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Mathilde von Rothschild
Hannah Mathilde von Rothschild (geb. 5. März 1832 in Frankfurt am Main, Roßmarkt 9; gest. 8. März 1924 ebenda) war eine deutsche Mäzenin jüdischen Glaubens.
Leben
Mathilde von Rothschild war die zweitälteste Tochter von Anselm Salomon von Rothschild, einem Chef des Wiener Hauses Rothschild. 1849 heiratete sie den Bankier Wilhelm Carl von Rothschild, dieser war ein Vetter ihres Vaters.
Wohnen in Frankfurt und im Taunus
Der Wohnsitz des Ehepaares war zuerst (1849) das Rothschild-Haus auf der Zeil (Zeilpalast), das erst später zu einem Heim für ältere, alleinstehende Frauen wurde. Erst später siedelten Willi von Rothschild und seine Frau nach dem Palais im Grüneburgareal über (in der 2. Hälfte der 1860er Jahre). Das Grüneburgareal gehörte seit 1837 den Rothschilds, und 1845 bauten sie dort ein Schloss. In den späteren Jahren weilte die Baronin oft in Königstein, wo sie inmitten großer Parkanlagen ihre Villa hatte (das spätere Hotel 'Sonnenhof').
Musikschülerin Chopins
Die Baronin war künstlerisch begabt und musizierte (Schülerin von Chopin) und komponierte auch kleinere Stücke selbst. Im kaiserlichen Schloss Friedrichshof verkehrten auch die Künstler der Kronberger Malerkolonie und sehr oft kam dieser Kreis zu der Baronin, nicht nur nach Königstein, sondern auch in die Grüneburg. Auch Chopin wurde des fteren dort gesehen. Mathilde komponierte um 1894 ein Gedicht von Victor Hugo: Si vous n’avez rien à me dire ...
Mäzenatentum
In der Dokumentation des Königsteiner Stadtarchivars Sturm-Godramstein heißt es über sie: Die Baronin, die jährlich 430 Millionen Mark Vermögen versteuerte, war künstlerisch begabt: sie musizierte und komponierte auch ein wenig. Als Mäzenin bleibt ihr Name unvergessen. Ihre reich dotierten Stiftungen kamen dem Forschungswesen und der Kunst ebenso zugute wie der Wohltätigkeit. Dazu gehörte auch eine Stiftung für alleinstehende Frauen aller Konfessionen.
Paul Arnsberg schreibt über sie: Die Baronin war eine herausragende Persönlichkeit und hatte die für die Gründer-Generation der Rothschilds spezifische Energie. Sie war eine bedeutende Mäzenation und unterstützte in bedeutendem Ausmaße viele wissenschaftliche Forschungsprojekte an der Heidelberger Universität. Vor allem war sie aktiv auf dem Gebiete der Wohltätigkeit
Zu ihren Hospitalstiftungen gehörte das Rothschild'sche Hospital und die Georgine Sara von Rothschild'sche Stiftung (benannt nach ihrer jung verstorbenen ältesten Tochter; die Georgine Sara von Rothschild'sche Stiftung wurde im Jahre 1976 durch die Initiative von Dr. Paul Arnsberg revitalisiert).
Der Israelitischen Waisenanstalt, Uhlandstraße, stellte sie Mittel zum Ausbau zur Verfügung, ebenso der Kuranstalt für arme Israeliten in Bad Soden a. Ts.. Dem Hospital der Israelitischen Gemeinde in der Gagernstraße spendete sie 100.000 Mark für einen Saal.
In Baden-Baden kaufte sie ein Haus, in dem ein Erholungsheim für schwächliche Frauen errichtet wurde. Sie war sehr interessiert an der Israelitischen Lungenheilstätte in Nordrach, eine Stiftung ihrer Tochter Adelheid, der Baronin Edmond de Rothschild, Paris, die als Gründungskapital einen Betrag von 1 Million stiftete. Aber auch Mathilde ließ dieser Stiftung eine nicht unwesentliche Stiftung zuteilwerden.
Das Museum für jüdische Altertümer wurde 1922 mit ihrer Hilfe im früheren Rothschildschen Bankhaus, Fahrgasse 146, eingerichtet, ebenso dort das Museum der Rothschilds.
Wenn die Baronin an ihrem Schreibtisch saß, hätte dies auch die Figur einer regierenden Fürstin sein können. (Sie ist oft mit der rumänischen Dichter-Königin Carmen Silva verglichen worden.) Die Zahl ihrer guten Taten kann nur angedeutet, aber nicht vollständig registriert werden. Sie war die reichste Frau Frankfurts und soll jährlich 430 Mio. Mark Vermögen versteuert haben. Diese Schätzungen gehen allerdings weit auseinander; u.a. wird auch von einem Vermögen von 92 Mio. geschrieben. Wahr ist, dass das Gesamtvermögen Willi von Rothschilds testamentarisch an seine Töchter fiel und seiner Frau nur ein Teil vorbehalten blieb. In Betracht ziehen muss man auch das immobile Vermögen. Tatsache ist, dass Frau Baronin Mathilde eine der reichsten Frauen Deutschlands war. Im Hauptstaatsarchiv Wiesbaden (Akte 672, Abt. 407) gibt es nur fragmentarische Angaben ihrer Schenkungen. (Die Hauptdispositionen waren ja schon 1901 durch Baron Willi bei seinem Tode getroffen worden.) Immerhin einiges verdient bekannt zu werden:
- an die Stadt Frankfurt a.M. 500.000 Mark (zusammen mit der Stiftung des Freiherrn von Goldschmidt-Rothschild 1 Million Mark;
- sie stiftete maßgeblich die Lungenheilanstalt in Ruppertshain, die von Fritz Hallgarten geleitet wurde
- Stiftung für arme Israeliten in Frankfurt a. M. 250.000 Mark;
- für den Neubau der Israelitischen Mädchen-Waisenanstalt 160.000 Mark;
- zum Neubau eines Israelitischen Hospitals 50.000 Mark;
- den Neubau der Königsteiner Synagoge, die im Jahre 1906 fertiggestellt wurde, ermöglichte sie auf Grund einer Stiftung in Höhe von 50.000 Mark.
- für den Neubau der Klinik Dr. Hugo Amelung in Königstein 100.000 Mark im Jahre 1911
- für Soldaten-Stiftungen 30.000 Mark usw.
- für ein großzügiges Erholungsheim aus mehreren Häusern für aktive Offiziere in Falkenstein im Jahre 1905. Kaiser Wilhelm II. hatte sich das Geld für diesen Zweck regelrecht zusammengebettelt und besuchte hierzu auch die Baronin Rothschild persönlich. Diese gab die Zuwendung aus dem relativ kleinen Vermögensanteil, der ihr aus dem Testament ihres Mannes Wilhelm Carl von Rothschild (17. Februar 1896) verblieb, denn dort waren als Haupterbinnen „meine beiden lieben Kinder, Adelheid und Minna“ zu gleichen Teilen als Erbinnen eingesetzt worden.
Nach dem Ableben der Baronin
Die Einzellegate, welche die Baronin für ihren Todesfall einsetzte, waren unabsehbar zahlreich. Nach dem Tode Mathilde von Rothschilds ging das Besitztum in Königstein im Taunus an ihren Enkel Rudolf von Goldschmidt-Rothschild (* 1. November 1881; † 5. September 1962 in Basel, beerdigt neben seinem Bruder Albert im Familiengrab in Lausanne) über. Der Freiherr war ein geschätzter Gastgeber vor allem für zahlreiche Künstler und Journalisten von Rang. Unter letzteren befand sich auch Heinrich Simon, der Enkel von Leopold Sonnemann, dem Begründer der Frankfurter Zeitung. Simon emigrierte 1935 nach London. 1941 ging er in die USA, wo er einem Mord zum Opfer fiel. Rudolf (Max) von Goldschmitdt-Rothschild lebte zuletzt in der Schweiz, wohin er 1938 ausgewandert war (sein letzter Wohnsitz in Deutschland war Königstein im Taunus). Im September 1963 ist er verstorben (mitgeteilt von seinem Sohn, Gilbert de Goldschmidt-Rothschild, Neuilly s/Seine). Rudolf von Goldschmidt-Rothschild war Kunstmaler und in Frankfurt wohnhaft - zeitweilig Mitglied des Ausschusses und auch im Vorstand der Israelitischen Gemeinde. Der Enkel der Baronin hatte Malerei in München studiert und übte die künstlerische Tätigkeit nur bis zum Jahre 1936 aus. Er war Jagdliebhaber und erhielt Weltmeisterschaftstrophäen.
Abschließend sei bemerkt, dass er und seine vier Geschwister aus dem jüdischen Glauben herausgeheiratet haben; es waren Mischehen.
Die Rothschild-Erben werden in den 1960er Jahren noch einmal von Prof. Walther Amelung erwähnt: Er zeichnete den Vertrag gegen, in denen für 500000 D-Mark ein Grundstück der Rothschilds in Königstein für den Bau eines neuen evangelischen Gemeindezentrums erworben wurde. Hierdurch konnte die Stiftungsarbeit der Witwe Herzog Adolphs von Nassau und von deren Tochter - Hilda von Nassau - fortgesetzt werden.
Würdigung
Nach Mathilde von Rothschild wurden in Frankfurt am Main die Mathildenstraße und Mathildenplatz im Stadtteil Oberrad benannt.
Literatur
- Heinz Sturm-Godramstein: Juden in Königstein - Leben, Bedeutung, Schicksale. Stadtarchiv Königstein im Taunus, 1983, ISBN 3-9800793-0-9.
- Paul Arnsberg: Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution, Band 3 - Biographisches Lexikon. Darmstadt 1983, ISBN 3-7929-0130-7, S. 390. (Michael Moses Mainz, der viele Jahre der Berater der Baronin in Stiftungsangelegenheiten war, schreibt darüber im Israelitischen Gemeindeblatt, Jg. 4 (1925/26), Nr. 7, S. 5f.)
- Walther Amelung: Es sei wie es wolle, es war doch so schön - Lebenserinnerungen als Zeitgeschichte. Rasch, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-9800951-0-X.
Weblinks
- Jüdische Pflegegeschichte - Hannah Mathilde von Rothschild
- Die Familie Rothschild in Königstein
- Die Villa Rothschild heute - in städtischem Besitz - als Schlosshotel
- Ehrenbürgerin der Stadt Königstein im Taunus im Jahre 1900
- Prominente Gäste in der Villa Rothschild pflanzen einen Baum (1895)
- Historische Ansichtskarte von Königstein mit der Villa Rothschild- gelaufen 1903
- Die von Mathilde von Rothschild gespendete Synagoge in Königstein
- Ein Stadtplan Königsteins von 1916 aus einem "Wegweiser" für Königstein. Obwohl hierin die Villa Rothschild benannt wird, ist diese nicht im Plan verzeichnet. Sie würde sich oben rechts zeichnerisch anschliessen.
- Die von Mathilde von Rothschild mitbegründete Lungenheilanstalt in Ruppertshain, heute das Kulturzentrum 'Zauberberg'
- Mathilde von Rothschild im englischen Wikipedia - mit einer Fotografie der Baronin Mathilde von Rothschild, sitzend in ihrem Arbeitszimmer
Personendaten | |
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NAME | Rothschild, Mathilde von |
ALTERNATIVNAMEN | Rothschild, Hannah Mathilde von (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Mäzenin |
GEBURTSDATUM | 5. März 1832 |
GEBURTSORT | Frankfurt am Main |
STERBEDATUM | 8. März 1924 |
STERBEORT | Frankfurt am Main |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Mathilde von Rothschild aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |