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Edirne
Edirne | ||||
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Basisdaten | ||||
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Provinz (il): | Edirne | |||
Koordinaten: | 41° 40′ N, 26° 34′ O41.67444444444426.560833333333Koordinaten: 41° 40′ 28″ N, 26° 33′ 39″ O | |||
Einwohner: | 138.222[1] (2008) | |||
Telefonvorwahl: | (+90) 284 | |||
Postleitzahl: | 22 000 | |||
Kfz-Kennzeichen: | 22 | |||
Struktur und Verwaltung (Stand: 2009) | ||||
Bürgermeister: | Hamdi Sedefçi (CHP) | |||
Webpräsenz: | ||||
Landkreis Edirne | ||||
Einwohner: | 153.199[1] (2008) | |||
Fläche: | 830 km² | |||
Bevölkerungsdichte: | 185 Einwohner je km² |
Edirne (bulgarisch Одрин/Odrin, griechisch Adrianoúpolis/Αδριανούπολις) ist mit 138.000 Einwohnern die westlichste Großstadt der Türkei. Die ehemalige Hauptstadt des Osmanischen Reiches ist heute das Verwaltungszentrum der gleichnamigen Provinz im europäischen Teil der Türkei in Ostthrakien. Es trug in seiner Geschichte noch die Namen: thrakisch Odrysai, altgriechisch Orestia, lateinisch Hadrianopulis oder Hadrianopel. Später verschliff sich der Name zu Adrianopel und unter den Osmanen weiter zur heutigen Form Edirne.
In Adrianopel schlossen die Sultane des Osmanischen Reiches dreimal einen Frieden, 1568 mit dem Heiligen Römischen Reich sowie 1713 und 1829 mit Russland.
Edirne | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Lage
Edirne befindet sich etwa 220 km westlich von Istanbul nahe dem Dreiländereck Bulgarien, Griechenland und Türkei am Nordufer des türkisch-bulgarisch-griechischen Grenzflusses Meriç (griech. Evros, bulgar. Maritza). Der Nebenfluss Tunca (griechisch Tonzos, bulgarisch Tundscha) erreicht Edirne von Norden, umfasst mit seinem weiten Hochwasserbett die westliche Hälfte der Innenstadt in einem großen Bogen und mündet südlich vom Zentrum in den Meriç Nehri. Die Stadt hat sich deshalb kaum nach Westen, sondern vor allem nach Südosten ausgedehnt. Die Stadt liegt in der fruchtbaren thrakischen Ebene.
Infrastruktur
Straße
Edirne ist durch den mautpflichtigen Trans European Motorway (E 80) erschlossen, der vom bulgarisch-türkischen Grenzübergang Kapitan Andrejewo-Kapıkule bei Swilengrad/Kapıkule über Istanbul und die Bosporus-Brücke bis nach Ankara führt.
Schiene
Durch die Stadt führt auch die bereits im 19. Jahrhundert erbaute Eisenbahnlinie Sofia–Istanbul. Nach den Grenzkorrekturen durch den Vertrag von Lausanne 1923 verlief ein kurzer Abschnitt der Strecke auf griechischem Gebiet, erreichte aber noch vor der bulgarischen Grenze wieder türkisches Territorium. Drogenschmuggler nutzten diese Route ab Ende der 1960er Jahre zur illegalen Einreise nach Griechenland (sog. Midnight Express).
Nach den Spannungen mit Griechenland im Zuge der Zypernkrise bauten die Türkischen Staatsbahnen (TCDD) eine neue Nebenstrecke, die nur noch auf türkischem Gebiet verlief. Die alte Strecke wurde aufgegeben.
Der alte osmanische Bahnhof ist restauriert worden und wird nunmehr als Rektorat und Verwaltungsgebäude der Thrakischen Universität genutzt. Edirne erhielt einen neuen Bahnhof, der auch über eine Verladestelle für Autoreisezüge verfügt. Dort werden Autoreisezüge [2] der ÖBB von und nach Wien sowie der Agentur Optima Tours von und nach Villach und Niš (Serbien) abgefertigt.
Wirtschaft
Edirne dient vor allem als Handelsplatz für landwirtschaftliche Erzeugnisse, hauptsächlich Weintrauben. Haupterzeugnisse der Stadt sind Textilien und Textilrohwaren, Lederwaren und Teppiche, außerdem Rosenwasser und Rosenöl.
Bildungseinrichtungen
Mit der Thrakien-Universität (Trakya Üniversitesi) ist Edirne seit 1982 auch Universitätsstadt mit mehr als 30.000 Studenten. Es besteht ein Universitätsklinikum. Internationale Kooperationen bestehen u.a. auf der Basis des Erasmusprogramm der EU mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Lörrach, dem Goethe-Institut und der Robert-Bosch-Stiftung in Deutschland.
Geschichte
Edirne ist eine alte Stadt, erste Siedlungen soll es bereits im 5. Jahrtausend v. Chr. gegeben haben. Die Stadt hatte in ihrer Geschichte verschiedene Namen. In ihrer vorrömischen Zeit war sie unter den Namen Odrysia bekannt, vermutlich in Anlehnung an den thrakischen Stamm der Odrysen, oder Uscudama und gehörte zu Thrakien. Odrysia war vom 5. bis 3. Jh. v. Ch. die Hauptstadt des Odrysenreiches.
Antike
Zwischen 171 v. Chr. und 168 v. Chr. wurde das Gebiet von den Römern besetzt. Augustus verzichtete während seiner Herrschaft auf die Eroberung Thrakiens und somit auch der Stadt. Thrakien wurde erst unter Kaiser Claudius erobert. Hadrian befahl um 125 n. Chr., die Stadt wieder aufzubauen und zu erweitern, und gab ihr den Namen Stadt Hadrians (Hadrianopolis). 378 wurden hier die Römer unter Kaiser Valens von den Goten geschlagen (Schlacht von Adrianopel).
395 wurde die Stadt Zentrum der römischen Provinz Haemimontus. Die Stadt war der Sitz des Erzbistums Hadrianopolis in Haemimonto, das heute noch als Titularbistum der Römisch-Katholischen Kirche weiterlebt.
Mittelalter
Um 790-800 wurde die Stadt Zentrum des neu geschaffenen, byzantinischen militärisch-administrativen Distrikts (Thema) Makedonien. In den nachfolgenden Jahrhunderten wechselte die Herrschaft über die Stadt und das Thema zwischen dem Bulgarischen und dem Byzantinischen Reich. Im Jahre 813 siegten die Bulgaren unter Khan Krum über den Kaiser Michael I. in der Schlacht von Adrianopel. Zar Simeon I. gliederte die Provinz 914 erneut in das Bulgarische Reich ein. 927 nach dem 50-jährigen Friedensabschluss zwischen Bulgaren und Byzantinern geriet ein Großteil des Themas erneut unter byzantinische Herrschaft.
1204 wurde Adrianopel von den Kreuzfahrern erobert, fiel jedoch nach der Schlacht von Adrianopel von 1205 erneut in bulgarische Hände. Nach 1250 folgte noch eine letzte byzantinische Periode, 1362 eroberten schließlich die Osmanen die Stadt. Von 1368 bis 1453 war Edirne sogar die Hauptstadt des Osmanischen Reiches.
Spätosmanische Zeit
Im Jahre 1745 wurde Edirne von einem großen Brand heimgesucht. 1751 folgte ein verheerendes Erdbeben. Die Stadt verlor dadurch an wirtschaftlicher und politischer Bedeutung, blieb jedoch Zentrum eines Vilayets (Großprovinz innerhalb des Osmanischen Reiches).
In den russisch-türkischen Kriegen von 1828–1829 und 1877–1878 wurde Edirne mehrfach angegriffen und erobert. Der Friede von Adrianopel beendete 1829 den ersten Krieg. In den 1850er Jahren war Edirne eines der Zentren der sogenannten Unionsbewegung (bulg. Униатско движение) der bulgarischen Katholiken und wurde 1861 Sitz der bulgarisch-katholischen Kirche. Nach der Ethnographie des Vilayets d'Andrinople, de Monastir et de Salonique von 1878 hatte Edirne 1873 16.220 Haushalte mit etwa 58.000 männlichen Einwohnern. Der größte Anteil stellten die Türken gefolgt von Griechen (ca. 16.000) und Bulgaren (ca. 10.000). In Edirne lebten noch große jüdische und armenische Gemeinden. Die bulgarische Bevölkerung konzentrierte sich in den Vierteln Barutluk mahlesı und Uzunkaldaram mahlesı östlich der Selimiye-Moschee in der Altstadt. Im Vorfeld des Ilinden-Preobraschenie-Aufstands (1903) wurde 1895 in der Stadt ein revolutionäres Komitee der BMARK gebildet, welches im Untergrund agierte. Goze Deltschew baute zwischen 1896 und 1900 die Strukturen der Organisation in der Region auf.
Am 26. März 1913 nahmen die Bulgaren die Stadt nach viermonatiger Belagerung ein, obwohl die Verteidigung von westliche Beratern aufgebaut wurde und die Stadt als uneinnehmbar galt. Bei der Belagerung wurden zum ersten Mal in der Kriegsgeschichte Flugzeuge zur strategischen Bombardierung eingesetzt. Im zweiten Balkankrieg konnten die Türken das mit bulgarischen Flüchtlingen aus Ostthrakien überfüllte Edirne zurückerobern und die bulgarische Bevölkerung vertreiben oder töten. Mit ihrer Vertreibung wurden auch die bulgarischen Bildungseinrichtungen hier, zwei Knabengymnasien, ein Mädchengymnasium sowie die vier Grundschulen, geschlossen. Auch die bulgarischen Kirchen wurden geschlossen und mit Ausnahme der Hl. Konstantin und Elena-Kirche und Dimitrius-Kirche zerstört. Ein geringer Teil der bulgarischen Bevölkerung kehrte nach dem Krieg zurück, erreichte jedoch nie ihre Vorkriegsstärke.
Nach dem Ersten Weltkrieg fiel die Stadt 1920 durch den Vertrag von Sèvres an Griechenland, mit dem Vertrag von Lausanne kam sie wieder zur Türkei.
Neuzeit
Seit dem Jahr 1993 leiten Hamdi Sedefçi als Oberbürgermeister und Cemil Erdoğan (bis 2008) bzw. Namik Döleneken (seit 2009) als Bürgermeister die Stadt. Im Jahr 2006 wurde zwischen den Städten Edirne und Lörrach in Deutschland eine Kulturpartnerschaft begründet. Ziel ist der Austausch von Studenten, Schülern, Praktikanten, Lehrern und Professoren zwecks Erwerbs und Ausbaus gegenseitiger sprachlicher und kultureller Kompetenz.
Sehenswürdigkeiten
Die ältesten Bauten sind die Ruinen der römischen Stadtmauern mit einem byzantinischen Turm, dem Makedonischen Turm (türk. Makedon Kulesi).
Die 1575 vom Architekten Mimar Sinan erbaute Selimiye-Moschee (UNESCO Weltkulturerbe)[3] und die Rüstem-Paşa-Karawanserei (1554) sind die bekanntesten Bauwerke. Weitere sehenswerte Moscheen sind die Eski Cami (Alte Moschee; 1414), Üç Şerefeli Cami (Moschee mit drei Galerien; 1447) sowie der im Nordwesten außerhalb des Zentrums gelegene, 1488 fertiggestellte Gebäudekomplex von Sultan Beyazıd II., Sultan Bayezit II Külliyesi, der um eine zentrale Moschee eine Medizinfachschule, ein Krankenhaus (Darüşşifa), Gästehäuser (Tabhane), ein Hammām, Verwaltungsgebäude und eine Grundschule enthielt.[4]
Diese Anlage beherbergt heute das 2004 mit dem Museumspreis des Europarats ausgezeichnete Türkische Museum für die Geschichte der Psychiatrie. Die Muradiye Moschee verfügt über typisch osmanische Fliesen und Ornamente aus dem Jahre 1426.
Edirne hat drei historische Basare, den Ali Pascha Basar (1569) und den Arasta Basar, beide von Sinan erbaut, sowie den ältesten, den Bedesten Basar (1418). Die Händler dienen heute kaum mehr der Versorgung mit Alltagsgegenständen oder Lebensmitteln; viele Stände bieten aromatisierte Seife in Form von Obst und Gemüse an. Sie gilt als beliebtes Mitbringsel.
Die Ruinen des alten Sultanspalasts in Edirne beherbergen einen gut erhaltenen osmanischen Turm (Adalet Kasrı) und ein Jagdhaus. Die sehenswerten und renovierten Brücken von Edirne wurden in osmanischer Zeit über den Tunca und über den Meriç gebaut. Weiterhin sehenswert sind noch die typischen alten osmanischen Häuser aus Holz in der Altstadt Kaleiçi.
In Edirne befinden sich auch ein archäologisches und ein ethnographisches Museum mit Funden aus Thrakien sowie ein Museum für türkische und islamische Kunst. In einem architektonisch reizvollen alten Bahnhof an der stillgelegten Strecke ist heute eine Gedenkstätte zur Erinnerung an den Vertrag von Lausanne untergebracht. Vor dem Gebäude befindet sich ein an den Unabhängigkeitskrieg und den Lausanner Vertrag als "Geburtsurkunde der Republik" erinnerndes, mehrere Meter hohes stählernes Mahnmal im Stil der klassischen Moderne.
Von den bulgarisch-orthodoxen Kirchen sind heute nur noch die Georgskirche (1880) und die Heiligen Konstantin und Helena-Kirche (1869) erhalten, welche in den letzten Jahren restauriert wurden.
Küche
Eine kulinarische Spezialität der Stadt ist die Edirne ciğeri. Das Gericht besteht aus dünn geschnittenen Scheiben Rinderleber, die paniert und frittiert und anschließend mit roher Zwiebel und ebenfalls frittierten roten Paprikaschoten serviert werden. Viele kleine Imbisse in der Stadt bieten dieses Gericht und meist auch die in der gesamten südosteuropäischen Küche verbreiteten Köfte an.
Öl-Ringkampf
Edirne ist das Zentrum der alten türkischen Nationalsportart Öl-Ringkampf (Kırkpınar). Der Austragungsort des bedeutendsten Turniers im ganzen Land ist eine Arena am Stadtrand.
Bekannte Persönlichkeiten
- Esmahan Aykol, Journalistin und Krimiautorin
- Rupen Binemeciyan, Schauspieler
- Enver Duran, türkischer Mediziner und Rektor der Trakya Universität
- Fatih Sultan Mehmet, osmanischer Sultan
- Abdurrahman Hibri, osmanischer Dichter und Historiograph
- Revani (1475 - 1524), osmanischer Dichter
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Türkisches Institut für Statistik, abgerufen 10. November 2009
- ↑ Information Autoreisezüge Griechenland
- ↑ UNESCO Liste der Weltkulturerbe Neueintragungen 2011
- ↑ Nurettin Heybeli: Sultan Bayezit II Külliyesi. One of the Earliest Medical Schools – Founded in 1488. The Association of Bone and Joint Surgeons, Dezember 2008
Weblinks
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