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Kohärente Konstruktion
Die Begriffe kohärente Konstruktion und inkohärente Konstruktion bezeichnen in der Grammatik des Deutschen zwei verschiedene Typen von Konstruktionen mit Verben im Infinitiv. Bei der inkohärenten Konstruktion hat das infinite Verb zusammen mit seinen Ergänzungen den Status eines selbständigen Nebensatzes, bei der kohärenten Konstruktion ist das infinite Verb zusammen mit anderen Prädikatsbestandteilen Teil des Verbalkomplexes, also fügt sich in den traditionellen Begriff des mehrteiligen Prädikats aus der deutschen Grammatik.
Nur Infinitive, die mit der Partikel „zu“ markiert sind, können eine inkohärente Konstruktion bilden (sie müssen dies aber nicht immer).
Beispiele und Erkennungsmerkmale
Eine Faustregel zur Erkennung inkohärenter Konstruktionen ist, dass die Infinitivgruppe als ganze im Satz nachgestellt werden kann, d.h. im Nachfeld auftreten kann, wo auch finite Nebensätze stehen, die mit Konjunktionen eingeleitet werden. (Es gibt seltene Ausnahmen in Form nachgestellter Infinitive, die nicht satzwertig sind; ihre Akzeptabilität gilt dann auch manchmal als strittig[1]).
- Beispiele für inkohärente Konstruktion:[2]
(1) Er versuchte, nicht zu lachen (2) ...da er ihn zwang, sie zu heiraten
Vergleiche hierzu auch:
(3) a. Er schaffte es, [ nicht zu lachen ] b. Er schaffte es, [dass er nicht lachen musste].
- Beispiele, wo die inkohärente Konstruktion ausgeschlossen ist:
(4) *Er erzählte, dass er gesehen hat, ihn tanzen (5) *... dass es schien, ihm zu gefallen.
Im Beispiel (4) ist keine Nachstellung des Infinitivs möglich, also keine inkohärente Konstruktion, wie regelmäßig bei allen bloßen Infinitiven ohne zu. Das Beispiel (5) zeigt, dass aber auch manche zu-Infinitive die inkohärente Konstruktion ausschließen.
Die kohärente Konstruktion ist möglich mit verschiedenen Typen von Infinitiven, die vor einem finiten Verb am Satzende stehen. Ein Erkennungsmerkmal der kohärenten Konstruktion ist, dass eine Zuordnung von einzelnen Ergänzungen an einzelne Verben nicht möglich ist, vielmehr sind alle Verben des Satzes in einen einzigen Verbalkomplex zusammengefasst, und die Ergänzungen bilden ein kohärentes Feld, in dem jedes Satzglied als Ergänzung zum gesamten Verbkomplex gilt. Ein Effekt ist, dass auch solche Satzglieder in ihrer Reihenfolge vertauscht werden können, die sinngemäß zu verschiedenen Verben gehören würden:
- Diagnose der kohärenten Konstruktion:[3]
(6) a. dass Ella versucht, sich zu erinnern (inkohärente Konstruktion) b. dass Ella [sich zu erinnern] versucht (Klammerung nach sinngemäßer Gliederung) c. dass sich Ella zu erinnern versucht (Umstellung möglich: alle Ergänzungen in einem Kohärenzfeld)
Das Verb versuchen kann also wahlweise eine kohärente oder inkohärente Konstruktion seines abhängigen Infinitivs erlauben. Im Gegensatz zu der obigen Konstruktion mit versuchen ist mit dem Verb zwingen keine kohärente Konstruktion möglich, auch dann nicht, wenn der Infinitiv im Satzinneren steht:
- Inkohärente Konstruktion im Satzinneren:[4]
(7) a. dass ihn Ella [sich zu entschuldigen] zwang b. *NICHT: dass ihn sich Ella zu entschuldigen zwang
Siehe auch
Verbalphrase#Nachweis infiniter Verbalphrasen
Einzelnachweise
Literatur
- Peter Gallmann: Zum Komma bei Infinitivgruppen. In: Gerhard Augst u.a. (Hrsg.): Die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung. Begründung und Kritik. Niemeyer, Tübingen 1997 (= Reihe Germanistische Linguistik, 179). Seiten 435–462. Online verfügbar
- Hubert Haider: The Syntax of German. Cambridge University Press 2010.
- Karin Pittner, Judith Berman: Deutsche Syntax. Ein Arbeitsbuch. 4. Auflage. Narr, Tübingen 2010.
- Duden. Die Grammatik. 9. Auflage. Dudenverlag, Mannheim 2009.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Kohärente Konstruktion aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |