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Kegelschnecken

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Kegelschnecken
Conus textile, alternativ Cylinder textile, Brehms Thierleben (1887), S. 283

Conus textile, alternativ Cylinder textile, Brehms Thierleben (1887), S. 283

Systematik
Überordnung: Caenogastropoda
Ordnung: Sorbeoconcha
Unterordnung: Hypsogastropoda
Teilordnung: Neogastropoda
Überfamilie: Conoidea
Familie: Kegelschnecken
Wissenschaftlicher Name
Conidae
Rafinesque, 1815

Die Kegelschnecken (Conidae) leben mit nur wenigen Ausnahmen in tropischen Meeren. Die etwa 760 Arten werden entweder alle der Gattung Conus zugeordnet oder alternativ in 98 eigenständige Gattungen unterteilt.

Merkmale

Die meist nachtaktiven Kegelschnecken sind durchweg Fleischfresser. Viele Arten verbergen sich tagsüber im Schlamm- oder Sandboden. Die meisten Arten fressen Borstenwürmer, andere sind auf Weichtiere spezialisiert und ernähren sich von anderen Schnecken, Muscheln und Kopffüßern. Wieder andere fressen Krebse oder Fische. Zur Jagd benutzen sie eine Harpune, die sich aus einem Zahn der Radula entwickelt hat. Die Radula der Kegelschnecken hat nur diesen einen, nadelspitzen Zahn, der hohl ist und mit einer Giftdrüse in Verbindung steht. In einer Tasche befinden sich Reservezähne, da die Harpune, die durch den Rüssel in die Beute „geschossen“ wird, verloren ist. Die meisten Arten sind auf bestimmte Beute spezialisiert.

Kegelschnecken sind getrenntgeschlechtlich.

Der Einsiedlerkrebs Trizopagurus strigatus in einem veralgten Gehäuse von Conus mustelinus (alternativ auch Rhizoconus mustelinus genannt).

Der Einsiedlerkrebs Trizopagurus strigatus benutzt als erwachsenes Tier nur die Gehäuse von Kegelschnecken, um seinen weichen Hinterleib zu schützen. Sein Körper ist besonders abgeflacht, um in die schmalen Öffnungen der Kegelschneckengehäuse zu passen.

Lebender Landkartenkegel (Conus geographus, alternativ Gastridium geographus) mit ausgestrecktem Fuß und Siphon
Conus striatus (alternativ Pionoconus striatus) beim Verzehren eines Fisches, bei Guam.
Vielfalt der Gehäuseformen innerhalb der Conidae

Gift und Wirkung

Die Gifte der Kegelschnecken heißen Conotoxine und sind Nervengifte, die auch für den Menschen gefährlich sein können. Einige Arten können sogar tödlich sein. 1993 wurden 16 Todesfälle bekannt, von denen 12 auf Conus geographus zurückzuführen waren. Zwei tödliche Unfälle wurden von C. textile verursacht. Weitere gefährliche Kegelschnecken sind: C. aulicus, C. marmoreus, C. omaria, C.striatus und C. tulipa. Allgemein gelten die Toxine der Borstenwurm-Fresser als weniger gefährlich für den Menschen, während die Gifte der weichtier- und vor allem fischfressenden Arten zu schwereren Vergiftungen führen können. Dies liegt daran, dass der von der Schnecke getroffene vorbeischwimmende Fisch auf der Stelle tot sein muss – Schnecken sind langsam und können einen Fisch nicht noch mehrere hundert Meter weiterschwimmen lassen. Diese extrem giftigen Arten leben allerdings nicht im Flachwasser. Zu Tode kommen praktisch nur Taucher, die mit den Händen nach den Kegelschnecken greifen.

Jede Art produziert einen Gift-Cocktail von bis zu mehreren hundert Oligopeptiden, also kurzen Aminosäureketten. Von diesen gibt es mehrere Klassen, die auf unterschiedliche Weise wirken, etwa indem sie bestimmte Rezeptoren für Neurotransmitter an den Synapsen der Nervenzellen oder aber Ionenkanäle blockieren. Erst das Zusammenspiel mehrerer Giftkomponenten macht die Conotoxine so effektiv und gefährlich.

Antitoxine sind nicht bekannt. Opfer von Kegelschnecken können nur symptomatisch und intensivmedizinisch behandelt werden.

Medizinische Wirkung

Ein Gift der Kegelschnecke Conus magus (alternativ Pionoconus magus) wird als Schmerzmittel (Analgetikum) eingesetzt. Das Ziconotid ist ein Nichtopioid-Analgetikum, das sich wirksamer als bekannte Schmerzmittel erweist. Das Gift gilt als möglicher Ersatz für Morphin.

Nutzung

Wegen ihrer schön gemusterten Gehäuse sind Kegelschnecken begehrte Sammlerobjekte. Gemeinsam mit den Kaurischnecken werden sie vermutlich am intensivsten für spezialisierte Sammler gesucht und gehandelt. Die wohl berühmteste Kegelschnecke ist der Conus gloriamaris (alternativ Cylinder gloriamaris). Obwohl schon 1777 beschrieben, waren bis in die 1950er Jahre nur zwei Dutzend Exemplare bekannt und die Gehäuse erzielten bis in die 1970er Jahre vierstellige Preise in US-Dollar. Inzwischen sind neue Habitate gefunden worden, und die Preise sind in den niedrigen dreistelligen Bereich gesunken. Weitere begehrte und teure Arten, die Conus gloriamaris ähneln, sind Conus bengalensis (alternativ Cylinder bengalensis), Conus milneedwardsi (alternativ Leptoconus milneedwardsi) und Conus excelsus (alternativ Turriconus excelsus).

Systematik

Die Artenzusammensetzung der Familie änderte sich in den vergangenen Jahren mehrmals grundlegend.

Bouchet und Rocroi unterteilten die große Familie der Kegelschnecken 2005 in sieben Unterfamilien, von denen die meisten bei einer Revision im Jahr 2011 in den Familienrang erhoben wurden:[1]

  • Coninae, die heutigen Conidae im engeren Sinn
  • Clathurellinae, 2011 aufgeteilt in Clathurellidae, Borsoniidae und Mitromorphidae, alle im Familienrang
  • Conorbinae bilden nun die Familie Conorbidae
  • Raphitominae wurden zur eigenständigen Familie Raphitomidae
  • Mangeliinae und Oenopotinae bilden zusammen seit 2011 die Familie Mangeliidae
  • Siphopsinae, eine ausschließlich fossil bekannte Unterfamilie

Das World Register of Marine Species listet 98 Gattungen mit insgesamt 760 Arten in der Familie der Kegelschnecken im engeren Sinn.[2] Die Neueinteilung in Gattungen entspricht zu großen Teilen der Arbeit von Tucker & Tenorio aus dem Jahr 2009. Weil diese Aufteilung in Gattungen nicht gesichert ist, werden alternativ dazu manchmal alle Arten der Familie der Kegelschnecken in die Gattung Conus gestellt.

Stand: 15. März 2015

Die Gattung Mitrolumna Bucquoy, Dautzenberg & Dollfus, 1883 ist nun eine Untergattung der Gattung Mitromorpha Carpenter, 1865, die mittlerweile die nominotypische Gattung der Familie Mitromorphidae ist. Mangelia Risso, 1826, ebenfalls zuvor in die Familie der Kegelschnecken eingereiht, wurde zur nominotypischen Gattung der Familie Mangeliidae, Clathurella Carpenter, 1857 ist jetzt die Typusgattung der Familie Clathurellidae.[1]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 P. Bouchet, Y. I. Kantor, A. Sysoev & N. Puillandre: A new operational classification of the Conoidea. Journal of Molluscan Studies, 77, S. 273–308, 2011 (Online)
  2. Philippe Bouchet: Conidae Fleming, 1822. In: WoRMS, World Register of Marine Species, 2014, abgerufen am 12. März 2015

Literatur

  • Philippe Bouchet und Jean-Pierre Rocroi: Part 2: Working classification of the Gastropoda. In: Malacologia. 47, 2005, ISSN 0076-2997, S. 239–283.
  • Victor Millard: Classification of the mollusca: a classification of world wide mollusca. Millard, Rhine Road, Südafrika 1997, ISBN 0-620-21261-6.
  • Winston Ponder und David Lindberg: Towards a phylogeny of gastropod molluscs: an analysis using morphological characters. In: Zoological Journal of the Linnean Society. 119, 1997, ISSN 0024-4082, S. 83–265.
  • Frank Riedel: Ursprung und Evolution der "höheren" Caenogastropoda. In: Berliner Geowissenschaftliche Abhandlungen. 32, Freie Universität Berlin, 2000, ISBN 3-89582-077-6, S. 1–240.

Weblinks

 Commons: Kegelschnecken – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Kegelschnecken aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.