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Jordan
Der Jordan (hebräisch נהר הירדן , sinngemäß „der herabsteigende Fluss“; arabisch نهر الأردن Al-Urdunn) ist ein Fluss im Nahen Osten.
Mit der israelitischen Landnahme bildete der Jordan die Grenze des Königreichs Israel zu den „Völkern“. Sein Überschreiten als Übergang aus der feindseligen Fremde in das Land der Verheißung wird daher häufig als Allegorie für das Sterben verwendet, so auch in der deutschen Redensart „über den Jordan gehen“.[1][2]
Geographie des Flusses
Die Quellflüsse des Jordans – der Hazbani im Libanon, der Dan im nördlichen Israel und der Banyas (auch Hermonfluss genannt) in den nördlichen Golanhöhen – entspringen im Gebiet um das Hermongebirge. Sie vereinigen sich in der Gegend um Sede Nehemija zum Jordan, der danach in Nord-Süd-Richtung die Huleebene Nordgaliläas durchquert bevor er bei Bethsaida in den See Genezareth mündet. Südlich des Sees tritt er in den Jordangraben ein und nimmt in seinem weiteren Verlauf linksseitig die beiden einzigen größeren Zuflüsse, Jarmuk und Jabbok, auf. Südöstlich von Jericho mündet er in das Tote Meer, einen abflusslosen Endsee.
Die geografische Ausdehnung (Luftlinie) des Jordan beträgt nur etwa 170 km. Durch seinen starken Kurvernverlauf kommt er aber auf eine tatsächliche Länge von 251 km. Alleine der Abschnitt zwischen dem See Genezareth und dem Toten Meer hat wegen seiner zahlreichen Krümmungen eine Länge von 210 km, obwohl die beiden Seen nur 105 km voneinander entfernt sind.
In seinem beinahe gesamten südlichen Flussverlauf (mit Ausnahme der Strecke vom See Genezareth bis Bet Sche'an) bildet der Jordan die Grenze zwischen Israel und Jordanien. Im nördlichen Bereich fließt er entlang der israelisch besetzten und von Syrien beanspruchten Golanhöhen.
Der Jordangraben mit dem Toten Meer bildet eine geologische Senke und ist als Grabenbruch stark erdbebengefährdet.
Zur Geologie und Hydrologie des Jordan und seiner Umgebung siehe Palästina (Region).
Politische Bedeutung
Durch seine Grenzlage spielt der Jordan in der Politik des Nahen Ostens eine wichtige Rolle. Der Jordan führt das ganze Jahr über vergleichsweise viel Wasser. Israel betrachtet den Fluss und den See Genezareth als zentrales Element der Trinkwasserversorgung, die anderen Anrainerstaaten (Libanon, Syrien und Jordanien) verlangen ihrerseits einen angemessenen Anteil am Wasser des Flusssystems.
Im Verhältnis Israel-Jordanien konnte der Fluss zum Frieden beitragen. Artikel 6 des israelisch-jordanischen Friedensvertrages, der am 26. Oktober 1994 von König Hussein von Jordanien, dem israelischen Ministerpräsidenten Jitzchak Rabin und von US-Präsident Bill Clinton in Washington unterzeichnet wurde, enthält die vertragliche Zusicherung, dass Jordanien größere Mengen Wasser aus dem Fluss entnehmen darf. Im Verhältnis Israels zu Syrien trägt der Jordan eher zur Krise bei: die Sorge, Syrien könnte Israel „das Wasser abgraben“, ist ein wesentlicher Grund dafür, dass sich Israel weigert, die Golanhöhen zurückzugeben.
Siehe auch: Jordan-Wasserfrage
Wassernutzung
Der Jordan ist die wichtigste Süßwasserquelle sowohl für Israel als auch für Jordanien. So werden von 1200 Mill. m³ Wasser, die der Jordan im Jahr führt, von Israel allein aus dem See Genezareth 500 Mill. m³ entnommen. Dieses Wasser dient vor allem zur Bewässerung der Landwirtschaft in der Negev-Wüste und zur Versorgung der Städte mit Trinkwasser. Durch die ständige Wasserentnahme verkommt der Jordan im Verlauf zum Rinnsal aus Abwässern. Jährlich fließen nur noch 200 Mill. m³ Wasser in das Tote Meer, was zu einer dramatischen Abnahme seines Wasserstandes führt.
Religiöse Bedeutung
Im Judentum hat der Jordan Bedeutung als der Fluss, den das Volk Israel bei der Landnahme Kanaans nach der Wanderung durch die Wüste unter der Führung Josuas überschritt (Jos 3 EU).
In der Gegend um Jericho wird die Stelle lokalisiert, an der sich nach neutestamentlicher Überlieferung Jesus von Johannes dem Täufer taufen ließ. Durch dieses für Christen bedeutsame Ereignis wurde der Jordan zu einem hoch frequentierten Pilgerziel mit zahlreichen Taufstellen, wie beispielsweise in Jardenit am Südende des Sees Genezareth.
Weblinks
Quellen
- ↑ Rudolf Köster: Eigennamen im deutschen Wortschatz. Walter de Gruyter 2003, ISBN 978-3-11-017701-5, S.83 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche)
- ↑ Olga Ejikhine: Beim Wort genommen: Der Sprachführer durch die Welt der Redewendungen. Digitalis Books 2006, ISBN 978-90-77713-05-1, S. 208 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche)
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Jordan aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |