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Karl Schneider (Architekt)

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Ein Politikum war das Haus Müller-Drenkberg in der Bredenbekstraße 29 in Hamburg-Wohldorf-Ohlstedt. Der Bauherr brauchte 1928 für dieses damals avantgardistische Gebäude eine Sondergenehmigung von Oberbaudirektor Fritz Schumacher.

Karl Rudolf Schneider (geb. 15. Mai 1892 in Mainz; gest. 11. Dezember 1945 in Chicago) war ein deutscher Architekt und Stadtplaner, der seit 1921 in Hamburg tätig war und 1938 in die USA emigrierte.

Leben

Schneider studierte nach einer Lehre in einem Architekturbüro bis 1911 an der Kunstgewerbeschule Mainz Architektur. Im Anschluss an das Studium arbeitete er im Büro von Walter Gropius & Adolf Meyer sowie bei Peter Behrens, wo er den Aufbruch der modernen Architektur in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg miterlebte und den Architekten und Publizisten Heinrich de Fries kennenlernte.

Nach dem Krieg fand er eine Anstellung in Hamburg bei Fritz Höger, der damals am Chilehaus arbeitete. 1921 eröffnete er ein zunächst gemeinsam mit Karl Witte und Jakob Detlef Peters geführtes Architekturbüro. Furore machte Schneider schon 1923 mit dem Bau der Villa Michaelsen, einem der frühesten Bauten in Deutschland, in dem kubistische Formelemente realisiert wurden. So wurde der Bau bereits 1925 als Beispiel einer neuen Auffassung vom Bauen in der von Walter Gropius organisierten Bauhaus-Ausstellung in Weimar präsentiert. Neben privaten Bauherren konnte er auch Wohnungsbaugenossenschaften als Auftraggeber gewinnen. Mit dem 1. Preis im Wettbewerb um die Jarrestadt kam 1926 der berufliche Durchbruch, zahlreiche Wohnsiedlungsprojekte folgten. Dabei entwickelte Schneider vom Städtebau bis zur Wohnungseinrichtung zahlreiche Innovationen. 1928 beteiligte er sich an der Gründung der Wohnungsbaugesellschaft Rationell, an der neben anderen auch Paul Frank beteiligt war.

Seine privaten Kontakte zu Künstlern wie Max Beckmann führten zu einem starken Engagement für die moderne Kunst. Hohes internationales Renommee erreichte er durch den Entwurf für das Kunstvereinsgebäude an der Neuen Rabenstraße. Das Modell hierfür war auch 1932 in der Ausstellung The international style im Museum of Modern Art in New York zu sehen. In der Eröffnungsrede von Fritz Schumacher anlässlich einer Ausstellung von Bauten und Projekten Schneiders im Kunstverein 1931 betonte dieser individuelle Qualität und persönliche Handschrift und unterstrich damit die exponierte Stellung von Karl Schneider für die Hamburger Architektur in den 1920er Jahren.

1930 wurde er einstimmig zum Direktor der Landeskunstschule gewählt, die Wahl wurde jedoch vom hamburgischen Senat nicht umgesetzt. Er übernahm – auch aus wirtschaftlichen Gründen – schließlich die Leitung der Architekturklasse an der Landeskunstschule am Lerchenfeld, die ihm im September 1933 aus politischen Gründen wieder entzogen wurde. Danach erhielt er als „Kulturbolschewist“ Bauverbot[1] und folgte seiner 1937 emigrierten Lebensgefährtin Ursula Wolff im Januar 1938 nach Chicago, wo er als Designer für den Warenhauskonzern Sears, Roebuck & Co. arbeitete. Erst 1945, kurz vor seinem Tode, wurde er in die US-amerikanische Standesorganisation der Architekten aufgenommen. Eigene Bauentwürfe wurden unter seinem Namen nicht mehr realisiert.

Seine in Hamburg verbliebenen Modelle und Zeichnungen verbrannten 1943 bei Bombenangriffen auf Hamburg. Sein Nachlass der amerikanischen Schaffensperiode befindet sich im Getty Center, Santa Monica, Kalifornien.

Erhaltene Bauten

  • 1923: Villa Michaelsen in Hamburg, Grotiusweg 77–79 (später Wohnsitz von Axel Springer)
  • 1925–1928: Wohnhaus Bauer in Hamburg-Wohldorf, Duvenstedter Triftweg 1
  • 1927–1928: Zentraler Wohnblock Hanssensweg in der Jarrestadt
  • 1927–1928: Wohnblock in Hamburg-Barmbek, Habichtstraße
  • 1927–1928: Turnhalle in Hamburg-Farmsen
  • 1927–1928: Wohnblock Burmeister in Hamburg-Winterhude, Maria-Louisen-Straße 63–67 und Dorotheenstraße 123
  • 1927–1928: Wohnblock Heußweg / Osterstraße in Hamburg-Eimsbüttel[2]
  • 1928–1929: Wohnhaus in Hamburg-Ohlstedt, Bredenbekstraße 29
  • 1929–1930: Fabrikgebäude der Röntgenröhrenfabrik C. H. F. Müller in Hamburg-Fuhlsbüttel
  • 1929–1930: Großwohnanlage in Hamburg-Harburg
  • 1927–1928: U-Bahn-Station Hallerstraße, ebenso für die Hochbahn 1928-1929 Unterwerk Stephansplatz in Hamburg
  • 1931: Wohnhaus Lattermann in Meiendorf, Schneisenstraße 17[3]

Einzelnachweise

  1. Hamburg-Lexikon, Zeiseverlag Hamburg, 2. Auflage 2000, S. 421, ISBN 3-9805687-9-2
  2. Mitgliederzeitung des ETV 03/2008 S. 8 (PDF; 4,4 MB)abgerufen am 28. März 2012
  3. Guido Harbers: Das freistehende Einfamilienhaus. Callwey Verlag, München 1932, S. x.

Literatur

  • R. Koch, E. Pook (Hrsg.): Karl Schneider - Leben und Werk (1892–1945). Dölling und Galitz Verlag, Hamburg 1992, ISBN 3-926174-50-1

Weblinks

 Commons: Karl Schneider – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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