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Kürassiere
Kürassiere, anfangs auch Kürisser genannt, sind neben den Lanzierern die älteste Gattung der frühneuzeitlichen schweren Kavallerie und bilden das Gegenstück zu den Chevaulegers.
Namensherkunft
Das Wort Kürass (von französisch cuirasse für „Lederpanzer“ von cuir für Leder) kam im 15. Jahrhundert im deutschen Sprachraum auf und bezeichnete den Brust- und Rückenpanzer des Reiters. Daraus abgeleitet entstand um 1500 die Bezeichnung Kürisser für die voll gerüsteten Ritter und ging später auf die Pistolenreiter über. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde die Bezeichnung „Kürassiere“ für die schwere Reiterei allgemein üblich.
Historische Entwicklung
Die Kürassiere waren das Bindeglied zwischen den gepanzerten Lanzenreitern des Mittelalters und der neuzeitlichen Kavallerie. Die Entstehung dieser Truppengattung wurde durch das Aufkommen von Radschlosspistolen in der schweren Reiterei ausgelöst. Erstmals kämpften mit Pistolen bewaffnete Reiterverbände 1547 in der Schlacht bei Mühlberg. Aus ihnen gingen die Kürassiere hervor. Die Kürassiere trugen bis in das 17. Jahrhundert hinein einen so genannten Trabharnisch, der bis zu den Knien reichte und über einen geschlossenen Helm oder eine Sturmhaube verfügte. Die typische Bewaffnung eines Kürassiers bestand seit dem 16. Jahrhundert aus zwei Pistolen und einem Rapier bzw. Reitschwert oder einem Degen. Gegen die Pikeniere entwickelten die Kürassiere Manöver wie die Caracolla. Vor allem Männer gehobenen Standes bemühten sich um die Aufnahme in eine Kürassier-Einheit, wodurch sie an die ritterlichen Ideale des Mittelalters anknüpfen wollten.
Zu den bekanntesten Kürassierregimentern des Dreißigjährigen Krieges gehörte das des Grafen zu Pappenheim, das als „die Pappenheimer“ sprichwörtlich wurde. Zu dieser Zeit wurde außerdem die alte Standardtaktik Caracolla durch Gustav II. Adolf von Schweden abgeschafft, jetzt feuerten nur mehr die beiden vordersten Glieder, dann ging man zum Nahkampf über. Dadurch ging allmählich auch die Tiefe der Formationen zurück, bereits nach diesem Krieg waren es nur mehr drei Glieder. Bedeutende Bestände dieser Pappenheimer Harnische sind im Bayerischen Armeemuseum in Ingolstadt zu sehen.
Seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gingen die Kürassiere dazu über, nur noch einen Brust- und Rückenpanzer, den Kürass, und teilweise noch einen offenen Helm, die Zischägge zu tragen. Letztere musste um 1700 endgültig dem Hut (Dreispitz) mit Hutkreuz, einem eisernen Bandkreuz, das zum Schutz gegen Hiebe über oder unter dem Kopfteil des Hutes getragen wurde, weichen. Zu dieser Zeit und dann im 18. Jahrhundert waren die Kürassiere typischerweise mit zwei Pistolen, einem Karabiner und dem Pallasch – einem schweren Reiterdegen – bewaffnet. In den Türkenkriegen war zum Teil Salvenfeuer üblich, bei Kriegen unter westlichen Staaten regierte der Nahkampf – auch wenn man noch sehr häufig zuvor sämtliche Feuerwaffen abfeuerte. Spätestens seit der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde der Angriff im Galopp mit dem Pallasch zur wichtigsten Kampfform, die Feuerwaffen wurden nebensächlich, einige Staaten schafften später – zumindest vorübergehend – den Karabiner ab. Die ein bis zwei Pistolen dienten jetzt in erster Linie zum Alarm schlagen, gelegentlich wurden sie auch im unkontrollierten Handgemenge eingesetzt. Im 19. Jahrhundert hatte sich die Tiefe der Einheiten auch offiziell endgültig auf zwei Glieder reduziert, inoffiziell viel früher.
Am Ende des 18. Jahrhunderts trugen die schweren Kavalleristen vieler Staaten überhaupt keinen Kürass (oder nur mehr den Brustpanzer) und kein Hutkreuz mehr. Doch Napoleon erkannte den Wert einer Defensivbewaffnung und vermehrte die Zahl seiner Kürassier-Regimenter von eins auf vierzehn, die allesamt den Vollkürass und einen Metallhelm mit Rosshaarschweif erhielten. Zudem rüstete er 1810 die Elite seiner schweren Linien-Kavallerie, die beiden Karabiniers-Regimenter (bis dahin wie Grenadiere zu Pferd ausgestattet) wie Kürassiere aus. Die Kürassiere waren die Kavallerie des ersten Kaiserreichs schlechthin und führten in zahlreichen Schlachten den entscheidenden Stoß in die Reihen der Feinde des Kaisers. Freund und Feind folgten dem französischen Beispiel, Österreich aber blieb beim Halbkürass ohne Rückenschutz, so dass die Kürassiere der Habsburger deutlich höhere Ausfälle hinzunehmen hatten als die anderer Staaten.
Obwohl die Brustpanzer nur bis zur Entfernung von etwa 70 Metern vor Gewehrschüssen schützten, ritten die französischen Kürassiere Frontalangriffe gegen Infanterieformationen, wobei sie oft schwerste Verluste hinnehmen mussten. In der Schlacht von Waterloo waren die Angriffswellen der französischen Kürassiere gegen die britischen Infanterie-Karrees letztlich ohne Erfolg, und viele Kürassiere fanden den Tod. Die letzten österreichischen Kürassier-Einheiten wurden nach 1866 aufgrund verbesserter Feuerwaffen aufgelöst.
In einigen europäischen Staaten, insbesondere in Frankreich, wirkte die Erfahrung der napoleonischen Kriege so sehr nach, dass die Kürassiere bis 1914 das Rückgrat der Reiterei blieben und auch ihr Erscheinungsbild nur unwesentlich dem Zeitgeschmack anpassten. So griff zum Beispiel noch 1870 in der Schlacht bei Wörth eine französische schwere Kürassierbrigade vergeblich die deutsche Infanterie an und wurde vollkommen aufgerieben.
Im Stellungskrieg 1914–1918 wichen Rosshaarhelm und Brustpanzer bald Stahlhelm und Tarnfarben. Aber auch heute noch führen einige Panzer-Regimenter aus Traditionsgründen den Namen „Kürassiere“.
Bedeutende Kürassier-Einheiten
- Life Guards der British Army
- Garde-Kürassier-Regiment der preußischen Armee
- Garde du Corps der preußischen Armee
Weblinks
- www.kuerassierregimenter.de – Aufstellung, Ausrüstung und Geschichte der 10 preußischen Kürassierregimenter
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Kürassiere aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |