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Jean Gabin
Jean Gabin, eigentlich Jean-Alexis Moncorgé (* 17. Mai 1904 in Paris; † 15. November 1976 in Neuilly-sur-Seine), war ein französischer Schauspieler und in seinen jungen Jahren Chansonnier. Ab den späten 1930er Jahren zählte er zu den führenden Charakterdarstellern des französischen Kinos und genoss auch international großes Renommee.
Kurzbiografie
Als Sohn der Varietékünstler Ferdinand Moncorgé (Künstlername Gabin; 1868–1933) und Hélène Petit (1865–1918) kam Gabin bei einer Hebamme im Pariser Stadtteil Montmartre zur Welt. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er weitgehend in der Kleinstadt Mériel in der Île-de-France, wohin sein Vater mit Frau und drei Kindern im Jahr 1900 gezogen war. Während des Ersten Weltkriegs mietete sein Vater eine Wohnung in der Rue Custine im 18. Arrondissement von Paris an, wo die Familie vorübergehend lebte.[1]
Gabin wirkte in rund hundert Filmen mit. Seine Leinwandpräsenz und sein minimalistischer Stil machten ihn zu einer Ikone des französischen Kinos. Doch zunächst wollte er gar nicht ins Rampenlicht und riss sogar von zu Hause aus. Er arbeitete auch in einer Fabrik, bis ihn seine Eltern überzeugen konnten, auf der Bühne der Folies Bergère[1] aufzutreten. Er begann zunächst als Statist und wirkte als Sänger und Tänzer in Operetten und Vaudeville-Stücken mit.
1930 ging Gabin zum Film und wurde 1937 mit Pépé le Moko – Im Dunkel von Algier zum Star. In diesem Film sang er auch das Titellied. Bereits die drei folgenden Filme Die große Illusion, Hafen im Nebel und Bestie Mensch machten ihn mit Mitte dreißig zum Mythos und bedeutenden Darsteller des poetischen Realismus in Frankreich.
1941 folgte er seiner großen Liebe Marlene Dietrich nach Hollywood, wo er zwei Filme drehte.[2] Doch er kehrte nach Europa zurück und trat 1943 in die Freien Französischen Streitkräfte ein, in die Forces navales françaises libres der französischen Marine. Er nahm als Panzerkommandant der fusiliers marins (2. Panzerdivision) an der Befreiung Frankreichs teil und erhielt hohe Auszeichnungen. Nach Kriegsende verließ er die Armee.
Seine ersten Nachkriegsfilme waren Misserfolge. Erst ab 1954, nach Wenn es Nacht wird in Paris, konnte er seine Vorkriegskarriere fortsetzen. Zu dieser Zeit fand Gabin in das für ihn nun passende Rollenfach. Zeitig ergraut und zehn Jahre älter wirkend, gab er nun meist den bärbeißigen Senior, der mit unbeirrbarer Autorität agierte. Die starke Dominanz und Präsenz des Darstellers mit dem massigen Schädel führte dazu, dass er bis an sein Lebensende in Hauptrollen eingesetzt wurde. Bei seinen Landsleuten genoss Gabin enorme Popularität und wurde zu einer französischen Institution, war aber auch über Frankreich hinaus ein internationaler Star.
Filmzuschauern im deutschsprachigen Raum dürfte Gabin in der Rolle des Kommissar Maigret in Erinnerung geblieben sein. Er spielte den Kommissar in drei Filmen: Kommissar Maigret stellt eine Falle (1958), Maigret kennt kein Erbarmen (1959) und Kommissar Maigret sieht rot! (1963). Georges Simenon lobte, dass Gabin „dank seiner einzigartigen Persönlichkeit die Rolle ausfüllte“.[3] Auch in der Verfilmung von vier weiteren Romanen von Simenon spielte Gabin eine Hauptrolle, so 1958 in Mit den Waffen einer Frau an der Seite von Brigitte Bardot.
In den 1960er und 1970er Jahren wirkte er verschiedentlich in Komödien mit. So spielte er 1968 auch neben Louis de Funès in Balduin, das Nachtgespenst. Darüber hinaus glänzte Gabin aber auch weiterhin in großen Charakterrollen, so etwa 1971 in Die Katze an der Seite von Simone Signoret unter der Regie von Pierre Granier-Deferre.
Synchronisiert wurde Gabin in Deutschland u. a. von Paul Klinger und Hansjörg Felmy, seit den 1950er Jahren insbesondere aber von Klaus W. Krause.
Privates
In erster Ehe war Gabin seit 1927 mit Gaby Basset verheiratet. Er ließ sich scheiden und heiratete 1949 Christiane Dominique Fournier, mit der er drei Kinder hatte, Florence (1950), Valérie (1952) und Matthias (1956).
Gabin lebte zurückgezogen und zeigte kein Interesse am Glamour der Filmindustrie. Neben der Schauspielerei leistete er sich ein teures Hobby; er betrieb ein 100 Hektar großes Gut in der Normandie, wo er Trabrennpferde züchtete. Gabin starb im Alter von 72 Jahren im Pariser Vorort Neuilly-sur-Seine an Herzversagen. Seine Asche wurde wenige Tage später vom Kriegsschiff Détroyat vor Brest im Meer verstreut.[4] Fünf Jahre nach seinem Tod wurde 1981 in Erinnerung an ihn der Jean-Gabin-Preis ins Leben gerufen.
Filmografie (Auswahl)
- 1931: Kopfüber ins Glück (Chacun sa chance)
- 1933: Der Tunnel (Le tunnel)
- 1933: Du haut en bas
- 1935: Das Kreuz von Golgatha (Golgotha)
- 1936: Zünftige Bande (La belle équipe)
- 1936: Nachtasyl (Les bas-fonds)
- 1937: Pépé le Moko – Im Dunkel von Algier (Pépé le Moko)
- 1937: Die große Illusion (La grande illusion)
- 1938: Hafen im Nebel (Quai des brumes)
- 1938: Bestie Mensch (La bête humaine)
- 1939: Der Tag bricht an (Le jour se lève)
- 1939: Das Korallenriff (Le récif de corail)
- 1941: Schleppkähne (Remorques)
- 1942: Nacht im Hafen (Moontide)
- 1946: Martin Roumagnac
- 1949: Die Mauern von Malapaga (Le mura di Malapaga)
- 1950: Die Marie vom Hafen (La marie du Port)
- 1951: Die Nacht ist mein Reich (La nuit est mon royaume)
- 1952: Die Wahrheit über unsere Ehe (La vérité sur Bébé Donge)
- 1952: Pläsier (Le plaisir)
- 1952: Geständnis einer Nacht (La minute de vérité)
- 1953: La vierge du Rhin
- 1953: Das Fleisch ist schwach (Bufere)
- 1954: Wenn es Nacht wird in Paris (Touchez pas au grisbi)
- 1954: Die Luft von Paris (L’air de Paris)
- 1955: French Can Can (French Cancan)
- 1955: Razzia in Paris (Razzia sur la chnouf)
- 1955: Gas-Oil
- 1955: Der Weg ins Verderben (Des gens sans importance)
- 1955: Der Engel, der ein Teufel war (Voici le temps des assasins…)
- 1956: Vulkan im Blut (Le sang à la tête)
- 1956: Zwei Mann, ein Schwein und die Nacht von Paris (La traversée de Paris)
- 1956: Schuld und Sühne (Crime et châtiment)
- 1957: Doktor Laurent (Le cas du docteur Laurent)
- 1957: Die Nacht bricht an (Le rouge est mis)
- 1957: Die Elenden (Les misérables)
- 1958: Kommissar Maigret stellt eine Falle (Maigret tend un piège)
- 1958: Im Mantel der Nacht (Le Désordre et la Nuit)
- 1958: Mit den Waffen einer Frau (En cas de malheur)
- 1958: Die großen Familien (Les grandes familles)
- 1959: Im Kittchen ist kein Zimmer frei (Archimède, le clochard)
- 1959: Maigret kennt kein Erbarmen (Maigret et l’affaire Saint-Fiacre)
- 1959: Wiesenstraße Nr. 10 (Rue des prairies)
- 1960: Ein Herr ohne Kleingeld (Le baron de l’écluse)
- 1960: Der Himmel ist schon ausverkauft (Les vieux de la vieille)
- 1961: Der Präsident (Le président)
- 1961: Der Herr mit den Millionen (Le cave se rebiffe)
- 1962: Ein Affe im Winter (Un singe en hiver)
- 1962: Ein Herr aus besten Kreisen (Le gentleman d’Epsom)
- 1963: Lautlos wie die Nacht (Mélodie en sous-sol)
- 1963: Kommissar Maigret sieht rot! (Maigret voit rouge)
- 1964: Flegeljahre (L’âge ingrat)
- 1964: Monsieur
- 1965: Auch eine französische Ehe (Le tonnerre de Dieu)
- 1966: Blüten, Gauner und die Nacht von Nizza (Le jardinier d’Argenteuil)
- 1966: Rififi in Paris (Du rififi à Paname)
- 1967: Action Man – Bankraub fast perfekt (Le soleil des voyous)
- 1968: Der Bulle (Le pacha)
- 1968: Balduin, das Nachtgespenst (Le tatoué)
- 1969: Der Clan der Sizilianer (Le clan des Siciliens)
- 1969: Sous le signe du taureau
- 1970: Der Erbarmungslose (La horse)
- 1971: Die Katze (Le chat)
- 1972: Der Killer und der Kommissar (Le tueur)
- 1973: Die Affäre Dominici (L’affaire Dominici)
- 1973: Endstation Schafott (Deux hommes dans la ville)
- 1974: Das Urteil (Verdict)
- 1976: Zwei scheinheilige Brüder (L’année sainte)
Auszeichnungen (Auswahl)
- Coppa Volpi – der Internationalen Filmfestspiele von Venedig 1951 für Die Nacht ist mein Reich (La Nuit est mon royaume) und 1954 für Die Luft von Paris (L’Air de Paris) und Wenn es Nacht wird in Paris (Touchez pas au grisbi)
- Silberner Bär bei der Berlinale 1959 für Im Kittchen ist kein Zimmer frei (Archimède, le clochard) und der Berlinale 1971 für Die Katze (Le chat)
- César für sein Lebenswerk (1976)
Literatur
- Jean-Michel Betti: Salut, Gabin! Ed. de Trévise, Paris 1977.
- André Brunelin: Jean Gabin (Originaltitel: Gabin, übersetzt von Klaus Budzinski). Herbig, München/Berlin 1989, ISBN 3-7766-1499-4; Ullstein TB 36650, Frankfurt am Main/Berlin 1996, ISBN 3-548-35650-8.
- Claude Gauteur: Jean Gabin. Nathan, Paris 1993, ISBN 3-453-86038-1.
- Jean-Marc Loubier: Jean Gabin, Marlène Dietrich: un rêve brisé, Acropole, Paris 2002, ISBN 2-7357-0216-2.
Dokumentarfilm
- Eine unvollendete Liebe. Marlene Dietrich und Jean Gabin. Dokumentarfilm, Deutschland, 2012, 52:30 Min., Buch und Regie: Daniel Guthmann, Christian Buckard, Produktion: DG Filmproduktion, WDR, arte, Erstsendung: 9. Februar 2013 bei arte, Inhaltsangabe von arte.
Weblinks
- Jean Gabin in der Internet Movie Database (englisch)
- Literatur von und über Jean Gabin im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Musée Jean Gabin (französisch)
- Jean-Gabin-Fanseite (italienisch)
- Held der Hoffnungslosen. Zum 100. Geburtstag von Jean Gabin von Michael Wenk, Neue Zürcher Zeitung vom 17. Mai 2004
- Aussprache des Namens Jean Gabin auf Forvo.com
- Detlef Wulke: ZeitZeichen: 15.11.1976 – Todestag des Schauspielers Jean Gabin
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 L′enfant de Mériel bei musee-gabin.com, abgerufen am 22. Dezember 2020
- ↑ Thilo Wydra: So groß, so unvollendet. In: tagesspiegel.de. Der Tagesspiegel, 19. Januar 2013, abgerufen am 2. Dezember 2019.
- ↑ Fenton Bresler: Georges Simenon. Auf der Suche nach dem „nackten“ Menschen. Ernst Kabel, Hamburg 1985, ISBN 3-921909-93-7, S. 328–330.
- ↑ Klaus Nerger: Jean Gabin. In: knerger.de. Abgerufen am 2. Dezember 2019.
Personendaten | |
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NAME | Gabin, Jean |
ALTERNATIVNAMEN | Moncorgé, Jean-Alexis |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Schauspieler |
GEBURTSDATUM | 17. Mai 1904 |
GEBURTSORT | Paris |
STERBEDATUM | 15. November 1976 |
STERBEORT | Neuilly-sur-Seine |
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