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Judenpfennig

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Judenpfennige, auch Frankfurter Judenpfennige oder Rheinische Judenpfennige, waren privat geprägte Münzen mit geringem Nennwert, die im frühen 19. Jahrhundert im Königreich Preußen, insbesondere in Frankfurt am Main und im Rheinland, in großen Mengen in Umlauf gebracht wurden. Der Begriff „Judenpfennig“ wurde bereits in früherer Zeit als umgangssprachliche Bezeichnung für Münzen von geringem Wert verwendet.

Nur auf Juden angewandte Kopfsteuern, Zölle und andere Abgaben, die auf den Judenregalien basierten, wurden historisch ebenfalls als „Judenpfennig“ bezeichnet. Ein Beispiel ist die ab 1215 an den Kaiser zu entrichtende Kopfsteuer, durch die Juden gegen Bezahlung unter besonderen Schutz gestellt wurden.[1]

Zeitgenössische Bedeutung

Ab dem Jahr 1808 wurde in Preußen kein Wechselgeld mit kleiner Stückelung (Scheidemünzen) mehr geschlagen. Der Mangel an Münzkleingeld veranlasste Unbekannte, nach unterschiedlichen Angaben Juden aus dem Rheinland[2] oder „sehr wahrscheinlich“ Frankfurter Juden,[3] zum Prägen einer Ersatzwährung. Bereits bei den Scheidemünzen war der Nominalwert durch das Metall, aus dem sie bestanden, nicht vollständig gedeckt. Bei den Judenpfennigen war die Diskrepanz noch größer. Auf diese Weise erzielten die Falschmünzer enorme Spekulationsgewinne. Nachdem die preußische Prägeanstalt die Münzprägung im Jahr 1821 wieder aufgenommen hatte, wurden die Judenpfennige durch die Münzpolizei konfisziert und die Falschmünzer und Hehler strafrechtlich verfolgt.[2][3]

Herkunft

Die allgemein Frankfurter Judenpfennige, seltener auch Rheinische Judenpfennige genannten Münzen waren kein gesetzliches Zahlungsmittel und wurden zu einem großen Teil in Frankfurt am Main, aber auch im Rheinland in Umlauf gebracht. Daraus kann aber nicht geschlossen werden, dass die Münzen auch dort hergestellt worden sind.[4] Die Münzen wurden vielmehr in Darmstadt, später in englischen Fabriken geprägt.[5] Der Numismatiker Friedrich Freiherr von Schrötter gab in seinem 1930 erschienenen Wörterbuch der Münzkunde an, dass ein Neusser Jude mit den „Judenpfennigen“ im Jahr 1820 einen Gewinn von 54.000 Gulden erzielt haben soll.[3] Ein einziges westfälisches Zollamt hat innerhalb von zehn Monaten 940 Kilogramm solcher Münzen eingezogen.[2]

Beschreibung

Die Münzen bestanden aus Kupfer und trugen frei erfundene Währungsangaben wie „Atribuo“, „Theler“ oder „Halbag“, aber auch „Heller“ und „Pfennig“.[4] Die auf den Münzen angegebenen Jahreszahlen reichen von 1703 bis 1822,[4] wobei auch diese Angaben keineswegs das tatsächliche Jahr der Prägung wiedergeben. Bildlich sind in zahlreichen Varianten Motive wie Arme, achtzackige Sterne, Kränze, Löwen und Hähne dargestellt.[2][3]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Erich Hinkel: Wo sind sie geblieben? Spuren Ockenheimer Juden Ingelheim am Rhein, Juni 2003
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Arie Kindler: Judenpfennige. In: Fred Skolnik und Michael Berenbaum (Hrsg.): Encyclopaedia Judaica, Second Edition. Band 11 (Ja-Kas). Thomson Gale, Farmington Hills, MI 2007, ISBN 978-0-02-865939-8, S. 525, Volltext in der Jewish Virtual Library, Lemma Judenpfennige, abgerufen am 22. Juli 2017 (englisch).
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 Friedrich v. Schrötter et al. (Hrsg.): Wörterbuch der Münzkunde. 2. unveränderte Auflage. de Gruyter, Berlin 1970, Reprint 2012, ISBN 978-3-11-001227-9 (Nachdruck der Originalausgabe von 1930), S. 288-289 (Lemma „Judenpfennige“)
  4. 4,0 4,1 4,2 Paul Joseph und Eduard Fellner: Die Münzen von Frankfurt am Main nebst einer münzgeschichtlichen Einleitung, 2 Bände. August Oberrieth, Frankfurt am Main 1896 und 1903, S. 624-626, 855 Band 1, Online PDF, 28,4 MB und Band 2, Online PDF, 16,0 MB, abgerufen am 21. Juli 2017.
  5. Judenpfennig numispedia.de, abgerufen am 22. Juli 2017
  6. Cecilia Meir: Dr. Arie Kindler (1920-2014), in: Münzenwoche
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