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Lev Abeliovich
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Lev Abeliovich (geb. 6. Januar 1912 in Vilnius; gest. 8. Dezember 1985 in Minsk) war ein russischer Komponist und Pianist.
Vita
- Über sein Leben gibt es nur wenig gesicherte Informationen.
- Von 1935 bis 1939 studierte er am Warschauer Konservatorium[1] Klavier bei Zbigniew Drzewiecki und Komposition bei Kazimierz Sikorski. Mitte der 1930er-Jahre begann er auch zu komponieren.
- Vor dem Einmarsch der Wehrmacht floh er 1939 nach Weißrussland. In Minsk studierte er dann bis 1941 u. a. bei Vasily Zolotarev.[2]
- Von 1941 bis 1945 kämpfte er in der Roten Armee gegen die deutschen Truppen.
- Danach studierte er bis 1946 am Moskauer Konservatorium u. a. bei Nikolai Jakowlewitsch Mjaskowski.[3]
- Er blieb dann bis 1951 in Moskau und kehrte danach wieder nach Weißrussland zurück, wo er noch viele Kompositionen schrieb.
- Abeliovich beschäftigte sich auch mit weißrussischer Volksmusik.[4]
- Gegen Ende seines Lebens soll er unter Depressionen gelitten haben.
Werk
- Lev Abeliovich komponierte u. a. drei Klaviersonaten, drei Sonaten für Violine und Klavier, ein Klaviertrio, eine Oboensonate sowie eine Klarinettensonate, ein Klavierkonzert, vier Symphonien, eine Aria für Violine und Orchester, das Orchesterwerk Symphonische Bilder, den zweibändigen Klavierzyklus mit dem Titel Fresken und einige Lieder.[5]
- Seine Musiksprache ist der Klassischen Moderne der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zuzuordnen. Den Schritt zur Zwölftonmusik und zu den avantgardistischen Experimenten nach 1945 hat er nicht vollzogen. Vereinzelt mischen sich auch spätromantische Klänge in seine Werke.
- Seine Kompositionen aus den 1940er- und 1950er-Jahren sind musikalisch eher konservativ. In seinen ab 1962 komponierten vier Symphonien ist seine Tonsprache dann aber weitaus expressiver. Typisch für seine Werke aus den 1970er-Jahren ist ein gewisser Neoklassizismus.[6]
- Seine Aria für Violine und Orchester aus dem Jahr 1973 ist im spätromantischen Stil gehalten und vermittelt "russische Seele" à la Tschaikowsky und Rachmaninoff.
- Sein Klavierkonzert beginnt mit an Alexander Scriabin erinnernden, gequält, aber auch wild und ungezügelt wirkenden Klängen. Der langsame zweite Satz überzeugt mit fast spätromantischer Atmosphäre und verhaltenem Klavierspiel.
- In seinen Fünf Klavierstücken verbinden sich Elemente der Musik Alexander Scriabins (1. Stück) am Rande zur Freitonalität mit starrer und unerbittlicher Motorik unter Bevorzugung von Quart-, Sept und Sekundreibungen im Stil Prokoffievs (2. Satz). Das 3. Stück verwendet durchgehende, sehr schnelle 16-tel Figuren.
- Seine beiden Klavierfresken erinnern mit hartnäckigen Bassostinati, einem harten, Diatonik bevorzugenden Klang (2. Stück von Buch II der Fresken) an Kompositionen von Prokoffiew oder Béla Bartók.
- Die Ouvertüre für Flöte, Oboe, Klarinette und Fagott ist vom Neoklassizismus beeinflusst.
- Abeliovichs 2. Klaviersonate aus dem Jahr 1953 wechselt zwischen motorisch schnellen Elementen (1. Satz) und langsamen, nachdenklichen Abschnitten (2. Satz). Im 4. Satz bringt er eine moderne Fuge, die sich von den Fugen Paul Hindemiths im Ludus Tonalis oder Schostakowitschs 24 Präludien und Fugen für Klavier (op. 87) aus dem Jahr 1951 nicht verstecken muss.
- Beim Label Altarus Records sind zwei CD`s mit Werken Abelovichs (drei Klaviersonaten, Fresken Buch I und II, Klavierkonzert, Aria für Viola und Orchester, 10 Romanzen) erschienen.[7] Seine vier Symphonien sind bislang nur auf LP vom russischen Label Melodiya erhältlich. [8]
Rezeption
- Obwohl die Kompositionen Abeliovichs qualitativ mit zum Besten gehören, was in der Sowjetunion komponiert wurde, und sich nicht hinter Werken von Prokoffiev und Schostakowitsch verstecken müssen, wurde sein Werk zu Sowjetzeiten kaum beachtet. Wichtige Musikpublikationen der Sowjetzeit erwähnen ihn z. B. überhaupt nicht. Dies mag zwei Gründe haben: Erstens wirken seine Kompositionen häufig eher grüblerisch und gequält und lassen die vom Sowjetregime erwünschte Pathetik und Volkstümlichkeit vermissen. Zweitens dürfte der in der Sowjetunion, speziell unter Stalin weit verbreitete Antisemitismus eine positive Aufnahme der Musik Abeliovichs verhindert haben.[9] 1963 erhielt er mit dem Tauwetter nach Stalins Tod wenigstens den Titel Geehrter Komponist der Weißrussischen Republik.[10]
- Auch in der westlichen Welt sind Abeliovich und sein Werk weitgehend unbekannt. Im Brockhaus Riemann Musiklexikon von 1978 gibt es keinen Eintrag zu ihm. Grove Music Online widmet ihm nur fünf Zeilen. In der Encyclopedia Judaica gibt es einen 12-zeiligen Eintrag zu ihm, in dem man über die Art seiner Musik aber nichts erfährt.
- Die Onlineenzyklopädie Wikipedia verfügt in keiner ihrer Sprachversionen über einen Personenartikel zu Lev Abelovich.
Literatur
Weblinks
Videos
- Lev Abeliovichs Klavierkonzert
- Lev Abeliovichs Aria für Violine und Orchester
- Lev Abeliovichs Fünf Klavierstücke
- Lev Abeliovichs 2. Klaviersonate (1. und 2. Satz)
- Lev Abeliovichs 2. Klaviersonate (3. und 4. Satz)
- Lev Abeliovichs 3. Symphonie
- 1. Buch von Lev Abeliovichs Klavierfresken (1. Teil)
- 1. Buch von Lev Abeliovichs Klavierfresken (2. Teil)
- Lev Abeliovichs Ouvertüre
Einzelnachweise
- ↑ Anm.: Seit 1979 Uniwersytet Muzyczny Fryderyka Chopina.
- ↑ Encyclopedia Judaica, 2. Aufl., Band I, Seite 247
- ↑ David C F Wright: LEV ABELIOVICH
- ↑ Encyclopedia Judaica, 2. Aufl., Band I, Seite 247
- ↑ Onno van Rijen: Lev Abeliovich
- ↑ Artikel über Abeliovich im Music Dictionary
- ↑ www.altarusrecords.com
- ↑ Onno van Rijen: Lev Abeliovich
- ↑ Onno van Rijen: Lev Abeliovich
- ↑ Artikel über Abeliovich im Music Dictionary
Personendaten | |
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NAME | Abeliovich, Lev |
GEBURTSDATUM | 6. Januar 1912 |
GEBURTSORT | Vilnius |
STERBEDATUM | 8. Dezember 1985 |
STERBEORT | Minsk |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Lev Abeliovich aus der freien Enzyklopädie PlusPedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der PlusPedia ist eine Liste der ursprünglichen PlusPedia-Autoren verfügbar. |