978-3-447-04167-6
- Ernst Fischer: Verlegen à fonds perdu: Gustav Kiepenheuer als Unternehmerpersönlichkeit. In: Geschäft mit Wort und Meinung. Medienunternehmer seit dem 18.Jahrhundert. Hg. v. Günther Schulz, Boldt/Oldenbourg (Büdinger Forschungen zur Sozialgeschichte), München 1999, S. 129-145
- „Das Publikum will mehr als trockne Schwarten“. 90 Jahre Gustav Kiepenheuer Verlag. Mit Festvortrag von Bernd F. Lunkewitz, Gustav Kiepenheuer Verlag, Leipzig 2000
Quelle
- Zum 125. Geburtstag Extrakt aus der unten angeführten Verlagsgeschichte
Weblinks
Einzelnachweise
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Gustav Kiepenheuer Verlag aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |