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Kongresshaus Zürich
Das Kongresshaus Zürich steht in Zürich am General-Guisan-Quai (früher Alpenquai), am linken Zürichseeufer zwischen der Claridenstrasse und der Beethovenstrasse.
Der Bau umfasst auch die Herzstücke der 1893–1895 erbauten «neuen Tonhalle» (die die alte Tonhalle auf dem heutigen Sechseläutenplatz ersetzte), nämlich den grossen und den kleinen Tonhalle-Saal. Zum 1939 als Mantelbau erstellten Kongresshaus gehören weitere neun Räumlichkeiten für Tagungen und diverse Anlässe wie Konzerte oder Messen sowie drei Restaurants und zwei Bars.
Geschichte
Das Kongresshaus Zürich wurde in den Jahren 1937 bis 1939 erbaut. Verantwortliche Architekten waren Max Ernst Haefeli, Werner Max Moser und Rudolf Steiger, die unter anderem auch die Werkbundsiedlung Neubühl, das Universitätsspital Zürich, das Freibad Allenmoos sowie das Hochhaus zur Palme gebaut hatten. Zusammen mit der Tonhalle, erbaut von Ferdinand Fellner und Hermann Gottlieb Helmer im Stil des Historizismus der 1880er-Jahre, bildet das Kongresshaus einen Gebäudekomplex.
Baugeschichte und Architektur des Kongresshauses sind eng mit der Schweizerischen Landesausstellung 1939 verbunden. Die Verantwortlichen wollten den Bau bis zur Ausstellungseröffnung fertiggestellt haben. Der Zeitdruck, zusammen mit dem beschränkten und heiklen Baugelände auf dem nach Plänen von Stadtingenieur Arnold Bürkli aufgeschütteten Seegebiet, erschwerten die Aufgabe. Als Gründe für den Zeitdruck beim Bau gelten neben dem repräsentativen Effekt auf die Landesausstellung hin auch die damalige schwierige wirtschaftliche Situation mit zahlreichen Arbeitslosen. Der Bau war nicht zuletzt auch eine Arbeitsbeschaffungsmassnahme.
Dieser Zeitdruck führte dazu, dass die bestehende «neue» Tonhalle mit den beiden Sälen erhalten blieb, was damals nicht unumstritten war. Heute gilt die Akustik dieser Säle als weltweit einmalig. Kongresshaus und Tonhalle sind als überkommunale Schutzobjekte eingestuft und stehen unter Denkmalschutz.
Neubauüberlegungen
Bis 2008 war ein umstrittener Neubau des spanischen Architekten Rafael Moneo geplant. Kritiker des Projekts bemängelten, dass sich der Bau architektonisch nicht in die anderen Bauten (z. B. das «Rote Schloss») einfüge. Zudem gab es Stimmen, welche die Architektur des aktuellen Kongresshaus erhalten wollten.
Das Neubauprojekt wurde in der Volksabstimmung vom 1. Juni 2008 deutlich abgelehnt.[1]
Umbauprojekt
Im Juni 2013 gab der Zürcher Stadtrat bekannt, auf alle Neubaupläne zu verzichten und Kongresshaus samt Tonhalle einer Sanierung und teilweisen Erweiterung zu unterziehen.[2] Im Juni 2016 wurde ein entsprechendes, von 2017 bis 2021[3] zu realisierendes Projekt vom Stimmvolk deutlich gutgeheissen.[4]
Provisorium und Neueröffnung 2021
Vom Herbst 2017 bis im Sommer 2021, während der Zeit des Umbaus, spielte das Tonhalle-Orchester in der «Tonhalle Maag» im Zürcher Industriequartier im Kreis 5. Das Provisorium bestand aus einer aufwendig erstellten Holzbox, die für 10 Millionen Franken in eine bestehende Halle hineingestellt wurde. Der Bau wurde auch international für seine Klangqualität gerühmt. Trotz intensiver Suche konnte für die Zeit nach dem Sommer 2021 kein neuer Betreiber gefunden werden. Aus dem Konzertsaal soll nun ein Lichtmuseum werden, ein Museum für «immersive Kunst». Die seitlichen Balkone und der Chorbalkon werden entfernt, die Holzbox-Konstruktion bleibt erhalten.[5]
Am 15. September 2021 fand das Eröffnungskonzert der renovierten Tonhalle mit Paavo Järvi, dem Chefdirigenten des Tonhalle-Orchesters, statt,[6] sowie am 25. September eine Orgelnacht zur Einweihung der neu erbauten Orgel (siehe unten).
Die «Neue Tonhalle» am Alpenquai (heute General-Guisan-Quai) in Zürich um 1900. 1893–1895 vom Wiener Architekturbüro Fellner & Helmer erbaut
Das Alpenquai mit der «Neuen Tonhalle» 1929, Aufnahme von Walter Mittelholzer
Orgel
Erste Kuhn-Orgel
Die erste Orgel im Tonhallesaal wurde im Jahr 1872 von Orgelbau Kuhn errichtet. Sie steht heute in der Zürcher Neumünster-Kirche (siehe Orgel).
Kleuker/Steinmeyer-Orgel (1988–2017)
Die bis 2017 im grossen Saal der Tonhalle bestehende Orgel wurde in den Jahren 1987 bis 1988 von den Orgelbauern Kleuker und Steinmeyer erbaut. Bei der Disposition war der Organist Jean Guillou beratend tätig. Das Schleifladen-Instrument hat 67 Register auf vier Manualwerken und Pedal. Die Spiel- und Registertrakturen sind mechanisch.[7][8] Das Instrument wurde 2017 im Zuge der Gesamterneuerung von Tonhalle und Kongresshaus abgebaut und wird nun in die Kathedrale von Koper transloziert.[9]
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- Koppeln: I/II (auch als Suboktavkoppel), III/I, III/II (auch als Suboktavkoppel), IV/I, IV/II, IV/III, I/P, II/P, III/P, IV/P.
Neue Kuhn-Orgel (2021)
Die Firma Orgelbau Kuhn erbaute eine neue Konzertorgel,[10][11] die am 23. September 2021 eingeweiht wurde.[12]
Sie ist sowohl für solistisches Spiel, als auch für begleitendes Spiel mit Orchester, Solisten und Chören geeignet. Das Instrument enthält neben dem Hauptwerk ein deutsch-romantisch disponiertes Orchesterwerk und ein französisch disponiertes Récit, beide jeweils in Schwellkästen untergebracht. Hinter dem Hauptwerk wurde ein Solowerk mit Hochdruckregistern platziert, welches als floating division an alle Werke gekoppelt werden kann. Neben dem Pedalwerk ist aus dem II. Manual (Orchesterwerk) ein Orchesterpedal mittels Transmissionen registrierbar.
Das Instrument hat 67 klingende Register, vier Verlängerungen, sieben Transmissionen (Orchesterpedal) und zwei Effektregister auf vier Manualwerken und Pedal.[13] Eine Besonderheit ist das Register «Flauto turicensis» (Nr. 55; dt. «Zürcherflöte») sein, dessen Pfeifen ein umlaufendes (360°) Labium haben.[14]
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- Koppeln:
- Normalkoppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P
- Suboktavkoppeln: I/I, II/II, III/III
- Superoktavkoppeln: I/I, II/II, III/III, I/P, II/P, III/P
- Solowerk-Koppeln: S/I, S/II, S/III, S/P; S/S (Sub- und Superoktavkoppeln)
- Spielhilfen
- Absteller Äquallage für I, II, III und Solo
- Sostenuto II und II
- Winddrosseln für ganze Orgel (außer Hochdruckwerk) und für Clarinette (Nr. 60)
- Registercrescendi
Literatur
- Arthur Rüegg, Reto Gadola (Hg.): Kongresshaus Zürich 1937–1939. Moderne Raumkultur. gta, Zürich 2007, ISBN 978-3-85676-202-5.
- Die Orgel in der Tonhalle Zürich: Klang, Raum, Geschichte, Festschrift zur Einweihung der neuen Kuhn-Orgel; hrsg. von Lion Gallusser und Michael Meyer; Tonhalle-Gesellschaft Zürich und Orgelbau Kuhn; Zürich 2021; 58 S., ill.
- Musik in Zürich, ein Stadtführer: Menschen, Orte, Institutionen, hrsg. von Bernhard Hangartner, David Reissfelder; Chronos Verlag, Zürich 2021, 271 S., ill.; ISBN 978-3-0340-1641-4; S. 217–220 betr. Tonhalle, Tonhalle-Gesellschaft, Tonhalle-Orchester.
Weblinks
- Kongresshaus Zürich
- Initiative prokongresshaus (Planung in Aussicht auf Neubau an anderem Standort)
- André Bideau: Das Zürcher Kongresshaus – Eine monumentale Festhütte. In: Neue Zürcher Zeitung, 19. Mai 2016.
Einzelnachweise
- ↑ NZZ-Online vom 2. Juni 2008.
- ↑ Simon Eppenberger: Zürich begräbt alle Pläne für ein neues Kongresszentrum. In: Tages-Anzeiger am 26. Juni 2013.
- ↑ Obrasso Concerts: Die Eröffnung der Tonhalle Zürich wurde zwei Mal verschoben und finden nun im Herbst 2021 statt.
- ↑ Irène Troxler: Sanierung von Tonhalle und Kongresshaus – Zürich lässt sich sein Ensemble am See etwas kosten. In: Neue Zürcher Zeitung, 5. Juni 2016.
- ↑ https://www.srf.ch/news/schweiz/als-konzertsaal-ausgedient-die-tonhalle-maag-in-zuerich-wird-ueberraschend-zum-museum SRF-News, 20. Januar 2021
- ↑ Die restaurierte Tonhalle ist besser, als sie jemals war. In: Neue Zürcher Zeitung vom 17. Juni 2021.
- ↑ Informationen zur Orgel auf der Website von Van den Heuvel Orgelbau
- ↑ Website zur Tonhalle-Orgel
- ↑ Johanna Wedl: Die Zürcher Tonhalle-Orgel zügelt. In: Neue Zürcher Zeitung, 18. Januar 2018.
- ↑ Tonhalle erhält neue Orgel. Medienmitteilung auf der Website der Kongresshaus-Stiftung Zürich, abgerufen am 14. Juni 2017.
- ↑ Kuhn baut die neue Tonhalle-Orgel in Zürich. Auf der Website von Orgelbau Kuhn AG, abgerufen am 14. Juni 2017. (PDF-Datei, 68 kB.)
- ↑ Orgeleinweihung mit Christian Schmitt – Im Fokus. Website des Tonhalle-Orchesters, abgerufen am 1. August 2021.
- ↑ Instrumentenporträt auf der Website der Erbauerfirma, Stand 4. Juli 2021, abgerufen am 1. August 2021.
- ↑ Nähere Informationen zur neuen Orgel auf der Website der Orgelbaufirma Kuhn (gesehen am 5. November 2018)
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