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Elisabeth zu Wied
Prinzessin Elisabeth Pauline Ottilie Luise zu Wied VA (geb. 29. Dezember 1843 auf Schloss Monrepos bei Neuwied am Rhein; gest. 2. März 1916 in Bukarest) war durch Heirat Königin von Rumänien und unter dem Pseudonym Carmen Sylva Schriftstellerin.
Kindheit und Jugend
Elisabeth Pauline Ottilie Luise zu Wied kam als erstes Kind des Fürsten Wilhelm Hermann Karl zu Wied und dessen Ehefrau Marie, geb. von Nassau-Weilburg zur Welt.[1][2] Von 1857–1860 war Georg Sauerwein ihr Hauslehrer, mit dem sie ein Leben lang Briefkontakt hielt. In diese Zeit geht ihr Pseudonym Carmen Silva zurück (Sauerwein nannte sich Sylvaticus). Schon als junges Mädchen schrieb sie kleine Gedichte. Zuweilen äußerte sie den Wunsch, Lehrerin zu werden, was aber für sie damals nicht standesgemäß war. Ihre Eltern jedoch förderten ihre Begeisterung für Musik, sodass sie sogar von Clara Schumann, welche im Schloss der Eltern ein Konzert gab, Klavierstunden erhielt.
Leben
Im Alter von 25 Jahren lernte sie am Hof in Berlin den Offizier Prinz Karl Eitel Friedrich von Hohenzollern-Sigmaringen, den späteren König von Rumänien, kennen und heiratete ihn 1869. Sie hatten eine gemeinsame Tochter, Maria, die bereits 1874, mit nur drei Jahren, starb. Der Schmerz über ihren Tod, den sie ein Leben lang nicht verkraftete, kam in vielen ihrer Lieder und Gedichte zum Ausdruck:
Wie oft, leider, schaue ich auf deine geschlossene Tür. Wie oft sage ich mir: Gleich geht sie auf, und so wie früher werde ich mein rosig Kindchen sehen, das mit kleinen Sprüngen, tanzend zu mir kommt!
Im Russisch-Osmanischen Krieg von 1877–1878 widmete sie sich der Pflege von Verwundeten und ihr Mann stiftete das Elisabeth-Kreuz (ein goldenes Kreuz an einem blauen Band) zur Auszeichnung ähnlicher Hilfeleistungen. 1880 wurde Elisabeth der Württembergische Olga-Orden verliehen[3].
1866 ging sie mit ihrem Ehemann nach Rumänien, wo dieser 1881 als Karl I. zum König gekrönt wurde. Sie hatte bereits zuvor zu schreiben begonnen und wurde bald als „dichtende Königin“ unter ihrem Pseudonym Carmen Sylva bekannt. In einem sehr frühen Gedicht erklärt sie dies folgendermaßen:
- Carmen das Lied und Sylva der Wald.
- Von selbst gesungen das Waldlied erschallt.
- Und wenn ich nicht am Wald geboren wär',
- Dann säng ich die Lieder schon selbst nicht mehr.
- Den Vögeln hab' ich sie abgelauscht,
- Der Wald hat sie mir zugerauscht,
- Vom Herzen tät ich den Schlag dazu,
- Mich singen der Wald und das Lied dazu!
Neben ihren eigenen Werken, wie Gedichten, Erzählungen, Märchen und Romanen, übersetzte sie auch aus dem Französischen ins Deutsche (z.B. Pierre Loti). Am 28. April 1910 nahm sie an einem Wohltätigkeitskonzert in Wiesbaden teil, bei dem fünf von ihr komponierte Lieder zur Aufführung kamen, darunter zwei auf eigene Gedichte und je eines von Goethe und von Eichendorff.
In Bukarest freundete sie sich bald mit Mite Kremnitz an und berief sie 1881 zur Hofdame und Vorleserin. Mit ihr schrieb sie Trauerspiele sowie Romane und Kinderbücher, wobei ihre Pelesch-Märchen am bekanntesten wurden. Diese beschäftigten sich mit geheimnisvollen Mythen des rumänischen Volkes. In den Jahren 1885 bis 1886 lernte Carmen Sylva im Hause Kremnitz den Schriftsteller Bruno Wille kennen. Zusammen mit Kremnitz schuf sie unter dem Pseudonym „Dito und Idem“ mehrere Werke, u. a. ein historisches Trauerspiel über Anna Boleyn. Carmen Sylva legte bei der Veröffentlichung ihrer Werke großen Wert auf die Ausstattung der Bücher. Die Literaturkritik beurteilte diese, falls überhaupt, sehr zurückhaltend. Einer ihrer Gedichtbände wurde von der Académie Française ausgezeichnet.
Ab 1884 unterhielt sie eine Freundschaft mit Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn. Sie besuchte 1888 Westerland und machte das Bad an der Nordsee damit auch in Adelskreisen „hoffähig“. Im Sommer 1891 erkrankte Carmen Sylva an einem Nervenleiden, das sie zu einem langen Kuraufenthalt in Pegli, Italien, zwang. Dort machte sie die Bekanntschaft des Komponisten August Bungert, dem sie zeitlebens künstlerisch verbunden blieb. Bungert vertonte zahlreiche ihrer Gedichte. 1893 besuchte sie von Pegli aus ihre Heimat und kehrte im Herbst 1894 nach Bukarest zurück. Ihre Rückkehr war zusammen mit ihrem Hochzeitstag der Anlass eines landesweiten Festaktes.
Als rumänische Königin war sie sozial sowie auf kulturellem Gebiet aktiv und trug durch ihre Übersetzungen aus dem Rumänischen auch zu einem besseren Verständnis dieses Landes bei. Sie gründete Schulen und Krankenhäuser und rief eine Handarbeitsschule ins Leben, an welcher die Kunst der weltberühmten rumänischen Stickerei gelehrt wurde. Selber zeigte sie sich so oft wie möglich in prächtig gestickten rumänischen Trachten. Sie holte 1878 Dora Hitz als Hofkünstlerin nach Bukarest, die dort bis 1882 blieb. Dora Hitz gestaltete Bücher für die Königin und schuf in ihrem Auftrag und nach ihren dichterischen Vorlagen die Wandmalereien für den Musiksaal des Schlosses Peleș bei Sinaia in den Karpaten.
Elisabeth zu Wied liegt in Curtea de Argeș (Rumänien) begraben. Zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg wurde Eforie Sud, ein Kurort am Schwarzen Meer, nach ihr benannt; er hieß Carmen Sylva.
Werke (in Auswahl)
- Sappho. Versepos, 1880
- Hammerstein. Versepos, 1880
- Stürme. Versepen, 1880
- Leidens Erdengang. Ein Märchen-Kreis. 1882
- Jehovah. Versepos, 1882
- Aus Carmen Sylva's Königreich
- Band 1: Pelesch-Märchen. 1883
- Band 2: Durch die Jahrhunderte. 1885
- Meine Ruh'. Gedichte, 1884
- Handzeichnungen. Erzählungen und Skizzen, 1884
- Mein Rhein. Gedichte, 1884
- Mein Buch. 1886
- Deficit. Roman, 1890
- Frauenmuth. Theaterstücke, 1890
- Handwerkerlieder. Gedichte, 1890
- Vom Amboß. Aphorismen, 1890
- Heimath. Gedichte, 1891
- Meerlieder. Gedichte, 1891
- Weihnachtskerzchen von Pallanza. Gedichte, 1891
- Meister Manole. Drama, 1892
- Um ein paar Stiefelchen. Drama, 1893
- Monsieur Hampelmann. Kinderbuch, 1898
- Thau. Gedichte, 1900
- Unter der Blume. Gedichte, 1903
- Geflüsterte Worte. Essays und Lyrik, 5 Bände, 1903–1920
- Mein Penatenwinkel. Lebenserinnerungen, 1908
- Aus dem Leben. Erzählungen. 1912
Gemeinschaftswerke mit Mite Kremnitz
- Aus zwei Welten. Briefroman, 1884
- Astra. Briefroman, 1886
- Anna Boleyn. Historisches Trauerspiel, 1886
- Feldpost. Briefroman, 1887
- In der Irre. Novellen, 1888
- Rache und andere Novellen. Novellen, 1888
Übersetzungen
- Rumänische Dichtungen. 1881
- Pierre Loti: Islandfischer. 1885
- Paul de Saint-Victor: Die beiden Masken. 1899–1900
Aktuelle Ausgaben (Auswahl)
- Gedanken einer Königin - Les pensées d'une reine. (Studienausgabe) Gesammelte Aphorismen in deutscher und französischer Sprache und Epigramme der Königin Elisabeth von Rumänien, geborene Prinzessin zu Wied (1843-1916), herausgegeben und mit einem Vorwort versehen von Silvia Irina Zimmermann, mit Abbildungen aus dem Fürstlich Wiedischen Archiv Neuwied, ibidem-Verlag, Stuttgart, 444 Seiten, ISBN 978-3-8382-0385-0.
- Gedanken einer Königin. Ausgewählte Aphorismen der Königin Elisabeth von Rumänien, geborene Prinzessin zu Wied (1843-1916), herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Silvia Irina Zimmermann, mit Abbildungen aus dem Fürstlich Wiedischen Archiv Neuwied, ibidem-Verlag, Stuttgart, 186 Seiten, ISBN 978-3-8382-0375-1.
- Aus Carmen Sylvas Königreich. (Studienausgabe) Gesammelte Märchen und Geschichten für Kinder und Jugendliche von Carmen Sylva (Königin Elisabeth von Rumänien, geborene Prinzessin zu Wied, 1843-1916). Herausgegeben und mit einem Vorwort von Silvia Irina Zimmermann, mit Abbildungen aus dem Fürstlich Wiedischen Archiv Neuwied, 2 Bände (Band 1: Rumänische Märchen und Geschichten, Band 2: Märchen einer Königin), Stuttgart: ibidem-Verlag, 2013, 798 Seiten, ISBN 978-3-8382-0495-6. Einzelbände: Band 1: Rumänische Märchen und Geschichten, ISBN 978 3 8382 0475 8, Band 2: Märchen einer Königin, ISBN 978 3 8382 0485 7.
- Pelesch-Märchen, herausgegeben und mit einem Nachwort von Silvia Irina Zimmermann, mit Abbildungen aus dem Fürstlich Wiedischen Archiv Neuwied, 274 Seiten, Stuttgart, ibidem-Verlag, 2013, ISBN 978-3-8382-0465-9.
Literatur
- Gabriel Badea-Paun: Carmen Sylva. Königin Elisabeth von Rumänien - eine rheinische Prinzessin auf Rumäniens Thron, mit einem Vorwort von S. D. Carl Fürst zu Wied, ins Deutsche übertragen und mit einem Nachwort von Silvia Irina Zimmermann, Ibidem Verlag, Stuttgart, 2011, ISBN 978-3-8382-0245-7.
- Georges Bengesco: Carmen Sylva. (Sa Majesté la Reine Elisabeth du Roumanie). Bibliographie et extraits de ses oeuvres. Le Soudier u. a., Paris 1904.
- Benno Diederich: Königin Elisabeth von Rumänien (Carmen Sylva). Ein Lebensbild. R. Voigtländer, Leipzig 1898.
- Uwe Eckardt: Carmen Sylva (1843-1916). In: Rheinische Lebensbilder, Band 8. Hrsg. von Bernhard Poll. Rheinland Verlag, Köln 1980, S. 285-304.
- Elisabeth Heimpel: Carmen Sylva. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, S. 149 (Onlinefassung).
- Mite Kremnitz: Carmen Sylva. Eine Biographie. Thamm, Halle 1903 und E. Haberland, Leipzig 1903.
- Roger Merle: Carmen Sylva. L'extravagante Reine Elizabeth de Roumaine (1843–1916). Ittah, Colombiers 1999, ISBN 2-9510754-2-1
- Karl Peters: Carmen Sylva als lyrische Dichterin. Volkskraft-Verlag, Konstanz i.B. 1925.
- Annemarie Podlipny-Hehn: Carmen Sylva. Ed. Solness, Timișoara 2001, ISBN 973-8145-28-7
- Hildegard Emille Schmidt: Elisabeth, Königin von Rumänien, Prinzessin zu Wied, „Carmen Sylva“. Ihr Beitrag zur rumänischen Musikkultur von 1880 bis 1916 im Kulturaustausch zwischen Rumänien und Westeuropa. Dissertation Universität Bonn 1991.
- Léopold Stern: Pierre Loti et Carmen Sylva. 21. Auflage, Grasset, Paris 1931.
- Eugen Wolbe: Carmen Sylva. Der Lebensweg einer einsamen Königin. Koehler und Amelang, Leipzig 1933.
- Silvia Irina Zimmermann: Der Zauber des fernen Königreichs. Carmen Sylvas „Pelesch-Märchen“, (Magisterarbeit Universität Marburg 1996), mit einem Vorwort von Universitätsprofessor Wilhelm Solms, Ibidem Verlag, Stuttgart, 2011, ISBN 978-3-8382-0195-5.
- Silvia Irina Zimmermann: Die dichtende Königin. Elisabeth, Prinzessin zu Wied, Königin von Rumänien, Carmen Sylva (1843–1916). Selbstmythisierung und prodynastische Öffentlichkeitsarbeit durch Literatur, (Dissertation Universität Marburg 2003), Ibidem Verlag, Stuttgart, 2010, ISBN 978-3-8382-0185-6.
Weblinks
- Literatur von und über Elisabeth zu Wied im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von Elisabeth zu Wied als Online-Texte. In: Project Gutenberg.
- Elisabeth Prinzessin zu Wied, Königin von Rumänien (Porträt mit Bildern)
- Carmen Sylva Elisabeth, Prinzessin zu Wied, Königin von Rumänien (1843–1916). Literaturkritik und Bibliographie
- Carmen Sylva. Regina Elisabeta a României - Die dichtende Königin
- Ars Reginae. Rumäniens Schriftsteller-Königinnen
- Forschungsstelle Carmen Sylva des Fürstlich Wiedischen Archivs
Einzelnachweise
- ↑ Stammtafel des mediatisierten Hauses Wied, 1884, S. 5.
- ↑ Sie war die Nichte Adolph I. (Luxemburg) und besuchte im Jahre 1885 die Stadt Königstein im Taunus, in der dieser ein Schloss unterhielt.
- ↑ Hof- und Staatshandbuch des Königreichs Württemberg 1901, S. 160
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
--- | Königin von Rumänien 1881–1914 |
Marie von Edinburgh |
Personendaten | |
---|---|
NAME | Wied, Elisabeth zu |
ALTERNATIVNAMEN | Wied, Prinzessin Elisabeth zu; Wied, Elisabeth Pauline Ottilie Luise zu |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Adlige, Königin von Rumänien und Schriftstellerin |
GEBURTSDATUM | 29. Dezember 1843 |
GEBURTSORT | Schloss Monrepos bei Neuwied |
STERBEDATUM | 2. März 1916 |
STERBEORT | Bukarest |
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- Person (Neuwied)
- Geboren 1843
- Gestorben 1916
- Frau
- Königin (Rumänien)
- Person um Robert und Clara Schumann