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Jörg Schlaich

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Jörg Schlaich (* 17. Oktober 1934 in Stetten im Remstal; † 4. September 2021[1]) war ein deutscher Bauingenieur.

Leben

Jörg Schlaich wurde 1934 als Sohn des evangelischen Pfarrers Ludwig Schlaich, des Leiters der Diakonie Stetten, geboren. Er besuchte die Schule und das Gymnasium in Stetten, Heilbronn und Waiblingen und machte außerdem eine Ausbildung als Schreiner (Abitur und Gesellenprüfung 1953) und studierte danach Architektur und Bauingenieurwesen in Stuttgart und an der TU Berlin.[2][3] 1959/60 war er Graduate Assistant und Lecturer für Stahlbetonkonstruktionen am Case Institute of Technology in Cleveland, Ohio, an der er 1961 seinen Master-Abschluss erwarb. 1961 bis 1963 war er Entwurfsingenieur bei der Firma Ludwig Bauer in Stuttgart und arbeitete gleichzeitig an seiner Dissertation, die 1963 in Stuttgart erfolgte (Die Gewölbewirkung in durchlaufenden Stahlbetonplatten). Ab 1963 war er Entwurfsingenieur im Ingenieurbüro Leonhardt und Andrä in Stuttgart, in dem er 1970 Partner wurde. Das blieb er bis 1979, als er sein eigenes Ingenieurbüro gründete. Von 1974 bis 2001 war er als Nachfolger von Fritz Leonhardt Professor für Massivbau am Institut für Konstruktion und Entwurf der Universität Stuttgart.[4]

Jörg Schlaich war ein weltweit anerkannter Fachmann für unkonventionelle Ingenieurbauwerke. Bekannt wurde er unter anderem durch filigrane Fußgängerbrücken, hohe Stahltürme und aufwändige Seilnetzkonstruktionen, mit denen er architektonisches Neuland betrat.

Maßgeblich beeinflusst sah er sich von Fritz Leonhardt, dem Planer des Stuttgarter Fernsehturms, des ersten Fernsehturms überhaupt, dem weltweit zahlreiche weitere folgten.

1980 gründete Schlaich mit Rudolf Bergermann das Ingenieurbüro Schlaich Bergermann und Partner mit Sitz in Stuttgart, Berlin und New York.

Sein Sohn Mike Schlaich ist Professor für Massivbau an der TU Berlin. Seine Schwester Brigitte Peterhans (1928–2021[5]) war eine deutsch-amerikanische Architektin und Partnerin bei Skidmore, Owings and Merrill; sie war verheiratet mit dem Fotografen Walter Peterhans.

Jörg Schlaich starb im September 2021 im Alter von 86 Jahren.

Werke

In Zusammenarbeit mit Günter Behnisch und Frei Otto gestaltete er das Dach des Münchner Olympiaparks, 1979 baute er die Vidyasagar Setu (oder Second Hooghly Bridge) im indischen Kalkutta (wurde 1992 nach einer Bauzeit von 13 Jahren für den Verkehr freigegeben) sowie 1973 zusammen mit Walter Neuhäusser die Alsterschwimmhalle in Hamburg. Er war Mitglied der Gruppe „Think“, die mit ihrem Entwurf für den Freedom Tower den Zuschlag für den Wiederaufbau des zerstörten World Trade Centers knapp verpasste.

1983 bis 1984 entstand nach Plänen von Architekt Gottfried Böhm mit Jörg Schlaich das Züblin-Haus in Stuttgart-Möhringen, der preisgekrönte Konzernsitz der Ed. Züblin AG. Auch das Membrandach des Gottlieb-Daimler-Stadions ist ein Entwurf Jörg Schlaichs von 1992. In den Jahren von 2010 bis 2014 plante Schlaich in Manaus in Brasilien das Fußballstadion Arena da Amazônia.

Er entwarf zahlreiche Brücken:

Erzbahnschwinge (Foto: 2008)

Einer seiner meistbeachteten Vorschläge betrifft das Aufwindkraftwerk; trotzdem kam es bisher über eine Versuchsanlage nicht hinaus. In Australien soll nun durch das Unternehmen EnviroMission Limited ein solches Aufwindkraftwerk gebaut werden.

1999 wurde mit dem Schlaichturm ein 24 Meter hoher Aussichtsturm mit einer filigranen Seilnetzkonstruktion in Weil am Rhein zur Landesgartenschau eröffnet. Im Jahr 2001 folgte in Stuttgart der ähnlich konstruierte 43 m hohe Killesbergturm, im Höhenpark Killesberg fertiggestellt.

Zusammen mit Rudolf Bergermann hat Schlaich sein Werkearchiv der Berliner Akademie der Künste übergeben.[6]

Ehrungen und Auszeichnungen

Schriften

  • Das Aufwindkraftwerk. Strom aus der Sonne. Einfach – erschwinglich – unerschöpflich. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1994, ISBN 3-421-03074-X.
  • The solar updraft tower. An affordable and inexhaustible global source of electricity. = Aufwindkraftwerke zur solaren Stromerzeugung. Bauwerk-Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-934369-51-0.
  • mit Matthias Schüller: Ingenieurbauführer Baden-Württemberg. Herausgegeben von der Ingenieurkammer Baden-Württemberg. Bauwerk-Verlag, Berlin 1999, ISBN 3-934369-01-4.
  • mit Rudolf Bergermann: leicht weit – Light Structures, Prestel 2003 (Ausstellung Deutsches Architekturmuseum Frankfurt)
  • mit Hartmut Scheef: Betonhohlkastenbrücken, Zürich 1982
  • mit Erwin Heinle: Kuppeln aller Zeiten – aller Kulturen, Stuttgart: DVA 1996

Literatur

  • Klaus Stiglat: Bauingenieure und ihr Werk, Ernst & Sohn 2003
  • Alan Holgate: The Art of Structural Engineering – The Work of Jörg Schlaich and his Team, Edition Axel Menges 1996
  • Annette Bögle und Karl-Eugen Kurrer: Jörg Schlaich und die Stuttgarter Schule des Konstruktiven Ingenieurbaus. In: Ingenieurbaukunst 2015, hrsgn. v. d. Bundesingenieurkammer. Berlin: Ernst & Sohn 2014, S. 160–171.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bauingenieur Jörg Schlaich ist tot, deutschlandfunkkultur.de, veröffentlicht und abgerufen am 6. September 2021
  2. Lebenslauf beim Werner von Siemens Ring
  3. Gerhard Matzig: Der Brückenbauer. Jörg Schlaich verbindet Architektur mit großer Ingenieurskunst. In: Süddeutsche Zeitung vom 17. Oktober 2014, S. 13.
  4. Stuttgarter unikurier, Dezember 2001, abgerufen am 1. November 2014.
  5. Traueranzeige Brigitte Peterhans auf lebenswege.faz.net vom 21. Januar 2021
  6. Lydia Kotzan: Neu im Archiv: Szyszkowitz-Kowalski und Schlaich Bergermann, in: Bauwelt 22, 4. Juni 2010, S. 4
  7. „Preis für Stuttgarter Bauingenieur“ (Memento vom 11. Februar 2013 im Webarchiv archive.is), Stuttgarter Zeitung, 17. Januar 2008
  8. Informationsdienst Ruhr: RVR-Brücke über den Rhein-Herne-Kanal erhält europäischen Brückenbau-Preis vom 13. August 2010
  9. Deutscher Brückenbaupreis: Preisträger 2014 (Memento vom 13. April 2014 im Internet Archive)
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Jörg Schlaich aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.