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Johann Jakob Bodmer
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Johann Jakob Bodmer (* 19. Juli 1698 in Greifensee bei Zürich; † 2. Januar 1783 auf Gut Schönenberg bei Zürich) war ein Schweizer Philologe.
Leben
Nach einem Studium der Theologie und einer Ausbildung zum Kaufmann war Bodmer als Professor für helvetische Geschichte und Politik am Gymnasium Zürich tätig. Bedeutsam ist seine Neuentdeckung der mittelhochdeutschen Dichtung, sowie seine Tätigkeit als Übersetzer von Homer und John Milton. Zu erwähnen wäre aber auch, dass er Jacob Hermann Obereit, den wirklichen Entdecker der Nibelungenhandschrift C in der Schlossbibliothek zu Hohenems, um diese Ehre betrog.
Bodmers entscheidender Beitrag zur deutschen Literaturgeschichte war sein - zusammen mit seinem Freund Johann Jakob Breitinger - ausgetragener Streit mit dem deutschen „Literaturpapst“ Johann Christoph Gottsched. Seine literaturtheoretischen Prinzipien formulierte Bodmer in Critische Abhandlung von dem Wunderbaren in der Poesie von 1740. Gegen Gottscheds französische Vorbilder favorisierte er den englischen Sensualismus von John Milton; gegen die Verehrung der Antike hielt er das Mittelalter hoch, womit er die Romantik entscheidend beeinflusste. In gewisser Weise war der Streit zwischen Bodmer, Breitinger und Gottsched eine deutsche Variante der französischen Querelle des Anciens et des Modernes.
![](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/e/e4/Johann_Heinrich_F%C3%BCssli_012.jpg/300px-Johann_Heinrich_F%C3%BCssli_012.jpg)
Neben seinem prägenden Einfluss auf das literarische Leben in Zürich war Bodmer auch eine bedeutende Persönlichkeit in der Bibliotheksgeschichte der Stadt. 1722 trat er als Mitglied in die städtische Bibliotheksgesellschaft ein, ab 1758 fungierte er als deren Vizepräsident. Auf Bodmers Vorschlag hin änderte die Gesellschaft den Namen ihrer Institution in Stadtbibliothek. Zudem vermachte Bodmer der Stadtbibliothek Zürich einen grosszügigen Geldbetrag sowie einen wesentlichen Teil seiner privaten Büchersammlung, die nach seinem Tod in den Bestand der Bibliothek überging.
Als Hommage an diesen wichtigen Zürcher und Förderer der Bibliothek thront Bodmer noch heute als Standbild zur rechten Seite von Conrad Gesner über dem Eingang der Zentralbibliothek Zürich. Briefe, Unterlagen zur Person, Materialien und Lebenserinnerungen aus dem Nachlass von Johann Jakob Bodmer befinden sich in der Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich.
Die Bodmerstrasse im Engequartier in Zürich wurde nach Johann Jakob Bodmer benannt, ebenso die Bodmergasse in Wien Donaustadt (22. Bezirk).
Werke (Auswahl)
- Karl von Burgund. Ein Trauerspiel (nach Aeschylus).
- Vier kritische Gedichte.
- Die Discourse der Mahlern. 1721–1723
- Brief-Wechsel von der Natur des poetischen Geschmackes. 1736.
- Critische Abhandlung von dem Wunderbaren in der Poesie. 1740.
- Kritische Betrachtungen über die poetischen Gemälde der Dichter. 1741.
- Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. 1741–1744
- Bd. 1 (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv)
- Bd. 2 (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv)
- Bd. 3 (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv)
- Bd. 4 (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv)
- Bd. 5 (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv)
- Bd. 6 (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv)
- Bd. 7 (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv)
- Bd. 8 (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv)
- Bd. 9 (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv)
- Bd. 10 (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv)
- Bd. 11 (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv)
- Bd. 12 (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv)
- Übersetzung: Johann Miltons Episches Gedichte von dem verlohrnen Paradiese. 1742.
- Critische Briefe. 1746.
- Proben der alten schwäbischen Poesie des dreyzehnten Jahrhunderts. Aus der Manessischen Sammlung. 1748.
