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Kloster Fischingen

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Kloster Fischingen
Inneres der Klosterkirche

Das Benediktinerkloster Fischingen wurde 1138 vom Konstanzer Bischof Ulrich II. als bischöfliches Eigenkloster gegründet. Es liegt am Oberlauf der Murg im Kanton Thurgau in der Gemeinde Fischingen in der Schweiz. Das Kloster sollte Pilgern auf dem Weg von Konstanz nach Einsiedeln Obdach und Zuflucht bieten. Im Kloster Fischingen leben sechs Benediktiner (Stand 2017).[1]

Geschichte

Der Einsiedler Gebino wurde im Jahre 1138 zum ersten Abt von Fischingen geweiht. In einer Bauzeit von nur sechs Jahren liess er einen Glockenturm, je ein Haus für Mönche und Schwestern, sowie eine Herberge errichten. Zur Zeit der Hochblüte um 1210 zählte das Kloster gegen 150 Mönche und 120 Nonnen. Die Vogtei über das Kloster übten die Grafen von Toggenburg aus. Die heilige Idda von Toggenburg, die um 1200 in einer Klause beim Kloster lebte, liegt in einer Kapelle neben der Klosterkirche begraben. Während der Reformation erlosch das Kloster während mehrerer Jahre, da der Abt und die noch verbliebenen vier Mönche 1526 zum reformierten Glauben übertraten. Das Kloster wurde jedoch auf Initiative der katholischen Orte der Eidgenossenschaft wieder errichtet. Seit 1460 gehörte das Kloster zur gemeinen Herrschaft Thurgau in der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde die Klosteranlage im Barock- und Rokokostil umgebaut. Von 1685 bis 1687 wurde eine neue Klosterkirche errichtet, 1705 eine der heiligen Idda geweihte Kapelle. Von 1753 bis 1761 wurde ein Teil der Konventgebäude nach Plänen von Johann Michael Beer von Bildstein neu errichtet.[2] Wegen der hohen Schulden, die aus diesen Um- und Neubauten erwuchsen, konnte der Umbau jedoch nicht vollständig abgeschlossen werden. Die Orgel mit 33 Registern stammt von Johann Georg Aichgasser.[3]

Das Kloster Fischingen wurde nach dem Tod des letzten Benediktiner-Abtes Franziskus Fröhlicher am 27. Juni 1848 vom thurgauischen Grossen Rat aufgehoben. Die mittelalterlichen Bibliotheksbestände wurden von der Kantonsbibliothek Thurgau übernommen. Die Gebäude des Klosters wurden 1852 an einen Textilfabrikanten verkauft. Später bestand im Konvent eine Handelsschule. 1879 erwarb der katholische Männerverein St. Iddazell das Kloster und eröffnete darin die katholische Waisenanstalt St. Iddazell, die später als Erziehungsanstalt und Kinderheim geführt wurde. 1976 erfolgte die Umwandlung in ein Sonderschulheim.

Nach der Aufhebung des so genannten „Ausnahmeartikels“ in der schweizerischen Bundesverfassung im Jahr 1973, der die Errichtung neuer und die Wiederherstellung aufgehobener Klöster verbot, wurde 1977 das Kloster Fischingen in den alten Gebäuden wieder errichtet.

Missbrauchsfälle im Kinderheim St. Iddazell

Die Aufdeckung von Missbrauchsfällen in kirchlichen Schulen und Heimen betrifft auch das Kinderheim St. Iddazell. Zeugen berichten von Gewaltexzessen, Waterboarding und sexuellen Übergriffen in den 1950er Jahren bis in die 1970er Jahre, während diese Vorkommnisse von ehemaligen Lehrern und Schülern teilweise bestritten werden.[4] Das Kinderheim stand ab Herbst 1943 unter der Leitung von Engelberger Patres.[5] Der Verein St. Iddazell veranlasste die Untersuchung der Vorwürfe.[6][7][8] Der von der BLG Beratungsstelle für Landesgeschichte erarbeitete Bericht wurde der Öffentlichkeit am 5. Mai 2014 vorgestellt. Er ist 2015 vom Historischen Verein des Kantons Thurgau in überarbeiteter Form publiziert worden.[9] Die erhobenen Vorwürfe werden in diesem Bericht teilweise bestätigt.

Siehe auch

Literatur

  • Jutta Betz: Benediktinerabtei Fischingen. Klosterkirche, Idda-Kapelle und Konventbauten. Kunstverlag Peda, Passau 2007, ISBN 978-3-89643-684-9.
  • Amt für Denkmalpflege des Kantons Thurgau (Hrsg.): Kloster Fischingen. Die Restaurierung der barocken Prälatur. Huber, Frauenfeld 2000, ISBN 3-7193-1224-0
  • Bruno Meyer: Fischingen als bischöfliches Kloster, in: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, 92. Jg. 1974, S. 47–94 (Digitalisat)
  • Bruno Meyer: Folgen der Fabel vom antiken Ursprung des Klosters Fischingen, in: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, 90. Jg. 1972, S. 19–50 (Digitalisat)

Weblinks

 Commons: Kloster Fischingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Birgit Schmid: Als schickte der Himmel ein Zeichen. In: Neue Zürcher Zeitung, 18. August 2017, S. 52.
  2. Jutta Betz: Benediktinerabtei Fischingen. Klosterkirche, Idda-Kapelle und Konventbauten. Kunstverlag Peda, Passau 2007, S. 35.
  3. Jutta Betz: Benediktinerabtei Fischingen. Klosterkirche, Idda-Kapelle und Konventbauten. Kunstverlag Peda, Passau 2007, S. 18.
  4. Missbrauch oder Rufmord?. In: St. Galler Tagblatt vom 17. Juli 2012, abgerufen am 23. Oktober 2012 (PDF; 517 kB).
  5. Geschichte des Klosters Fischingen. Abgerufen am 10. November 2017.
  6. In den Händen des Sadisten. In: Tages-Anzeiger vom 26. Juni 2012, aktualisiert am 18. Juli 2012, abgerufen am 23. Oktober 2012.
  7. „Im Kloster lernte ich, auf Gewalt mit Gewalt zu antworten“. In: Tages-Anzeiger vom 18. Juli 2012, abgerufen am 23. Oktober 2012.
  8. Es war die Hölle auf Erden. In: Tages-Anzeiger vom 23. Oktober 2012, abgerufen am 23. Oktober 2012.
  9. Martina Akermann, Sabine Jenzer, Thomas Meier, Janine Vollenweider; Historischer Verein des Kantons Thurgau (Hrsg.): Kinder im Klosterheim. Die Anstalt St. Iddazell Fischingen 1879–1978. Band 153 für das Jahr 2015 (2), Verlag des Historischen Vereins des Kantons Thurgau, Frauenfeld 2015, ISBN 978-3-9524186-2-8.
47.4119278.968282

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