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Kaffeesatz
Kaffeesatz ist der nach der Kaffeezubereitung im Filter zurückbleibende Rest der gemahlenen Kaffeebohnen. Vor der Erfindung der Filtertüte setzte sich das direkt in die Kanne gegebene Kaffeemehl am Kannenboden ab, der feinere Anteil des Kaffeemehls meist auch erst in der Tasse.
Verwertung
Getrockneter Kaffeesatz ist geruchsbindend und kann mit dem Hausmüll entsorgt oder verbrannt werden. Anstatt den Kaffeesatz im Abfall zu entsorgen, lässt er sich für verschiedene Zwecke im Haushalt weiterverwerten:
- Gemeinsam mit Seife als Handwaschpaste für stark verschmutzte Hände.
- In Japan wird Kaffeesatz als Peeling zur Gesichtspflege verwendet.
- Nur eingeschränkt als Dünger für Blumen und Kräuter, wegen des Gehaltes an Stickstoff, Phosphor, Kalium und weiteren Mineralstoffen. Allerdings führt dies zu einer leichten Absenkung des pH-Wertes im Boden. Kaffeesatz wirkt nach Einschätzung von Gartenfachleuten – etwa als Abdeckung auf einem Pflanzgefäß – gar nicht oder nur sehr verzögert. Organische Materialien müssen nämlich von Bodenlebewesen erst ab- und dann aufgebaut werden, damit die Nährstoffe den Pflanzen nützen. Man kann ihn im Garten auch direkt unter die Erde mischen. Er hilft dem Aufbau des Bodens, weil bei der Zersetzung humusbildende Stoffe entstehen.[1]
- Als präventives Mittel gegen Trauermücken bei Topfpflanzen.
- Als Kompostbeigabe. Kaffeesatz soll Regenwürmer anziehen und damit mittelbar bodenauflockernd wirken.
- Zur Ameisenvernichtung.
- In Wühllöcher eingestreut als Repellent gegen Wühlmäuse.
- Zur Antikisierung von Papier.
- In getrocknetem Zustand als Sekundärbrennstoff (die Firma Mondelēz International betreibt z. B. mehrere Biomassekraftwerke mit Kaffeesatz, der in großen Mengen bei der industriellen Herstellung von Instantkaffee anfällt).
- Der Kaffeesatz kann auch mitgetrunken werden (nach orientalischer Art).
Lesen im Kaffeesatz
Das Lesen des insbesondere bei Mokkazubereitungen sich bildenden Kaffeesatzes dient im Volksspiritismus dem Wahrsagen der Zukunft und wird Kaffeedomantie genannt. Es existieren drei verschiedene Methoden: Bei der ersten Methode muss der noch nasse Kaffeesatz von der Person, deren Zukunft erforscht werden soll, mit dem Finger umgerührt werden, bevor er austrocknet. Anschließend werden aus den Mustern, die sich während des Trocknungsprozesses gebildet haben, Rückschlüsse auf die Zukunft gezogen. Bei der zweiten Methode nimmt man gewaschenen und getrockneten Kaffeesatz und legt die Körnchen auf einen flachen Teller. Nun bewegt man ihn mit einem Finger so lange, bis die gesamte weiße Fläche bedeckt ist. Die Figuren, die sich dabei gebildet haben, werden nun gedeutet. Bei der dritten Variante wird die Untertasse bzw. der Unterteller der Mokkatasse auf diese gelegt, dann dreht man die Tasse mit dem feuchten Kaffeesatz zusammen mit der Untertasse nach unten und stellt diese ab. Dann lässt man den Kaffeesatz trocknen. Nach der Trocknung werden die Muster gedeutet, die sich beim Herunterlaufen des Satzes im inneren Tassenrand gebildet haben; auch aus einer Kaffeepresse kann der Kaffeesatz gelesen werden.[2] Ähnlich dem Bleigießen ist es sinnvoll, vor dem Beginn des Kaffeesatzlesens eine Frage zur Zukunft zu stellen. Der Kaffeesatz dient dann dazu diese, zu beantworten.
In China wurde schon länger auf ähnliche Weise das Lesen aus Teeblättern zelebriert; auch Tasseografie genannt.[3] Das Weissagen aus dem Kaffeesatz geht auf das Ende des 17. Jahrhunderts zurück; erstmals erwähnt wurde es von dem Florentiner Wahrsager Thomas Tamponelli. Die Wirksamkeit dieser Methode, die insbesondere bei Frauen in südeuropäischen und südosteuropäischen Kulturen ein beliebtes Freizeitvergnügen ist, wurde nie wissenschaftlich nachgewiesen. Insgesamt scheint jedoch der Glaube an die Ernsthaftigkeit der Vorhersagen nicht weit verbreitet zu sein und auch nur ein geringes wissenschaftliches Interesse zu bestehen, sich dieser Fragestellung zu nähern.[4] Das Kaffeesatzlesen war beispielsweise eine Spezialität der schwedischen Wahrsagerin Ulrica Arfvidsson.
Umgangssprachlich steht der Begriff Kaffeesatzlesen auch dafür, aus einer unzureichenden Datenbasis spekulative oder auch nur geratene Prognosen abzuleiten.
Regionale Ausdrücke
In Westfalen sowie Teilen des Rheinlandes, im Plattdeutschen des Oldenburger Münsterlandes und vor allem im Ruhrgebiet heißt der Kaffeesatz auch Prütt oder Prött und gilt dort als traditionelles Hausmittel für vielerlei Anwendungen. Im österreichischen Sprachraum ist häufig der Begriff Kaffeesud gebräuchlich. In Nordfriesland spricht man von Kaffeegrums.
Literatur
- Odeh Samer: Kaffeesatzlesen nach Naziha. Arche Noah Verlag, 2006, ISBN 3-931721-53-1.
- Caroline Darbone, Sylvie Girard: Die Genussbox Kaffee. Delius Klasing, 2004, ISBN 3-7688-1546-3. (Informationen zum Kaffee, von der Botanik, Kultur und Geschichte bis zum Kaffeesatzlesen).
- Mary Ellen: Geranien und Kaffeesatz. 999 Haushaltstips. Bastei Lübbe, 1976, ISBN 3-404-66048-X.
- Gillian Kemp: Das Wahrsagebuch für Frauen. Scherz, 2002, ISBN 3-502-12383-7.
- Trudi Hefti-Rüegg: Kaffeesatz, Kochkisten, Kriegskinder. 2000, ISBN 3-85546-098-1.
- Gerhard Merz: Das große Buch der Orakel. 1999, ISBN 3-7787-3546-2.
- Matthias Mala: Kaffeesatz und Kartenlegen. 1996, ISBN 3-88034-457-4.
- Allerneuestes Traumbuch oder die Kunst, alle nur mögliche Träume auf's Sicherste und Klarste zu deuten. Aus den ältesten Schriften der ägyptischen Zauberer. Nebst e. Anhange: die Kunst aus dem Kaffeesatze wahrzusagen. Kornicker, Aachen 1843.
Weblinks
- Über eine israelische Kaffeesatzleserin (englisch)
- 3Sat, nano – Kaffeesatz als Rohstoff: Nährboden für Pilze, Biodiesel oder Geruch neutralisierende Kleidung
Einzelnachweise
- ↑ Haus & Garten. 14. März 2007.
- ↑ http://www.jungborn.de/kaffeesatz-lesen/
- ↑ http://www.jungborn.de/kaffeesatz-lesen/kaffeesatz-richtig-lesen-geschichte-bedeutung-anwendung-symbole/
- ↑ Jean-Loup Charmet: Die Zukunftsdeutung. VMA-Verlag Wiesbaden und Econ Verlag Düsseldorf, 1979, S. 55–57.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Kaffeesatz aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |