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Liste der Stolpersteine in Casale Monferrato
Die Liste der Stolpersteine in Casale Monferrato enthält die Stolpersteine in der italienischen Stadt Casale Monferrato im Piemont. Sie erinnern an das Schicksal der Menschen dieser Stadt, die von den deutschen Nationalsozialisten ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die Stolpersteine wurden von Gunter Demnig verlegt, deren Name lautet auf italienisch: pietre d'inciampo.
Die ersten Verlegungen in Casale Monferrato erfolgten am 17. Januar 2016, weitere sind für 16. Januar 2017 angekündigt.
Casale Monferrato
Die Verlegung der ersten Stolpersteine im Januar 2016 stieß auf großes Interesse der Bevölkerung. Auch waren zahlreiche Familienmitglieder der reichen Nachkommenschaft der beiden ermordeten Frauen aus weiten Teilen Italiens angereist. Die Zeitschrift der Stadt berichtete bereits im Vorfeld ausführlich.[1] Es sprachen Titti Palazzetti, der Bürgermeister von Casale Monferrato, und zwei direkte Nachkommen der Opfer, wobei einige wesentliche Lebensaspekte ans Licht der Öffentlichkeit kamen. Der Bürgermeister erinnerte einerseits an diejenige, die Juden halfen, andererseits an die rassistischen Gesetze des faschistischen Italiens und diejenigen, die sie umsetzten.
Nadia Coen, Enkelin bzw. Urenkelin der beiden Frauen, verlas einen Brief ihrer Großmutter Erminia Morello Lucia, gerichtet an deren Mutter. Die Zeitung Il Monferrato charakterisierte das Schreiben als „berührend“ (toccante).[2] Erminia war wenige Tage nach Tod und Begräbnis ihres Ehemannes verhaftet und von deutschen Streitmächten verschleppt worden. Trotzdem gelang es ihr auf dem Weg nach Auschwitz, genau genommen in Piacenza, einen vertrauenswürdigen Menschen zu finden, der den Brief übernahm und an die alte Mutter, bereits im 80. Lebensjahr, sandte. Darin ermahnte die Tochter ihre Mutter, sich „gesund“ zu ernähren und auf sich zu achten, verspricht ihr, nach ihrer Ankunft ihre Adresse zu schicken und schließt „mit vielen Küssen und Segenswünschen“. Lia Erminia Tagliacozzo, Urenkelin bzw. Ururenkelin, war aus Venedig gekommen um zu berichten: „Als die Carabinieri sie suchten, war Erminia nicht zu Hause. Sie begab sich unmittelbar zur Quästur, denn sie habe doch nichts zu verstecken. Sie vermochte nicht zu verstehen, dass sie in Gefahr war, sie konnten keinen Anlass erkennen.“[2]
Die Zeremonie wurde mit dem Kaddisch geschlossen.
Liste der Stolpersteine
Die Tabelle ist teilweise sortierbar; die Grundsortierung erfolgt alphabetisch nach dem Familiennamen.
Bild | Name | Standort | Verlegedatum | Leben | |
---|---|---|---|---|---|
Erminia Morello Luria | Via Balbo 10 | 45.1358348.450194 | 17. Jan. 2016 | Erminia Morello Luria wurde als Tochter von Aronne Morello und Eugenia Allegra Treves am 1. März 1885 in Casale Monferrato geboren.[3][1][4][5][6] Sie hatte eine Schwester und einen Bruder, Vina Eva und Leone.[7][8] Sie heiratete Raffaele Lucia.[9] Das Ehepaar hatte drei Töchter:
Ihr Ehemann verstarb am 24. Januar 1944.[9] Am 15. Februar 1944 wurde sie in Casale Monferrato verhaftet und zuerst im Kerker ihrer Heimatstadt festgehalten, dann ins Durchgangslager Fossoli überstellt und schließlich am 22. Februar 1944 ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Der Transport Nr. 8 traf dort am 26. Februar 1944 ein. Erminia Morello Luria wurde am 30. Juni 1944 vom NS-Regime ermordet.[15] | |
Eugenia Treves Morello | Via Balbo 10 | 45.1358348.450194 | 17. Jan. 2016 | Eugenia Allegra Treves wurde als Tochter von Bonaiuto Treves und Linda Treves am 8. Novembre 1864 in Casale Monferrato geboren.[16][6] Sie war eine direkte Nachkommin des bekannten Juweliers Foa und es bestanden vielfache familiäre Beziehungen zu den Familien Coen, Guastalla, Morpurgo, Tagliacozzo und Treves in Mailand und Venedig.[1] Sie heiratete Aronne Morello.[5] Das Ehepaar hatte zwei Töchter und einen Sohn:
Am 13. April 1944 wurde sie in ihrer Heimatstadt Casale Monferrato verhaftet und im Gefängnis von Turin festgehalten, dann ins Durchgangslager Fossoli überstellt und schließlich am 16. Mai 1944 ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Der Transport Nr. 10 traf dort am 23. Mai 1944 ein und Eugenia Treves Morello wurde noch am selben Tag vom NS-Regime in der Gaskammer ermordet.[16] Ihre Tochter Erminia langte bereits am 26. Februar 1944 in Auschwitz ein und wurde dort am 30. Juni 1944 ermordet.[3] |
Literatur
- Giampaolo Pansa: Il bambino che guardava le donne, Roman, Sperling & Kupfer 1999 [Schildert abseits einer Dreiecks-Geschichte realitätsnah das Verschwinden der Juden aus Casale Monferrato]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Il Monferrato: Pietre di inciampo in ricordo di Eugenia Treves Morello ed Erminia Morello Luria, 12. Januar 2016, abgerufen am 8. Januar 2017
- ↑ 2,0 2,1 Il Monferrato: Pietre d'inciampo per fermare la memoria, 18. Januar 2016, abgerufen am 8. Januar 2017
- ↑ 3,0 3,1 CDEC Digital Library: Morello, Erminia, abgerufen am 8. Januar 2017
- ↑ 4,0 4,1 Geni: Erminia Luria (Morello), abgerufen am 8. Januar 2017
- ↑ 5,0 5,1 Geni: Aronne Morello, abgerufen am 8. Januar 2017
- ↑ 6,0 6,1 Geni: Eugenia Morello (Treves), abgerufen am 8. Januar 2017
- ↑ 7,0 7,1 Geni: Vina Eva Sinai (Morello), abgerufen am 8. Januar 2017
- ↑ 8,0 8,1 Geni: Leone Nino Morello, abgerufen am 8. Januar 2017
- ↑ 9,0 9,1 Geni: Raffaele Luria, abgerufen am 8. Januar 2017
- ↑ Geni: Elda Piazza (Luria), abgerufen am 8. Januar 2017
- ↑ Geni: Renato Piazza, abgerufen am 8. Januar 2017
- ↑ Geni: Graziella Tagliacozzo (Piazza), abgerufen am 8. Januar 2017
- ↑ Geni: Renata Luria, abgerufen am 8. Januar 2017
- ↑ Geni: Rina Luria, abgerufen am 8. Januar 2017
- ↑ Auf Geni ist ein anderes Sterbedatum angegeben, namentlich der 12. Februar 1944, doch korreliert dieser Tag nicht mit dem Transport Nr. 8, weshalb hier durchgehend die Version CDEC verwendet wurde. Siehe: Eugenia Morello (Treves), abgerufen am 8. Januar 2017
- ↑ 16,0 16,1 CDEC Digital Library: Treves, Eugenia Allegra, abgerufen am 8. Januar 2017
- ↑ Geni: Ruggero Morello, abgerufen am 8. Januar 2017
Weblinks
- Stolpersteine.eu, offizielle Website des Stolperstein-Projekts von Gunter Demnig
Emilia-Romagna • Latium • Ligurien • Lombardei • Piemont • Toskana • Trentino-Südtirol • Venetien
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Liste der Stolpersteine in Casale Monferrato aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |