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Kasseler Straße 26 (Warburg)

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Ansicht von Nordwesten
Anzeige Block & Berg, Warburger Kreiskalender 1921[1]

Das Haus Kasseler Straße 26 ist eine ca. 1908 entstandene Jugendstilvilla in Warburg. Es steht unter Denkmalschutz.

Geschichte

Bauherren und erste Bewohner des Hauses waren Hugo Berg (1879-1943) und seine Frau Mary, geb. May (1883-1944). Beide waren Kinder aus vermögenden Kaufmannsfamilien.

Hugos Vater Max Berg (1851-1919) stammte aus dem Haus Joseph-Kohlschein-Straße 28 in der Warburger Altstadt, hatte Fanny Block, eine Schwester des Kaufmanns Siegmund Block (1860-1939) geheiratet, wohnte mit seiner Familie im Haus Kasseler Straße 4 und war Mitinhhaber des in Warburg führenden Textilkaufhauses Block & Berg in der Hauptstraße 20-22. Hugos 1873 nach Brüssel ausgewanderter Onkel Sally Berg (1857-1924) gehörte um die Jahrhundertwende zu den führenden Modeschöpfern der Zeit und war an mehreren Textilkaufhäusern und Unternehmen in Brüssel, Amsterdam, Wien und Paris u.a. beteiligt. Unter dem Einfluss der Familie wurde auch Hugo Textilkaufmann und 1919 Teilhaber von Block & Berg.

Mary May (1883-1944) war eine Tochter des aus Herlinghausen stammenden Kaufmanns Israel May (1840-1920), der auf dem Anwesen Kasseler Straße 13 die bereits 1820 gegründete Getreidegroßhandlung S. May betrieb.

1908 ließen sich Hugo Berg und seine Frau in der Nähe ihrer Elternhäuser die aufwändige Villa im damals populären Jugendstil erbauen und lebten dort zunächst zu zweit. Sie bekamen zwei Kinder: Richard Werner (1911-1944) und Berta Lilly (1914-ca.1943), die in dem Hause mit seinem großen, bis an den Warburger Mühlengraben reichenden Hang-Garten aufwuchsen. 1925 ging in Folge der Inflation die Getreidehandlung S. May in Konkurs. Nach dem durch die Nationalsozialisten ausgerufenen Judenboykott kam zehn Jahre später auch das Textilkaufhaus Block & Berg in Schwierigkeiten und wurde 1936 an die Fam. Küting und die Gebrüder F. und A. Schnorbus in Hallenberg verkauft. Hugos Mitgeschäftsführer Karl Block (* 1896) wanderte am 15. April 1937 zunächst nach Mailand und später nach Lima in Peru aus, wo er wieder eine Kaufhaus gründen konnte. Die Familie Hugo Berg mußte, ihrer Einkommensgrundlagen beraubt, auch die Villa schließlich an „Arier“ verkaufen, um emigrieren zu können. Die Eltern zogen mit dem Sohn Richard Werner zunächst zur Verwandtschaft in die Niederlande. Nach der Besetzung der Niederlande wurden sie jedoch verhaftet und in Konzentrationslager gebracht. Hugo Berg starb am 24. August 1943 im Durchgangslager Westerbork. Mary Berg und ihr Sohn Richard Werner wurde in das KZ Auschwitz deportiert und dort am 14. Oktober 1944 ermordet. Ihre Tochter Berta Lilly, die inzwischen einen Herrn Davids geheiratet hatte, wurde in das Vernichtungslager Sobibor deportiert und gilt als verschollen.

Nach dem Zwangsverkauf 1938 wechselte das Haus mehrfach die Eigentümer und wurde seit den 1980er Jahren etappenweise stilgerecht saniert.

Architektur

Fensterdetails

Die in den Formen des späten Jugendstils und unter Einfluss englischer Landhaus-Architektur erbaute Villa besteht aus einem zweigeschossigen Hauptbaukörper mit Anbauten und einem hohen Walmdach. Zur Straße ist ihm ein nur eingeschossiger Flügel mit weit heruntergezogenem Mansarddach vorgelagert. Dieser weist im Erdgeschoss zwei in Werkstein gearbeitete halbellyptische Fenstererker (Bay Windows) auf, zwischen denen sich eine kleine Balkonnische befindet. Der darüberliegende, verputzte Giebel kragt zweimal vor und beinhaltet im Obergeschoss ebenfalls Fenstererker, die hier jedoch etwas kleiner und in Holz gearbeitet sind. An der Westseite befindet sich ein zweiter Giebelanbau, der die Eingangsloggia und das Treppenhaus beinhaltet. Dessen Dach ist geschwungen gestaltet und noch tiefer als am Straßengiebel heruntergezogen. Die Giebelspitze ist hier mit leicht vorkragendem Sichtfachwerk gestaltet.

Durch seine vielfältigen Details wie dem Bruchsteinsockel mit spitzgratigen Ausfugungen, unterschiedlichen Einfassungen der Fenster in Werkstein, Holz und Putz, den mit Symbolen versehenen kreisförmigen Zierputzelementen im Straßengiebel und den differenziert gestaltenen Holzsprossenfenstern mit zum Teil farbigen Bleiverglasungen weist das Haus eine vielfältige, aber dennoch geschlossene Gestaltung auf. Hervorzuheben sind insbesondere die qualitätvollen Verzierungen der straßenseitigen Erdgeschossfenster mit figürlichen Darstellngen der vier Jahreszeiten durch arbeitende Personen und den geometrischen Reliefs in den Stürzen.

Der hohe gestalterische Aufwand setzt sich auch im Inneren fort in Form u.a. von Wandvertäfelungen in Vestibül und Treppenhaus, Stuckverzierungen an den Decken im Salon und Wohnraum und noch original erhaltenen Waschbecken im Ankleideraum im Obergeschoss.

Literatur

  • Hermes, Hermann: Deportationsziel Riga, Schicksale Warburger Juden, Hermann-Hermes-Verlag, Warburg 1982
  • Kießling, Gotthardt u.a.: Stadt Warburg, in: Denkmäler in Westfalen, Kreis Höxter, Bd. 1.1, hrg. vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe und der Hansestadt Warburg, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2015, S. 270 ff
  • Seulen, Walter: Baudenkmäler in der Stadt Warburg..., in: Warburger Schriften, Nr. 21, Warburg, ca. 1996
  • Museumsverein Warburg: Erinnerungen 2011: Die Bürger jüdischen Glaubens lebten mitten unter uns, Warburg 2011

Weblinks

 Commons: Kasseler Straße 26 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Warburger Kreiskalender 1921, hrg. vom Kreis Warburg, bearb. von Heinrich Bachmann, Warburg 1920
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Kasseler Straße 26 (Warburg) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.