- Fabeln aus den Zeiten der Minnesinger. 1757.
Literatur
- Wolfgang Bender: Johann Jakob Bodmer und Johann Jakob Breitinger. (= Sammlung Metzler; 113). Metzler, Stuttgart 1973, ISBN 3-476-10113-4.
- Albert M. Debrunner: "Das güldene schwäbische Alter". Johann Jakob Bodmer und das Mittelalter als Vorbildzeit im 18. Jahrhundert. (= Epistemata/Reihe Literaturwissenschaft; 170). Königshausen & Neumann, Würzburg 1996, ISBN 3-8260-1178-3.
- Fritz Ernst: Bodmer, Johann Jakob. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, S. 362 f. (Onlinefassung).
- Hans Otto Horch, Georg-Michael Schulz: Das Wunderbare und die Poetik der Frühaufklärung. Gottsched und die Schweizer. (= Erträge der Forschung; 262). Wiss. Buchges., Darmstadt 1988, ISBN 3-534-02150-9.
- Felix Leibrock: Aufklärung und Mittelalter. Bodmer, Gottsched und die mittelalterliche deutsche Literatur. (= Mikrokosmos; 23). Lang, Frankfurt am Main u.a. 1988, ISBN 3-8204-1294-8.
- Johann Kaspar Mörikofer: Bodmer, Johann Jakob. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 3, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 19–23.
- Annegret Pfalzgraf: Eine deutsche Ilias? Homer und das «Nibelungenlied» bei Johann Jakob Bodmer. Zu den Anfängen der nationalen Nibelungenrezeption im 18. Jahrhundert. Tectum-Verlag, Marburg 2003, ISBN 3-8288-8591-8.
- Gerhard Schäfer: «Wohlklingende Schrift» und «rührende Bilder». Soziologische Studien zur Ästhetik Gottscheds und der Schweizer. (= Europäische Hochschulschriften/1; 967). Lang, Frankfurt u.a. 1987, ISBN 3-8204-0027-3.
- Friedrich Schlegel: Sich "von dem Gemüthe des Lesers Meister" machen. Zur Wirkungsästhetik der Poetik Bodmers und Breitingers. (= Europäische Hochschulschriften /1; 928). Lang, Frankfurt am Main u.a. 1986, ISBN 3-8204-9636-X.
- Dietrich Seybold: Johann Jakob Bodmer. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 1. Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 226 f.
- Eberhard Thiefenthaler: Die Auffindung der Handschrift des Nibelungenliedes in Hohenems. In: Montfort. 31/1979, S. 295–306 [1] (Zu Bodmers Rolle bei der Auffindung der Nibelungenhandschrift)
- Angelika Wetterer: Publikumsbezug und Wahrheitsanspruch. Der Widerspruch zwischen rhetorischem Ansatz und philosophischem Anspruch bei Gottsched und den Schweizern. (= Studien zur deutschen Literatur; 68). Niemeyer, Tübingen 1981, ISBN 3-484-18068-4.
- Anett Lütteken, Barbara Mahlmann-Bauer (Hrsg.): Johann Jakob Bodmer und Johann Jakob Breitinger im Netzwerk der europäischen Aufklärung. (=Das achtzehnte Jahrhundert - Supplementa, Bd. 16). Wallstein, Göttingen 2009, ISBN 978-3-8353-0560-1.
Weblinks
- Literatur von und über Johann Jakob Bodmer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von Johann Jakob Bodmer. Bei: Zeno.org.
- Michael Böhler: Bodmer, Johann Jakob im Historischen Lexikon der Schweiz
- Nachlass in der Zentralbibliothek Zürich
- Linksammlungder Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin
Einzelnachweise
- ↑ Ekhart Berckenhagen: Anton Graff – Leben und Werk. Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, Berlin 1967, S. 66.
Personendaten | |
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NAME | Bodmer, Johann Jakob |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Autor |
GEBURTSDATUM | 19. Juli 1698 |
GEBURTSORT | Greifensee |
STERBEDATUM | 19. Juli 1783 |
STERBEORT | Gut Schöneberg bei Zürich |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Johann Jakob Bodmer aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |