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Juden in Stendal

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Gedenkstein für die zerstörte Synagoge, 2018

Die Geschichte der Juden in Stendal beginnt im 13. Jahrhundert.

Die jüdische Gemeinde entwickelte zeitweise ein blühendes Gemeinwesen. Bereits im 13. Jahrhundert wurde eine Synagoge errichtet. Im Mittelalter zählte die jüdische Gemeinde zu Stendal zu den größten auf dem Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalt. Am 4. April 1297 kam es zwischen der Stadtgemeinde Stendal und den Markgrafen Otto IV. und Konrad I. von Brandenburg zu einem Übereinkommen, in dem die Rechte (Privilegien) der Juden in Stendal aufgelistet werden, der so genannten Judenordnung von Stendal. Darin werden auf ausdrücklichen Wunsch der Stadtgemeinde den in Stendal jetzt und künftig wohnenden Juden (lat. = „Judeis nunc civitatem Stendale inhabitantibus et futuris temporibus inhabitandis“) u. a. folgende Rechte zugebilligt: Juden dürfen die Rechte der Stadt in Anspruch nehmen und sind von den Konsuln wie die Bürger zu schützen.[1] Juden, die sich in der Stadt niederlassen wollen, müssen ein bestimmtes Kapital nachweisen („summam decem marcarum“ = 10 Mark). Außerdem werden die Modalitäten für Steuerzahlungen, Geldverleih und Gerichtsfälle geregelt. In Punkt 7 wird festgehalten, dass alle Stendaler Juden durch die Räte der Stadt vor den Übergriffen durch Bevollmächtigte des Markgrafen zu schützen sind.[2]

Mit dem Ende der Herrschaft der Askanier Anfang des 14. Jahrhunderts kam es zu politischen Wirren und zu Streitereien zwischen verschiedenen Parteien, die die Nachfolge der Askanier in Brandenburg beanspruchten. Die Stendaler Juden hatten ihre Schutzherren verloren, und das Leben für die jüdische Bevölkerung wurde schwieriger. 1329 kam es mit Agnes von Brandenburg, der Witwe des Markgrafen Waldemar, zu einem Übereinkommen, „ihr über sechs aufeinanderfolgende Jahre 20 Mark Silber zu Martini“ zu zahlen, unabhängig von einer guten oder schlechten Wirtschaftslage.[3] Während der großen Pest, als es europaweit zu Pogromen an den Juden kam, denen man die Schuld an der Pest zuschob, kam es auch in Stendal zu einem Pogrom. 1351 reagierte Ludwig der Brandenburger auf die Vorfälle mit einer Amnestie, in der u. a. erklärt wird, dass alle Taten im Zusammenhang mit der Judenverfolgung „für immer tot sein und weiterhin nicht judiziert bleiben sollen“.[3] Juden konnten sich zwar im Prinzip ab diesem Zeitpunkt wieder in Stendal ansiedeln, scheinen aber nach den Quellen kaum davon Gebrauch gemacht zu haben.[4]

1865 wurde ein jüdischer Friedhof angelegt, der sich direkt neben dem örtlichen christlichen Friedhofsgelände befand. Vor diesem Zeitpunkt nutzte die jüdische Gemeinde den Friedhof in Tangermünde[5]

In den 1930er Jahren kam es auch in Stendal zu Übergriffen auf Juden. So wurde im November 1938 die Synagoge in Brand gesteckt, konnte jedoch durch das Eingreifen der Feuerwehr gerettet werden. Nach den Novemberpogromen 1938 lebten noch etwa 20 Juden in Stendal, die in das sogenannten „Judenhaus“ auf dem Grundstück der Synagoge umgesiedelt wurden. Die letzten Juden der Stadt wurden 1942 deportiert.[5]

Heute erinnern noch einige Stolpersteine, ein Gedenkstein an der Ecke Bruchstraße/Ostwall an die Synagoge und der gut erhaltene Jüdische Friedhof Stendal an die jüdische Gemeinde.

Literatur

  • Felix Escher: 1297: Die Judenordnung von Stendal. 100 Schlüsselquellen zur Geschichte von Berlin, Brandenburg und Preuße. Historische Kommission zu Berlin.
  • Julian Landsberger: Geschichte der Juden in der Stadt Stendal vom Ende des 13. Jahrhunderts bis zu ihrer Vertreibung im J. 1510, in: Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judenthums. Bd. 31, 1882, Nr. 4, S. 172–182.

Einzelnachweise

  1. lat. = „Judei comuni jure gaudeant civitatis et a dictis consulibus tamquam burgenses eorum proprii tueantur“.
  2. Quellen zur Geschichte der Juden in der Mark Brandenburg (1273–1347), Quelle 8, abgerufen am 23. Oktober 2021
  3. 3,0 3,1 Felix Escher, 1297: Die Judenordnung von Stendal, in: 100 Schlüsselquellen zur Geschichte von Berlin, Brandenburg und Preußen, URL: [www.hiko-berlin.de/Judenordnung-1297], abgerufen am 24. Oktober 2021.
  4. Joseph Landsberge: Geschichte der Juden in der Stadt Stendal vom Ende des 13. Jahrhunderts bis zu ihrer Vertreibung im J. 1510, in: Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judenthums. Jg. 31, 1882, Nr. 4, S. 179.
  5. 5,0 5,1 Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum - Stendal (Sachsen-Anhalt, abgerufen am 23. Oktober 2021

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Juden in Stendal aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.