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Jitzchak Josef Silber
Raw Jitzchak Josef Silber (geb. 1917 in Kasan; gest. 2004 in Jerusalem; Jahrzeit: 8. Aw; weitere Schreibweisen Yitzchok Zilber etc.) war ein sowjetischer Mathematiker, Naturwissenschaftler (ohne je formal die entsprechende Ausbildung genossen zu haben), Rabbiner und Anführer der russisch-jüdischen Auswanderer und deren spirituelle Führerfigur in der Sowjetunion, aber auch (seit 1972) im Land Israel.[1] Raw Silber war verheiratet mit Gita Zeidman, sie hatten vier Kinder: Sarah, Ben Tzion Chaim, Chava und Fruma Malka.
Leben
Das ganze Leben von Raw Jitzchak Silber im kommunistischen Land war voller schwerer Prüfungen, die er alle vollkommen bestand und sein Leben dafür aufs Spiel setzte. Er verliess das Land schliesslich nicht als gebrochener Mensch, sondern als starker Jude, der sich all dem widersetzen konnte, was der Kommunismus zu eliminieren trachtete. Diesen Erfolg verzeichnete er nicht nur bei seiner eigenen Jüdischkeit, sondern es gelang ihm in jener schweren Zeit, den Geist und das Gemüt vieler anderer Glaubensgenossen zu heben und ihnen einen Ansporn zu geben, ihrem Glauben treu zu bleiben und für Jüdischkeit zu kämpfen.
Raw Jitzchak kam im Jahr der kommunistischen Revolution zur Welt. Sein Vater, der Gaon Raw Ben Zijon, der als Raw des Kazan-Gebiets amtierte, lehrte ihn Tora, Newi'im und Ketubim, Mischna und Gemara und danach auch den ganzen Schulchan Aruch mit allen Details, bis er sich darin so gut auskannte, dass er wusste, wie man sich in jedem "bedi'ewed-Fall", in dem die Mitzwot nicht auf vollkommene Weise ausgeführt werden können, verhält. Als er sich zu einem späteren Zeitpunkt in seinem Leben mit Raw Mosche Feinstein traf, erteilte dieser ihm den "Heter Hora'a". Raw Jitzchak wurde durch die Ausbildung bei seinem Vater nicht nur ein junger Toragelehrter, sondern zeichnete sich in säkularen Fachgebieten, die ihn sein Vater ebenso lehrte, dermaßen aus, dass er, ohne Papiere einer öffentlichen Schule zu besitzen, an der Universität von Kazan zum Mathematikstudium zugelassen wurde.
"Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!" Raw Jitzchak Silber war ein lebendiges Beispiel für diese Regel. Im Jahr 1951, als er schon Familienvater war, wurde er verhaftet und in ein Arbeitslager nach Sibirien geschickt. Sofort begann er sich in Gedanken damit zu beschäftigen, wie er den Schabbat nicht würde entweihen müssen. Schliesslich beschloss er, sich freiwillig zu melden, die mühsame Arbeit des Wasserträgers für das Lager zu übernehmen. Da es im Lager kein Wasser gab, musste man die Kübel in einem weit entfernten Fluss füllen und dann ins Lager schleppen. Diese Schwerstarbeit rettete ihn während seines ganzen Aufenthalts im Arbeitslager vor Chillul Schabbat. Am Erev Schabbat versuchte er meistens eine doppelte Menge Wasser zu transportieren, so dass er am Schabbat kein Wasser mehr bringen musste. Andere Male gab er von seiner mageren Brotration einem Nichtjuden, damit dieser anstatt er selbst am Schabbat diese Arbeit verrichtete.
Während dieser ganzen schrecklichen Zeit stach ein grosser Rascha heraus, der ihn besonders zu plagen versuchte und sein Leben unerträglich machte. Eines Tages änderte sich dieser Nichtjude aber ganz plötzlich. Nicht nur, dass er damit aufhörte, ihn zu schikanieren, er bot ihm sogar an, das Wasser für ihn am Schabbat zu transportieren. Als Neugierige ihn fragten, weshalb er sich auf einmal so anders verhalte, erklärte er, dass jemand ihm im Traum erschienen war und ihn warnte und anhielt, sein Benehmen gegenüber dem "Gefangenen Silber" zu ändern, falls er sich keine Probleme machen wollte. Anstatt ihn zu quälen sollte er ihm helfen!
Raw Jitzchak suchte sich einen Weg, wie er Tora lernen konnte ... und fand ihn: Er begann, seine Arbeit rennend zu verrichten. Dadurch konnte er seine Arbeit, die jeweils eine Stunde dauerte, in einer Dreiviertelstunde ausführen, und so blieb ihm jede Stunde eine Viertelstunde fürs Tora-Lernen übrig. Während der vierzehn Stunden, die er täglich arbeitete, konnte er auf diese Weise während dreieinhalb Stunden lernen und sein Gelerntes wiederholen. Er konnte auf diese Weise viele Messechtot Mischnajot auswendig lernen. Er lernte in einem kleinen Mischnajot, das er zusammen mit einem kleinen Paar Tefillin, die er täglich am frühen Morgen legte, ins Lager schmuggeln konnte. Sein Lernort befand sich hinter einem Vorhang in seiner Baracke, wo vollständige Dunkelheit herrschte. Raw Jitzchak gewöhnte seine Augen daran, auch in vollkommener Dunkelheit lesen zu können. Diese eigentümliche Gewohnheit wurde ihm zur zweiten Natur. Als er später in Erez Jisrael war und Schiurim erteilte, führte er bei einigen Gelegenheiten vor, wie er in vollständiger Dunkelheit aus einem Sefer lesen konnte: Er liess das Zimmer verdunkeln und bedeckte seinen Kopf mit einem Stoff, worauf ihm jemand ein Sefer reichte. Zur Verwunderung aller begann Reb Jitzchak aus dem Sefer zu lernen!
Wie erwähnt, gelang es ihm unter schwierigsten Umständen, ein toratreues Leben zu führen und sogar heimlich Schiurim zu geben. 1951 wurde er verhaftet und in einem Gulag zwei Jahre lang gefangen gehalten. Als ihm die sowjetischen Behörden 1960 drohten, seine Kinder wegzunehmen, floh er mit seiner Familie nach Taschkent, von wo er 1972 Aliyah nach Israel machen konnte.
In Israel machte er es sich zur Lebensaufgabe, russischen Emigranten ihre jüdischen Wurzeln näherzubringen. Unermüdlich lehrte er Tora im ganzen Land, kümmerte sich um Beschneidungen und versuchte, religiöses Leben in russischen Familien zu etablieren. In der von ihm gegründeten Organisation Toldos Yeshurun, die heute von seinem Sohn geleitet wird, werden die Bemühungen des Vaters der russischen Baal Teschuwa-Bewegung fortgeführt.
Hinweis
Der Artikeltext beruht in weiten Teilen auf einem Nachruf in der Jüdischen Zeitung, Zürich, Ausgabe vom 12. Juli 2013, Seite 24 (Autor: D. Goldschmidt).
Einzelnachweise
- ↑ Die englischsprachige Wikipedia schreibt: "The vast majority of Russian-speaking Rabbis, Torah teachers and Jewish leaders today are either his students or students of his students."
Literatur
- Buchbeschreibung:
- In the biting, forbidding winds of Communist Russia, one man staunchly refused to submit. Not through terrible imprisonment, and not under the threat of mortal peril. In this magnificent story, Rav Yitzchak Zilber's devotion and sacrifice for Torah Judaism under oppression shines through in the bleakness of what was. The "father" to countless unfortunate Jews in the Soviety Union and Eretz Yisrael, and an extraordinary figure in the kiruv movement in Eretz Yisrael and in the Diaspora, Rav Yitzchok was renowned for standing up for his beliefs and encouraging hundreds of others to do the same. With photographs, anecdotes, and a compelling tone, this autobiography, comprised of accounts Rav Zilber told during his lifetime, is truly an uplifting read. Translated from the original Russian and Hebrew editions.
Weblinks
Andere Wikis
Personendaten | |
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NAME | Silber, Jitzchak Josef |
KURZBESCHREIBUNG | Rabbiner |
GEBURTSDATUM | 1917 |
GEBURTSORT | Kasan |
STERBEDATUM | 2004 |
STERBEORT | Jerusalem |
Dieser Artikel / Artikelstub / diese Liste wurde in Jewiki verfasst und steht unter der Lizenz Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. Hauptautor des Artikels (siehe Autorenliste) war Michael Kühntopf. Weitere Artikel, an denen dieser Autor / diese Autorin maßgeblich beteiligt war: 2.657 Artikel (davon 1.533 in Jewiki angelegt und 1.124 aus Wikipedia übernommen). Bitte beachten Sie die Hinweise auf der Seite Jewiki:Statistik. |