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Cetraria islandica

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Isländisches Moos ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Für die manchmal auch so bezeichnete Rentierflechte siehe Cladonia rangiferina.
Cetraria islandica
Isländisches Moos (Cetraria islandica)

Isländisches Moos (Cetraria islandica)

Systematik
Klasse: Lecanoromycetes
Unterklasse: Lecanoromycetidae
Ordnung: Lecanorales
Familie: Parmeliaceae
Gattung: Cetraria
Art: Cetraria islandica
Wissenschaftlicher Name
Cetraria islandica
(L.) Ach.
Isländisches Moos (Cetraria islandica), Illustration aus Köhler’s Medizinal-Pflanzen von 1887
Isländisches Moos in Form der Moosdroge (Lichen islandicus)
Braun gefärbtes Exemplar an vollsonnigem Standort

Islandmoos (botanisch Cetraria islandica), auch Isländisches Moos, Islandmoos, Irisches Moos (nicht zu verwechseln mit Irisch Moos), Lichen Islandicus, Blutlungenmoos, Fiebermoos, Hirschhornflechte oder Graupen (österreichisch) genannt, ist eine polsterförmig wachsende Strauchflechte.

Beschreibung

Die Flechte wird 4 bis 12 Zentimeter hoch, ihre einzelnen Triebe verzweigen sich geweihartig, sind starr, schuppig und oft rinnig verbogen, auf der Oberseite braungrün, auf der Unterseite weißgrün gefärbt. Die 3 bis 6 Millimeter flachen Bänder sind am Rand regelmäßig gezähnt.

Je nach Lichtexposition lagern die Flechten unterschiedliche Mengen eines braunen Pigments ein, das als Sonnenschutz dient. Flechten der Hochgebirge sind daher dunkelbraun bis schwarzbraun gefärbt.

Vorkommen

Islandmoos ist in ganz Europa verbreitet, im Süden jedoch nur in höheren Lagen. Die größten Vorkommen gibt es im Gebirge, in den Schweizer Alpen meist zwischen 1500 und 2500 m Höhe. Im namensgebenden Island stellen Polster bis zu 20 cm Dicke eine Gefahr für Wanderer dar wenn sie Spalten im Lavafeld verdecken. Man findet die Flechte aber auch im Flachland an offenen Standorten auf sandigen Böden. Sie ist typisch für Moore, lichte Kiefernwälder und Zwergstrauchheiden. In der Tundra oder an windexponierten Stellen im Hochgebirge bildet die Art gemeinsam mit anderen Flechten flächendeckende Rasen aus.

Isländisches Moos in der Phytotherapie (Pflanzenheilkunde)

Die erste bekannte Beschreibung findet sich unter der Bezeichnung Muscus islandicus catharticus in einem Arzneimittelverzeichnis, der Kopenhagener Taxe von 1672.[1] In der Phytotherapie findet der ganze oder zerkleinerte Thallus Verwendung (Lichen islandicus).[2] Die Droge enthält Schleimstoffe (vor allem Lichenin) und bitter schmeckende Flechtensäuren.[2] Der Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel der EU hat im November 2014 Lichen islandicus als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft. Die zugelassenen Anwendungsgebiete umfassen die Linderung von trockenem Husten und Entzündungen im Mund- und Rachenraum sowie temporäre Appetitlosigkeit.[3] Als Hustentee wird Lichen islandicus pur oder gemischt eingesetzt.[4]

Die Flechte wird im Spätsommer und Herbst bei trockener Witterung gesammelt. Zu den Sammelgebieten zählen Skandinavien, der Balkan sowie Russland.[2] Um die wertvollen Inhaltsstoffe zu schonen, sollte das Kraut langsam an einem abgedunkelten Ort trocknen.

Inhaltsstoffe und Wirkungen

Als therapeutisch wirksame Bestandteile enthält Isländisches Moos Bitterstoffe, Flechtensäuren (z. B. Fumarprotocetrarsäure[5]), Iod, Schleimstoffe (Lichenin) und die Vitamine A, B1 und B12.[6] Es wirkt als Muzilaginosum reizlindernd auf die Schleimhäute im Mund und Rachen,[6] auch bei Entzündungen der Magen- und Darmschleimhaut wird es verwendet. Weiter wirkt es gegen Brechreiz, ist appetitsteigernd, belebend und kräftigend (tonisierend). Den Flechtensäuren wird leicht antibakterielle Wirkung nachgesagt.[6][7]

Bei hartnäckiger Akne kann eine Therapie mit Isländischem Moos versucht werden.[6]

Geschichte

Quellen

Scopoli 1769[8] --- Ebeling 1779[9] --- Ebeling 1781[10] --- Crichton 1789[11] --- Hahnemann 1790[12] --- Régnault 1802[13] --- Jean-Louis Alibert 1805/05[14] --- Hecker 1814/15[15] --- Philipp Lorenz Geiger 1830[16] --- Pereira / Buchheim 1846/48[17] --- August Husemann / Theodor Husemann 1871[18] --- Theodor Husemann 1883[19] --- Wolfgang Schneider 1974[20]

Historische Abbildungen

Literatur

  • Marbach / Kainz: BLV Naturführer Moose, Farne und Flechten, München 2002, ISBN 3-405-16323-4
  • Nash, T. H. III (ed.): Lichen Biology. Cambridge University Press, Cambridge, 2010, ISBN 978-0-521-87162-4

Einzelnachweise

  1. O. Anselmino, Ernst Gilg (Hrsg.): Kommentar zum Deutschen Arzneibuch 6. Ausgabe 1926: Auf Grundlage der Hager-Fischer-Hartwichschen Kommentare der früheren Arzneibücher. Zweiter Band. Springer. ISBN 978-3-642-90746-3. S. 3
  2. 2,0 2,1 2,2 Kooperation Phytopharmaka: Isländisches Moos.
  3. Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel: European Union herbal monograph on Cetraria islandica (L.) Acharius s.l., thallus. 24. November 2014. S. 3
  4. Ernst-Albert Meyer: Phytotherapie: Hustentee pur oder gut gemischt. In: PTA-Forum, Ausgabe 10/2010.
  5. Wilhelm Zopf: Die Flechtenstoffe in chemischer, botanischer, pharmakologischer und technischer Beziehung. 1. Auflage Auflage. Gustav Fischer Verlag, Jena 1907, S. 173.
  6. 6,0 6,1 6,2 6,3 Isländisches Moos in Heilpflanzenpraxis heute bei books.google.de (abgerufen am 11. April 2009).
  7. siehe auch: Usnea
  8. Ioannis Antonii Scopoli. Annus II. Historico-Naturalis. C. G. Hilscher, Leipzig 1769, IV (S. 107–118): Lichenis Islandici Vires medicae (Digitalisat)
  9. Johann Philipp Ebeling : Dissertatio de quassia et lichene islandico. Glasgow 1779
  10. Zusätze von Johann Dietrich Philipp Christian Ebeling in seiner Übersetzung von: William Cullens Materia Medica oder Lehre von den Arzneimitteln. Leipzig 1781, S. 67–68: Nahrungsmittel (Digitalisat); S. 205–207: Zusammenziehende Mittel (Digitalisat)
  11. Alexander Crichton: Einige Beobachtungen über die medicinischen Wirkungen des Isländischen Mooses und des Fallkrauts. Mitgetheilt in einem Schreiben an Dr. Simmons von Dr. Alexander Crichton. In: Samuel Foart Simmons (1750–1813) (Herausgeber). Sammlung der neuesten Beobachtungen englischer Ärzte und Wundärzte für das Jahr 1789. Frankfurt am Main 1792, S. 173–184 (Digitalisat)
  12. Samuel Hahnemann: Anmerkung zur Übersetzung von William Cullens Abhandlung über die Materia medica, Leipzig 1790, Band II, S. 138 (Digitalisat)
  13. Jean Baptiste Étienne Benoît Olive Régnault: Observations on Pulmonary Consumption, or an Essay on the Lichen Islandicus, considered both As an Aliment and a Medicine in that Disorder. London 1802 (Digitalisat)
  14. Jean-Louis Alibert: Nouveaux éléments de thérapeutique et de matière médicale. Crapart, Paris, Band II 1804/05 (XIII), S. 31–38: Lichen d’Islande (Digitalisat)
  15. August Friedrich Hecker’s practische Arzneimittellehre. Revidiert und mit neuesten Entdeckungen bereichert von einem practischen Arzte. Camesius, Wien, Band I 1814 S. 240–245: Lichen islandicus. Isländisch Moos (Digitalisat)
  16. Philipp Lorenz Geiger: Handbuch der Pharmacie zum Gebrauche bei Vorlesungen & zum Selbstunterrichte für Ärzte, Apotheker & Droguisten. Wolters, Stuttgart, 2. Band, 2. Hälfte 1830, S. 1636–1639: Parmelia islandica (Digitalisat)
  17. Jonathan Pereira’s Handbuch der Heilmittellehre. Nach dem Standpunkte der deutschen Medicin bearbeitet von Rudolf Buchheim. Leopold Voß, Leipzig 1846-48, Band II 1848, S. 8–11: Cetraria Islandica. Isländisch Moos (Digitalisat)
  18. August Husemann / Theodor Husemann: Die Pflanzenstoffe in chemischer, physiologischer, pharmakologischer und toxikologischer Hinsicht. Für Aerzte, Apotheker, Chemiker und Pharmakologen. Springer, Berlin 1871, S. 1066: Cetrarsäure, Lichesterinsäure (Digitalisat); S. 1068–1070: Lichenin (Digitalisat)
  19. Handbuch der gesammten Arzneimittellehre. Springer, Berlin 2. Aufl. 1883, S. 652–654: Lichen Islandicus. Isländisches Moos (Digitalisat)
  20. Wolfgang Schneider: Lexikon zur Arzneimittelgeschichte. Sachwörterbuch zur Geschichte der pharmazeutischen Botanik, Chemie, Mineralogie, Pharmakologie, Zoologie. Govi-Verlag, Frankfurt a. M. Band 5/1 (1974), S. 272–273: Cetraria (Digitalisat)

Weblinks

 Commons: Cetraria islandica – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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