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Kaiserstraße 46 (Heilbronn)
Das Haus Kaiserstraße 46 ruht auf Siedlungsspuren aus der Frühlatènezeit. Von 1474 bis 1863 war es Pfarrhaus, Senioratshaus bzw. Dekanatshaus. 1863 wurde es von der Stadt an Privatleute verkauft. 1873 laut Helmut Schmolz ein fränkischer Fachwerkbau.[1]Das Fachwerkhaus wurde 1907 für den Neubau des Hauses Grünwald [2] nach Plänen der Architekten B.D.A. Beutinger und Steiner abgebrochen. [3] Das Haus Grünwald wurde von 1907 bis 1989 in mehreren Fachzeitschrift für Bauwesen und Architektur rezipiert. 1913 wurde das Gebäude teilweise abgebrochen und wurde mit dem Haus Kaiserstraße 48 vereinigt. Die Fassade wurde an anderer Stelle eingebaut und steht unter Denkmalschutz. [4].
Seit 2009 befindet sich an dieser Stelle das Geschäftsgebäude "Klosterhof", dessen Gebäude in Heilbronn: Neue Architektur in Stadt und Landkreis beschrieben wird. Der Vorgängerbau aus der Gründerzeit hat jedoch selbst auf den heutigen Bau Einfluss – so sei das Gebäude „vom Gedanken an Gründerzeitbauten“ inspiriert und sei „unter Würdigung des historischen Kontexts [als] eine zeitgemäße und eigenständige Neuinterpretation des Typus Stadthaus“ [5] entstanden.
Geschichte
Frühlatènezeit
An der Kaiserstraße 46 sind Siedlungsspuren aus der Frühlatènezeit belegt. Diese wurden 1961 bei Grabungsarbeiten entdeckt.[6]
In zwei Metern Tiefe wurden zwei Bronzeschmelzöfen entdeckt und einen 1,20 m großen Durchmesser haben. Dazu Reste einer Werkstatt und dazugehörige Wohnung. Alle Gebäude fielen einem Brand zu Opfer. Im Brandschutt fand man Keramik.[7]
Pfarrhaus I/Senioratshaus/Dekanatshaus (1474-1863)
Das Gebäude war als Pfarrhaus des ersten Stadtpfarrers bekannt und wurde 1474 von der Stadt als Predigerwohnung erworben. 1863 wurde es von der Stadt an Privatleute verkauft.[8][9][10] [11] [12] [13]
Fachwerkbau (1897)
Das Haus Kaiserstraße 46 hatte einst die Adresse Präsenzgasse 6 getragen und bei der Häuserzählung 1855 die Nummer 25 erhalten. Beim Durchbruch der Kaiserstraße 1897 handelte es sich laut einer Beschreibung von Helmut Schmolz um einen fränkischen Fachwerkbau. Es war ein hohes schlankes, neuverputztes Gebäude.[1]Das Gebäude gehörte J. Schicker, Bäcker sowie Chr. Hering, Ingenieur.[3]
Haus Grünwald (1907)
Das Haus Grünwald [2] wurde nach Plänen der Architekten B.D.A. Beutinger und Steiner für Heinrich Grünwald erbaut. 1905/1906 reichte Heinrich Grünwald ein Baugesuch ein. [3]Die Bauzeit betrug laut "Die Architektur des XX. Jahrhunderts" zwei Jahre während sich die Baukosten auf 65 000 Mark beliefen. Laut einer Beschreibung in "Die Architektur des XX. Jahrhunderts" war die Fassade mit gelblich-weißen, geflammten Sandstein aus Klingenmünster verblendet. Im Erdgeschoss befanden sich Schaufenster neben einem Durchfahrtstor. Im zweiten Obergeschoss befanden sich Doppelsäulen. Zwischen den Doppelsäulen befanden sich breite Fenster mit vorgekragten Balkons. Im dritten und vierten Obergeschoss befanden sich Doppelfenster, die durch schmale Pfeiler unterteilt waren und teilweise mit Balkons versehen waren. [14]
Kaufhaus Landauer (1913-1938)
1913 ließ Max Kaufmann, Inhaber der Fa. Gebrüder Landauer das Gebäude für ein Neubau teilweise abbrechen. Heute befindet sich die Fassade beim Haus Rosskampfstraße 4, wo sie unter Denkmalschutz steht. [4] [15]Max Kaufmann wohnte laut der israelitischen Gemeindeliste vom 1. April 1937 mit seiner Familie in der Bismarckstraße 18.[16]Inhaber waren neben Max Kaufman auch Sigmund Kaufmann sowie Louis Landauer (Stuttgart) und Karl Landauer (Göppingen).
Kaufhaus Beilharz (1938-2009)
Im Rahmen der Arisierung erwarb im Jahre 1938 Andreas Beilharz das Kaufhaus.[17]Im 2. Weltkrieg zerstört erfolgte in der Nachkriegszeit der Neubau des Kaufhauses.
Klosterhof(ab 2009)
2009 wurde der Klosterhof an seiner Stelle eröffnet. Der Gebäudekomplex wurde für die ITG Düsseldorf nach Entwürfen von Mattes Sekiguchi, Heilbronn Franz-Josef Mattes und Stefan Takanori Sekiguchi aus Heilbronn erbaut. Der Bau wurde „vom Gedanken an Gründerzeitbauten“ [5]geleitet und daher in Sandstein erbaut. Der historische Vorgängerbau aus der Gründerzeit war maßgeblich:„[U]nter Würdigung des historischen Kontexts [entstand] eine zeitgemäße und eigenständige Neuinterpretation des Typus Stadthaus“ [5]
Rezeption
Das Haus Grünwald wurde mehrfach rezipiert so bei Der Profanbau (1907) [2], Die Architektur des XX. Jahrhunderts – Zeitschrift für moderne Baukunst (1911), Das Deutsche Haus II. Serie (1916)[18] sowie Die Architektur des XX. Jahrhunderts – Zeitschrift für moderne Baukunst. Repräsentativer Querschnitt durch die 14 erschienen Jahrgänge 1901 bis 1914. (1989) [14].
Die Jugendstilfassade im besonderen wurde von Fekete[4] und Hennze beschrieben.[19]
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Helmut Schmolz, Hubert Weckbach: Heilbronn mit Böckingen, Neckargartach, Sontheim. Die alte Stadt in Wort und Bild. Weißenhorn 1966 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn. Band 14). Nr. 17 [Durchbruch der Kram-(Kaiser-)Straße vom Kiliansplatz zur Allee, 1897], S. 23f
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Der Profanbau, Arnd, Leipzig 1907:Haus Grünwald in Heilbronn.
- ↑ 3,0 3,1 3,2 Daten nach Stadtarchiv Heilbronn, Signatur A034-3511, http://heuss.stadtarchiv-heilbronn.de/index.php?ID=78058 in der Datenbank HEUSS: „Kaiserstraße 46 … 1905 - 1907 … 1 Akte (des Oberamts) vom abgebrochenen Vorgängergebäude sind keine Akten vorhanden. Bei einem Umbau im Jahr 1913 wurde das Gebäude wohl teilweise abgerissen, die Sandsteinfassade kam an das Gebäude Roßkampffstraße 4, wo sie heute unter Denkmalschutz steht (vgl. Bauakten beim Baurechtsamt). Hinweis: Das Haus ist abgebildet in "Das Deutsche Haus II. Serie" Tafel 19 u. 20 (im Archiv nicht vorhanden) … Heinrich Grünwald, Kaufmann, Neubau Wohn- und Geschäftshaus (Architekt Beutinger & Steiner)“
- ↑ 4,0 4,1 4,2 Julius Fekete, Simon Haag, Adelheid Hanke, Daniela Naumann mit Beiträgen von Gerhard Bauer, Martina Berner-vom Feld, Jörg Biel, Ulrich Frey, Wolfgang Hansch, Joachim Hennze, Markus Numberger, Ulrike Plate, Christhard Schrenk: Denkmaltopographie Baden-Württemberg Band I.5 Stadtkreis Heilbronn. Edition Theiss, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8062-1988-3, S.124
- ↑ 5,0 5,1 5,2 Markus Löffelhardt (Autor), Dirk Vogel (Vorwort) : Heilbronn: Neue Architektur in Stadt und Landkreis, Nr. 12, S. 28.
- ↑ Marianne Dumitrache, Simon M. Haag: Archäologischer Stadtkataster Baden-Württemberg. Band 8: Heilbronn. Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, Stuttgart 2001, ISBN 3-927714-51-8, S. 50, Nr. 41 [Kaiserstraße, auf Höhe Nr. 46 … 1961 Siedlungsbefunde Frühlatène ]
- ↑ Marianne Dumitrache, Simon M. Haag: Archäologischer Stadtkataster Baden-Württemberg. Band 8: Heilbronn. Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, Stuttgart 2001, ISBN 3-927714-51-8, S. 62-63, Fundstelle 41 [Kaiserstraße 46… ]
- ↑ Marianne Dumitrache, Simon M. Haag: Archäologischer Stadtkataster Baden-Württemberg. Bd. 8.: Heilbronn. Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, Stuttgart 2001, ISBN 3-927714-51-8, S. 116 [96 Pfarrhaus I/Senioratshaus/Dekanatshaus, abgegangen, Kaiserstraße 46, rückwärtiger Teil]
- ↑ Wilhelm Steinhilber:Das Gesundheitswesen im alten Heilbronn. Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn 5, Heilbronn 1956, S. 47.
- ↑ Kgl. statistisches Landesamt (Hrsg.):Beschreibung des Oberamts Heilbronn, Band 2, 1. Teil, Stuttgart 1903, S. 60, S. 68.
- ↑ Moriz von Rauch: Urkundenbuch der Stadt Heilbronn, 2. Band, Stuttgart 1913, Nrn. 1139 a, 1709.
- ↑ Maximilian Müller: Wegweiser für die Stadt Heilbronn, Heilbronn 1836, S. 14
- ↑ J. West:Das kirchliche Leben um das Jahr 1800. In: Schwaben und Franken 7/12, 5. Januar 1963, 2.
- ↑ 14,0 14,1 Peter Haiko: Die Architektur des XX. Jahrhunderts – Zeitschrift für moderne Baukunst. Repräsentativer Querschnitt durch die 14 erschienen Jahrgänge 1901 bis 1914. Ernst Wasmuth Verlag, Tübingen 1989, ISBN 3-8030-3039-0., [1911; 65] Nr. 418:Haus Kirhner Heilbronn, Beutinger & Steiner: Heilbronn (Kaiserstraße 46): Wohnhaus Immeuble de Rapport - Appartment Building
- ↑ Daten nach Stadtarchiv Heilbronn, Signatur A034-3512, http://heuss.stadtarchiv-heilbronn.de/index.php?ID=93852 in der Datenbank HEUSS: „Kaiserstraße 46 … 1913 - 1939 … Max Kaufmann, Inhaber der Fa. Gebrüder Landauer, Teilabbruch Nr. 46 und Neubau Kaufhaus (Einbeziehung von Nr. 48 und Überbauung von Klostergasse 7) (Planheft fehlt, früher Eisenbetonbau mit umfangreicher Statik), Andreas Beilharz, Kaufmann, Einbau Luftschutzraum“
- ↑ Hans Franke, Geschichte und Schicksal der Juden in Heilbronn. Vom Mittelalter bis zur Zeit der nationalsozialistischen Verfolgungen (1050–1945), Heilbronn 1963 (Veröffentlichungen des Archivs Heilbronn, Heft 11), S. 287f, dort. S. 289[Israelitische Gemeindeliste vom 1. April 1937]
- ↑ Daten nach Stadtarchiv Heilbronn, Signatur ZS-1142, http://heuss.stadtarchiv-heilbronn.de/index.php?ID=22191 in der Datenbank HEUSS
- ↑ Paul Ehmig 1874-1938:Das Deutsche Haus II. Serie Tafel 19 u. 20, Berlin 1916 .
- ↑ Bernhard Lattner mit Texten von Joachim J. Hennze: Stille Zeitzeugen. 500 Jahre Heilbronner Architektur. Edition Lattner, Heilbronn 2005, ISBN 3-9807729-6-9, Seite 58 und Seite 117