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Großkhan
Großkhan oder Khagan (alttürkisch 𐰴𐰍𐰣 (kaɣan);[1] mongolisch хаган; chinesisch 可汗, pinyin kèhán, Hangul 가한, McCune-Reischauer kahan; persisch und arabisch خاقان, DMG ḫāqān; alternative Schreibweisen Chagan, Khaghan, Kagan, Kağan, Qagan, Qaghan), ist im Mongolischen und den Turksprachen ein Titel, der dem Kaisertitel entspricht und somit noch über dem eines Khans steht. Sein Territorium wird als Khaganat oder Großkhanat bezeichnet, manchmal jedoch auch ungenau als Khanat, das eigentlich kleiner ist. Im modernen Mongolisch heißt der Titel Khaan, wobei der g-Laut kaum oder gar nicht mehr zu hören ist (d.h. ein sehr schwacher stimmloser velarer Frikativ), im modernen Türkisch ist der Laut des "ğ" des Wortes Kağan ebenfalls lautlos.
Ursprung des Titels
Das erste Mal nachweisbar ist die Verwendung des Titels bei einer Rede, als der Xianbei-Herrscher Murong Tuyuhun zwischen 283 und 289 vor seinem jüngeren Stiefbruder Murong Hui von der Halbinsel Liaodong zum Ordos-Plateau floh. Einer der Murong-Generäle mit dem Namen Yinalou nannte ihn kehan (可寒, später 可汗). Andern Quellen zufolge verwendete Tuyuhun den Titel, nachdem er sich am Qinghai-See angesiedelt hatte. [2]
Zuerst wurde der Titel entweder von der nomadischen Großkonföderation der Rouran oder den Xianbei verwendet.
Auch die Awaren kannten diesen Titel, als sie in der endenden Spätantike in den Balkanraum einfielen und im Donaurraum ein Reich errichteten, das bis ins späte 8. Jahrhundert bestehen blieb, wenngleich es bereits im frühen 7. Jahrhundert erheblich an Macht einbüßte.[3]
Mongolische Khagane
Die Geheime Geschichte der Mongolen unterscheidet klar zwischen Khaganen und Khanen; nur Dschingis Khan und seine Erben werden Khagan genannt, andere Führer Khan. Mit der Zeit wurde die Unterscheidung jedoch schwerer, da viele den Titel Khagan beanspruchten.
Die mongolischen Khagane vor der Yuan-Dynastie waren:
Obwohl das Mongolische Reich durch den Erbfolgekrieg 1260-1264 und den Tod Kublai Khans geteilt war, wurde der Titel Khagan von den Kaisern der Yuan-Dynastie (1271–1368) und den Nördlichen Yuan ebenfalls verwendet. Timur Khan (Regierungszeit 1294–1307)[4] schloss mit den westlichen Khanaten Frieden und wurde 1303/1304 quasi zum Suzerän der mongolischen Welt, obwohl die Zeit ohne Konflikte unter den mongolischen Stämmen relativ kurz war.[5]
Der letzte mongolische Khagan Ligdan von den Chahar, der die durch die Mandschu gegründete Qing-Dynastie bekämpfte, starb 1634.
Khagane der Turkvölker
Die Göktürken wie auch andere, spätere Turkvölker verwendeten den Titel Khagan für ihre Führer (siehe etwa Sizabulos), während unbedeutendere Führer Khan genannt wurden. So hieß bei den Chasaren ein hoher militärischer Titel Khagan Bek.
Die Sultane des Osmanischen Reichs führten in ihrem Titel sowohl den Titel Khakhan als auch die türkische Form Hakan.
Kaiser Tang Taizong wurde nach dem Sieg der Tang-Dynastie über die Göktürken von einigen Turkvölkern Tian Kehan (himmlischer Kagan) genannt.
Slawische Khagane
Anfang des 10. Jahrhunderts verwendeten laut dem arabischen Geographen Ahmad ibn Rustah die Prinzen der Ostslawen den Titel kagan (oder qaghan), wie er zwischen 903 und 913 niederschrieb. Diese Tradition bestand bis ins 11. Jahrhundert, wo der Metropolit von Russland Hilarion von Kiew den Großfürsten Wladimir I. (978–1015) und Jaroslaw den Weisen (1019–1054) den Titel kagan verlieh; außerdem nannte eine Inschrift an den Wänden der Kiewer St.-Sophia-Kathedrale den Sohn von Jaroslaw, Swjatoslaw II. (1073–1076), ebenfalls kagan.
Anmerkungen
- ↑ The Cambridge History of China. Bd. 6. Cambridge 1994, S. 367.
- ↑ Weizhou Zhou: A History of Tuyuhun. Guangxi Normal University Press, Guilin 2006, ISBN 7-5633-6044-1, S. 3-6
- ↑ Walter Pohl: Die Aaren. 2. Auf. München 2002.
- ↑ Im Mittelalter meist Großkhan genannt, z.B. von Raschid ad-Din in Gami' at-tawarich (Universalgeschichte) und Alugh Beg Mirza in The Shajrat ul Atrak
- ↑ Reuven Amitai-Preiss, David O. Morgan (Hrsg.): The Mongol Empire and its Legacy. Leiden 2000, hier S. 14.
Literatur
- Peter Benjamin Golden: Central Asia in World History. Oxford University Press, Oxford 2011.
- Rene Grousset: The Empire of the Steppes. A History of Central Asia. 1939 (Nachdruck: Rutgers Univ. Print, New Brunswick 1988, ISBN 0-8135-1304-9).
- Jürgen Paul: Zentralasien. Frankfurt am Main 2012 (Neue Fischer Weltgeschichte, Band 10).
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