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Judendorf (Magdeburg)

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Judendorf aufgeführt.

Das Judendorf war eine jüdische Siedlung vor Altstadt Magdeburg.

Lage

Das Judendorf lag im Siedlungsgebiet südlich der Magdeburger Altstadt, zwischen drei weiteren Siedlungen: Nördlich lag Sankt Michael, östlich Sudenburg und südlich Rottersdorf. Ihr Friedhof lag südöstlich der Siedlung, hinter dem zum Kloster Berge gehörenden Dorf Buckau, an der Elbe.[1] Aus heutiger Sicht lag die Siedlung etwa im Bereich des Magdeburger Hasselbachplatzes.

Geschichte

Die jüdische Siedlung ist die älteste südliche Vorstadtsiedlung Magdeburgs und wurde im 9. oder 10. Jahrhundert gegründet. Sie unterstand erst den deutschen Kaisern und ging nach Gründung des Erzbistums Magdeburg in dessen Besitz über. Eine urkundliche Erwähnung gibt es aus dem Jahr 979, in der sich der Magdeburger Erzbischof die Jurisdiktion über das Judendorf vom Kaiser Otto II. bestätigen ließ.[2]
Der jüdische Friedhof ist erstmals 1312 urkundlich bezeugt, er wurde in diesem Jahr und noch einmal 1383 vergrößert.

Im Zuge einer Belagerung Magdeburgs im Jahre 1213 durch Truppen des Kaisers Otto IV., wurde wie die anderen Vorstadtsiedlungen auch das Judendorf komplett verwüstet, danach neu errichtet.[3]

In der Folgezeit kam es immer wieder zu Zwischenfällen und Verfolgungen:
1261 ließ der Erzbischof Rubertus (Ruprecht, 1260–1266) aus fadenscheinigen Gründen die reichsten Juden festsetzen, um Lösegeld für seine klammen Kassen zu erpressen. Zusätzlich wurden dann auch noch ihre Häuser geplündert und all ihre Wertsachen geraubt.[4]

1301, am Mittwoch nach Ostern, fielen die Magdeburger Bürger über das Judendorf her, plünderten es und ermordeten viele der Bewohner. Eine bei einem Juden dienende christliche Magd hatte ausgesagt, „dass die Juden sich das Bild eines Gekreuzigten gemacht und Christum in diesem Bilde gleichfalls noch einmal gekreuzigt hätten“.[5]

1349 erreichte die 1348 in Florenz ausgebrochene Pest auch Magdeburg. Für die Seuche machte man die Juden verantwortlich. Sie sollen die Seuche angeblich durch Vergiftung von Quellen und Brunnen, sowie durch andere böse Mittel hervorgerufen haben. Der „fanatische Pöbel“ fiel über das Judendorf her, plünderte es und verbrannte die Häuser samt deren Bewohner.[6]

1357 brach die Pest erneut aus. Wieder wurden die Juden dafür verantwortlich gemacht und verfolgt.[7]

1384 wurden einige Juden, die sich unter zugesichertem sicherem Geleit auf dem Rückweg von einem Fest in Weißenfels befanden, von räuberischen Edelleuten des Erzstifts überfallen, misshandelt und ausgeraubt. Ihre Klagen wegen der Verletzung des ihnen zugesicherten Schutzes wurden verlacht und ihnen gesagt, dass sie als Feinde der Kirche nicht unter das Gesetz fallen.
Im gleichen Jahr legte man ihnen wieder einmal die „große Sterblichkeit“ in Magdeburg zur Last, überfiel das Judendorf, plünderte es und verjagte die Einwohner. Im folgenden Jahr kamen diese zurück und mussten, für die Erlaubnis das Judendorf wieder bewohnen zu dürfen, dem Erzbischof 1000 und der Stadt Magdeburg 500 Mark Silbers bezahlen.[8]

1493 veranlasste Ernst, Erzbischof von Magdeburg, die Vertreibung der Juden. Viele Klagen der Magdeburger brachten ihn gegen die Juden auf. Die Dorfbevölkerung bestand aus über 1400 Personen, die aus dem Gebiet des Erzstifts verwiesen wurden. Die jüdischen Bewohner durften aber ihre bewegliche Habe mitnehmen und wurden auch für ihre Grundstücke entschädigt, die der Rat von Sudenburg den Besitzern auf Befehl des Erzbischofs abkaufen musste. Die Synagoge wurde in eine Marienkapelle umgewandelt, die Siedlung in Mariendorf umbenannt und der Landstadt Sudenburg zugeschlagen. Nach der Vertreibung wurde der Friedhof zunächst Sudenburg zugesprochen, später das Gelände mit dem Kloster Berge aufgeteilt, zerstört und in einen Acker umgewandelt. Die Grabsteine mit hebräischer Schrift wurden verwendet, um Straßen und Häuser zu bauen.[9][10]

Einzelnachweise

  1. Hans-Joachim Krenzke, Magdeburger Friedhöfe und Begräbnisstätten, Landeshauptstadt Magdeburg 1998, PDF-Ausgabe, Seite 146
  2. Friedrich Wilhelm Hoffmann, Geschichte der Stadt Magdeburg: nach den Quellen bearbeitet, Band 1, Seite 46
  3. Dr. Friedrich Richter, Dr. Friedrich Richter's von Magdeburg kurzgefasste Geschichte der Stadt Magdeburg, Verlag der Richterschen Buchdruckerei, 1834, Original von New York Public Library, Digitalisiert 8. Juni 2007, Google E-Book, Seite 33
  4. Friedrich Wilhelm Hoffmann, Geschichte der Stadt Magdeburg: nach den Quellen bearbeitet, Band 1, Baensch, 1845, Original von Bayerische Staatsbibliothek, Digitalisiert 13. Oktober 2008, Seite 183
  5. Gruhl, "Chronik der Stadt Magdeburg", Ausgabe 1–5, Gruhl'sche Buchdruckerei, 1831, Original von Harvard University, Digitalisiert 18. Oktober 2007, Seite 328
  6. Friedrich Wilhelm Hoffmann, Geschichte der Stadt Magdeburg: nach den Quellen bearbeitet, Band 1, Baensch, 1845, Original von Bayerische Staatsbibliothek, Digitalisiert 13. Oktober 2008, Seite 256
  7. Friedrich Wilhelm Hoffmann, Geschichte der Stadt Magdeburg: nach den Quellen bearbeitet, Band 1, Baensch, 1845, Original von Bayerische Staatsbibliothek, Digitalisiert 13. Oktober 2008, Seite 260
  8. Friedrich Wilhelm Hoffmann, Geschichte der Stadt Magdeburg: nach den Quellen bearbeitet, Band 1, Baensch, 1845, Original von Bayerische Staatsbibliothek, Digitalisiert 13. Oktober 2008, Seite 298f
  9. Karl Janicke, „Ernst, Erzbischof von Magdeburg“ in: Allgemeine Deutsche Biographie, Historische Kommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6, 1877, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, Seite 291ff
  10. Friedrich Wilhelm Hoffmann, Geschichte der Stadt Magdeburg: nach den Quellen bearbeitet, Band 1, Baensch, 1845, Original von Bayerische Staatsbibliothek, Digitalisiert 13. Oktober 2008, Seite 441
52.11972222222211.628055555556
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Judendorf (Magdeburg) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.