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KZ-Außenlager Ellrich-Juliushütte
Das Außenlager Ellrich-Juliushütte war ein vom 2. Mai 1944 bis zum 6. April 1945 bestehendes Außenlager für durchschnittlich 8.000 männliche KZ-Häftlinge. Zunächst unterstand es dem KZ Buchenwald und ab 1. November 1944 dem KZ Mittelbau.[1] Es befand sich auf dem Gelände einer ehemaligen Gipsfabrik in Juliushütte bei Ellrich. Dieses größte Außenlager des KZ Mittelbau wurde seitens der Lager-SS zunächst unter dem Tarnnamen „Erich“ geführt, ab Juni 1944 wurde es als „Mittelbau II“ bezeichnet.[2]
Funktion des Lagers, Häftlinge und Lagerführung
Für die Errichtung des Außenlagers Ellrich-Juliushütte wurden im April 1944 von SS-Angehörigen und Mitarbeitern der Wifo leerstehende Gebäude auf dem Gelände der stillgelegten Gipsfabrik Juliushütte beschlagnahmt.[3] Am 2. Mai 1944 trafen die ersten 300 Häftlinge aus dem Außenlager „Gut Bischofferode“ (Anna) ein. Die Häftlinge waren bei den Bauvorhaben der SS-Führungsstäbe B 3a im Himmelberg sowie auch beim unterirdischen Stollenausbau im Kohnstein bei der Mittelwerk GmbH (B11 und B 12 bei Woffleben) eingesetzt.[2]
Die Häftlinge, größtenteils russischer, polnischer und französischer Herkunft, mussten bei den Bauvorhaben in 13-stündigen Schichten Schwerstarbeit verrichten bei nur fünfstündiger Schlafzeit. KZ-Häftlingskleidung war nicht in ausreichendem Maß vorhanden und wurde teils monatelang nicht gewaschen. Zudem wurde das Krankenrevier erst Wochen nach Einrichtung des Außenlagers in viel zu kleinen Räumlichkeiten und mangelhafter Ausstattung eingerichtet. Aufgrund der inhumanen Lebens- und Arbeitsbedingungen starben bis zur Evakuierung des Außenlager Ellrich-Juliushütte über 4.000 Häftlinge.[3]
Lagerführer war zunächst SS-Untersturmführer Hans Joachim Ritz und anschließend von August bis wahrscheinlich September 1944 der SS-Untersturmführer Karl Fritzsch. Danach war bis zur Evakuierung des Lagers SS-Hauptsturmführer Wilhelm Stötzler Lagerführer und von Oktober 1944 bis April 1945 der SS-Hauptscharführer Otto Brinkmann Schutzhaftlagerführer.[4] Von den Häftlingen wurde Brinkmann, der im Nordhausen-Hauptprozess zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, als „Schrecken vom Lager“ bezeichnet. Lagerarzt war Günther Schneemann.[3] Zur Bewachung waren 250 Soldaten der Luftwaffe eingesetzt.
Endphase des Lagers
Aus dem mit Evakuierungstransporten aus dem KZ Auschwitz und dem KZ Groß-Rosen vollkommen überfüllten Außenlager Ellrich-Juliushütte wurden ebenso wie dem KZ-Außenlager Boelcke-Kaserne Anfang März 1945 nicht mehr arbeitsfähige kranke Häftlinge in das KZ Bergen-Belsen überstellt.[3]
Vom 4. bis zum 6. April 1945 wurde das Außenlager geräumt. Von den 7.000 evakuierten Häftlingen wurden 4.000 in das KZ Bergen-Belsen transportiert und 3.000 in das Außenlager Heinkel-Werke des KZ Sachsenhausen. Das KZ Bergen-Belsen wurde am 15. April 1945 befreit, die anderen Häftlinge mussten zwischen dem 20. und 21. April 1945 noch einen Todesmarsch in Richtung Norden antreten.[3]
Nachkriegszeit
Nach Kriegsende war das Lager durch die innerdeutsche Grenze geteilt. Auf der ostdeutschen Seite wurde das Lager ab 1952 aufgrund des „Todesstreifens“ abgebrochen. Auch auf der westdeutschen Seite wurde 1963 das Lagergelände eingeebnet und später zum Naturschutzgebiet erklärt. Nach der Wiedervereinigung wurde das ehemalige Lagergelände 1993 zum Gedenkort.[5] Ellrich gilt neben Dora als der größte französische Friedhof außerhalb Frankreichs.[2]
Literatur
- Andrè Sellier: Zwangsarbeit im Raketentunnel – Geschichte des Lagers Dora, zu Klampen, Lüneburg 2000, ISBN 3-924245-95-9.
- Jens-Christian Wagner (Hg.): Konzentrationslager Mittelbau-Dora 1943-1945 Begleitband zur ständigen Ausstellung in der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora. Wallstein, Göttingen 2007, ISBN 978-3-8353-0118-4.
- Jens Christian Wagner: Nordhausen (Boelcke-Kaserne), in: Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors – Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Band 7, Verlag C. H. Beck, München 2008, ISBN 978-3-406-52967-2.
- Jens-Christian Wagner: Produktion des Todes: Das KZ Mittelbau-Dora, Wallstein Verlag, Göttingen 2001, ISBN 3-89244-439-0.
- TK25 Blatt 4429 - Ellrich - Ausgabe 1907 (Die Juliushütte war um 1900 noch ein einzelnes Gebäude und befand sich südlich der Ortslage Ellrich, mit eigener Gleisanlage am Waldrand.)
Weblink
- Faltblatt Ellrich mit Lageplan des Lagers (pdf; 229 kB)
- Französische Webseite mit Lageplan des Lagers
Einzelnachweise
- ↑ Bundesministerium der Justiz: Verzeichnis der Konzentrationslager und ihrer Außenkommandos gemäß § 42 Abs. 2 BEG Nr. 357 Ellrich, Kreis Nordhausen (Mittelbau II)
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Jens-Christian Wagner (Hg.): Konzentrationslager Mittelbau-Dora 1943-1945. Göttingen 2007, S. 187. Referenzfehler: Ungültiges
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-Tag. Der Name „JCWagner187“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert. - ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 Jens Christian Wagner: „Außenlager Ellrich-Juliushütte“, in: Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors – Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Band 7. München 2008, S. 302ff.
- ↑ Jens-Christian Wagner: Produktion des Todes: Das KZ Mittelbau-Dora. Göttingen 2001, S. 653f.
- ↑ "Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora - Gedenkorte Außenlager" (pdf)
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