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Kaiserstraße 34 (Heilbronn)

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Das Gebäude Kaiserstraße 34 wurde 1907 anstelle eines älteren abgebrochenen Doppelhauses 34/36 (349/350) und des ebenfalls abgebrochenen Hauses Windgasse 7 (348) für das Bankenhaus Gumbel errichtet.[1]Das Bankgebäude war auch Schauplatz der Pogrome 1933. In dem älteren abgebrochenen Doppelhaus befand sich im 16. Jahrhundert die bekannte Herberge zur Krone, in dem Götz von Berlichingen jahrelang (1519 – 1522) gelebt haben soll. Auch Mark Twain soll hier genächtigt haben. Heute befindet sich an diesem Platz ein Neubau von 1951.

Geschichte

Herberge zur Krone 16.Jhdt

Im Gebäude war im 16. Jahrhundert das Wirtshaus Krone beheimatet, das von Dietz Wagenmann („des Diezen Herberg“[2]) betrieben wurde. Zwischen 1519 und 1522 war hier Götz von Berlichingen inhaftiert.[3]Nach seiner Entlassung hatte Götz von Berlichingen einen Rechtsstreit mit dem Kronenwirt Dietz Wagenmann. So wegen der von Wagenmann gegen Götz erhobenen Wohn- und Verpflegungskosten. Deswegen schrieb Götz von Berlichingen am 17. November 1522 einen Beschwerdebrief an den Rat der Reichsstadt Heilbronn .[4]

klassizistischer Umbau 19.Jhdt

Helmut Schmolz vermutet, dass Anfang des 19. Jahrhunderts eine Umgestaltung im Stil des Klassizismus erfolgte. In diesem befand sich seit 1860 das Bankhaus Gumbel.[5]

Das Doppelhaus wurde wegen seinem räumlichen Bezug zur Heilbronner Kilianskirche auf vielen Postkarten abgebildet. So als Motiv für "Marktplatz und Außenansicht der Kilianskirche mit Haus Kaiserstraße 34".[6][7]

1878 soll Mark Twain im gleichen Zimmer wie Götz von Berlichingen übernachtet und den Haken gesehen haben an den Götz seine eiserne Faust gehängt hat[8][9][10]

Eklektizistischer Neubau 1907

1906/07 wurde das Doppelhaus, in dem das alte Gasthaus zu sehen ist abgebrochen und es entstand 1907 für Abraham Gumbel ein umstrittener Neubau nach Entwürfen der Architekten Graf & Röckle aus Stuttgart.[11]

Das Gebäude war aufgrund seiner exponierten Lage am Turm der Heilbronner Kilianskirche immer wieder Gegenstand künstlerischer Werke, so z.B. von Heinrich Seufferheld "Deutsche Renaissance opus 113 1914" oder des Melchior Ruoff[12]sowie anderer Künstler.[13]

Helmut Schmolz beschreibt den Bau von 1907 als Bauwerk des Eklektizismus, bei dem „Stilelemente der Neurenaissance und des zweiten Barock Anwendung“ [14] fanden. Das Gebäude wurde Schmolz zufolge anstelle eines älteren abgebrochenen Doppelhauses 34/36 (349/350) und des ebenfalls abgebrochenen Hauses Windgasse 7 (348) errichtet. Schmolz schreibt dem Haus eine stadtbildprägende Wirkung zu: „Das ganz in Werkstein ausgeführte repräsentative Gebäude gibt dem Bild der Kaiserstraße, wie es sich rechts der Kilianskirche darbietet, ganz wesentlich mit das Gepräge“.[15]

Hier war der Bankverein angesiedelt, wobei hier Otto Igersheimer arbeitete. Thekla Sänger-Mai beschreibt die Vorkommnisse während der Pogrome am 25. April 1933 bei dem Bankgebäude: „Gegen 11 Uhr wurde die Bank und seine Wohnung mit je 30 Mann Nazi besetzt. Auf der Straße (vor dem Bankverein) sammelten sich ca. 300 Menschen und schrien: ‚Jud Igersheimer raus!‘ Es gelang Igersheimer und seiner Frau zu fliehen …“. [16]Heute erinnert ein Stolperstein vor dem Haus an Otto Igersheimer.

Wiederaufbau 1951

1944 wurde das Gebäude zerstört. 1951 war der Wiederaufbau des Bankgebäudes in der Kaiserstraße Ecke Windgasse in nach Entwürfen von Hermann Denzinger (* 17. Juni 1914, † 14. Juli 1985), deutscher Architekt aus Gundelsheim, abgeschlossen.[17] [18]

Galerie

Weblink

Einzelnachweise

  1. Helmut Schmolz, Hubert Weckbach: Heilbronn mit Böckingen, Neckargartach, Sontheim. Bd. 2. Fotos von 1858–1944 Weißenhorn 1967 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn. Band 15). Nr. 10 [Kaiserstraße mit Sichererscher Apotheke, um 1940], S. 14.
  2. Götz von Berlichingen/Wilhelm Friedrich von Pistorius:Lebens-Beschreibung Herrn Goetzens von Berlichingen zugenannt mit der eisernen Hand mit verschiedenen Anmerkungen erläutert, Nürnberg ²1775, S. 137.
  3. 231 Krone, abgegangen, Kaiserstraße 34 und Straßenbereich (UKP 349/50). Im Wirtshaus Krone des Dietz Wagenmann war Götz von Berlichingen zwischen 1519 und 1522 arrestiert. Die Krone wird als großes Eckhaus am Markt bei der Kilianskirche beschrieben, das gegenüber den Staffeln vor der Kirchentüre lag. Der Wirt Dietz ist noch 1532 belegt … Das 1944 zerstörte Gebäude war der 1907 erstellte Nachfolgebau eines 1906/07 abgebrochenen Doppelhauses, in dem wir das alte Gasthaus sehen.

    Marianne Dumitrache, Simon M. Haag: Archäologischer Stadtkataster Baden-Württemberg. Band 8: Heilbronn. Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, Stuttgart 2001, ISBN 3-927714-51-8, S. 140
  4. Helmut Schmolz mit Hubert Weckbach: Heilbronn – Geschichte und Leben einer Stadt (1973), Nr. 345 Beschwerdebrief Götz von Berlichingens an den Rat der Reichsstadt Heilbronn wegen der Kosten seiner Gefangenschaft, 17. November 1522.
  5. Helmut Schmolz, Hubert Weckbach: Heilbronn mit Böckingen, Neckargartach, Sontheim. Die alte Stadt in Wort und Bild. Weißenhorn 1966 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn. Band 14). Nr. 10 [Kilianskirche nach dem Umbau vom Marktplatz aus, 1892], S. 18.
  6. Daten nach Stadtarchiv Heilbronn, Signatur F003-M_0219-7855, http://heuss.stadtarchiv-heilbronn.de/index.php?ID=104165 in der Datenbank HEUSS
  7. http://heuss.stadtarchiv-heilbronn.de/index.php?ID=114318
  8. Uwe Jacobi:Heilbronn – so wie es war, Droste, Düsseldorf 1987, S.22
  9. Mark Twain, Bummel durch Europa, übersetzt von Ulrich Steindorff Carrington, Ullstein, Frankfurt am Main, 1986, S. 44
  10. SWR 2 Musikstunde mit Katharina Eickhoff. „Denk ich an Deutschland... (5) ... denk ich an Mark Twain“, Sendung vom 23. Dezember 2011, S. 10
  11. http://heuss.stadtarchiv-heilbronn.de/index.php?ID=80410
  12. http://heuss.stadtarchiv-heilbronn.de/index.php?f=/_bin/img.php&imgf=/bilder/97381.jpg&
  13. http://heuss.stadtarchiv-heilbronn.de/index.php?f=/_bin/img.php&imgf=/bilder/97376.jpg&
  14. Helmut Schmolz, Hubert Weckbach: Heilbronn mit Böckingen, Neckargartach, Sontheim. Bd. 2. Fotos von 1858–1944 Weißenhorn 1967 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn. Band 15). Nr. 10 [Kaiserstraße mit Sichererscher Apotheke, um 1940], S. 14.
  15. Helmut Schmolz, Hubert Weckbach: Heilbronn mit Böckingen, Neckargartach, Sontheim. Bd. 2. Fotos von 1858–1944 Weißenhorn 1967 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn. Band 15). Nr. 10 [Kaiserstraße mit Sichererscher Apotheke, um 1940], S. 14.
  16. Hans Franke (Autor):Geschichte und Schicksal der Juden in Heilbronn – Vom Mittelalter bis zur Zeit der nationalsozialistischen Verfolgungen (1050–1945), S. 216.
  17. erz.: Heilbronner Bankverein im wiedererbauten Haus. Im Schatten der Kilianskirche - Würdig, in der Mitte zu stehen.. In: Heilbronner Stimme. Nr. 161, 14. Juli 1951.
  18. Zu Heinrich Wursters Rolle und der Entwicklung des Bankvereins zu seiner Zeit: Gerhard Schwinghammer (schw): Heinrich Wurster: solide Geschäfte in besonders unsoliden Zeiten. In: Standpunkt. 3. Ausgabe November 2009. Volksbank Heilbronn, Heilbronn 2009, S. 3