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Kopenhagener Psalter

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Der Kopenhagener Psalter ist ein Meisterwerk der Buchkunst im Europa des späten 12. Jahrhunderts. Der lateinische Text ist beidseitig auf Pergament-Blätter kalligrafiert.[1] Dieser Kodex hat Folioformat, das ist die Größe eines halben Bogens (Zeichen: 2°). Erklärung zur Fachsprache: „Folio recto“ (Fr) benennt die rechte aufgeschlagene Buchseite. Nach dem Umblättern sieht man die Rückseite; demnach ist „Folio verso“ (Fv) die linke aufgeschlagene Buchseite.

Den Psalmen König Davids vorgesetzt, bietet der Band einen Kalender (Folio 2 bis F 7v), sechzehn ganzseitige Illuminationen auf goldenem Hintergrund (F 8r bis F 15v) sowie eine Widmung in Gebetsform („Suscipe digneris“, F 16v). Den Psalter beschließt ein (Abend-)Gebet um die Gnade Gottes und um angstfreien Frieden (F 193v – F 194r).[2]

Außerdem enthält eine Seite die Buchstaben des (lateinischen) Alfabets, das „Vater unser“ als das christliche Hauptgebet, anschließend das christliche Glaubensbekenntnis und eine Litanei.[3] Diese Indizien und die prächtige Gestaltung legen nahe, dass der Kodex als frommes Lesebuch für einen jugendlichen Prinzen (des dänischen Königshauses) diente.

Geschichte des Kodex

Nach eingehender Einsichtnahme in Kopenhagen kam Christopher de Hamel zu dem Schluss, der kostbare Handschriften-Kodex mit den Psalmen sei zu Lebzeiten Mechthilds entstanden, und zwar zwischen 1266 und 1288. Dies unter der Bedingung, dass sie das Gebet „Suscipe digneris“ verfasst hat. Darin erscheint nämlich eine Fürbitte für einen hohen schwedischen Adligen (lat. Dux, schwed. Jarl) namens Birger, der 1266 starb. Diesem Birger hatte sich Mechthild († 1288) in zweiter Ehe verbunden.

Der Kopenhagener Psalter selbst gibt Auskunft über seine Herstellung. Auf der Kalenderseite des Mai ist am 27. des Monats in kleiner Schrift nachträglich eingefügt, Eric, Herzog von Schleswig, sei im Jahr 1272 gestorben.[4] Folglich war der Kodex am 27. Mai 1272 bereits fertig. Die Entstehungszeit kann noch weiter eingegrenzt werden: Als die Gebeine seines Vaters Knud Lavard nach Ringsted überführt wurden, ließ König Waldemar seinen ältesten, höchstens achtjährigen Sohn Knut am 25. Juni 1170 zum Mitkönig krönen. Es sei naheliegend, „dass die Handschrift für die Feierlichkeiten in der Abtei von Ringsted angefertigt wurde.“[5] Der gekrönte Prinz und Eigentümer des Kodex regierte als alleiniger König Knut VI. über Dänemark von 1182 bis zu seinem Tod 1202.

Die künstlerische Gestaltung sei einem einzigen Schreiber und vier Illuminatoren zu danken.[6] Ein erster Künstler dekorierte die Pergamenten-Lage ii sowie die Lagen X–XV, welche F 72 – F 119 umfassen. Zweiter Künstler: Lage i (F 1 – F 71) sowie Lagen iii–iX (F 16 – F 71). Dritter Künstler: Lagen XVi–XViii (F 120 – F 143). Beim vierten Künstler handelte es sich um Simon Master, einen der berühmtesten Illuminatoren des 12. Jahrhunderts, der die Lagen LXiX–XXiV (F 144 – F 191) gestaltete.[7]

Auf spätere Besitzer verwies Johann Henrich von Seelen mit einer ersten Beschreibung des Handschriften-Bandes.[8][9] Schließlich erwarb ihn Michael Richey (1678–1761), der ihn dem dänischen Sammler Otto Thott (1703–1785), Lehensgraf auf Schloss Gavnø, überließ. Großzügig vergab Graf Thott den Kodex mit anderen Büchern an die Dänische Königliche Bibliothek.[10] Dort wird der „Kopenhagener Psalter“ mit der Bezeichnung „Folkungepsaltere“ unter der Signatur Thott 143, 2° verwahrt (→ Weblinks unten).

Kalendarium im Kodex

Ganzseitige Bilder im Kodex

Gebet einer fürstlichen Frau

Diese Textseite F 16v, so wird unterstellt, mag die Witwe Mechthild, als Erbin des Kodex nachträglich einem Schreiber diktiert haben.[11]

Suscipe digneris sancta trinitas. hos psalmos consecratos. quos ego miserima [at]q[e], peccatrix cupio decantare inhonore nominis tui. et inhonore ste marie virginis. [at]q[e] omniu[m] s[an]c[t]oru[m] tuoru[m]. pro misera peccatrice. [at]q[e] pro anima patris mei at]q[e] matris mee. at]q[e] p[ro] anima Byrgeri ducis. [at]q[e] p[ro] anima** fr~m meoru[m]. at]q[e] sororu[m] mearu[m]. Nimm gnädig – Heilige Dreifaltigkeit – diese weihevollen Psalmen an, die ich Armselige und Sünderin zur Ehre Deines Namens absingen will, auch zur Ehre der heiligen Jungfrau Maria und aller Deiner Heiligen, auch für die Seele meines Vaters und [die] meiner Mutter, auch für die Seele des Herzogs Birger, auch für die Seelen meiner Brüder und meiner Schwestern.

Der eigentliche Psalter

Literatur

  • Erik Petersen: Suscipe digneris: Et fund og nogle hypoteser om Københavnerpsalteret Thott 143 2° og dets historie. In: Fund og Forskning i Det Kongelige Biblioteks Samlinger 50, 2011: 21–63. ISBN 978-87-7023-085-8. [View of Suscipere digneris : Et fund og nogle hypoteser om Københavnerpsalteret Thott 143 2º og dets historie (tidsskrift.dk) PDF. Zusammenfassung (englisches Summary): 61–63.]
  • Patricia Danz Stirnemann: The Copenhagen Psalter. Dissertation an der Columbia University, New York 1976. Bookmark of the Univesity Libraries.
  • Patricia Stirnemann: The Copenhagen Psalter (Kongel. Bibliotek ms Thott 143 2°): Reconsidered as coronation present for Canute Vi. In: F O Büttner (Hsg): The illuminated psalter: Studies in the content, purpose and placement of its images. ****, Turnhout 2004.
  • Claudia Rabel, Michel Pastoureau, Patricia Stirnemann, Jean-Baptiste Lebigue: Le manuscrit enluminé: Études réunies en hommage à Patricia Stirnemann. Léopard d'or, Paris 2014. ISBN-13 978-2863772447

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Christopher de Hamel: Der Kopenhagener Psalter. Kapitel 7 in: Christopher de Hamel: Pracht und Anmut. Begegnungen mit zwölf herausragenden Handschriften des Mittelalters. Bertelsmann, München 2018, S. 331–385. ISBN 978-3-570-10199-5.
  2. De Hamel: 2018, S. 382–383, 385): „Deus cui proprium est misereri semper & parcere suscipe deprecationem n[ost]ram. & quos delictorum cathena constringi[tu]r.miseratio tu[a]e pietatis absoluat.“ – „Al[lelu]ia“.
  3. De Hamel: 2018, S. 351.
  4. De Hamel: 2018, S. 350: „Anno d[omi]ni. M.cc.Lxxii. Obiit illustris dux Jucie Eric[us] filius Abel regis.“
  5. De Hamel: 2018, S. 361.
  6. De Hamel: 2018, S. 371–374.
  7. De Hamel: 2018, S. 374.
  8. De Hamel: 2018, S. 348.
  9. Johann Henrich von Seelen: Meditationes exegeticae. Lübeck 1737.
  10. De Hamel: 2018, S. 349.
  11. De Hamel: 2018, S. 352–353.

Weblinks

Der Kopenhagener Psalter. Lediglich Anfangs-Teil: Folio 1 recto bis Folio 18 recto.

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